Saison 1991/92: Dortmund verliert die Herzschlag-Meisterschaft
Man kann es sich einfach machen. Mit Ottmar Hitzfeld kam der Erfolg. Mit ihm hatte der BVB endlich seit Lattek und Zebec wieder einen Toptrainer ins Ruhrgebiet geholt. Dabei kannte man ihn in Deutschland gar nicht, seine Sporen als Trainer hatte sich der gebürtige Lörracher in der Schweiz verdient, zuletzt beim Grasshopper Club Zürich. Ein weiterer Grund war natürlich die Verpflichtung von den richtigen Spielern, allen voran Stéphane „Chappi“ Chapuisat und die professionellere Führung des Vereins. Am Ende blieb eine Fastmeisterschaft, die richtige sollte es erst drei Jahre später geben.
Da der BVB in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals ein Freilos hatte, begann für die Borussen zwei Tage später das Einladungsturnier um den Fuji-Cup. Im Halbfinale in Bayreuth hieß der Gegner Bayern München. Stéphane Chapuisat und Günter Breitzke sorgten für einen 2-0-Sieg und einem geglückten Test für die neue Bundesligasaison. Am 28. Juli fand dann in Passau das Finale um den Fuji-Cup statt. Gegner dort war der SV Werder Bremen. Durch einen klaren und verdienten 4-1-Sieg der Borussen konnten sich diese für die Vorjahresniederlage im Finale revanchieren. Aber eine Woche später zum Bundesligaauftakt beim Karlsruher SC kam man nicht über ein 2-2 heraus. Nur einen Tag später bestritt der Held von Berlin, Norbert Dickel, sein Abschiedsspiel im Westfalenstadion. Bereits mit 29 Jahren musste er aufgrund einer Knieverletzung seine Karriere beenden. Gegen die aktuelle BVB-Mannschaft verloren Nobby und seine Weggefährten (darunter Rüssmann, Schumacher, Raducanu und Andy Möller) vor 13.000 Zuschauern mit 4-5. Dabei erzielte Nobby standesgemäß drei Treffer. Beim ersten Bundesliga-Heimspiel durften sich die BVB-Fans über einen 2-1-Sieg gegen Werder Bremen freuen. Vier Tage später erlebten die Borussen bei ihrem ersten BVB-Spiel im Osten nach der Wiedervereinigung ein Debakel. Hansa Rostock fegte völlig konfus auftretende Dortmunder auch in der Höhe mit 1-5 verdient aus dem Ostseestadion.
Zwei Tage nach diesem Debakel bezog Ottmar Hitzfeld endlich sein neues Haus in Dortmund-Buchholz und konnte damit seine sechswöchige Zeit als Logiegast im Hotel Lennhoff beenden. Sein Umzugsstress hielt sich in Grenzen. „Das meiste erledigt meine Frau Beatrix“, erklärte Hitzfeld der Presse. Am nächsten Tag stand die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal an und der BVB konnte seine Aufgabe bei Arminia Bielefeld locker mit 2-0 erledigen. Am 20. August gab es wieder ein Heimspiel in der Bundesliga im Westfalenstadion. Erneut konnten die Borussen gewinnen, diesmal mit 3-1 gegen Fortuna Düsseldorf. Doch vier Tage später gab es im Derby eine Klatsche. In Gelsenkirchen zeigten sich die Blauen als das abgebrühtere Team. Spielerisch waren die Dortmunder ebenbürtig, aber die Knappen nutzten ihre Chancen eiskalt aus und gewannen mit 2-5. Vier Tage später konnten dann die Borussen überzeugen. Im Heimspiel gegen Dynamo Dresden gelang ihnen nach torloser erster Halbzeit (trotz einer roten Karte für Dresdens Lieberam) durch zwei Tore von Chappi und jeweils einem Tor von Gerhard Poschner und Bodo Schmidt ein 4-0-Sieg. Am letzten Tag im August hieß dann der Gegner VfL Bochum. Dabei konnte erstmals wieder nach seiner Sehnenentzündung Michael Zorc eingesetzt werden. Trotzdem trennten sich die Vereine im Bochumer Ruhrstadion ohne Tore.
