Immer weiter und weiter in der Tretmühle
Zurück zur Normalität, wo es eigentlich keine geben kann. Drei Tage nach der Farce rund um das Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco ging es in der Bundesliga weiter. Überlagert waren die Tage natürlich weiterhin durch die Geschehnisse am Dienstag und den Folgen. Was vielen schon Dienstag klar war, schimmert nun immer deutlicher durch. „Business as usual“ ist eben nicht so leicht, auch wenn das Profis sind und die das „wegstecken können“.
Man muss hier ganz ehrlich fragen, ob das Interesse der Gesellschaft nach „Normalität“ vor die Interessen der Einzelnen gestellt werden darf? Das ist keine einfach Frage, die aber durch den Terminkalender der Verbände gar nicht ernsthaft diskutiert werden konnte. Es geht ums Geld, es geht um das Business, es bleibt gar keine Möglichkeit, einmal Luft zu holen und nachzudenken: Was bedeutet das? Wie geht es weiter?
Die Fans hatten bereits am Mittwoch ihre Meinung kundgetan und der UEFA in eher derben Worten gesagt, dass sie „Greedy old Bastards“ einer mafiösen Organisation sind. Man mag da irgendwie nicht mehr widersprechen. Die Verbände kotzen einen einfach nur noch an. So folgte auch am Spieltag die Aufforderung, dass die Vereine endlich beginnen sollen, sich gegen die Verbände zu wehren.
The Show must go on
Vor dem Spiel widmete die Südtribüne Nuri Sahin für seine überzeugenden Leistungen und seine ehrlichen Worte unter der Woche eigene Sprechchöre – ein Mittel, das nicht mehr oft eingesetzt wird, aber dann eben umso bedeutender ist.
Nun wurde also gespielt und der selbsternannte Randalemeister aus Mainhattan kam zu Gast nach Dortmund. Ein Spiel, das unter die Kategorie Risiko fällt. So war vor dem Stadion wieder die Vereinzelungsanlage aufgebaut worden, deren Sinn sich mir persönlich nur sehr bedingt erschließt und die im Zusammenspiel mit den geparkten Polizeifahrzeugen an der Strobelallee sogar eher zu Engpässen führt.
Sportlich sind die Frankfurter diese Saison ein sehr unbequemer Gegner. Lange Zeit sah es so aus, als würden die Hessen die Euro League nur durch das Mauern erreichen. Kovac und Pál Dárdai beweisen gerade, dass man auch in der Bundesliga mit Beton und leidlich effizienten Stürmern recht erfolgreichen Fußball spielen kann.
90 Minuten einfach Spaß
Umso mehr verwunderte der Auftakt in dieses Spiel. Schon nach drei Minuten klingelte es im Frankfurter Kasten. Marco Reus hatte nach einer wundervoll gelungenen Kombination über Pulisic, Aubameyang und Pulisic traumhaft vollendet. Damit war auch jeder defensive Matchplan von Frankfurt unmöglich geworden. Aus dem Tor entwickelte sich ein nettes Spielchen, an dem auch die Frankfurter zeigten, dass sie mehr können, als man gemeinhin sieht.
So fiel auch der Ausgleich für Fabián nicht wirklich überraschend. Es war einer dieser unfassbaren Bälle, bei denen man selbst auf der Süd in Sekunden erkennt „Der schlägt ein“ – und so war es auch. Unfassbar, wie sich das Teil in den Knick drehte. Dass der BVB neuerdings auch von außen treffen kann, zeigte nur sechs Minuten später unser beinharter Grieche. Wie der mit Gewalt und Fortune den Ball reinknallte, ließ einen nur staunen. Das war eine Fackel, die einfach nur Bewunderung hervorruft.
Zu diesem sportlich feinen Spiel passte dann auch, dass eine passable Stimmung auf den Rängen herrschte. Immer wieder mit Stimmungsschwankungen, aber doch besser als manch trister Auftritt in dieser Saison. Schade war, wie wenig aus dem Norden kam. In Frankfurt scheint sich der Trend fortzusetzen, dass die Straße wichtiger ist als die 90 Minuten im Stadion. Zugegeben, die Frankfurter haben sich da einen erheblichen Ruf erarbeitet, die Kurve im Stadion ist aber nur noch ein Schatten früherer Tage – irgendwie auch schade. Bis auf ein paar Pöbeleinlagen und einen passabel beflaggten Block war das nix.
So hatte man nie den Eindruck, dass die Frankfurter an eine ernsthafte Chance im Westfalenstadion glaubten, obwohl man nur ein Tor zurücklag. Der BVB drängte währenddessen auf ein weiteres Tor, ohne lange Zeit einen Erfolg zu verzeichnen. Als einen gerade die Unruhe beschlich, dass man noch den späten Ausgleich bekommen könnte, leitete Sahin mit einem unfassbar geilen Dropkick 3000 Meter Pass auf Dembélé das drei zu eins durch Aubameyang ein. Nuri und Shinji zeigen seit Wochen eine Formkurve, die so hoffnungsvoll ist. Würden die Leistungen auch einmal über die Vertragsverlängerungsphase hinaus gehalten werden, mag man sich kaum vorstellen, was mit diesem Team möglich wäre.
Aber
genug der Skepsis – die Borussen haben das gegen Frankfurt mit all
seinen Begleitumständen unfassbar gut gelöst. Nach dem Spiel wurde
es dann noch einmal emotional, die Mannschaft kam mit dem Trikot von
Marc Bartra zur Südtribüne und holte sich den mehr als verdienten
Applaus ab. Die Zeit wird zeigen, wie es weitergeht. Zum Zeitpunkt
jetzt können wir alle hoch zufrieden und dankbar sein, wie das
gelaufen ist.