schwatzgelber Saisonrückblick

Saison 1988/89: Endlich wieder ein Titel für den BVB

21.07.2014, 10:05 Uhr von:  CHS

In der Geschichte von Borussia Dortmund ist diese Saison der Wendepunkt. Dabei lief es in der Liga recht durchschnittlich ab, man belegte am Ende den siebten Platz. Aber all das wurde durch die erfolgreichen Pokalauftritte überstrahlt, denen am Ende der erste Titelgewinn seit 32 Jahren gegenüberstand. Der Stern Borussia leuchtete auf und sollte diesen Schein 1 ½ Jahrzehnte beibehalten.

Das BVB-Logo

Während die meisten BVB-Spieler sich noch in der Sonne bräunten, musste doch einer im Juni 1988 Überstunden machen. Nachdem Frank Mill beim Länderspiel in Bremen am 04.06.88 für Rudi Völler beim Spiel Deutschland gegen Jugoslawien (1-1) eingewechselt wurde, durfte er auch zehn Tage später in der EM-Endrunde im Spiel gegen Dänemark (2-0-Sieg Deutschlands) spielen. In Gelsenkirchen wurde er eine Viertelstunde vor dem Ende wieder für Rudi Völler eingewechselt. Auch am 17. Juni beim Vorrundenspiel gegen Spanien (2-0) kam Frank Mill wieder in die Partie, diesmal fünf Minuten vor dem Ende für Jürgen Klinsmann. Im Halbfinale der EM gegen die Niederlande spielte er dann erstmals in der Startelf. Doch die Mannen um Ruud Gullit und van Basten beendeten den Traum vom dritten EM-Gewinn und siegten mit 1-2.

Während Frank Mill noch versuchte, den EM-Titel zu holen, fand am 19.6.1988 in Dortmund der Trainingsauftakt der Borussia vor einigen Tausend Fans statt. Mit dabei waren die Neuzugänge Michael Rummenigge (Bayern München), Matthias Ruländer (Bremen),Thomas Kroth (HSV) und Günter Breitzke (SC Brück). Dafür fehlten die Spieler Kleppinger, Anderbrügge, Hupe, Raducanu und Simmes. Aber nur eine Woche später zerbrach in Dortmund die heile Welt. Denn BVB-Trainer Saftig erklärte am Tag der Abfahrt zum Trainingslager Erbismühle im Taunus seinen sofortigen Rücktritt. Hintergrund: Der Vereinsvorstand legte gegen Saftigs Absicht, Kapitän Michael Zorc statt Frank Mill als Kapitän zu berufen, sein Veto ein. Das wollte der Sportlehrer nicht hinnehmen und nahm seinen Hut: „Das Präsidium ist mir in den Rücken gefallen. Ich hatte im Vertrag alle Vollmachten, in Wirklichkeit hat sie mir der BVB nicht gegeben". Aber Borussia Dortmund handelte schnell, nur einen Tag später wurde Horst Köppel als neuer Chefcoach vorgestellt und leitete sofort das erste Training. Sein Vertrag lief über zwei Jahre.

Beim ersten Testspiel des BVB bei der SpVgg Bad Homburg trafen Michael Zorc, Norbert Dickel und Neuzugang Michael Rummenigge zum ungefährdeten 3-0-Sieg. Auch die TuS Bad Marienberg zwei Tage später war kein Problem, Borussia siegte klar mit 11-0. Wiederum nur zwei Tage später drehten die Dortmunder bei Tura Freienohl das Torkonto auf 13-0 hoch. Am 06.7.1988 blieb man in der Stadt und spielte bei Phoenix Eving-Lindenhorst. Das Spiel endete 5-2 für den Bundesligisten. Danach spielten die Borussen im Zwei-Tages-Wechsel bei Alemannia Aachen (1-1), TuS Hattingen (15-0) und Fortuna Düsseldorf (3-0-Sieg durch Tore von Kroth, Rummenigge und Mill). Der Abschluss der Vorbereitungsphase war ein Spiel gegen Gornik Zabrze am 16. Juli in Hohenlimburg. Beim 4-2 gewannen die Borussen klar, obwohl Andy Möller wegen einer Muskelverhärtung passen musste.