Am 3. September fand dann die zweite Runde im DFB-Pokal statt. Der BVB empfing den Zweitligigsten Hannover 96 und der Beginn war vor 15.000 Zuschauern trotz erheblicher Schwächungen (es fehlten Rummenigge, Helmer, Lusch, Kutowski, Mill und Klos) entsprechend erfreulich. Die Dortmunder gingen in der ersten Hälfte durch Bodo Schmidt (20.) und Stéphane Chapuisat (29.) mit 2-0 in Führung. Diese Führung hielt bis zur 73. Minute. Da traf der Hannoveraner Grün. Nur sieben Minuten später konnte Breitenreiter das Spiel ausgleichen. Der Todesstoß für die Borussen folgte in der 88. Minute, als Klütz durch einen haltbaren 25-Meter-Schuss den 2-3-Endstand erzielte. Drei Tage später lief es für den BVB erfolgreicher. Nach dem 3-1-Sieg im Heimspiel gegen den 1. FC Köln konnte der BVB nach einem Zwischentief erstmals nach dem zweiten Spieltag wieder Rang fünf übernehmen. Der Dämpfer folgte eine Woche später in Kaiserslautern. Dort ging der BVB gegen den FCK mit 0-4 unter, wobei der Lauterer Degen fast im Alleingang die Borussia abschoss. Wiederum eine Woche später kamen die Dortmunder im Westfalenstadion nicht über ein 2-2 gegen den HSV hinaus.
Richtig böse endete das Auswärtsspiel in Frankfurt am 28. September, wo der BVB wie fünf Monate zuvor mit 0-3 unterging. Erneut erzielte der ehemalige Borussenspieler Andy Möller den entscheidenden letzten Treffer. Mittlerweile warteten die Dortmunder seit 274 Minuten auf einen Torerfolg auf fremden Platz. Eine Woche später durften sich die Fans im Westfalenstadion über einen Sieg freuen. Gegen den 1. FC Nürnberg reichte es zu einem 3-2-Sieg. Richtig gut war der BVB beim Auswärtsspiel in München am 12. Oktober 1991. Nicht nur, dass dort die Auswärts-Torallergie abgelegt werden konnte. Beim FC Bayern durfte man durch eine Spitzenleistung ein 0-3 feiern und stieg damit um drei Plätze auf Platz sechs hoch. Doch bevor es in der Bundesliga für die Dortmunder weiterging, mussten Klos und Poschner drei Tage später für die U 21 antreten. Beim 2-0-Sieg Deutschlands gegen Marokko in Donauwörth zeigte Klos eine klasse Partie und Poschner erzielte mit einem Freistoß den Endstand. Fünf Tage nach dem Länderspiel besiegten die Dortmunder in der Bundesliga zu Hause die Stuttgarter Kickers mit 3-1.
Erstmals gab es bei diesem Spiel eine offizielle Anti-Rassismus-Aktion, an der alle Ausländer aller BVB-Manschaften beteiligt waren. Dazu passte es auch, dass beim BVB-Sieg dann auch nur Ausländer trafen. Eine Woche später gingen die Stuttgartspiele weiter. Allerdings erreichte man beim VfB in Stuttgart nur ein torloses Unentschieden. Um die Wartezeit für das nächste Bundesligaspiel zu verkürzen, fand drei Tage später ein Testspiel bei Rot-Weiß Oberhausen statt. Hier konnten die Borussen einen 4-1-Sieg feiern. Am 2. November fand das Borussen-Duell in Mönchengladbach statt. Im Böckelbergstadion trennten sich beide Mannschaften am Ende mit 1-1. An diesem Tag wurde der Erfolg jedoch außerhalb des Platzes erzielt. Dort verlängerte BVB-Manager Michael Meier seinen Vertag mit dem BVB um zwei Jahre bis zum 30. Juni 1994.
