Nach dem abgesagten Spiel gegen Monaco - das Sicherheitskonzept beim BVB greift
Wenn man am Tag nach der Explosion am BVB Bus etwas Positives mitnehmen will, dann dass es Sicherheitskonzepte gibt, die funktionieren.
Eins vorweg: Gute Besserung an Marc Bartra und den verletzten Polizisten. Und allen Spielern, Betreuern und Offiziellen, die im Bus saßen, die Kraft, den gegen sie gerichteten Anschlag zu verarbeiten. Auch wenn der enge Terminkalender des Profifußballs dem Menschen anscheinend keine Zeit mehr gibt, einmal durchzuatmen und inne zu halten.
Aber wer hatte gestern Abend schon wirklich Zeit? Dank Internet und Social Media verbreiteten sich Nachrichten und Gerüchte von einer Explosion am BVB Bus in Sekundenschnelle über die Smartphones im Stadion, das zu dem Zeitpunkt vielleicht zur Hälfte gefüllt war. Und selbst der nüchternste und rationalste Mensch wird in diesem Moment zumindest im Hinterkopf an die Anschläge von Paris gedacht und ein leicht mulmiges Gefühl gehabt haben. Umso wichtiger, mit der knappen Zeit sorgsam und besonnen umzugehen, wenn eine große Menschenmasse im Spiel ist.
Hier muss man den BVB und alle Verantwortlichen einmal ganz klar loben. Den Wettlauf gegen die Nachrichtenverbreitung im Internet zu gewinnen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, aber der BVB kommunizierte auf eine schnelle und klare Art und Weise, bei der sofort klar war, dass die Explosionen weit vom Stadion entfernt stattfanden und es keinerlei Anzeichen für eine Gefährdung innerhalb des Stadions oder im direkten Umfeld gab. Die Stimmung, auch wenn sich das in diesem Zusammenhang merkwürdig anhört, blieb deshalb völlig ruhig und entspannt. Zu keiner Zeit bestand auch nur der Hauch von Gefahr, dass es zu einer Panik kommen könnte. Im Gegenteil. Mancher Fan dürfte in der Zeit eher damit beschäftigt gewesen sein, über sein Handy Familie und Freunde zu beruhigen, die natürlich auch in den Alarmzustand versetzt waren. Hier zeigte sich übrigens auch klar, dass das von Teilen zu Beginn skeptisch betrachtete WLAN-Netz im Stadion auch eine gute und sinnvolle Sache sein kann.
Ebenso lobend zu erwähnen ist, dass man bei Borussia auch schnell eine Lösung für alle Fans gefunden hat, die es zum angesetzten Nachholtermin am Mittwoch um 18.45 Uhr nicht mehr schaffen können. Entgegen der üblichen Regel, dass Karten nur bis zwei Tage vor Spielbeginn in den Zweitmarkt eingestellt werden dürfen, wurde das Tool schnell für nicht nutzbare Tickets des Champions-League-Spiels freigeschaltet. So verfallen die Karten nicht einfach, sondern können von anderen Fans genutzt werden. Für diejenigen, die ihre Eintrittskarte auf diesem Wege nicht veräußert bekommen, hat der BVB bereits angekündigt, dass man den Wert erstatten wird. Das genaue Prozedere wird noch bekannt gegeben.
Auch bei den Dortmunder Stadtwerken und den Sicherheitskräften dürfte der Abend gestern mehr als unruhig verlaufen sein. Natürlich bestand wie gehabt ein Konzept, um rund 65.000 Menschen nach Spielende auf die Heimreise zu schicken. Nur sollte das eben erst rund zwei Stunden später greifen. Straßensperren und Pendelbusse lassen sich noch verhältnismäßig schnell organisieren, aber spätestens bei der Aufgabe, in den bestehenden Netzplan zusätzliche U-Bahnen einzubinden, dürften die richtigen Schwierigkeiten anfangen. Dass es in der Folge bei der Abreise zu vollgestopften Bahnen und Staus auf den Straßen kam, war schlichtweg nicht zu verhindern, dennoch erfolgte die Abreise den Umständen entsprechend erstaunlich reibungslos. Eine richtig gute logistische Arbeit, die dort geleistet wurde.
Zu guter Letzt kann und muss man auch das Verhalten der Fans loben. Stark die Reaktion der Anhänger des AS Monaco auf die Spielabsage. Für einen Großteil von ihnen wird es bedeutet haben, umsonst nach Dortmund gereist zu sein und die Heimreise anzutreten, ohne ihr Team unterstützen zu können. Trotzdem stellten sie Gedanken daran hintenan und drückten mit „Dortmund“-Gesängen ihre Unterstützung aus. Ein erster Versuch kam bei Teilen der Dortmunder Fans anscheinend als deplazierter Versuch an, ihr Team zu feiern und wurde mit Pfiffen quittiert, aber allen wurde schnell klar, dass es sich dabei um eine freundschaftliche und respektvolle Geste der Unterstützung handelte.
Für die Monegassen, die ihre Pläne kurzentschlossen ändern und bis heute Abend verlängern wollten, wurde von Dortmunder Fanseite aus schnell der Hashtag #bedforawayfans ins Leben gerufen. Darüber wurden via Twitter Dortmunder, die ein Bett zur Übernachtung zur Verfügung stellen wollten und Monacofans, die eine Schlafgelegenheit suchten, zusammen gebracht. Man hilft sich eben untereinander.
So bleibt neben der Fassungslosigkeit ob der Bomben gegen unsere Mannschaft und der Ungewissheit, wie damit jetzt umzugehen ist, auch die Erkenntnis, dass es für solche Situationen Konzepte und Strategien gibt, die gut sind. Auch wenn es für den Stadionbereich keine akute Bedrohungslage gab, scheinen sie zu funktionieren und solche Situationen bestmöglich zu regulieren. Das ist, trotz allem, auch irgendwie beruhigend.