Der Bundesligaauftakt ging wie schon so häufig daneben. Am 22.07. empfingen die Borussen den VfB Stuttgart. Vor 40.200 Zuschauer liefen die Dortmunder mit zwei Neuen (Kroth und Rummenigge) auf, kassierten aber eine 1-2-Niederlage. Dafür konnte der BVB sich beim Hamburger SV eine Woche später rehabilitieren. Horst Köppel ließ seine Mannschaft defensiver auftreten und schaffte ein 0-0 im Hamburger Volksparkstadion. Der 5. August brachte dann die erste Runde im DFB-Pokal und der Gegner im heimischen Westfalenstadion vor 13.000 Zuschauern war der Zweitligist Eintracht Braunschweig. Der BVB erwischte einen Sahnetag und zerlegte die Braunschweiger durch Tore von zweimal Storck (16. und 65.) und Möller (30.und 75.) sowie Zorc (48.) und Mill (74.) mit 6-0. In einer sehr guten Mannschaft strahlten noch die Mittelfeldspieler Rummenigge und Möller heraus. Doch was im Pokal gut lief, stockte weiter in der Liga. Denn auch eine Woche später mussten die Borussen weiter auf den ersten Sieg in der Liga warten. Beim 1-1 im Heimspielgegen den 1. FC Kaiserslautern blieb die 1-0 Führung durch Andy Möller bis zur 90. Minute bestehen, bevor Schupp den Ausgleich erzielte. Vor dem nächsten Ligaspiel bei Bayer Leverkusen hatte der Ballspielverein ein Freundschaftsspiel bei FC Twente Enschede vereinbart, was 1-1 endete. Ohne Frank Mill, der eine Leistenverletzung hatte, traten die Borussen im Haberlandstadion an, doch sie waren bei der 0-2-Niederlage in Leverkusen chancenlos. Die Dortmunder konnten sich bei Torhüter de Beer bedanken, dass sie nicht höher verloren hatten.

Auch beim nächsten Heimspiel am 27. August gegen den Namensvetter aus Gladbach mussten die Dortmunder erneut ein 0-0 hinnehmen. Aber auf der folgenden Pressekonferenz teilte der Verein mit, dass er den Argentinier Patricio Margetic verpflichtet hatte, der die Torflaute beheben sollte. Am 4.9.88 gab es dann endlich einen Sieg, wenn auch nur im Freundschaftsspiel beim FSV Frankfurt. Die Borussia gewann mit 5-1. Sie war wohl auf den Geschmack gekommen, denn eine Woche später beim Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim konnten die Dortmunder ihren ersten Saisonsieg feiern. Aber der 3-0-Sieg wurde teuer erkauft. Michael Zorc zog sich eine Knochenabsplitterung zu und musste damit auch seine Olympiateilnahme absagen. Auch beim nächsten Spiel durften die Borussen feiern, denn beim 4-0-Heimsieg gegen Hannover 96 erzielte der eingewechselte Norbert Dickel zwischen der 67. und 73. Minute einen lupenreinen Hattrick. Damit ging der BVB mit 7-7-Punkten in die vierwöchige Olympiapause.

Während Frank Mill mit der Olympia-Mannschaft in Südkorea verweilte, mussten die daheim gebliebenen Dortmunder sich mit Freundschaftsspielen über die Runden helfen. Am 16. September kassierten sie zu Hause gegen die Nationalmannschaft der CSSR mit 1-3 eine Niederlage, vier Tage später unterlag der BVB beim FC St. Gallen mit 1-2 und wiederum nur einen Tag später verlor er auch gegen Sporting Lissabon mit 0-1. Auch die A-Nationalmannschaft hatte in Düsseldorf ein Länderspiel. Beim 1-0-Sieg der deutschen Mannschaft gegen die UdSSR überzeugte vor allem der 21-jährige Andreas Möller, der bei seinem Debüt durch viele Ballkontakte, beherzte Torschüsse und lange Pässe auffiel. Zur selben Zeit verlor die deutsche Mannschaft das dritte Gruppenspiel in Pusan gegen Schweden mit 1-2, aber da man zuvor China mit 3-0 und Tunesien mit 4-1 besiegt hatte, zog sie mit 4-2-Punkten in das Viertelfinale gegen Sambia ein. Dort fehlte allerdings der Dortmunder Mill wegen seiner zweiten Gelben Karte. Nach dem Sieg gegen Sambia hieß im Halbfinale der Gegner Brasilien. Nach 120 Minuten stand es in einer hochklassigen Begegnung 1-1, so dass die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen musste. Dort waren die Südamerikaner die glücklichere Mannschaft, so dass für den DFB nur das Spiel um die Bronzemedaille blieb. Drei Tage später gewann die deutsche Olympia-Mannschaft gegen Italien mit 3-0 und fuhr mit der Bronzemedaille nach Hause. Die Bilanz von Frank Mill konnte sich bei fünf Spielen und drei Toren sehen lassen.

