schwatzgelber Saisonrückblick

Saison 1990/91: Nach dem Höhenflug kommt das frühe Scheitern

08.01.2015, 00:08 Uhr von:  CHS

Wenn man rückblickend auf die Saison 1990/91 guckt, kann man sie als Übergangssaison sehen. Nach dem vierten Platz in der Vorsaison landete der BVB nur auf dem zehnten Platz, wobei man auswärts mehr Punkte erzielte als daheim. Trotzdem kam die Borussia auf einen Zuschauerschnitt von 35.866. Auch im DFB-Pokal blamierte Dortmund sich in der ersten Runde. Halbwegs erfolgreich klappte es im Uefa-Cup, dort erreichte man die dritte Runde, scheiterte aber wieder einmal gegen ein belgisches Team.

Das BVB-Logo
Während der Großteil der BVB-Spieler im verdienten Sommerurlaub war, mussten zwei Borussen nach Italien zur WM fahren. Am 10. Juni begann das Abenteuer für Deutschland. In der Vorrunde ging es gegen Jugoslawien und Deutschland gewann mit 4-1. Bei diesem Auftakt nach Maß für die deutsche Nationalmannschaft wurde aus Dortmunder Sicht Andi Möller in der 75. Minute für Bein eingewechselt. Keinen Einsatz bekam Frank Mill. Auch beim nächsten Vorrundenspiel fünf Tage nach dem ersten gegen die Vereinigten Arabischen Emirate konnte Deutschland einen lockeren 5-1-Sieg erringen. Aus Sicht der Dortmunder war dies ein gebrauchtes Spiel, denn Möller war die ganze Zeit auf der Bank, Mill sogar auf der Tribüne. Währenddessen konnte man in Dortmund vier Tage später endlich Vollzug vermelden. Nach längerem Tauziehen kam das 19jährige Talent Thomas Franck von Waldhof Mannheim zum BVB. Die Ablöse betrug 2 Mio. DM und konnte sich durch Zusatzklauseln wie Länderspieleinsatz und Beteiligung am Weiterverkauf weiter erhöhen. Am selben Tag fand das letzte Vorrundenspiel in Mailand statt. Deutschland trennte sich von Kolumbien mit 1-1. Wie schon vier Tage vorher fand Dortmund da nicht statt. Diesmal war Mill allerdings auf der Bank, während Möller auf der Tribüne Platz nehmen musste. Im Achtelfinale am 24.06. war der Nachbar aus den Niederlanden der Gegner und es entwickelte sich ein hochdramatisches Spiel. Beim 2-1-Sieg der deutschen Mannschaft sahen sowohl Völler als auch Frank Rijkaard Rot. Danach folgte noch die berühmte Spuck-Attacke des Holländers gegen den deutschen Stürmer. Aus Dortmunder Sicht muss man erneut erwähnen, dass unsere beiden Spieler wieder nicht eingesetzt wurden. Einen Tag später begann in Dortmund die neue Saison, es fand das erste Training mit Horst Köppel statt. Vier Tage später führte der BVB mit 1-0 gegen VfR Lich, als das Spiel abgebrochen wurde.


Im WM-Viertelfinale in Mailand am 1. Juli standen sich die CSSR und Deutschland gegenüber. Die deutsche Nationalelf schaffte durch eine konzentrierte Abwehrarbeit und natürlich einen verwandelten Elfer von Matthäus den Halbfinaleinzug. Dort kam Andreas Möller zu seinem zweiten WM-Einsatz (ganze acht Minuten lang) und ersetzte Uwe Bein. Einen Tag später fand in Recklinghausen ein Derby zwischen dem BVB und Gelsenkirchen statt. Die Blauen konnten aber dieses Testspiel mit 3-2 für sich entscheiden. Das WM-Halbfinale in Turin fand dann weitere zwei Tage später statt und es kam zum alten Duell Deutschland gegen England. Nach der regulären Spielzeit stand es 1-1. Da auch in der Verlängerung nichts mehr passierte, kam es zum Elfmeterschießen. Dies konnten die Deutschen erwartungsgemäß mit 4-3 für sich entscheiden und man zog zum dritten Mal in Folge ins Endspiel ein. Erneut kamen die Dortmunder nicht zum Einsatz. Für den BVB ging es am 6.7.1990 ins einwöchige Trainingslager nach Herzlake. Dabei wurde eine hochkarätige Neuverpflichtung bekanntgegeben: Der 23jährige dänische Nationalspieler Flemming Povlsen kam für drei Jahre für 4,1 Mio. DM vom niederländischen Topklub PSV Eindhoven. Über sein Ziel erklärte Povlsen: „In dieser Zeit möchte ich einmal die Meisterschale hochhalten." Im Testspiel am selben Tag verlor man aber beim VfL Osnabrück mit 1-2. Zwei Tage später fand in Rom das Endspiel der Weltmeisterschaft statt und der Gegner war wie vor vier Jahren Argentinien. Durch einen von Brehme verwandelten Elfmeter in der 85. Minute gewann Deutschland zum 3. Mal die WM-Krone. Der Dortmunder Mill und der Ex-Dortmunder Möller kamen leider wieder mal nicht zum Einsatz, durften sich aber ab diesem Zeitpunkt als Weltmeister bezeichnen.

