Kurzweiliger Traditionsabend zum Jahrhundertspiel gegen Benfica
Zum fünften Traditionsabend begrüßte Dr. Reinhold Lunow am Mittwochabend mehrere hundert Besucher im Borusseum. „Das ist der bisher bestbesuchteste Traditionsabend“, freute sich der Schatzmeister direkt zu Beginn. Die Resonanz war dem Anlass angemessen: Auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 4. Dezember 1963, setzte sich der BVB vor offiziell „nur“ 42.000 Zuschauern, in Wahrheit aber bestimmt noch einigen Tausend mehr, im „Jahrhundertspiel“ in der Roten Erde gegen den damals wohl weltbesten Verein Benfica Lissabon durch.
Nach dem 1:2 im Hinspiel schaffte der BVB damit die Sensation und zog ins Viertelfinale des Landesmeister-Pokals ein. Nach einem 4:0 und 1:3 gegen Dukla Prag war schließlich erst im Halbfinale Schluss gegen den späteren Pokalgewinner Inter Mailand (2:2, 0:2).
Zu Beginn nahm das lebende Archiv Gerd Kolbe die Besucher unter dem Motto „Das Jahr 1963 - Deutschland und die Welt, Dortmund und der BVB“ mit auf eine Zeitreise, um den passenden historischen Rahmen für das Jahrhundertspiel zu setzen.
Anschließend widmeten sich die Moderatoren des Abends, Matthias Bongard und Gregor Schnittker, zunächst der unglücklichen 1:2-Niederlage im Hinspiel im Estadio da Luz. Vor rund 41.000 Zuschauern schlug sich der BVB seinerzeit sehr achtbar. Reinhold Wosab egalisierte Antonio Simoes‘ Führung, doch Eusebio sorgte für den 2:1-Endstand. Dieter „Hoppy“ Kurrat, Theo Redder, Willi Burgsmüller, Lothar Geisler und Hans Tilkowski gaben hierbei auf dem Podest allerlei Anekdoten rund um die Abwehrschlacht zum Besten.
Zwischenzeitlich konnte auch einer der weltbesten Fußballer aller Zeiten im Borusseum begrüßt werden. Der mittlerweile 71-Jährige Eusebio war der Einladung Borussias gefolgt und nahm unter stehenden Ovationen Platz auf der Bühne. Ein zwar gesundheitlich gezeichneter, aber humorvoller Altstar des Fußballs konnte dabei allerlei interessante Geschichten berichten, die hier den Rahmen sprengen würden. Sein Gegenspieler im Estadio da Luz war der „laufende Meter“ Hoppy Kurrat, dem es gelang, das damalige Aushängeschild des Weltfußballs an die Kette zu legen. Auf Bongards Frage, was es für ein Spiel gewesen ist, antwortete „Hoppy“ in dem ihm eigenen, liebenswürdigen Humor: „Es ging rauf und runter.“ Und weiter: „Ich war erst 21, aber ich kam hinterher gut mit ihm klar.“ Und auch Eusebio selbst war die Besonderheit des Moments anzumerken, einen einstigen Gegenspieler nach 50 Jahren wiederzusehen: „Es freut mich sehr, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen“, teilte er über seinen Dolmetscher mit. Als Dank für die Einladung überreichte Eusebio schließlich gar das Trikot, das er bei jenem 1:2 am 6. November 1963 getragen hatte, für das Borusseum.
Beim Rückspiel am 4. Dezember 1963 konnte Eusebio aufgrund einer Knieverletzung nicht mitwirken. Nach einem Fitnesstest mit Trainer Lajos Czeizler kamen die beiden zu der Einsicht: Es reicht nicht. Doch bevor das Rückspiel, das Jahrhundertspiel, angegangen wurde, stand ein anderes Ereignis im Mittelpunkt des Abends.
Im letzten Teil des Abends stand schließlich das Jahrhundertspiel selbst im Fokus. Alfred „Aki“ Schmidt, Willi Burgsmüller, Franz Brungs und Reinhold Wosab plauderten in lockerer Atmosphäre über ihre Erinnerungen - und nahmen sich dabei auch mal wechselseitig aufs Korn. „Aki“ Schmidt erinnerte sich auch an die damaligen Verhandlungen über eine Siegprämie mit dem damaligen Vorstand Werner Wilms. Noch fünf Minuten vor dem Spiel - die Spieler waren bereits umgezogen - verhandelte „Aki“ mit Wilms. 500 Mark rief er auf den Plan, doch der Vorstand blieb hart und sagte nein.
Zum überragenden Mann auf dem Platz avancierte schließlich Franz Brungs, der drei Treffer zum 2:0 bis 4:0 erzielen konnte. Zum 1:0 traf Timo Konietzka, den Schlusspunkt setzte Reinhold Wosab. Für Brungs war es dabei ein ganz besonderer Tag: Er feierte am 4. Dezember 1963 seinen 27. Geburtstag: „Ich bin heute noch stolz, dass ich damals das Trikot von Borussia Dortmund getragen habe“, löste der gebürtige Rheinländer sentimentale Gefühle im Raum aus. Ein würdevolles Schlusswort nach knapp zweieinhalb Stunden im Borusseum.