Für den BVB fand am selben Tag ein Freundschaftsspiel in Lüdenscheid gegen Möchengladbach statt und erneut konnten die Dortmunder nicht gewinnen. Beide Mannschaften trennten sich mit 1-1. Währenddessen musste Horst Köppel eine 1.000 DM Geldstrafe an den DFB zahlen. Der BVB-Trainer hatte im Spiel gegen Kaiserslautern den Linienrichter mit den Worten „Du Affe" beleidigt. Auch im ersten Spiel nach der Olympiapause erreichten die Dortmunder nur ein 1-1 gegen die Stuttgarter Kickers. Der Führungstreffer von Dickel brachte keine Sicherheit und der BVB kassierte den Ausgleich. Allerdings ließ er in der Folgezeit reichlich Chancen zum Sieg liegen. Das gleiche Ergebnis gab es fünf Tage später in München. Erneut gingen die Borussen durch Norbert Dickel in Führung, am Ende gab es die Punkteteilung. Doch beim 1-1 gegen den FC Bayern überwog die Freude über den Punktgewinn. Drei Tage später spielte die Borussia dann in Nütterden gegen Rot-Weiß Essen und gewann mit 4-1. In der Länderspielpause siegte Andy Möller mit der U21 gegen die Niederlande mit 2-0, musste allerdings eine Verletzung hinnehmen. Der Muskelfaserriss bedeutete eine vierwöchige Zwangspause für den Dortmunder. Einen Tag später trafen in München Deutschland und die Niederlande bei der WM-Qualifikation aufeinander. Bei der EM-Revanche kam in der 68. Minute Frank Mill für Jürgen Klinsmann auf den Platz, das Spiel endete aber mit 0-0.

Am 22. Oktober spielten die Dortmunder beim FC St. Pauli und verloren mit 0-1. Und auch eine Woche später wurde der BVB beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln vorgeführt. Die ohne Mill, Zorc und Möller angetretenen Borussen verloren klar mit 0-4 und kassierten die höchste Heimniederlage seit 16 Jahren. Doch am 1.11.1988 war wieder Pokaltime. Diesmal empfing Köppels Mannschaft den FC Homburg. Durch das erste Pflichtspieltor von Michael Rummenigge in der 63. Minute vor 8.000 Zuschauern, erzielt per Elfer, gewann sie mit 2-1 und zog in die dritte Runde ein. Zuvor trafen Günter Breitzke (30.) für die Borussen und Jurgeleit (54.). Aber es kriselte beim BVB. Drei Tage nach dem Spiel kassierte Frank Mill eine 5.000 DM-Geldbuße vom Verein. Außerdem wurde ihm die Kapitänsbinde entzogen. Der Stürmer beklagte sich in die Medien über die Personalpolitik. BVB-Präsident Niebaum sagte dazu: „Wir haben ihn nicht als Schriftsteller verpflichtet, sondern als Torjäger. Und da hapert es bei ihm in dieser Saison gewaltig."

Auch am 5. November konnten die Borussen bei Bayer 05 Uerdingen nicht gewinnen, es ging 0-0 aus. Aber eine Woche später war es dann soweit. Beim Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg schoss sich der BVB den Frust von der Seele und gewann durch jeweils zwei Treffer von Thomas Helmer und Nobert Dickel mit 4-0. Sieben Tage später erlebten die Zuschauer im Bochumer Ruhrstadion ein hochklassiges B1-Derby zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund. Nach fünfwöchiger Verletzungspause zeigte Andreas Möller eine hervorragende Leistung und erzielte auch den 1-0-Führungstreffer. Am Ende sprang aber nur ein 2-2 heraus. Auch das nächste Spiel, ein Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft von Saudi-Arabien, endete Unentschieden (1-1). Am 26.11.1988 kam die Eintracht aus Frankfurt nach Dortmund. Und wie schon beim letzten Heimspiel zeigten sich die Borussen torhungrig. Die Entdeckung des Spiels war der 21-jährige Günter Breitzke, der alleine drei Treffer beim 6-0-Sieg erzielte. Die Reise in die Hansestadt Bremen hätte sich der BVB sparen können. Drei Tage nach dem großen Erfolg mussten die Borussen eine 0-2-Niederlage beim Meister Werder hinnehmen und auch beim Karlsruher SC vier Tage danach kam man nicht über ein torloses 0-0 hinaus. Somit ging der BVB als Zwölfter mit 16-18 Punkten und 23-16 Toren in die Winterpause.

