It’s the money, stupid!
Wolfgang Holzhäuser, bis 2013 Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, ist ein Mann von gestern, den der Kicker dennoch zum Visionär ernennt. Jahrelang trug er ohne Erfolg seine Idee zu Markte, das Finale der Bundesliga solle wie in den großen amerikanischen Profiligen im KO-Modus ausgetragen werden, indem die besten vier Mannschaften der Liga nochmals gegeneinander antreten. Mit der Reform wollte er die Fernseheinnahmen der Liga weiter steigern, wohl hoffte er auch darauf, irgendwer würde sich endlich mal für seine Leverkusener interessieren, wenn sie in einem Meisterschaftshalbfinale ständen. Nun war in den letzten Wochen sehr viel von der Langeweile in den nationalen und internationalen Wettbewerben die Rede und schon kommt der Holzhäuser wieder aus der Versenkung, in der er vor drei Jahren verschwunden war. Playoffs seien aktueller denn je, ließ er den Kicker wissen und begründete dies mit der Übermacht der Bayern.
Es klingt so herrlich einfach: Lasst uns doch den Bayern die verdiente Meisterschaft nach 34 Spielen stehlen und noch einmal neu ausspielen, vielleicht stolpern sie ja doch noch. Thomas Tuchel hat sich heute ebenfalls in diesem Sinne ausgesprochen und die Hoffnung ausgedrückt, dass dann die Chancen für den Zweiten steigen würden, doch noch Meister zu werden. Wenn das Finale nur in einem Spiel ausgetragen wird, ist schließlich alles möglich, auch, dass nicht mehr die beste Mannschaft Meister wird – eine merkwürdige Definition von „Meisterschaft“.
Das Problem ist nicht der Modus. In der Champions League spielen die sechzehn besten Mannschaften Europas im KO-Modus den Sieger aus, doch spätestens im Halbfinale treffen nur noch die immer selben Vereine aufeinander, die auch in der Umsatztabelle ganz vorne landen – und durch die finanzgespritzten Erfolge immer noch wohlhabender werden. Der europäische Fußball zerfällt. Nur die reichsten Ligen können international noch mithalten und innerhalb der Ligen regiert ebenfalls das Geld. Dabei klaffen immer größere Lücken zwischen den Vereinen, da neben der ungleichen Verteilung der Fernsehgelder die großen Vereine auch im Sponsoring und im Marketing ganz andere Einnahmen verzeichnen können. Natürlich stecken dahinter zunächst einmal gute wirtschaftliche Arbeit und sportlicher Erfolg. Es ist nur fair, dass sich das auch finanziell niederschlägt. Wenn aber die Differenzen so groß sind, dass bessere Arbeit kleinerer Vereine immer seltener ausreicht, um den Abstand zu überwinden, dann geht der Fußball kaputt. Das Herumwerkeln am Modus – seien es KO-Spiele in der Bundesliga oder die Einrichtung einer Superliga – wird das Problem nicht ändern. Nötig ist eine Umverteilung der Gelder. It’s the money, stupid!