Am 10. Juli folgte dann endlich der erste Testspielsieg der Dortmunder. Beim VfL Herzlake gewann man mit 7-0. Drei Tage später hatte Povlsen auch einen guten Einstand. Beim 2-2 gegen SV Meppen traf er einmal selber und bereitete den 1-1-Ausgleich von Michael Zorc vor. Leider ging die Heimspielpremiere drei Tage danach in die Hose. Der BVB verlor gegen Paris St. Germain mit 1-2. Beste Spieler waren Torwart de Beer und Flemming Povlsen, der erneut traf. Dabei zeigte aber die Abwehr um Thomas Helmer Schwächen. Am 21.7.1990 fand nicht nur ein Freundschaftsspiel zwischen dem SV Sandhausen und dem BVB statt, welches die Dortmunder mit 3-1 gewannen, sondern die Präsidien des DFB und des DDR-Gegenstücks DFV einigten sich darauf, wie die Zusammenlegung erfolgen sollte. In der Bundesliga wurden ab der Saison 1991/92 zwei DDR-Vertreter aufgenommen, während es in der 2. Liga sogar sechs waren. Drei Tage danach fand in Herne das Halbfinale im Fuji-Cup statt. Im Einladungstunier konnten die Dortmunder durch einen umstrittenen Foulelfmeter die Führung des FC Bayern kurz vor dem Ende ausgleichen. So entschied das Elfmeterschießen, welches die Borussen mit 5-3 gewannen. Zwei Tage später fand das Endspiel gegen Werder Bremen statt. Erneut trennte man sich in der regulären Spielzeit mit 1-1, doch diesmal verlor man das Elfmeterschießen mit 4-5. Für ein Wiedersehen mit vielen bekannten, ehemaligen BVB-Spielern sorgte das Abschiedsspiel von Manni Burgsmüller am 30. Juli. Vor 11.000 Fans gewann die aktuelle BVB-Mannschaft gegen den BVB 1980 mit 10-4, wobei Manni zweimal für die Ehemaligen traf.

Der Ernst begann am 4. August im DFB-Pokal und der BVB sorgte gleich für einen Paukenschlag. Leider für einen negativen, denn beim bayrischen Landesligisten SpVgg. Fürth verlor man mit 1-3, obwohl man 87 Minuten in Überzahl gespielt hatte. Fürth ging in der 18. Minute durch Zettl in Führung, die Povlsen vor 3.800 Zuschauer zehn Minuten später ausgleichen konnte. Doch vor der Pause gingen die Mittelfranken durch Beierlorzer wieder in Führung. Die Entscheidung für die spielerisch überlegenen Fürther folgte in der 65. Minute erneut durch Zettl. Die Dortmunder ergaben sich in die Niederlage. Während der Bankkaufmann Oliver Zettl von der Spielvereinigung jubelte: „Mein größter Tag als Fußballer", kündigte Manager Meier an, dass die Punkteprämie für die Bundesliga gekürzt werde und man als Ersatz für die weiteren Pokalspiele Freundschaftsspiele vereinbaren werde, um die Löcher in der Kasse zu stopfen. Der BVB hatte für den Pokalwettbewerb 200.000 DM einkalkuliert. Trainer Köppel war einfach nur stinksauer und kündigte Konsequenzen an: „So eine Vorstellung kann ich mir nicht gefallen lassen." Und nur vier Tage nach dem blamablen Ausscheiden folgte die nächste Pleite. Der BVB verlor das Auftaktmatch gegen VfB Stuttgart im Westfalenstadion klar mit 0-3 (drei Fritz Walter-Tore) und leistete sich einen Fehlstart in der Liga.