Eine Woche später gingen die Borussen durch Chapuisat mit 1-0 gegen die SG Wattenscheid 09 in Führung (bereits zum sechsten Mal konnte der Schweizer den ersten BVB-Treffer erzielen), am Ende konnten die Wattenscheider im Westfalenstadion noch den 1-1-Endstand erreichen. Auch das Gastspiel in Leverkusen konnten die Borussen eine Woche später erfolgreich bestreiten. Das Spiel bei Bayer 04 endete mit einem 2-0-Sieg des BVB. Vor dem nächsten Bundesligaspieltag spielte die deutsche Olympiaauswahl in Belgien und durfte sich über einen 3-0-Sieg freuen. Hier zeigten vor allem die Dortmunder Klos, Poschner und Torschütze Thomas Franck eine gute Leistung. Durch ein Eigentor des Duisburgers Michael Tarnat am 23. November 1991 gewannen die Dortmunder ihr Heimspiel gegen den MSV mit 2-1 und kletterten auf den dritten Tabellenplatz.
Auch eine Woche später reichte es im nächsten Heimspiel zu einem 1-0-Sieg über den Karlsruher SC. Wiederum nach einer weiteren Woche ging es im ersten Rückrundenspiel an die Weser. Hier konnte der BVB durch den vierten Sieg (1-0 bei Werder Bremen) in Folge erstmals in der Saison und erstmals seit dem 20. November 1982 die Tabellenführung übernehmen. Am 13. Dezember kam Hansa Rostock ins Westfalenstadion. Mit 4-1 schickte man die Ostdeutschen wieder nach Hause und konnte erfolgreich Revanche für die bittere Hinspiel-Niederlage nehmen. Somit überwinterte der BVB nach einer sehenswerten Serie mit acht Siegen und drei Unentschieden als Tabellenführer (bei 21-7 Toren). Bevor es in die Winterpause ging, mussten Franck und Poschner in Aachen mit der U 21-Nationalmannschaft antreten und gewannen gegen Luxemburg klar mit 3-0. Dabei erzielte Gerhard Poschner den ersten Treffer der Deutschen.
Das Jahr 1992 begann wie fast jedes Jahr am 10. und 11. Januar mit dem Hallenturnier in der Westfalenhalle. Der BVB konnte diesen Wettbewerb erneut durch ein klares 7-1 gegen SG Wattenscheid für sich entscheiden. Einen Tag später ging es dann für die Borussen in das Trainingslager ins israelische Caesarea. Dort konnten die Dortmunder zwei Siege gegen Maccabi Netanya (5-0 am 15.1.) und Maccabi Haifa (1-0 am 18.1.) erringen. Drei Tage nach dem letzten Sieg konnte der BVB die Vertragsverlängerung von Michael Zorc bis 1995 vermelden. Am 25. und 26. Januar fand in München das Hallenmasters statt. Als Titelverteidiger konnte der BVB seinen Titelhattrick durch einen 2-1 Sieg gegen VfL Bochum perfekt machen (Tore erzielten im Finale Frank Mill und Günter Breitzke). Dazu wurde Frank Mill noch als bester Turnierspieler gewählt und konnte auch mit sechs Treffern die Torschützenkrone für sich entscheiden. Es folgten zwei Freundschaftsspiele. Am 28. Januar verlor die Borussia gegen Wattenscheid 09 mit 3-1, am 1. Februar gab es einen 2-0-Sieg beim 1. FC Köln. Einen Tag später fand in Dortmund die Jahreshauptversammlung des Vereins statt. Hier wurde der Vorstand um Präsident Dr. Gerd Niebaum wiedergewählt. Weiterhin konnte für das Geschäftsjahr 1990/91 ein Rekordumsatz in Höhe von 22,3 Mio. Euro verkündet werden. Die guten Nachrichten rissen nicht ab, denn Michael Rummenigge verlängerte seinen Vertrag beim BVB bis 1994 und erklärte: „Ich habe mich nicht gegen Bayern, sondern für Dortmund entschieden.“
Der Bundesligastart in das neue Jahr konnte nicht mit einem Sieg der Borussen gekrönt werden. Bei Fortuna Düsseldorf reichte es nur für ein 1-1. Doch eine Woche später gab es wieder Grund zur Freude. Im Derby-Heimspiel blieb der BVB zum 13. Mal in Folge unbesiegt. Durch Tore von Chapuisat und Reinhardt siegten die Dortmunder mit 2-0. Dazu feierte Michael Zorc nach einer fünfmonatigen Verletzungsunterbrechung sein Comeback. Leider folgte am 22. Februar nur ein 0-0 bei Dynamo Dresden und auch eine Woche später reichte es im Heimspiel nur zu einem 1-1 bei VfL Bochum. Am 7. März reiste der BVB nach Köln. Mit einer starken Mannschaftsleistung konnten die Borussen dem 1. FCK seine erste Heimniederlage beibringen. Beim 2-1 trafen Chapuisat und Zorc. Auch eine Woche später durften sich die Dortmunder freuen. Beim 3-1-Heimsieg gegen den Meister 1. FC Kaiserslautern trafen erneut Chapuisat und Zorc (diesmal zweimal).
