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Preisgrenze beim Auswärtsticket - Ein Sieg für die englische Fankultur

16.03.2016, 19:49 Uhr von:  Sascha
Preisgrenze beim Auswärtsticket - Ein Sieg für die englische Fankultur

Es wird Zeit, einmal einen „herzlichen Glückwunsch“ nach England zu allen Fußballfans zu schicken, weil sie einen Sieg für die britische Fankultur errungen haben. Wie die Premier-League am 09.03.2016 offiziell mitteilte, werden für die Zukunft Auswärtsticket auf den Preis von maximal 30 BP gedeckelt.

Sicherlich, umgerechnet fast 40 Euro für einen Sitzplatz sind immer noch happig und das Kontingent, das diese Regelung betrifft, ist mit 5 % nur halb so groß wie in Deutschland, aber das Signal, das von dieser Regelung ausgeht, ist enorm wichtig. Über viele Jahre hinweg wurden die Ticketpreise von den Vereinen der Premier-League in immer astronomischere Höhe geschraubt und ganze soziale Schichten aus den Stadien in die Pubs vertrieben. Begleitet von einem Gefühl der Ohnmächtigkeit angesichts der immer größeren Millionenbeträge, die zwischen Clubbesitzern, Investoren und Spielern hin und her geschoben wurden.


So war es nicht erstaunlich, dass die Reaktionen der englischen Fans auf den ersten Derbyboykott der Kein-Zwanni-Kampagne fast durchgängig zwischen Bewunderung und Resignation schwankten. Bewunderung, weil in Deutschland gegen die Preisschraube protestierten wurde und Resignation, weil es für solche Schritte auf der Insel schon viel zu spät sei. Zum Glück gibt es aber auch dort noch genug Fans, deren Kampfgeist noch nicht gebrochen war. 2013 rief die Federal Supporters Federation die Aktion „twenty’s plenty“ ins Leben, die sich für einen Höchstpreis von 20 BP für Auswärtstickets einsetzt. Es folgten verschiedene Protestaktionen, teilweise von Fans der ersten und zweiten Liga gemeinsam. Die wohl größte internationale Aufmerksamkeit erhielten die Liverpool-Fans im Heimspiel gegen Sunderland. Rund 13 Minuten vor Ende verließen 10.000 Fans die Tribüne und skandierten dabei herrlich britisch-direkt: „Ihr habgierigen Bastarde, genug ist genug“. Der Erfolg war grandios. Die Fenway Sports Group als Besitzer nahm umgehend eine angekündigte Erhöhung der Ticketpreise um rund 30 % zurück, verzichtet auf Topspielzuschläge und wird in Zukunft Tickets zu 9 BP anbieten.

So ist die (nicht ganz) freiwillige Selbstverpflichtung der Premier-League Clubs zur Begrenzung der Ticketpreise für Auswärtsfans mit Sicherheit auch vor dem Hintergrund des medienwirksamen Protestes an der Anfield Road zu sehen. Die Besitzer wollen die Premier-League als absolutes Hochglanzprodukt darstellen und vermarkten und fürchten alles, was dieses Bild gefährden könnte. Sie wollen Bilder, auf denen Fans ihre Stars bejubeln und keine, auf denen Fans kritische Banner zeigen und unter Protest die Tribüne verlassen. Hoffentlich ziehen die FSF und alle anderen Fans, die sich noch Sinn für Kritik und Gerechtigkeit bewahrt haben, daraus die Kraft und den Mut, weiter zu kämpfen und den Fußballkonzernen weitere Zugeständnisse abzuringen.

Das gilt übrigens auch für uns Fans in Deutschland. Angesichts der kleinen, mittleren oder größeren Erfolge von Fanaktionen in den letzten Jahren kann niemand ernsthaft behaupten, dass Protest nichts bringt und die Vereine eh machen, was sie wollen. Der Profifußball ist elementar abhängig von uns Fans. Ohne uns und unsere riesige Begeisterung für diesem Sport würde niemand den Spielern, Trainern und Verantwortlichen Geld dafür zahlen, dass sie gegen einen Ball treten. Dann ist es auch unser gutes Recht, lautstark kund zu tun, wenn uns Entwicklungen nicht gefallen. Wenn Chelseafans in Zukunft für rund 40 Euro ihren Verein bei Arsenal unterstützen können, warum sollten wir Dortmunder uns dann damit zufrieden geben, auswärts in Stuttgart beim Elften der Tabelle fast das doppelte für einen Sitzplatz zu zahlen? Und warum sollen wir weiterhin akzeptieren, dass Fans in Form von Topspielzuschlägen dafür bestraft werden, wenn sie regelmäßig und in großer Zahl auswärts fahren? Wenn sich die PL bewegen kann, dann kann das auch die DFL. Schließlich führt man England immer als Vorbild an.

Also, liebe DFL – bitte nachmachen!

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