Doch am zweiten Spieltag zehn Tage später konnte man die Niederlage wett machen. Zwar war der BVB schon früh durch eine rote Karte von Schulz dezimiert worden, doch am Ende gab es einen recht souveränen 2-1 Sieg beim Karlsruher SC durch Tore von Frank Mill und den überragenden Michael Rummenigge. Doch zu Hause war der Wurm drin. Beim Heimspiel der Borussen gegen Kaiserslautern eine Woche später kassierten die Dortmund schon in der 8. Minute ein unglückliches Eigentor von Thomas Helmer. Dadurch und auch durch den Weggang von Möller gab es keine Ordnung im Mittelfeld mehr und man agierte total verunsichert. Am Ende entführte der FCK nach dem 0-2 die Punkte aus Dortmund. Fünf Tage nach dieser Niederlage fand ein Freundschaftsspiel gegen Ikast FS/Fremad Herning statt. Beim 3-0 Sieg in Dänemark überzeugte Peter Quallo als Alternative in der Abwehr, während Martin Driller eine rote Karte sah. Am 2. September reiste der BVB nach Düsseldorf und erreichte bei der Fortuna ein torloses Unentschieden. Bei dieser Partie konnte Quallo in seinem ersten Bundesligaspiel Jörn Andersen ausschalten und gehörte damit zu den wenigen Lichtblicken in dieser trostlosen Partie. Auch fünf Tage später konnten die Borussen nicht überzeugen, gewannen aber durch ein Tor von Murdo MacLeod gegen den VfL Bochum mit 1-0 und durften sich über die ersten Heimpunkte freuen. Die Reise an die Weser eine Woche später brachte dann ebenfalls Erfolg. Denn durch den frühen Treffer von Frank Mill erreichte man bei SV Werder ein 1-1 und konnte erstmals seit 1978/79 wieder in Bremen punkten.

Hochoffiziell begann am 19.9.1990 das letzte deutsch-deutsche Duell zwischen Ost und West im Europapokal. Gleichzeitig war dies das erste deutsch-deutsche Europapokal-Duell des BVB überhaupt. Der BVB begrüßte im Westfalenstadion den Verein aus Chemnitz, den CFC (vormals FC Karl-Marx-Stadt). Vor 30.000 Zuschauern erlebten die Dortmunder einen Auftakt nach Maß. Durch einen Treffer von Thomas Helmer führten die Borussen ab der 20. Minute, ließen aber dann nach. Doch mit dem Treffer kurz vor Schluss schaffte man noch das Wunschergebnis von 2-0 und durfte mit einem guten Gefühl nach Sachsen reisen. Doch davor stand drei Tage später noch ein Bundesligaspiel gegen den Namensvetter aus Mönchengladbach auf dem Programm. Im gutklassigen Spiel trennte man sich 1-1, überschattet wurde die Partie allerdings von der Tätlichkeit von Frank Mill gegen Eichin, wofür der Dortmunder eine rote Karte sah. Eine Woche später ging es für die Köppel-Truppe nach Köln. Beim dortigen 1. FCK entführte man dank eines Lusch-Tores beim 1-0-Auswärtssieg beide Punkte in die Westfalenmetropole und zeigte sich vor allem clever und zweikampfstark. Am 3. Oktober reiste man nach Chemnitz und konnte vor 12.000 Zuschauern dank Treffer von Thomas Helmer in der 24. Minute und Michael Rummenigge in der 50. Minute einen 2-0-Auswärtssieg feiern. Dieser Erfolg ging leichter als man dachte. Leider klappte es weiterhin zu Hause in der Bundesliga nicht. Zwar durfte man zwei Tage später gegen den Hamburger SV den ersten Bundesligatreffer von Flemming Povlsen feiern, doch am Ende blieb nur ein 1-1.