Sechs Tage nach diesem Sieg musste man in den Norden reisen. Erneut erzielte Stéphane Chapuisat das wichtige 1-0, aber nach dem Ausgleichstreffer von Furtok mussten sich die Westfalen mit einem 1-1 beim Hamburger SV begnügen. Bevor es in der Bundesliga weiterging, trat der BVB zu einem Testspiel bei einer Ostwestfalen-Auswahl an und konnte diese mit 4-0 am 24. März besiegen. Einen Tag später fand in Turin ein Länderspiel zwischen Italien und Deutschland statt. Bei der 0-1-Niederlage feierte Michael Schulz sein Nationalmannschaftsdebüt, als er zur Pause eingewechselt wurde. Außerdem war BVB-Spieler Thomas Helmer auf dem Platz. Drei Tage später fand der Bundesligaalltag in Dortmund statt. Die Konstellation bescherte das Duell Erster gegen Zweiter. Am Ende trennte sich der BVB in einer starken Begegnung von Eintracht Frankfurt mit 2-2, wobei in einer guten Dortmunder Mannschaft Michael Schulz und Michael Zorc herausragten.
Am 30.März 1992 kündigte Thomas Helmer fristgerecht seinen Vertrag. Nun stand ihm die Möglichkeit offen, für drei Mio. DM ins Ausland zu wechseln. Doch der BVB-Spieler erklärte: „Das heißt aber nicht, dass ich wirklich gehe“ und ließ sich ein Hintertürchen offen. Vier Tage nach dieser Meldung mussten die Dortmunder erstmalig seit 19 Spielen eine Niederlage hinnehmen. Beim 1. FC Nürnberg verlor man mit 1-2 und musste auch die Tabellenführung abgeben. Dormund fühlte sich durch den Schiedsrichter betrogen, der auf eine Schwalbe von Wück hereinfiel und auf Elfer entschied. Doch eine Woche später konnte man wieder lachen. Beim 3-0-Heimsieg gegen die Bayern München wurden durch Tore von Rummenigge, Franck und Chapuisat zwei Punkte eingefahren. Bei diesem Spiel war auch der ehemalige BVB-Meistertrainer Hermann Eppenhoff zu Gast und prophezeite im Anschluss: "Bald ist der BVB wieder ganz oben.“ Leider war es ihm nicht vergönnt, dies zu erleben. Denn auf der Rückfahrt vom Stadion erlag Eppenhoff einem Herzinfarkt.
Eine Woche später gewannen die Borussen bei den Stuttgarter Kickers durch einen Treffer von Michael Rummenigge mit 1-0. Dank der gleichzeitigen Niederlage der anderen Stuttgarter in München übernahm der BVB die Tabellenführung. Da wieder Länderspielpause war, trat der BVB zu einem Freundschaftsspiel beim SV Mörlenbach an und gewann erwartungsgemäß mit 5-0. Einen Tag später fand in Prag das Länderspiel zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland statt. Beim 1-1 verschuldete der Dortmunder Helmer einen Foulelfmeter, der zum Endstand führte. Drei Tage später brachte Helmer die Dortmunder beim Gastspiel in Stuttgart erneut um den Lohn. Beim VFB gingen die Borussen durch Povlsen in Führung, doch das Eigentor von Helmer brachte die Schwaben wieder ins Spiel. Zwar traf der Dortmunder noch ins richtige Tor, aber am Ende ging das Spiel mit 2-4 verloren. Hier bleibt aber auch wieder einmal festzustellen, dass der BVB nicht gerade Glück mit den Schiedsrichtern hatte. Einen regulären Treffer von Schulz pfiff der Schiri wegen angeblichen Abseits zurück. Stuttgarts Berthold meinte nach dem Spiel: „Von diesem Knacks hätten wir uns nicht mehr erholt“. Auch die lange Nachspielzeit in der ersten Hälfte, in der das 2-1 für Stuttgart fiel, war unglücklich. Damit war der BVB vier Spieltage vor dem Ende zusammen mit Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart an der Tabellenspitze. Am 2. Mai kam die Borussia aus Gladbach ins Westfalenstadion und konterte die Dortmunder aus.
