Fehlfarben

Gelsenkirchen vor bester Rückrunde aller Zeiten

16.01.2014, 19:40 Uhr von:  Felix

Der Ruhrgebietsfußball im Jahr 2014 gibt insgesamt nicht das beste Bild ab. Ein finanziell und sportlich abgestürzter MSV Duisburg, ein VfL Bochum ohne realistische Aufstiegschancen in die erste Liga – und jetzt auch noch die schwere Krise in Dortmund nach den zuletzt so erfolgreichen Spielzeiten. Wie gut, dass wenigstens die Gelsenkirchener antreten, um die Ehre des Reviers zu retten und das neue Jahr zu ihrem zu machen.

Jens Keller

„Übungsleiter K“ heißt das Konzept, mit dem man an der Emscher in der Rückrunde reüssieren wird. Hatte der sportliche Vorstand in einem Anflug von Leichtsinn in der Hinrunde gar mit Alternativkandidat Thomas Schaaf verhandelt und Trainer Jens Keller bloßgestellt, hatten die Fans sich wiederholt gegen den leicht lethargischen Schwaben ausgesprochen, hatten die Medien auf ihn eingenagelt: das war schlicht naiv, geben nun alle offen zu. Zeigt doch das Beispiel aus dem nahen Dortmund, dass es nur einen Faktoren braucht, um erfolgreich zu sein. Eben einen „Übungsleiter K“.

Seit sie in Gelsenkirchen entdeckt haben, welchen Anfangsbuchstaben der Name ihres Coaches hat, ist all der Zwist aus 2013 vergessen. Passé sind die Vorwürfe, es gäbe kein Konzept. „Wir haben vollstes Vertrauen in Übungsleiter K. Schon immer gehabt“, betont Manager Horst Heldt.

Tönnies attackiert völlig zurecht Gauck

Selbst der notorische Nörgler Clemens Tönnies zeigt sich jetzt voll und ganz von seiner sympathischen Seite. So beseelt ist der Aufsichtsratsboss von seinem Trainer, dass er niemals öffentliche Kritik an ihm äußern würde. Um seinen immerwährenden Groll irgendwie zu kanalisieren, musste stattdessen sogar Bundespräsident Joachim Gauck herhalten.

Dessen feige Entscheidung, einfach den demokratischen Winterspielen in Sotschi fernzubleiben, kommentierte Tönnies zum Glück mit der gebotenen Schärfe und kündigte seinerseits einen längeren Besuch bei dem sportlichen Großereignis an. Der philanthropische Fleischfabrikant ist zudem bekannt dafür, humanitär im Menschenrechtsparadies zu investieren.

Gelsenkirchener Fans

Kontinuität herrscht künftig zum Glück nicht nur auf der Trainerbank, sondern auch auf der Torwartposition, auf der Timo Hildebrandt trotz seines genauen Passspiels nicht dauerhaft überzeugen konnte. Wie gut, dass sich die neue Nummer 1, Ralf Fährmann, seiner Sache sicher ist und sich nicht von der Verpflichtung der Düsseldorfer Torwartrakete Fabian Giefer irritieren lässt.

Für das neue positive Image des Klubs sorgt Heldt auch mit dem Abschied von Jermaine Jones. Er hat vor allen anderen erkannt: die Zeit aggressiver Mittelfeldspieler ist einfach vorbei. "Im Derby hat es schließlich auch ohne Jones 76 Minuten lang gut geklappt", betont der kleingewachsene Transferstratege. Die Frage, ob der US-Nationalspieler jetzt freiwillig das schöne GE verlässt oder nicht, vermochte nur kurz für Verwirrung zu sorgen. Das neue Gelsenkirchen zieht halt an einem Strang. Und es grätscht nicht mehr wild oder schlägt wütend um sich. Im Gegenteil: es kassiert.

Solidarität im Trainingslager

Aus Solidarität mit dem nicht ins Trainingslager gereisten Jones legte Neu-Leihgabe Jan Kirchhoff sogleich spontan die Arbeit nieder. So einen Zusammenhalt kann man sich nur wünschen.


Noch ist man im nördlichen Ruhrgebiet betont bescheiden, aber mit dem neuen Geist und Übungsleiter K bestehen keine Zweifel daran, dass die Bundesliga-Rückrunde die beste aller Zeiten wird. Sogar das Champions-League-Finale ist drin.

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