Nach drei Jahren in Dortmund teilte am 6.10.1990 der sympathische Schotte Murdo MacLeod mit, dass er am Jahresende wieder zurück in die Heimat zu Hibernian Edinburgh gehen werde. Zwei Tage später fand in Stockholm ein Länderspiel Deutschlands gegen Schweden statt, welches die Vogt-Elf mit 3-1 gewann. In der Abwehr zeigte Thomas Helmer ein solides Debüt. Keine Chance hatten die Borussen in Frankfurt drei Tage danach. Die Eintracht mit einem starken Andy Möller gewann klar mit 3-1, da die Dortmunder ohne den verletzten Helmer und den gesperrten Mill antreten mussten. Am 19.10.1990 spielte man in Bochum gegen Wattenscheid 09 und konnte ein 1-1 erreichen. Vor dem Spiel gab es eine Aussprache zwischen Trainer Horst Köppel und der Mannschaft. Mannschaftskapitän Michael Zorc darauf angesprochen äußerte sich so: „Ich habe in Dortmund schon Dallas erlebt, dagegen war die Sache Lindenstraße." Fünf Tage danach ging es nach Rumänien im Uefa-Cup zu Universitatea Craiova. Begleitet von 13 Fans, die per Auto ungefähr 68 Stunden unterwegs waren, gewann man vor 25.000 Zuschauern durch Tore von Zorc (59.) und zweimal Mill (68. und 76.) klar mit 3-0. Auch in der Bundesliga gab es mal wieder einen Heimsieg. Drei Tage nach dem Europapokalauftritt war gegen den Tabellenletzten Hertha BSC aber harte Arbeit angesagt. Beim 3-1-Sieg gab es die Erlösung eine Minute vor dem Ende, als „Joker" Kutowski mit einem seiner seltenen Treffer die Entscheidung erzielte. Um die Wartezeit für das Rückspiel zu verkürzen, fand am 2. November ein Freundschaftsspiel bei US Palermo statt, welches die Dortmunder mit 1-0 gewannen. Auch fünf Tage später im Rückspiel des Uefa-Cups gab es einen Sieg. Diesmal konnte aber vor 21.000 Zuschauern im Westfalenstadion nur Michael Zorc in der 40. Minute eine Lücke in dem rumänischen Abwehrriegel finden. Am Rande des Spiels wurde dann Murdo MacLeod offiziell verabschiedet.

Für einen Paukenschlag sorgten die Borussen am 10.11. in München. Beim Tabellenführer FC Bayern konnte man ein 0-1 innerhalb von sechs Minuten zwischen der 79. und 85. Minute drehen und gewann am Ende mit 2-3 auswärts. Doch eine Woche später kam die Tristesse wieder zurück nach Dortmund. Bei der 0-2-Heimniederlage gegen den 1. FC Nürnberg durfte wohl nur Michael Zorc feiern, der sein 255. Bundesligaspiel bestritt und damit Lothar Huber als BVB-Rekordhalter ablöste. Zudem sah bei diesem Spiel auch noch Michael Schulz eine rote Karte. Doch auswärts klappte es eine Woche später für die Borussen. Bei Bayer 05 Uerdingen konnte man vor allem in der Schlussphase den 1-3-Sieg durch Treffer von Michael Rummenigge, Jürgen Wegmann und Flemming Povlsen sicher stellen. Eine gute Generalprobe vor dem Achtelfinalspiel im Uefa-Cup.

Beim RSC Anderlecht am 28. November erkämpften sich die Borussen vor 20.000 eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel. Erst in der 76. Minute gingen die Belgier durch van der Linden in Führung und erzielten den 0-1-Siegtreffer. Allerdings überschattete die Verletzung von Frank Mill (Muskelfaserriss) das Spiel. Vor dem Rückspiel fand einen Tag nach Nikolaus das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen statt und erneut konnte der BVB beim 1-1 keinen Heimsieg feiern. Fünf Tage später fand nun das Rückspiel gegen RSC Anderlecht statt. Ärger gab es schon vor dem Spiel, denn Trainer Köppel strich Günter Breitzke aus dem Kader und berief den drei Jahre jüngeren Martin Driller ins Team. „Es ist mit Breitzke kein kleines Problem mehr. Ich will da nicht weiter als Papiertiger gelten. Bei ihm fruchten auch stundenlange Einzelgespräche nichts mehr", begründete der BVB-Trainer seine Wahl. Auch das Spiel vor 40.000 Zuschauern begann bei starkem Schneefall ärgerlich. Denn die Gäste gingen durch van Baekel in der 35. Minute in Führung und die Borussen mussten nun schon drei Tore erzielen. Kurz nach der Pause erzielte zwar Sergej Gorlukowitsch in der 49. Minute den Ausgleich. Doch erst elf Minuten vor dem Ende folgte der zweite Treffer. Zwar lieferten die Dortmunder einen großen Kampf, doch am Ende fehlte das nötige Glück und dank der Europapokal-Auswärtsregelung schied der BVB aus. Am 15. Dezember fand dann das letzte Bundesligaspiel für den BVB im Jahr 1990 statt. In Hamburg beim FC St. Pauli gewann man mit 2-0 und schloss die Vorrunde mit einem 6. Platz (20-14 Punkte und 21-20 Tore) ab. Das wäre der angestrebte Uefa-Cup-Platz. Einen Tag später schickte der Trainer dann seine Profis bis einschließlich dem 8. Januar in den Weihnachtsurlaub. Nur Helmer musste noch arbeiten. Denn beim sogenannten „Vereinigungsländerspiel" in Stuttgart gegen die Schweiz (4-0-Sieg) waren mit Thom und Sammer erstmals zwei Ex-DDR-Spieler im Team. Thomas Helmer kam da trotzdem zu seinem zweiten Einsatz.