Doch dank Brechstange Michael Zorc konnte man in der Schlussphase noch einen Punkt beim 2-2 retten. Auch drei Tage später schaffte der BVB nur einen Arbeitssieg. Im Ruhrstadion hieß der Gegner Wattenscheid 09 und mit seinem 18. Saisontreffer von Chapuisat konnte der 1-0-Auswärtssieg in Bochum gefeiert werden. Somit betrug der Rückstand auf die beiden führenden Teams aus Stuttgart und Frankfurt zwei Spieltage vor dem Ende nur ein Punkt. Vier Tage später kam Bayer Leverkusen nach Dortmund. Durch die überragenden Spieler Chapuisat, Povlsen und Reinhardt konnte die Werkself mit 3-1 nach Hause geschickt werden. Was aber wichtiger war: die Konkurrenz aus Stuttgart und Frankfurt spielte nur Unentschieden. Damit war der BVB zwar punktgleich, aber weiterhin nur auf Platz drei.
Am 16. Mai kam es dann zum Showdown um die Deutsche Meisterschaft. Vor dem Spieltag führte Frankfurt dank der besseren Tordifferenz vor dem VfB Stuttgart und dem BVB. Der Start verlief für die Dortmunder beim MSV Duisburg nach Maß. In der 09. Minute traf Chapuisat zum 1-0 und damit wäre der BVB Deutscher Meister gewesen. Vor Ort waren ca. 20.000 BVB-Fans, dazu kamen noch 30.000 Anhänger auf dem Dortmunder Friedensplatz, die auf Großleinwänden das Spiel ebenfalls verfolgten. Und es lief weiter nach Maß, denn die Stuttgarter kassierten in der 20. Minute bei Bayer Leverkusen den Gegentreffer. Zwar konnte der VfB noch vor der Halbzeit den Ausgleich erzielen, aber der BVB blieb in Front. Als dann noch Hansa Rostock gegen Eintracht Frankfurt in Führung ging, wuchs die Hoffnung auf die vierte Deutsche Meisterschaft. Frankfurt konnte zwar zwei Minuten später den Ausgleich erzielen, aber dies änderte nichts an der Ausgangslage. Die Hoffnung wuchs, als in der 79. Minute der Stuttgarter Sammer die Rote Karte sah. Doch vier Minuten vor dem Ende traf für den VfB Stuttgart ausgerechnet Guido Buchwald mit seinem fünften Saisontreffer zur 2-1-Führung. Der Deutsche Meister kam demnach aus Baden-Württemberg, falls sich nichts mehr ändern sollte. Zwar erzielte Hansa Rostock noch den 2-1-Endstand gegen die Frankfurter, aber in Stuttgart passierte nichts mehr. Der Meister war der VfB Stuttgart, dem BVB blieb nur der zweite Platz mit 52-24 Punkten und 66-47 Toren. Am nächsten Tag folgte in Dortmund ein Empfang, der die Meisterfeier in Stuttgart um Längen in den Schatten stellet. 30.000 BVB-Fans feierten am Dortmunder Rathaus in einer schwarzgelben Party den deutschen Vizemeister. Stefan Klos sagte dazu: „Der VfB wäre froh, wenn er eine derartige Stimmung in Stuttgart hätte.“
Aber nach dem tragischen Ende der Meisterschaft ging es für den BVB noch weiter. Zum Teil reisten die Nationalspieler zum Trainingslager der Nationalmannschaft, die sich auf die Europameisterschaft vorbereiten musste. Aber auch für den Rest ging es noch darum, in Freundschaftsspielen Geld zu verdienen. Am 19. Mai spielte der BVB bei einer Kreisauswahl aus Mannheim und gewann klar mit 10-2. Drei Tage danach verkündete Nationalspieler Thomas Helmer, dass er den BVB verlassen wolle. Allerdings ließ der Vertrag nur einen Wechsel ins Ausland zu. Da Helmer wohl lieber zu den Bayern wollte, überlegte man sich, ob der Spieler nicht beim AJ Auxerre geparkt werden solle. Währenddessen trat der BVB bei Preußen Hameln an und konnte sich über ein 7-0 freuen. Auch 48 Stunden später gab es bei VfB Salzkotten mit 14-2 einen deutlichen Sieg. Zwei Tage später ging es im Rahmen eines Blitzturniers nach Bergamo. Dort erreichte der BVB im ersten 45-Minuten-Spiel ein 1-1 gegen Juventus Turin. Das Tor der Dortmunder erzielte Michael Rummenigge. Allerdings verlor die Borussia gegen Gastgeber Atalanta Bergamo das Spiel mit 0-1. Im nächsten Freundschaftsspiel beim SV Allendorf/Eder gab es weitere zwei Tage später ein 8-4. Und 48 Stunden später wurde der Mai mit einem 8-4 bei Leun abgeschlossen.