Aber bevor sich die Spieler in den Winterurlaub zurückziehen konnten, gab es in Gelsenkirchen die dritte Runde im DFB-Pokal. Stand es zur Halbzeit noch 0-0, so konnten die Borussen innerhalb von zehn Minuten zwischen der 60. und 70. Minute eine 3-0 Führung durch Rummenigge, Dickel und Zorc erzielen. Am Ende gewann der BVB vor 47.000 Zuschauern mit 3-2 (Luginger in der 83. Minute und Anderbrügge per Foulelfmeter in der 90. Minute trafen für die Knappen) und stand im Viertelfinale. Durch das Gelsenkirchener Stadion tönten die BVB-Fans: „Über Sch*lke fahr'n wir nach Berlin." Aber damit war die Berichterstattung zu diesem Spiel noch nicht beendet. Auf der anschließenden Pressekonferenz revanchierte sich BVB-Spieler Frank Pagelsdorf für die schlechten Kritiken in den letzten Wochen in einer großen Boulevardzeitung und schüttete über deren „Reporter" Jürgen Meyer ein Glas Wasser aus. Dieser konterte mit drei Fausthieben in Richtung des BVB-Spielers. Einen Tag später fand dann die Weihnachtsfeier statt und man verabschiedete sich für vier Wochen. Aber ein weiterer Streit bahnte sich an. Weil Frank Mill für das Pokalspiel nicht berücksichtigt wurde, obwohl er sich nach seiner Verletzungspause wieder gesund gemeldet hatte, drohte er damit, den Verein sofort zu verlassen. Einen Tag später fand dann ein Gespräch zwischen Mill, Trainer Köppel, Manager Klaus Gerster und dem Vorstand statt und man versuchte, die Streitigkeiten aus dem Weg zu räumen. Der BVB-Stürmer sagte dazu: „Es wurde von allen Seiten Fraktur geredet. Das hätte viel eher geschehen müssen." Mill erklärte danach, dass er seinen bis 1991 laufenden Vertrag erfüllen werde. Aber der BVB suchte nach einem weiteren Stürmer. Die Verpflichtung des Schotten Maurice Johnstone scheiterte am Geld, so versuchte Manager Gester den dänischen Nationalspieler Marc Strudal zu verpflichten, allerdings hatte der 1. FC Köln bei dem Spieler ein Vorkaufsrecht.

Das neue Jahr begann, wie das alte geendet hatte: nämlich mit Transfergerüchten um Frank Mill. Außerdem war für Matthias Ruländer wegen eines Kreuzbandrisses die Saison bereits beendet. Mitte Januar riss BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum der Kragen und er erklärte nach einem Interview von Frank Mill mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: „Wir legen ihm keine Steine in den Weg. Wir können mit, aber auch ohne Mill leben." Währendessen konnte der BVB die Verpflichtung von Marc Strudal vom dänischen Erstligisten Naestved IF verkünden. Am 19.1.1989 zeichnete sich ein Wechsel von Frank Mill zum 1. FC Köln ab. Allerdings forderte Borussia eine Ablösesumme von 1,5 Mio. DM. In der Hallenserie wiederholte Borussia Dortmund seinen Vorjahreserfolg im Turnier in Essen mit einem Finalsieg gegen Schwarz-Weiß Essen (5-2). Und auch beim Hallenturnier in Kassel drei Tage später holten die Dortmunder den Turniersieg. Währenddessen gab es im Streit zwischen dem BVB und Frank Mill erneut eine Wende. Denn der BVB-Stürmer sagte sowohl Bremen als auch Köln ab, da sich Mill und Präsident Dr. Niebaum in einem Vier-Augen-Gespräch aussprachen und die Probleme beilegen konnten. Außerdem konnte der BVB die Verpflichtung von Alexander Conrad von Eintracht Frankfurt verkünden. Zur selben Zeit wurde Bruno Pasqualotto wieder reamateurisiert.

Am 28. Januar fand in der Dortmunder Westfalenhalle das Hallenmasters statt. Allerdings scheiterte der BVB bereits in der Vorrunde. Außerdem mussten die Borussen den Ausfall von Thomas Helmer, der sich eine Bänderdehnung zugezogen hatte, hinnehmen. Es war fraglich, ob er beim Rückrundenstart wieder einsatzfähig sein würde. Aber auch in den nächsten Tagen wurden weitere Personalentscheidungen getroffen. So wurde der Vertrag von Günter Breitzke bis zum 30.6.1991 verlängert. Dafür verließen die Spieler Frank Pagelsdorf (zu Hannover 96), Adrian Spyrka (zum 1. FC Saarbrücken) und Rupert Gerl (zur SpVgg. Marl) den Verein. Beim letzten Vorbereitungstest spielte der BVB beim Bochum-Cup gegen die Nachbarn aus Gelsenkirchen nur 2-2. Im abschließenden Spiel gegen Borussia Mönchengladbach erzielte Norbert Dickel den entscheidenden Treffer zum 1-0-Sieg. Damit gewann Dortmund den Turnier-Pokal.

