Zum Fußballspielen braucht man keine elf Mann
Zum Fußballspielen braucht man keine 11 Mann„Aus einer scheiß Woche, eine klasse Woche gemacht.“ Mit diesen Worten endet ein spektakulärer Arbeitstag von Jürgen Klopp. Borussia überrennt die Frankfurter Eintracht und zeigt eines deutschen Meisters würdigen Fußball bei einem nie gefährdeten 3:0 Erfolg. Bereits nach 09 Minuten hatte Borussia mit dem 2:0 den Frankfurtern den Zahn gezogen.
Ausgangslage
Nach der Heimniederlage gegen Hamburg, der Sperre von Lewandowski und einer langen Champions-League Nacht in Domezk waren Skepsis und Zweifel so manch einem schwatzgelb bekleideten Besucher des Westfalenstadions ins Gesicht geschrieben. „Das wird ein richtig schweres Spiel“ konnte man aus allen Ecken vernehmen. Schließlich war eine absolute Spitzenmannschaft, mit der man in der Hinrunde schon seine Probleme hatte, zu Gast. Mit einem Sieg hätte die Eintracht gar an Dortmund in der Tabelle vorbeiziehen können. Doch es kam anders…
"Das wird ein harter Brocken"
Wir wollen Dortmund siegen sehen" schallt es von der Süd als sich die Spieler nach dem Warmlaufen in die Kabine zurückziehen. Doch die Ausgangssituation sah nicht gerade rosig aus. Für den rotgesperrten Lewandowski rutscht Julian Schieber in die Startelf, der in den letzten Spielen nur zu Kurzeinsätzen gekommen ist und auch in diesem Spiel vorzeitig den Platz verlassen musste. Nach 30 Minuten ging Schieber mit Gelb-Rot vorzeitig unter die Dusche. Im Anschluss an ein gefährliches Spiel und einen Luftkampf, bei dem er den Ellbogen nutzt, um sich in die Luft zu schrauben, zückte Schiedsrichter Brych die Gelb-Rote Karte. Immerhin stand Gündogan wieder auf dem Platz, der dem heutigen Spiel seinen Stempel aufdrücken sollte. Ballsicher, läuferisch herausragend und mit viel Übersicht, ist er vielleicht der Spieler des Tages neben Reus und Götze. An seiner Seite spielte Manni Bender, der gegen Hamburg als linker Aussenverteidiger unglücklich agierte. Auch er sollte ein überragendes Spiel abliefern. Auf der Bank durfte neben Kehl, Sahin, Großkreutz, Leitner auch Felipe Santana Platz nehmen. Für ihn rutscht nach langer Verletzungspause Neven Subotiv zurück ins Team, der eine fehlerfreie Partie absolvieren sollte.
"Zum Fußballspielen braucht man keine 11 Mann"
Bei der Eintracht, deren Fans wieder zahlreich erschienen sind, fehlte lediglich der Ex-Borusse Martin Amedick auf dem Platz. Auf den Rängen vermisste man Fahnen und Doppelhalter,- der verdiente Lohn nach unzähligen Zwischenfällen bei Auswärtsspielen. Immerhin sollte der heutige Spieltag friedlich, ohne Pyro und Co ablaufen. Sind Frankfurt –Fans für ihre Leidenschaft und Lautstärke bekannt, wurden sie heute nur selten ihrem Ruf gerecht. Dies lag sicherlich auch daran, dass sie in den ersten Minuten ihr schwatzgelbes Wunder erlebten, als Dortmund nach vier hundertprozentigen Chancen und zwei Toren von Reus in Führung ging. Götze und Reus zauberten, nach dem Hummels, Bender oder Gündogan den Ball eroberten. Anschließend nahm Dortmund das Tempo heraus und hatte das Spiel fest im Griff, bis zur 30. Minute, als Frankfurt nach der Gelb-Roten-Karte neue Hoffnung schöpfte. Dortmund schien sich daran gewöhnt zu haben, in Unterzahl zu agieren, schließlich durfte man im letzten Heimspiel bereits die Erfahrung machen in Unterzahl zu spielen. Hektik kehrte in das Spiel der Dortmunder ein und es schien als würde Borussia den Faden verlieren. Wer weiß, wenn Rode kurz vor der Halbzeit der Anschlusstreffer geglückt wäre, ob das Spiel nicht einen anderen Verlauf genommen hätte.
Doch Dortmund kam mit dem richtigen Konzept aus der Pause, ließ kaum Chancen zu und blieb stets gefährlich. Durch aggressives Pressing und ein tolles Stellungsspiel hatte man nicht den Eindruck, in Unterzahl zu spielen. Das 3:0 durch Reus war die logische Folge. Gündogan erobert den Ball, spielt einen Zuckerpass auf Götze und dieser legt abgezockt erneut für Reus auf. Zuvor hätte man bereits auf 3:0 erhöhen können, als Subotic nach einem Schuss aus 16 Metern nur die Latte trifft. Anschließend glich Frankfurt zumindest in der Anzahl der Feldspieler aus. Der Japaner Inui bettelte um die Gelb-Rote-Karte und bekam sie nach einem Faul an Mats Hummels auch. Der Meister spielte die restlichen Minuten sicher herunter. Sahin, Großkreutz sowie Leitner durften in den letzten Minuten auch noch Spielpraxis sammeln. Dann war der hochverdiente 3:0-Erfolg über bis zum Schluss kämpfende Frankfurter unter Dach und Fach. Den Schlusspunkt setzte jedoch die Eintracht mit einem Schuss an die Latte. Gebührend mit wedelnden Taschentüchern wurden die Eintracht-Fans verabschiedet, die sicher schon bessere Tage in Dortmund erlebt haben. Dortmund gewinnt am Ende das Spiel hochverdient und betreibt Wiedergutmachung nach der schmerzhaften Niederlage gegen Hamburg.