Nach Murdo MacLeod wechselte am 7.1.1991 auch Andreas Ortkemper und ging zum SC Verl. Im ersten Spiel im neuen Jahr am 16. Januar gewann der BVB bei RW Unna klar mit 6-0. Und auch beim Hallenturnier in Bremen zwei bzw. drei Tage später verließen die Borussen die Halle als Sieger. Nach zwei Vorrundensiegen gegen Spartak Moskau (5-1) und Hansa Rostock (6-4) hieß im Halbfinale der Gegner HSV. Gegen die Hamburger gewann man knapp mit 4-3 und traf im Finale erneut auf Spartak Moskau. Im torreichsten Spiel des Tages siegte man erneut mit 11-7 und durfte sich über eine Siegprämie von 15.000 DM freuen. Bester Dortmunder war Nationalspieler Thomas Helmer, der neun Treffer erzielte. Schlechte Nachrichten folgten am 24. Januar: Frank Mill musste an der Leiste operiert werden. Während die Experten davon ausgingen, dass Mill die komplette Rückrunde fehlen würde, glaubte der Dortmunder an eine Rückkehr zum 23.3. gegen Bochum. Zwei bzw. drei Tage danach fand wie schon im letzten Jahr in der Westfalenhalle das Dortmunder Hallenturnier statt und wieder war es für den BVB erfolgreich. Während man nach der Vorrunde mit einem Sieg (5-2 gegen Lautern) und zwei Unentschieden (3-3 gegen Werder und 2-2 gegen Köln) nur auf dem zweiten Platz hinter Bremen war, konnte man im Halbfinale den Namensvetter aus Gladbach knapp mit 4-3 besiegen. Im Endspiel war erneut Werder Bremen der Gegner und vor 11.500 Zuschauern endete die reguläre Spielzeit mit 4-4. Aber die Dortmunder konnten sich im Achtmeterschießen mit 4-3 durchsetzen und kassierten neben der Antrittsprämie von 50.000 DM auch das Preisgeld in Höhe von 75.000 DM.

Am 29. Januar fand ein Freundschaftsspiel gegen den FC Tirol statt und die Dortmunder siegten mit 2-0. Auch im Trainingslager in Madeira (Portugal) gab es ein Freundschaftsspiel, welches die Borussen mit 1-0 gegen CS Maritimo Funchal gewannen. Ganz bitter begann die Rückrunde am 23.2.1991. In Stuttgart kam der BVB mit 0-7 gegen den VfB unter die Räder und kassierte die höchste Niederlage seit September 1983. Drei Tage nach dem Spiel unterzeichnete Amateurspieler Peter Quallo seinen ersten Profivertrag. Ab der Saison 91/92 begann sein Kontrakt und lief über vier Jahre. Im ersten Heimspiel gegen den Karlsruher SC lagen die Borussen am 2. März schon mit 0-2 zurück, ehe Michael Rummenigge mit seinen beiden Treffern wenigstens einen Punkt rettete. Eine Randbemerkung: erstmals seit drei Monaten durfte Michael Schulz mitwirken, nachdem er beim Spiel gegen Nürnberg im November 1990 eine rote Karte gesehen hatte. Auch eine Woche später konnten die Borussen beim 1. FC Kaiserslautern einen Punkt vom Betzenberg entführen. Beim 2-2 avancierte Torhüter Teddy de Beer zum Matchwinner für die Dortmunder, als er in der 49. Minute einen Foulelfmeter von Ernst hielt. Der BVB musste dann noch 30 Minuten in Unterzahl spielen, da der Torschütze zum 1-0, Sergej Gorlukowitsch, wegen einer roten Karte (grobes Foulspiel) den Platz verlassen musste.