Am 18. Februar begann die Rückrunde und Borussia revanchierte sich beim VfB Stuttgart für die Hinspielniederlage. Der 3-1-Sieg bedeutete gleichzeitig den ersten Auswärtssieg seit September 1988. Als Matchwinner zeichnete sich wegen seiner beiden Treffer Günter Breitzke aus. Den dritten Treffer erzielte Frank Mill. Eine Woche später kam der Hamburger SV ins Westfalenstadion. Am Ende trennten sich die Hamburger und Dortmund mit 2-2. Der 4. März 1989 brachte aber dann die erste Pflichtspiel-Niederlage des BVB in der Rückrunde. Beim 1. FC Kaiserslautern verlor er knapp mit 2-3. Aber trotzdem konnte Borussia vier Tage später die Vertragsverlängerung von Norbert Dickel verkünden. Der zum Saisonende auslaufende Vertrag wurde bis 1991 verlängert. Im nächsten Heimspiel verließen die Borussen den Platz erneut siegreich, denn Bayer Leverkusen wurde mit 2-1 nach Hause geschickt. Während Andreas Möller und Frank Mill für das A-Länderspiel gegen Bulgarien berufen wurden, absolvierte der 24-jährige Norweger Kai Braathen ein Probetraining bei den Westfalen. Dank des vierten Auswärtstores von Andreas Möller konnten die Dortmunder beim Namensvetter aus Gladbach ein 1-1 erzielen und einen Punkt entführen.

Am 21. März spielte Deutschland mit Andreas Möller gegen Bulgarien und siegten mit 2-1. Frank Mill musste verletzungsbedingt auf der Bank bleiben. Aber auch bei der U17 waren Borussen begehrt. Vier Tage später wurden für den Ländervergleich gegen Österreich mit Stefan Klos, Peter Quallo, Tim Gutberlet und Andreas Müller gleich vier Dortmunder ins Aufgebot berufen. Zur selben Zeit fand im Westfalenstadion ein Heimspiel gegen Werder Bremen statt. Die Dortmunder gewannen dieses Heimspiel mit 3-1 und bauten ihre imposante Bilanz aus den letzten fünf Heimspielen auf 9-1 Punkte und 17-4 Tore aus. Drei Tage später fand schon das nächste Heimspiel statt, diesmal im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den Karlsruher SC vor 42.000 Zuschauern. Durch den 1-0-Sieg durch einen Foulelfmeter von Michael Zorc in der 29. Minute zogen die Dortmunder ins Halbfinale ein. Gegner wiederum im Westfalenstadion war der VfB Stuttgart. Das dritte Heimspiel in Folge am 1. April endete als schlechter Scherz, denn Waldhof Mannheim entführte bei der 1-2-Niederlage beide Punkte aus Dortmund.

Während drei Tage später die U17 mit Quallo und Gutberlet zu einem 5-0-Sieg über Österreich kam, spielte zur selben Zeit der BVB in einem Freundschaftsspiel gegen Wattenscheid 09 und gewann das Spiel mit 2-1. Das zweite U17-Spiel gegen Österreich wurde ebenfalls siegreich abgeschlossen. Beim 4-1-Sieg standen diesmal mit Klos, Quallo, Gutberlet und Müller alle nominierten BVB-Spieler auf dem Platz. Erfolgreich verlief einen Tag später die Reise des BVB nach Niedersachsen. Bei Hannover 96 erzielte Andy Möller beim 5-1-Auswärtssieg zum fünften Mal in den letzten sechs Spielen ein Tor. Das weckte Begehrlichkeiten. So wurde am 13. April bekannt, dass der italienische Topklub SSC Neapel an dem Jungstar aus Dortmund interessiert sei. Beim Heimspiel gegen Bayern München erzielte zum vierten Mal Günter Breitzke das 1-0 für die Borussen. Bester Akteur war aber Teddy de Beer, der mit zahlreichen Glanzparaden den 1-1-Endstand festhielt und einen möglichen Sieg der Süddeutschen verhinderte.