Notiz am Rande
Nachdem zwei unserer Fanbeauftragte in Donezk von Rechtsradikalen angegriffen wurden, zeigte Borussia erneut Flagge gegen Fremdenfeindlichkeit. Auf einem Banner an der Osttribüne, mit der Aufschrift: Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen aller Nationen, setzte man ein deutliches Zeichen. Der Hauptsponsor von Borussia unterstützte die Aktion, indem er das Überhängen der Werbebanden erlaubte.
Die Fotostrecke zum Heimsieg gegen Frankfurt gibt es wie gewohnt auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Stimmen zum Spiel
Klopp auf die Frage, inwiefern seine Spieler die Reisestrapazen und den mangelnden Schlaf nach dem Auswärtsspiel in Donezk kompensieren: „Die Jungs sind es gewohnt am Wochenende weniger zu schlafen.“
Klopp auf die Frage, warum der BVB heute mit mehr Leidenschaft als gegen den HSV agiert hat: „Wir haben gegen Hamburg nicht mit weniger Leidenschaft gespielt. Wir haben uns taktisch halt unklug verhalten. Wir haben in den Wochen zuvor schon gemerkt, dass wir Probleme in unserem Defensivverhalten haben und ich habe mehrmals darauf hingewiesen. Aber manchmal hört der Mensch etwas, nimmt es wahr, fühlt es aber nicht. Meine Mannschaft musste es wohl gegen Hamburg erst noch fühlen...“
Julian Schieber zu seiner Gelb-Roten-Karte: "Ich fühle mich nicht als Verbrecher. Es war zweimal eine unglückliche Szene. Natürlich ist es sehr ärgerlich, aber was soll ich machen?“
Neven Subotic zu der Gelb-Roten-Karte: "Ich dachte nach der Gelb-Roten Karte, dass es sehr schwer werden wird. Besonders für uns in der Verteidigung. Frankfurt ist bekannt dafür, schnell umzuschalten und toll nach vorne zu spielen. Es war dann auch schwer zu verteidigen, aber wir haben das gut geregelt und am Ende verdient gewonnen.“
Noten
Weidenfeller: Fehlerfrei und kaum geprüft (3)
Piszczek: Spielte konzentriert und zeigte gelegentlich sein offensives Potential. (2,5)
Subotic: Spielte eine fehlerfreie Partie und hätte sein tolles Comeback um ein Haar noch mit einem Tor gekrönt. (2)
Hummels: Endlich eine waschechte Mats-Leistung! Fehlerfrei, ein überragendes Stellungsspiel und ein hervorragendes Zweikampfverhalten. Zudem konnte er noch genügend Akzente in der Offensive setzen und war am Spielaufbau der Dortmunder stets beteiligt. (1,5)
Schmelzer: Solide in der Defensive. In der Offensive zeigte er erst nach dem 3:0 gelegentlich sein Können. (3)
Bender: Bärenstark im Zweikampf gepaart mit einem tollen Stellungsspiel. Ein besseren Staubsauger vor der Abwehr kann man sich nicht basteln. (1,5)
Gündogan: Er läuft und läuft und läuft. Zweikampfbilanz überragend. Passgenauigkeit gefühlte 100 Prozent. Der Motor des BVB-Spiels. (1)
Blaszczykowski: Lief viele Wege beim offensiven Pressing. Vermutlich fehlten ihm deshalb die letzten Prozent beim Abschluss vor dem Tor. (3)
Götze: Die Zaubermaus oder besser der Gigant. Beeindruckend, wie filigran er sich durch die Abwehrreihen schlängelt, wie bewusst er seinen Körper einsetzt im Zweikampf und mit welcher Übersicht er die Bälle verteilt. Und ganz nebenbei arbeitet er in der Defensive mit….. (1)
Reus: Der Vollstrecker. Drei Tore in einem Spiel und weitere wären möglich gewesen! Fleißiger Arbeiter in der Defensive und dennoch eiskalt vor dem Tor. (1,5)
Lewandowski……..Schieber: Kämpfte, lief wie ein Irrer und schaffte dadurch Räume für Reus und Götze bis zur 30 Minute. Zeigte einen hohen Einsatz bei der Balleroberung, die ihm dann leider zum Verhängnis wurde. (3)
So haben sie gespielt
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Gündogan - Blaszczykowski, Götze, Reus – Schieber
Eintracht Frankfurt: Trapp - Jung, Zambrano, Anderson, Oczipka- Schwegler, Rode - Aigner, Meier, Inui – Lakic
Einwechselungen: 65. Großkreutz für Blaszczykowski, 82. Leitner für Götze, 89. Sahin für Gündogan - 60. Occean für Aigner, 71. Matmour für Lakic, 80. Celozzi für Rode
Tore: 1:0 Reus (8., Götze), 2:0 Reus (9., Hummels), 3:0 Reus (65., Götze)
Zuschauer: 80.500 im Westfalenstadion
Christoph, 16.02.2013
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