Einen Erfolg gab es am 1. Juni. Der BVB konnte die Verpflichtung des Frankfurters Lothar Sippel verkünden. Der 27-jährige Stürmer kam für eine Ablösesumme von rund 1,9 Mio. DM nach Dortmund und unterschrieb einen Zweijahresvertrag. Währenddessen fand am nächsten Tag das letzte EM-Testspiel gegen Nordirland (1-1) statt. Aufgrund des Transferstreits zwischen den Bayern und Dortmund verzichtete Nationaltrainer Berti Vogts auf Thomas Helmer. Das nächste Freundschaftsspiel der Dortmunder endete mit 7-2 gegen den VfL Bersenbrück, während drei Tage danach in Belgien St. Vieth mit 4-2 geschlagen werden konnte. Am 7. Juni wurde der deutsche EM-Kader bekannt gegeben. Mit Thomas Helmer und Michael Schulz waren zwei Dortmunder bei der EM in Schweden vor Ort. Vor dem Beginn der Europameisterschaft schlug der BVB noch auf dem Transfermarkt zu. Zur neuen Saison kam von Juventus Turin der ehemalige Bayernspieler Stefan Reuter. Die Dortmunder einigten sich mit den Italienern auf ein Ausleihgeschäft bis 1994 mit anschließender Kaufoption. Dafür überwies der deutsche Vize-Meister 1,6 Mio. DM nach Italien. Zwar wurde der Wechsel von Thomas Helmer durch diesen Transfer immer wahrscheinlicher, aber dazu gab es noch keine endgültige Entscheidung.
Fazit:
Die Meisterschaft 91/92 war nicht nur eine der spannendsten Entscheidungen, sondern vor allem auch die längste Meisterschaftsrunde. Aufgrund der Neuzugänge aus dem Osten Deutschlands (Dynamo Dresden und Hansa Rostock) wurden vier weitere Spieltage in dieser 20-Mannschaften-Liga hinzugefügt. Wie einige Jahre später in der Nähe von Bochum mussten auch die Dortmunder feststellen, dass vier Minuten lang sind. Diese Zeit fehlte nämlich den Dortmundern, um ihre vierte Deutsche Meisterschaft zu feiern. Am letzten Spieltag waren drei Mannschaften punktgleich. Bis zur achten Minute hieß der Meister Frankfurt und zwischen der 09. und der 86. Minute war der BVB auf Meisterschaftskurs, bevor ein gewisser Guido Buchwald sein wichtigstes Tor schoss und dem VfB Stuttgart die Meisterschaft brachte. Trotzdem war dies ein großer Erfolg für den unbekannten Trainer Ottmar Hitzfeld, der aus der beschaulichen Schweiz in das Haifischbecken Bundesliga gekommen war. Dabei war diese Verpflichtung im Dortmunder Umfeld mit viel Skepsis registriert worden. Als dann noch ein weiterer Schweizer vom Absteiger Bayer Uerdingen geholt wurde, war dies für eine Menge Dortmunder ein Indiz für mangelnde Kompetenz. Doch bereits in der Vorbereitung zeigte es sich, dass der Neu-Dortmunder sich hervorragend mit Frank Mill verstand. Für den BVB war die Verpflichtung von Ottmar Hitzfeld ein Glücksfall. Er arbeitete professionell und stellte nur nach Leistung ohne Ansehen von Namen auf. Das brachte ihm in der Mannschaft Respekt ein. Später wurde diese Charaktereigenschaft durch den Zukauf von Stars ein bisschen verwässert.