Am 19. April traf die U18 Deutschlands in einem EM-Qualifikationsspiel auf die Niederlande und spielte 0-0. Dabei bekamen die Dortmunder Müller und Klos Bestnoten. Zwei Tage später fand im Westfalenstadion ein Freundschaftsspiel gegen Dynamo Moskau statt. Der besondere Anlass war das 15-jährige Bestehen des Dortmunder Stadions und der Reinerlös dieses Spiels ging an die Hinterbliebenen der Sheffield-Katastrophe. Zwei Tage später gab es dann ein Freundschaftsspiel zwischen dem BVB und der SuS Kaiserau. Beim 16-0-Sieg des Bundesligisten nahmen auch Möller und Mill teil, wobei Möller alleine vier Treffer erzielte. Der Letztgenannte war dann auch drei Tage danach beim WM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande dabei (1-1). Am 29. April wurde aber wieder in der Bundesliga Fußball gespielt. Bei den Kickers aus Stuttgart nahmen die Dortmunder erneut beide Punkte mit - das Spiel endete 2-1. Eine Woche später kam der Ballspielverein im Heimspiel gegen St. Pauli nicht über ein 0-0 heraus. Bei den deutschen Auswahlmannschaften waren wieder Borussen dabei. So gewann die U17 mit Klos und Gutberlet in einem EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland mit 1-0 und beim Achtländerturnier in Frankreich siegte die U18 mit Thomas Zetzmann die Mannschaften von CSSR und Polen jeweils mit 2-1.

Am 9.5.1989 gastierte dann im DFB-Pokal-Halbfinale der VfB Stuttgart im Westfalenstadion vor 50.000 Zuschauern. Die Dortmunder gingen durch Zorc mit 1-0 mit einem dreifach abgefälschten 18-Meter-Schuss in der 29. Minute in Führung. In der 59. Minute folgte dann die Entscheidung. Frank Mill erzielte per Kopf den 2-0-Endstand. Daraus folgten heftige Proteste der Stuttgarter und Schiedsrichter Heitmann aus Drentwede trat in Erscheinung, gab dem BVB-Libero und den beiden Stuttgartern Gaudino und Schröder die Rote Karte wegen Tätlichkeiten und Schiedsrichterbeleidigungen. Der Dortmunder wurde darauf für zwei Spiele gesperrt. Einen Tag später musste Stürmer Norbert Dickel das Training abbrechen, da sein Knie dick geworden war. Bei einer Arthroskopie des Knies in Zürich wurde ein Meniskus- und Knorpelschaden diagnostiziert und vier Tage später musste sich Dickel operieren lassen. Am 25. Mai fand dann das nächste Bundesligaspiel beim 1. FC Nürnberg statt, wo sich die Teams 1-1 trennten. Viel schwerer wog die unberechtigte Rote Karte für Michael Zorc, der BVB legte nach dem Spiel Protest gegen diese Karte ein. Erneut glänzte sechs Tage später beim Länderspiel Andreas Möller beim 0-0 gegen Wales. Während der BVB am 3. Juni im Heimspiel den VfL Bochum mit 2-1 besiegte, wurde bekannt, dass Italiens Rekordmeister Juventus Turin Andreas Möller verpflichten wolle. Möllers Berater und gleichzeitig auch BVB-Manager Gerster erklärte daraufhin: „Möller ist zur Zeit unverkäuflich. Ein Wechsel kommt für ihn nicht in Frage."

Unterdessen machte das Aufbautraining von Norbert Dickel beim Düsseldorfer Masseur Dirk Restl gute Fortschritte. Am 17.06.1989 kam es zum letzten Bundesligaspiel der Borussen daheim gegen den Karlsruher SC. Mit einem 3-2-Sieg konnten die Dortmunder einen versöhnlichen Abschluss in der Liga mit 37-31 Punkten und 56-40 Toren auf Platz sieben feiern. Vor dem Pokalfinale schwirrten in Dortmund diverse Namen von Neuverpflichtungen durch die Luft. Nicht verpflichtet wurde der schottische Nationalspieler David McPherson von Hearts of Midleothian. Der argentinische Nationalspieler Nestor Craviotto machte währenddessen ein Probetraining beim BVB. Zur neuen Saison verließen die Spieler Margetic (wechselte in die USA), Pasqualotto (zu Rot-Weiß Frankfurt) und Conrad (zu Eintracht Frankfurt) den Verein, dafür unterschrieb Martin Driller bei den Westfalen. Für eine Ablösesumme von 40.000 DM kam er vom FC Paderborn-Neuhaus. Außerdem verstärkten aus der eigenen Jugend Andreas Ortkemper, Stephan Ritz, Hartmut Schlegel und Martin Wiercimok den Profi-Kader.

