Borussiaman: Zwischen Superheld und Alltag
Superhelden haben es heutzutage nicht leicht, sie müssen die Balance zwischen Supertaten und tristem Alltag finden.
Es war einmal die Geschichte eines Superhelden, der mehr oder weniger widerwillig zwei Leben führte. Nun ist ja allgemein hin bekannt, dass Superhelden neben ihren Supertaten auch einen Alltag zu bewältigen haben. Für die meisten von ihnen ist das kein Problem, denn sie schwimmen in der Rolle des normalen Bürgers ohne Superkräfte schlichtweg mit der Masse, ohne dabei großartig aufzufallen, weder positiv noch negativ. Doch einigen Superhelden tut dieses stetige Wechseln der Rollen nicht gut.
Ihre edelmütigen Taten werden geschätzt, aber ihr Ansehen in der normalen Welt bröckelt. Alkohol, Drogen, Frauen (Wahlweise auch Männer, insofern die Rede von weiblichen Superhelden sein sollte – dementsprechend Superheldeninnen). Die Liste der Sünden könnte noch weitergeführt werden. Diese Schwächen können einen Superhelden an den Rand des Abgrundes führen. Die Kluft zwischen den guten Taten und dem von Tristesse geprägten Alltag wird dann immer größer. Die Depression nimmt überhand. Doch solange das zweite Leben für positive Highlights sorgt, werden die Sorgen vor sich hin geschoben. Konsequenterweise steht die Möglichkeit, sich externe Hilfe zu holen für Superhelden nicht zur Debatte. In diesem Fall würden sie sich ihrer eigenen Schwäche bewusst. Viel schlimmer noch, sie müssten sie akzeptieren und aktiv dagegen vorgehen. Das wiederum geziemt sich nicht für einen waschechten Superhelden. Hilfe ist etwas für die Schwachen und Gutgläubigen.
Superheld zu sein ist schließlich kein Job, sondern eine Berufung. Nur wenigen wird sie zu teil. Und eben jene tragen dann eine enorme Verantwortung, der sie sich Tag für Tag zu stellen haben. Wenn irgendwo eine Katze auf einem Baum sitzt, ruft die aus dem Fenster gaffende Oma Erna die Feuerwehr. Wenn Harald stark alkoholisiert mit seinem Fahrrad den Briefkasten der Meiers rammt, ruft Onkel Horst die Polizei. Rast aber ein mondgroßer Komet auf unseren Planeten zu, würde niemand auf die Idee kommen, die 110 oder die 112 anzurufen. Dann hofft man, nein, dann weiß man einfach nur, dass einer unserer Superhelden mal wieder eine Sonderschicht zu schieben hat und ein paar Minuten später alle beruhigt zu Bett gehen können. Superhelden haben es keinesfalls leicht. Vor allem nicht diejenigen, deren grauer Alltag sie immer mehr hinunterzieht und damit an ihrem fabelhaften Image kratzt.
Einer der Superhelden, der in diese Problem-Kategorie fällt, ist Borussiaman. Sein alltäglicher Beruf macht ihm derzeit zu schaffen. Sein Arbeitstag beginnt in der Regel 15.30 Uhr. Er sitzt dann in einem herkömmlichen schwarzen Anzug auf einem grauen Bürostuhl, dessen Sitzpolster schon mehr als ausgedünnt erscheint und starrt acht Stunden am Stück auf Dokumente, die auch ein mit durchschnittlicher Intelligenz gesegneter Schimpanse ausfüllen könnte. Sein gelbes Hemd und die schwarze Krawatte sind fleckig. Die Reinigung um die Ecke hat wegen Umbaumaßnahmen geschlossen. Doch der Superheld versucht sich täglich aufs Neue zu motivieren. Es fällt ihm sichtlich schwer. Einige Kollegen machen sich schon über ihn lustig. Alles aber noch weit unter der Mobbing-Grenze – zumindest noch. Borussiaman hat keine richtige Erklärung dafür parat. Die Situation ist ihm nicht gänzlich fremd. Bereits im letzten Jahr gab es ähnliche Fälle, wenn auch nur vereinzelt. Zugegeben, er hatte zwischendurch mit dem ein oder anderen Wehwehchen zu kämpfen, das ihn in der täglichen Büroarbeit hinderlich im Weg stand. Aber so ein Kratzer am Fuß erklärt noch lange nicht den klemmenden Papiereinzug am Kopierer.
Doch jetzt taucht dieses Problem der Antriebslosigkeit vermehrt auf. Die letzten Monate glaubte er oftmals, dass es besser wäre, das ganze Superheldendasein hinter sich zu lassen und den Alltag endlich wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber die Leute lieben ihn nun mal für das, was er tut, wenn er nicht am Schreibtisch sitzt. Und Borussiaman gefällt das. Wenn es dunkel wird, so gegen 20.45 Uhr, beginnt die Verwandlung. Dann schlüpft er in einen eng geschnittenen, schwarzgelben Anzug – fashionable und très chic! Borussiaman läuft dann zu Höchstleistungen auf. Sein gepanzerter Anzug lässt den Gegnern kaum eine Chance, ihn ernsthaft zu verwunden. Bevor sie wissen, was vor sich geht, ist es schon wieder vorbei. Borussiaman macht kurzen Prozess, ganz gleich welches Kaliber seine Gegenüber auch haben. Er liebt das. Die Menge grölt, beim Anblick dieses Spektakels. Dann schöpft er neue Kraft.
Es wäre alles so wunderbar und einfach, wenn da nur nicht dieser Alltag wäre…
Und die Moral von dieser Geschichte?
Die sollte ja so was von offensichtlich sein, oder. Trotzdem folgt noch einmal eine kleine Reflexion des eben gelesenen:
Nürnberg schlagen und das Alltagsgeschäft Bundesliga im Auge behalten! Gegen den Club zählt nur der Heimsieg, die Motivation aus dem überzeugenden Auftritt in Russland sollte die eventuell leeren Akkus wieder ausreichend mit Energie beladen haben. Unterschätzen sollte man den Gegner aber keinesfalls. Nach 17 sieglosen Vorrundenspielen hat Nürnberg vier der fünf Rückrundenpartien gewonnen – nur gegen die Roten gab’s eine Pleite. Zusätzliche Motivation (und die Chance auf einen erneuten „ich provoziere mal ein bisschen, weil ich’s kann“-Großkreutz Torjubel: Im Gästeblock wird traditionell sicherlich so manch Kotz-und-Würg-Fanutensil auftauchen. Die Nürnberger bereuen ja ihre Liebe nicht, doch dafür kann ja keiner was.
Der am Dienstag richtig starke Reus fehlt leider aufgrund einer Gelbsperre. Aubameyang wird wohl in die Startelf zurückkehren. Sokratis ist fraglich, Hummels auch. Hoffen wir mal, dass zumindest einer den Partner an Friedrichs derzeit souveräner Seite bilden kann.
Die drei Punkte zu behalten wäre enorm wichtig, denn sie würden ein kleines Polster auf die Blauen schaffen, die ja vielleicht und eventuell in München nicht allzu viel holen werden.
Auf geht’s Borussiaman, kämpfen und siegen!
Die möglichen Aufstellungen
Glubb: Schäfer - Angha, Petrak, Pinola, Plattenhardt - Frantz - Mak, Feulner, Kiyotake, Hlousek - Drmic
Ordnungshüter: Dingert