Der nächste krumme Deal des DFB
Der DFB wird am kommenden Mittwoch den Slowenen Aleksander Ceferin zum UEFA-Präsidenten wählen, um seine Chancen auf die Ausrichtung der EM 2024 zu wahren. Aus der Affäre um die WM 2006 hat der Verband nichts gelernt.
Die deutsche Nationalmannschaft ist Fußballweltmeister und spielte zuletzt eine starke EM. Eigentlich sollte sich der DFB im Erfolg sonnen können. Wenn es da nicht die unendliche Affäre um die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 gäbe, bei der sich die deutschen Bewerber zwar an die Gepflogenheiten des internationalen Fußballverbands FIFA hielten – die allerdings nicht im Einklang mit dem nationalen und internationalen Recht standen. Deshalb ermittelt mittlerweile neben der Frankfurter Staatsanwaltschaft auch die Schweizer Bundesstaatsanwaltschaft gegen Franz Beckenbauer und andere Beteiligte wegen Steuervergehen. Wenn man aus der Geschichte eines lernen kann, dann, dass mit den Steuerbehörden nicht zu spaßen ist – siehe Al Capone oder Uli Hoeneß.
Es gibt zwei Wege, wie eine Institution wie der DFB mit einer solchen Affäre umgehen kann: An der Aufklärung mitwirken und die eigene Kultur erneuern oder versuchen, so viel wie möglich zu verschleiern und dann weitermachen wie bisher. Es wird immer deutlicher, dass der DFB sich auf die zweite Variante festgelegt hat. Dessen Präsident Wolfgang Niersbach war nicht wegen Verstrickungen in den Korruptionsfall zum Rücktritt gezwungen, sondern weil er allzu ungeschickt den scheinbaren Aufklärer gespielt hatte. Sein Nachfolger wurde der weithin unbekannte Reinhard Grindel, der den Beobachtern der Sportpolitik bereits aufgrund seiner Schwierigkeiten aufgefallen war, Interessenskollisionen als Bundestagsabgeordneter im Sportausschuss und als Schatzmeister des DFB zu vermeiden.
Mit Ceferin entscheidet sich die UEFA gegen Reformen
Die an diesem Mittwoch bevorstehende Wahl des neuen UEFA-Präsidenten lässt nun vermuten, dass Grindel nicht Willens oder in der Lage ist, dem DFB eine neue Kultur zu verordnen, die sich an modernen Compliance-Regeln orientiert. Denn Deutschland unterstützt nicht den als seriös und unbescholten geltenden niederländischen Verbandschef Michael van Praag, sondern den Präsidenten des slowenischen Fußballverbandes Aleksander Ceferin, der bis zu seiner überraschenden Kandidatur für den Vorsitz der UEFA den meisten unbekannt geblieben war. Im Grunde hat sich das bis heute kaum geändert. Bekannt ist, dass Ceferin als erfolgreicher Anwalt vor allem Oligarchen und Drogenbosse verteidigt, was im rechtsstaatlichen Sinne sicherlich nicht zu verurteilen ist. Aber Sorgen bereiten seine beiden treuesten Unterstützer: Der skandalumwitterte neue FIFA-Präsident Gianni Infantino sowie der russische Sportminister Vitali Mutko.
Nach Schilderung der Süddeutschen Zeitung war es der ehemalige UEFA-Generalsekretär Infantino, der seine guten Kontakte nutzte, um die Kandidatur Ceferins einzufädeln und ihm einen guten Start zu verschaffen. Noch bevor Ceferin sich offiziell erklärt hatte, gewann Infantino für ihn die Unterstützung der skandinavischen Verbände Schweden, Dänemark, Finnland und Norwegen, denen im Gegenzug offenbar Hoffnungen für die gemeinsame Bewerbung zur Ausrichtung einer Europameisterschaft 2024 oder 2028 gemacht wurden. Das positive Votum der Skandinavier war notwendig, um auch anderen westeuropäischen Verbänden die Unterstützung Ceferins zu erlauben. Wäre dieser allzu sehr als Protegé des Russen Mutko erschienen, wäre Ceferin in den Augen der Öffentlichkeit kaum tragbar gewesen. Denn Mutko kontrolliert nicht nur ein gutes Dutzend osteuropäische Stimmen, sondern hat sich in diesem Sommer an die Spitze der bad guys im Weltsport gesetzt. Seine Verteidigung russischer Hooligans bei der Europameisterschaft wird dabei von dem aufgedeckten staatlichen Dopingsystem in Russland noch in den Schatten gestellt, das nicht zuletzt Mutko zu verantworten hat und für das er bisher noch nicht in Rechenschaft genommen wurde. Allein mit der Unterstützung Mutkos und Infantinos hätte Ceferin bereits gute Aussichten, am Mittwoch zum neuen UEFA-Präsidenten gewählt zu werden, aber die Zahl seiner Unterstützer ist weit größer, womit wir wieder beim DFB angelangt wären.