Am 24. Juni 1989 war es dann soweit, in Berlin fand das DFB-Pokal-Finale statt. Gegner der Dortmunder war Ligakonkurrent Werder Bremen und Berlin war währenddessen in schwarzgelber Hand. Alleine im Stadion waren bei herrlichem Sonnenschein über 40.000 BVB-Fans und hofften auf das Wunder gegen den Favoriten aus dem Norden. Vor dem Spiel versuchte Norbert Dickel wieder fit zu werden, was angesichts der Schwere seiner Knieoperation eigentlich gar nicht möglich war. Aber er arbeitete hart daran, so dass die Entscheidung vom Trainer abhängen sollte. Am Endspielmorgen sprach dann BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum mit Trainer Köppel und erklärte ihm: „Ohne den Nobby können wir das Ding nicht gewinnen! Mit Storck im Team sind wir zu defensiv ausgerichtet, lass uns das Risiko eingehen." Ob diese Worte den Trainer beeinflusst haben, ist schwer zu sagen, aber später am Tag teilte er Dickel mit: „Nobby, du spielst!" Darauf sagte der angeschlagene Stürmer: „Gut, Trainer, wenn du mir die Rückendeckung gibst, ist alles klar." Und auch bei der mittäglichen Mannschaftsbesprechung wurde der restliche Kader darüber informiert. Köppel verlangte Verschwiegenheit: „Aber behaltet es für euch, ich will, dass Rehhagel bis kurz vor Spielbeginn rätselt, wie wir spielen werden."

Der Auftakt aber ging gründlich daneben, denn in der 14. Minute erzielte Karl-Heinz Riedle das 1-0 für die Bremer. Doch schon sieben Minuten später fiel der Ausgleich und verwandelte das Olympiastadion in ein schwarzgelbes Fahnenmeer. Was war passiert? Frank Mill flankte von der linken Seite in die Mitte, Dickel-Bewacher Rune Bratseth verpasste den Ball, so dass Norbert ohne Probleme ins Bremer Tor einnetzen konnte. Das Risiko machte sich bezahlt. Später sagte er einmal, was ihm da durch den Kopf gegangen war: „Wahnsinn, diese Kulisse, wir dürfen nicht nach Hause fahren, ohne diesen tollen Fans den Pott mit auf dem Heimweg zu geben." Aber es war erst einmal Halbzeit. Im zweiten Durchgang wurde das Wunder dann real, denn in der 57. Minute erzielte Frank Mill mit einem platzierten Kopfball die 2-1-Führung. In der 71. Minute fiel dann die Vorentscheidung, der Ball kam irgendwie zu Norbert Dickel an der Strafraumgrenze. Er entschied sich für volles Risiko, konnte ihn aber nicht mit dem Innenrist schießen, da diese Belastung für das Knie zu groß war. Also nahm er das Spielgerät mit dem Vollspann und der Ball ging wie an einer Schnurr gezogen ins lange Eck zum vielbejubelten 3-1. In der 77. Minute durfte dann der „Held von Berlin" den Platz verlassen, denn die Entscheidung war bereits gefallen. Für ihn kam Michael Lusch, der 100 Sekunden später bei einem Konter den 4-1-Endstand schoss. Dortmund gewann nach 23 Jahren endlich wieder einen Titel!

Mit dem Schlusspfiff begann dann ein 24-stündiger Triumphmarsch der Westfalen. Nach der Siegerehrung feierten die schwarzgelben Helden in der Kabine weiter. Dort wurde BVB-Zeugwart „Bomber" Wiegand vor allem von Dickel beglückwünscht. Der Grund war, dass er vor dem Spiel dem Stürmer zwei paar Schuhe hingestellt hatte. Zum einen ein neues Paar, aber auch ein altes, ausgelatschtes Paar Schuhe. Auf die Frage, warum er die alten Schuhe herausgekramt hatte, sagte Wiegand: „Das sind die Dinger, mit denen du vor acht Monaten einen Treffer nach dem anderen erzielt hast. Ich kann dir nicht versprechen, dass sie halten, aber ich habe sie so gut wie möglich flicken lassen. Du willst doch heute wieder die Hütten machen, also zieh sie an." Zwar konnte der Stürmer darin kaum laufen, aber am Ende siegte der Aberglaube. Die Schuhe hat er sich dann vergolden lassen. Am nächsten Tag war ganz Dortmund auf den Beinen, als die Borussen wieder in der Heimat waren. Über 200.000 Fans sorgten dafür, dass in Dortmund alles schwarzgelb war. Diese Party wird unvergesslich bleiben. Aber nicht nur den BVB-Fans, sondern auch den meisten Spieler von damals.


Die BVB-Pokalsieger-Mannschaft

 Fazit:

Sportlich lief es beim BVB sehr wechselhaft. Während er sich im DFB-Pokal bis nach Berlin durchkämpfte, zeichnete sich früh in der Liga ab, dass Konstanz nicht die Stärke von Borussia Dortmund in dieser Saison war. Nach sechs Spieltagen standen gerade einmal drei Punkte auf der Habenseite. Erst am siebten Spieltag konnte ein Spiel gewonnen werden, welches dann den Wendepunkt in der Meisterschaft bedeutete. Neben Pleiten wie gegen den 1. FC Köln konnte die Borussia aber auch Sahnetage vorweisen, so beim 6-0 gegen die Eintracht auf Frankfurt oder den beiden respektabelen 1-1-Unentschieden gegen den späteren Meister FC Bayern München. Am Ende verpasste die Borussia den angestrebten Uefa-Cup-Platz um zwei Punkte.