Der Ärger beim DFB ging aber weiter. Am 11. März 1991 musste sich Horst Köppel wegen unsportlichen Verhaltens vor dem DFB-Bundesgericht begeben. Was war passiert? Nach dem Bundesligaspiel gegen Waldhof Mannheim am 30. März 1990 (also bereits ein Jahr zuvor) wurde der BVB-Trainer vom DFB erstmals dazu angeklagt. In erster Instanz erhielt Köppel einen Verweis, dagegen legte der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, Hans Kindermann, Einspruch ein. Eigentlich sollte dann die nächste Instanz am 18. Februar 1991 verhandeln, aber diese Sitzung musste wegen einer Erkrankung von Köppel vertagt werden. So erfolgte dann an diesem Tag die Entscheidung und Köppel erhielt erneut einen Verweis, denn die von Chefankläger Kindermann geforderte Geldstrafe in Höhe von 3.000,- DM wurde verworfen. Fünf Tage später stand Frank Mill nur sieben Wochen nach seiner Leistenoperation wieder im Kader und wurde beim 1-1 daheim gegen Fortuna Düsseldorf in der 56. Minute sogar eingewechselt. Der Spieler selbst war von seiner schnellen Heilung überrascht und teilte den Medienvertretern mit: „Eigentlich ist die Verletzung viel zu schnell verheilt." In der folgenden Nacht wurde der BVB von Einbrechern aufgesucht. Beim Einbruch in der Geschäftsstelle wurde der Tresor aufgeschweißt und es wurde versucht, die Einnahmen des vergangenen Heimspiels (350.000,- DM) zu erbeuten. Pech für die Diebe, es war nur noch die Portokasse da, denn die Einnahmen waren bereits auf der Bank. Aber auch eine Woche späterin Bochum konnte die Borussia nicht gewinnen. Man trennte sich vom VfL im Ruhrstadion mit 2-2. In Frankfurt/M. fand dann vier Tage nach dem Spiel des BVB ein Länderspiel gegen die Sowjetunion statt. Beim 2-1 von Deutschland wurde Thomas Helmer für Jürgen Kohler eingewechselt.

Am 2. April war wieder Bundesliga. Auch wenn man den Tabellenzweiten Werder Bremen gut im Griff hatte, blieb am Ende nur ein 1-1-Unentschieden. Das fünfte in Folge. Zwar ging der BVB beim Gastspiel in Mönchengladbach durch Breitzke früh in Führung, am Ende gewann aber die falsche Borussia durch Tore von Martin Max und Michael Spies. Einen besonderen Augenblick gab es bereits vor dem Spiel. Denn die BVB-Fans reisten zusammen mit BVB-Manager Michael Meier per Bahn an. Dazu meinte der Leiter des Dortmunder Fanprojekts Marewski: „Ein unter Umständen richtungweisender Weg im Umgang mit Fußball-Fans." Auch eine Woche später kassierten die Dortmunder im Heimspiel gegen den 1. FC Köln eine Niederlage. Der Torschütze zum 1-2 war ausgerechnet der ehemalige BVB-Spieler Maurice Banach. Somit kassierte der BVB seine erste Heimniederlage im Jahr 1991. Außerdem gab es dann noch zwei Aktionen zu verkünden. Zum einen wollte die Borussia ihren Fans etwas bieten, so zog man mit dem DAB-Treff, eine vom Sponsor des BVB veranstaltete Talk-Show, durch das Einzugsgebiet der Dortmunder. Teilnehmer waren Sportreporter Werner Hansch, der Dortmunder Kabarettist Bruno Knust, natürlich auch Michael Meier und jeweils ein BVB-Spieler. Aber Michael Meier wollte seinen traditionellen Fastenmonat von Aschermittwoch bis Ostern so weit ausdehnen, bis der BVB wieder gewinnen würde. So lange verzichtete der BVB-Manager auf Alkohol.