Auch wenn das erste Saisondrittel für die Borussen durchwachsen lief (vor allem auswärts), wendete sich das Blatt nach dem Spiel bei Bayern München. Dort konnte man bei der Jupp Heynckes-Mannschaft einen klaren 3-0-Sieg feiern und es folgte eine grandiose Serie mit 19 Spielen ohne Niederlage. Auch zeigte der Absteiger-Stürmer aus Uerdingen, dass er wusste, wo das Tor steht. Am Ende der Saison hatte er in der Bundesliga 20 Tore erzielt. Im Dezember folgte dann auch endlich die Tabellenführung der Überraschungsmannschaft aus Westfalen. Zwar folgten kleinere Rückschläge, aber bis zum 31. Spieltag hielt die Tabellenführung. Der Knackpunkt war wohl die 2-4-Niederlage beim VfB Stuttgart. Die Führung von Povlsen wurde von Helmer ausgeglichen. Danach pfiff der Schiedsrichter einen korrekten Treffer von Michael Schulz zurück. Dazu sagte Schulz nach der Partie: „Wenn ich sage, was ich über den Schiri denke, werde ich lebenslang gesperrt.“ Doch auch von diesem Rückschlag ließ sich der BVB nicht entmutigen. Es folgte das Herzschlagfinale, bei dem am Ende entweder vier Minuten oder 12 Tore fehlten. Aber es war bis dahin für den BVB die erfolgreichste Saison in der Bundesliga.
Im DFB-Pokal lief es für die Dortmunder wie immer. Da es in der ersten Runde ein Freilos gab, ging es dann nach Bielefeld, wo die Arminia mit 2-0 besiegt wurde. Im Heimspiel gegen Zweitligisten Hannover 96 war das Weiterkommen fest eingeplant, aber am Ende gab es nacheiner 2-0 Führung noch eine 2-3 Niederlage und der BVB musste das Überwintern im Wettbewerb wieder einmal abhacken. In der Zuschauerbilanz konnten die Borussen im Schnitt 41.188 Zuschauer begrüßen. Das waren 8.000 mehr als beim Deutschen Meister VfB Stuttgart.
Aber bei aller Freude blieb festzustellen, dass es für manche Spieler eben nicht reicht, erfolgreich in Dortmund zu spielen (das gab es in der jüngeren Vergangenheit ja auch). So gab es einen Transferstreit zwischen dem FC Bayern München, der in dieser Saison vollkommen enttäuschte, und dem BVB. Thomas Helmer hatte durch seinen Vertrag die Möglichkeit, einen Wechsel ins Ausland für wenig Ablöse zu realisieren. Da dachte man in München, man könnte die Dortmunder reinlegen und inszenierte eine Wechselfarce. Die Süddeuschen wollten, dass Helmer nach Auxerre gehen und kurze Zeit später den Weg nach München finden sollte. Doch darauf ging Dortmund nicht ein. Die Entscheidung fiel aber erst Ende Juni. Thomas Helmer wechselte für rund 7,5 Mio. DM an die Isar. Dafür ging der BVB aber erstmals in Italien einkaufen und holte Stefan Reuter nach Dortmund. Ein Weg, den der Verein in den nächsten Jahren häufiger wählte. Was aber blieb, war die Erinnerung an das Wahnsinnsfinale. Und die Deutsche Meisterschaft folgte ja dann ein paar Jahre später.
Hinweis: Dieser Text ist der erste Teil der Serie "Die goldenen Jahre" und umfasst die Saison von 1991/92 bis 1996/97.