Gerade bei der Heimspiel-Bilanz sah man das Problem. Denn nur acht der 17 Heimspiele konnten siegreich abgeschlossen werden. Und auswärts gab es sogar nur vier Siege. Ein weiteres Problem waren die Stürmer. Der erfolgreichste Torschütze, trotz Verletzungspechs, war mit „nur" zwölf Treffern Norbert Dickel. Möller, eigentlich Mittelfeldspieler, schaffte es auf elf Tore und auf den dritten Platz kam der Neu-Profi Günter Breitzke mit zehn Treffern. Frank Mill, eigentlich der Topstürmer beim BVB, schoss in der Saison nur sechsmal ins gegnerische Tor.

Während man sportlich am Ende alles richtig gemacht hatte, gab es aber im Verein Unstimmigkeiten. Das begann mit der fristlosen Kündigung von Saftig, weil er seinen Kapitän nicht gegen den Vorstand hatte durchbringen können. Ironischerweise wurde später der vom Vorstand durchgeboxte Kapitän (Frank Mill) doch noch entmachtet. Der nächste Streit fand zwischen den Fans und Michael Rummenigge statt. Was war passiert? Bei einer Telefonaktion watschte der Neu-Dortmunder in der (damaligen) Arbeiterstadt Dortmund einen arbeitslosen Schlosser ab. Er sagte, dass ein Schlosser ein kleines, austauschbares Rädchen sei, während er nicht so einfach ersetzt werden könne. Damit war er bei den Dortmund-Fans erst einmal unten durch. Hilfreich war es auch nicht, dass er den Publikumsliebling Marcel Raducanu verdrängt hatte. Die Antipathie der Fans ging soweit, dass eine Flut von Protestbriefen in der Geschäftsstelle abgegeben wurden und dass es Demonstrationen gegen den Fußballprofi aus München gab. Aber er kämpfte gegen seinen schlechten Ruf an. Der „Sünder" begab sich auf eine Goodwill-Tour und besuchte die Fanclubs. Diese Aktion und natürlich seine Leistung auf dem Platz sorgten für den Stimmungsumschwung bei den Fans. Ein dritter Streitpunkt fand während des Jahreswechsels zwischen Frank Mill und dem Verein statt. Mit verwickelt war wohl auch die Schlägerei zwischen einem Boulevardreporter und einem BVB-Spieler nach dem Pokalspiel in Gelsenkirchen. Denn angeblich soll Mill der Informant dieser„Zeitschrift" gewesen sein und saß deshalb beim Pokalspiel auf der Bank. Auf dem Höhepunkt standen die Zeichen auf Trennung, doch ein persönliches Gespräch zwischen Mill und Niebaum brachte die Wende. Am Ende war Mills Entscheidung wohl die richtige. Ein weiteres Problem war der sportliche Manager Klaus Gerster, dem leider seine Unerfahrenheit auf diesem Posten anzumerken war. Federführung blieben die Verpflichtungen von Patricio Margetic und Marc Strudal, die in Dortmund hoffnungslos versagten.

Was aus der Saison 88/89 in Erinnerung blieb, war natürlich der Triumph in Berlin und die Tragik um den Helden von Berlin, Norbert Dickel. Er bezahlte seinen Einsatz im Pokalendspiel am Ende einer langen Leidenszeit mit der Sportinvalidität. Hierbei sollte allerdings der Verein nicht unerwähnt bleiben, der ihn später als Stadionsprecher, bzw. als Eventmanager eingestellt hat. Und seine Beliebtheit bei den Fans ist weiterhin nahezu ungebrochen. Da verzeiht man ihm auch gerne ein paar Ausflüge in das Fettnäpfchen, die er bei seiner Präsentation im Westfalenstadion hin und wieder präsentiert. Aber es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass er als Stadionsprecher weiter sehr natürlich bleibt und keine 08/15-Präsentation wie in anderen Stadien abliefert. Außerdem blieb diese Saison als der Wendepunkt in der Geschichte von Borussia Dortmund in Erinnerung. War man vor dieser Saison eher eine Mannschaft, die sich nach unten orientieren musste, konnte man mit dieser Saison den Grundstein für die Siege in den 90er legen.

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