Am 17. April kassierten die Dortmunder beim HSV die zweithöchste Niederlage des Jahres. Dreimal Nando und ein Tor von Furtok besiegelten die 0-4-Niederlage in Hamburg. Auch drei Tage später kassierten die Borussen eine klare 0-3-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt. Den letzten Treffer erzielte durch einen Foulelfmeter ausgerechnet der ehemalige BVB-Spieler Andreas Möller. Eine Woche später gab es dann endlich mal wieder einen Sieg, wenn auch nur im Freundschaftsspiel. Bei Standard Lüttich gewann man mit 0-2. Einen Tag später dementierte Thomas Helmer ein Gerücht, dass ihm ein Angebot vom FC Bayern München vorliege. Dem Fachmagazin „Kicker" teilte er mit: „Ich gehe davon aus, dass ich meinen bis 1993 laufenden Vertrag erfülle." Am 1. Mai wurde im EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien in Hannover Thomas Helmer für Jürgen Klinsmann eingewechselt. Das Spiel gewann Deutschland mit 1-0. Drei Tage später trafen in Dortmund der BVB und die SG Wattenscheid 09 aufeinander. Zweimal gingen die Bochumer in Führung, zweimal konnten die Borussen ausgleichen. Das bedeutete eine weitere Woche für Michael Meier ohne Alkohol. Am nächsten Tag trafen sich die beiden Mannschaften, die vor 25 Jahren im Finale des Europapokals der Pokalsieger in Glasgow gestanden hatten. Eine Woche später reiste man nach Berlin und führte durch Zorc und Breitzke bereits mit 2-0 gegen Hertha BSC, aber innerhalb von sechzig Sekunden sorgten die Berliner Kretschmer und Gries vor dem Halbzeitpfiff für den Endstand. Daran änderte auch die Überlegenheit in der zweiten Hälfte nichts. Auch beim Tabellenletzten gelang es den Borussen nicht, den ersten Bundesligasieg des Jahres einzufahren.

Am 17. Mai kamen die Bayern nach Dortmund. Wieder konnten die Borussen ihre Chancen nicht nutzen und kassierten eine bittere 2-3-Heimniederlage gegen Bayern München. Und das, obwohl man zweimal durch Gerhard Poschner und Michael Rummenigge in Führung gegangen war. Am Ende sorgte drei Minuten vor dem Ende Christian Ziege für den Endstand. Am Rande des Spiels wurde bekannt gegeben, dass Driller und Nikolic am Saisonende zum FC St. Pauli wechseln würden. Auch das Gastspiel eine Woche später in Nürnberg sorgte nicht dafür, dass Manager Meier mal Alkohol zu sich nehmen durfte. Beim 1. FCN gab es nur ein 1-1-Unentschieden. Aber am letzten Maitag war es endlich so weit. Durch ein Tor von Jürgen Wegmann in der 85. Minute gelang endlich der erste Sieg der Borussen im Jahr 1991. Nach sechs Niederlagen und acht Remis bzw. der Absturz von Platz fünf auf den 13. Rang gelang der Befreiungsschlag im Heimspiel gegen Bayer Uerdingen. Held war Torhüter Teddy de Beer, der kurz vor der Halbzeit einen Foulelfmeter von Witeczek hielt. Und die guten Nachrichten rissen nicht ab. Der Fußballtrainer Ottmar Hitzfeld unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag beim BVB und beerbte Horst Köppel auf dem Posten des Cheftrainers. Bei der 0-1-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Wales war Thomas Helmer ein kleiner Lichtblick. Deswegen durfte er wohl auch neunzig Minuten mitspielen.

Am 8. Juni gewannen die Borussen auch gleich das erste Auswärtsspiel in der Liga. Bei Bayer Leverkusen gab es einen 2-1-Sieg und Michael Schulz erzielte seinen ersten Treffer seit dem 22. August 1989. Am selben Tag kam der Brasilianer Renato vom portugiesischen Erstligisten Madeira. Er sollte ein einwöchiges Probetraining beim BVB absolvieren. Eine Woche später fand dann endlich der letzte Spieltag statt. Der BVB versöhnte seine Fans mit einem klaren 5-2-Heimsieg gegen den FC St. Pauli. Dank der drei letzten Siege belegten die Borussen am Ende einen unbefriedigenden zehnten Platz in der Liga mit 46-57 Toren und 34-34 Punkten. Bester Torschütze mit nur acht Treffern war Michael Rummenigge vor Jürgen Wegmann (sechs) und jeweils fünf Treffern von Michael Zorc bzw. Flemming Povlsen. Die meisten Einsätze hatte Nationalspieler Thomas Helmer mit 33 Spielen vor Teddy de Beer (32) und Michael Rummenigge (31). Der Zuschauerschnitt im Westfalenstadion lag bei 35.866 Zuschauern. Einen Tag später durften dann die Profis in ihren wohlverdienten Urlaub.

