Samstag ist wieder Sonnenkinderzeit
Ehre wem Ehre gebührt. Einfach mal ein Danke an die Sonnenkinder
Ich
bin nicht der große Weihnachtsfan. Vieles daran finde ich viel zu
laut, zu grell und zu kitschig. Und doch, das letzte Heimspiel der
Saison ist für mich im Laufe der Zeit immer mehr Teil eines
Weihnachtsgefühls geworden. Etwas, auf das man sich freut. Weil es
schön und selten ist. Eine liebgewonnene Tradition. Das ist
eigentlich total albern, wenn sich ein erwachsener Mann mit bald 40
Jahren diebisch auf den Auftritt eines Jugendchors freut, der seit
Jahren die gleichen zwei Lieder singt. Und eins davon ist auch noch
der Weihnachtsalltimeklassiker „Jingle Bells“, der einem bei
jedem Kaufhausbesuch entgegen dudelt.
Und nicht nur die Lieder sind gleich, sie klingen auch jedes Jahr absolut identisch. Darüber sehe ich aber locker hinweg. Besonders für die ganz jungen Kinder des Chors dürfte ein Auftritt im vollbesetzen Westfalenstadion ein so überwältigendes Ereignis sein, dass sie vermutlich verschüchtert kaum ein Wort heraus bringen können. Das ist absolut ok. BVB ist, wenn aus Playback Tradition werden kann. Dass es auf das Gesamtpaket ankommt und eher weniger auf die Musik an sich, hat man 2015 gemerkt, als die Sonnenkinder aus terminlichen Gründen leider nicht auftreten konnten. Eine Aufnahme über die Videoleinwand ausgestrahlt war da nur ein schwacher Trost.
Warum ist es dann so gekommen, dass dieser Chor seit bald schon unglaublichen 30 Jahren zum letzten Heimspiel des Jahres auftritt und sich so viele Leute darauf freuen? Für mich hat das viel mit Spaß und Unschuldigkeit zu tun. Wenn die Kids anfangen zu singen, dann singen alle mit. Es gibt keine Diskussionen über zu „kuttige“, oder wahlweise zu sehr „Lalala“-Lieder. Es steckt kein finanzielles Interesse hinter diesem Rahmenprogramm und kein Nicht-Mitmachen wegen persönlicher Animositäten. Die Sonnenkinder sind sozusagen für einen Abend die vom ganzen Stadion vollständig akzeptierten Vorsänger und alle stimmen ein. Die Süd hüpft zu Jingle Bells so geschlossen wie sonst nur bei einem vier Tore Vorsprung im De.... lassen wir das mal. Sie hüpft einfach. Hat Spaß. Zusammen. Und auch die übrigen Tribünen machen mit. Ohne, dass man sie auffordern und zum Mitsingen animieren muss.
Diese zehn Minuten Vorprogramm sind vielleicht der letzte Rest interessenfreier, ideologieloser, ungezügelter, freiwilliger und gemeinschaftlicher Spaß in diesem mittlerweile sowohl auf dem Platz als auch den Tribünen vollständig durchritualisierten und durchgeplanten Profifußball. Etwas Anarcho und ganz viel Grinsen. Es ist echt. An dieser Stelle erspare ich mir den Verweis auf den selbst gewählten Markenclaim und freue mich einfach auf Samstag um kurz nach 18 Uhr.
Deshalb einfach mal an dieser Stelle einen ganz öffentlichen Dank an den „Die Sonnenkinder Selm e.V.“ für die Zeit bisher und die Bitte, Euch auch in den nächsten Jahren immer den Termin für das letzte Heimspiel frei zu halten. Ihr macht das toll und bereitet vielen Leuten eine Freude.
Und
jetzt Abmarsch zum Warmsingen.