Der Spielerkader 1990/91

Fazit

Nach dem ersten Pokalsieg seit Jahrzehnten folgte eine durchschnittliche Saison bei den Borussen. Und das passierte trotz hoher Investitionen. Für sagenhafte 4,1 Mio. DM kam aus den Niederlanden der dänische Nationalspieler Flemming Povlsen. Diese bis dahin teuerste Verpflichtung der Borussen löste am Borsigplatz regelrechte Euphorie-Attacken aus. Auch die Verpflichtungen der Talente Thomas Franck aus Mannheim und Gerhard Poschner aus Stuttgart sorgten für die Hoffnung auf eine gelungene Saison. Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht. Vor allem zu Hause konnten die Dortmunder nur vier Siege feiern und sorgten für ein negatives Punktekonto. Aber trotz dieser Heimschwäche pilgerten im Schnitt 35.866 Zuschauer in das Westfalenstadion. Nur der Vizemeister aus München konnte mehr Fans ins Stadion locken. Diese Zahl war sensationell und das lag wohl an dem Erfolg im Vorjahr.

Die Kritik richtete sich vor allem gegen den Trainer. Die ersten Kritiken gab es nach dem Fehlstart am Anfang der Saison, die man mit einer Serie von sechs Spielen ohne Niederlage abwenden konnte. Aber die Diskussion flammte wieder auf, vor allem, als es die Sieglosserie im Jahr 1991 gab. Trotzdem hielt BVB-Präsident Gerd Niebaum weiter an seiner Linie fest und teilte immer wieder mit, dass Horst Köppel nicht zur Debatte stehe. „Köppel hatte für den BVB den ersten Titel seit 23 Jahren geholt. Es konnte nicht angehen, dass wir diesen Mann wie einen begossenen Pudel aus dem Tempel jagen", erklärte Niebaum der Presse. Erst am Ende der Saison wurde klar, dass man sich trennen würde und zwar nicht im Streit, sondern „in beiderseitigem Einvernehmen". Leider konnte er seiner Forderung, das Westfalenstadion zu einer Festung machen, nie gerecht werden. Neben einigen wenigen Überraschungen (Auswärtssieg gegen Bayern München) folgten bittere Niederlagen (0-7 in Stuttgart, 0-4 in Hamburg, 0-3 gegen Frankfurt). Köppels Nachfolger war der bis dahin unbekannte Ottmar Hitzfeld, der gerade in der Schweiz Erfolge gesammelt hatte.

Über den DFB-Pokal durfte man eigentlich gar nicht reden. Das Ausscheiden gegen die SpVgg Fürth war eine solche Blamage, vor allem, da man lange Zeit in Überzahl gespielt hatte. Auch im Uefa-Cup bekleckerte man sich nicht mit Ruhm. Nach Chemnitz und Craiova folgte das unglückliche Aus gegen RSC Anderlecht aufgrund der Auswärtstor-Regelung der UEFA. Auch auf dem Transfermarkt hatten die Borussen Pech. Ulf Kirsten sollte eigentlich in Dortmund die Arbeit aufnehmen. Er hatte zwar schon den Vertrag in Dortmund unterschrieben (als zweiter ostdeutscher Spieler), aber sein Berater und komischerweise gleichzeitig Manager in Leverkusen zerriss den Vertrag und lockte ihn zu Bayer 04. Leider verzichtete der BVB auf eine Betrugsanzeige.

Am Ende konnten die Borussen doch noch etwas feiern. Der 10. Platz brachte den Borussen den Titel „Nummer 1 im Revier" ein, denn Wattenscheid wurde Elfter und die Bochumer sogar nur Vierzehnter. Auch waren die Blauen aus GE erst gar nicht in der Liga vertreten. Vielleicht ein klitzekleines Licht bei sehr viel Dunkelheit in dieser Saison.

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