Testspiel in Köln
Durch die Winterpause ist man trotz Bundesliga, Pokal und Champions League dermaßen auf Entzug, dass man sich auf einem Montagabend nach Köln begibt, um ein Testspiel bei zu kaltem Wetter beizuwohnen. Insgesamt rund 9500 Verstrahlte fanden sich so im Müngersdorfer Stadion ein, um den Kick zwischen dem 1. FC Köln und dem BVB beizuwohnen. Schon auf der Anfahrt wurde auch die angespannten Nerven direkt beruhigt, die Polizei war mit ausreichend Personal vor Ort um diesen West-/Hassschlager abzusichern. Eine sogenannte Bullenwanne nach der Anderen reihte sich aneinander um sogenannte Gesetzeshüter zum Einsatz zu bringen. Bei den drohenden Emotionen war das sicherlich eine notwendige Maßnahme und so freuten sich die Beamten über die Möglichkeit kostenlos Fußball zu gucken und der Steuerzahler, dass er sein Geld nicht selber verbrennen muss.
Aus sportlicher Sicht bot sich ein solches Testspiel dafür tatsächlich an, da der BVB mittlerweile einen recht großen Kader hat und die zweite Bundesliga noch nicht gestartet ist. Das beide Trainer gewillt waren, dass Testspiel als solches zu nutzen, verriet dann auch ein kurzer Blick auf den Aufstellungsbogen. Jürgen Klopp schickte nahezu die komplette zweite Reihe auf den Platz, so dass man fast sofort sehen erkennen konnte, an welchen Positionen der Schuh drückt, falls der gesetzte Spieler ausfallen sollte. Im Tor bekam Langerak wieder einmal Spielpraxis, davor komplettierten Marian Sarr und Oliver Kirch die Viererkette neben den gewohnten Mats Hummels und Marcel Schmelzer. Davor spielten Knochenbrecher Sven Bender und Nuri Sahin. Dazu pöhlte Leonardo Bittencourt auf rechts, Großkreutz auf links und Leitner in der Mitte. Im Sturm durfte Schieber mal wieder vorspielen. Auf der Bank versammelten sich Weidenfeller, Gündogan, Lewandowski, Götze, Reus, Blaszczykowski und Santana. Kehl und Piszczek blieben auf Grund von kleineren Blessuren gleich ganz zu Hause in der Bierstadt.
Stanislawski hingegen probiert zwei unterschiedliche Mannschaften aus, die auch mit unterschiedlichen Systemen auftraten. Die Kölner Presse wertete dies als Hinweis, dass der Kampf um die Startelf gegen Aue noch im vollen Gange ist. Neben dem bekannten Kevin Mc Kenna, Adam Matuschyk, Christian Eichner konnte man gespannt sein, wie sich Wandervogel Maierhofer einfügte. Seine Tätigkeit für die Dosen aus Salzburg macht ihn dabei natürlich nicht sympathisch und so hofft der Schreiberling, dass ich Anthony Ujah im Kampf um den Platz im Sturm durchsetzt.
Die Stehblöcke auf beiden Seiten waren zum Anpfiff recht ordentlich gefühlt und auch im Oberrang und auf der Haupt- und Gegentribüne verloren sich einige Zuschauer. In der Summe ganz ordentlich nur ist das Müngersdorfer Stadion natürlich dafür zu groß. Sei's drum ab ins Spiel. Der BVB begann recht engagiert und versuchte ähnlich wie die erste Mannschaft das Spiel zu gestalten. Auffällig war, dass Bittencourt und Leitner ihre Positionen oft tauschten und so versuchten, dass Spiel zu beleben. Durch die Testspiel übliche Atmosphäre blieb auch viel Zeit und die nötige Ruhe sich das Spiel zu betrachten. Dabei hatte Oliver Kirch die undankbare Rolle direkt vor Klopps Nase vorzuturnen und so musste er sich gefühlt ganze Romane an Anweisungen anhören. Dabei erlebte man zugegeben einen deutlich ruhigeren Klopp als bei manchem Bundesliga Spiel - Stanislawski war auf jeden Fall die erste Halbzeit deutlich lauter.
Das Highlight war sicherlich der Pfostenschuss von Sahin in der 14. Minute. Dieser hatte ganz fein seinen Gegenspieler aussteigen lassen und wuchtet dann den Ball gegen da Aluminium. Bemerkenswert war auch eine eher unkonventionelle Verteidigungsleistung von Mats Hummels in der 20. Minute, die auch prompt zu einem Freistoß für Köln führte. Besonders gefährlich wurde es aber auch nicht. Generell waren wenig wirklich zwingende Szenen dabei - zu häufig war die Feinabstimmung eben nicht genau genug und wenn man schnell spielt, ist der Ball dann weg. Wirklich unerfreulich war, dass Marcel Schmelzer in der 29. Minute vom Feld musste, nach dem ein Kölner Spieler im einige Minuten zuvor ordentlich in den Rücken gesprungen war. Für ihn kam Blaszczykowski in die Partie, was zu Folge hatte, dass Großkreutz auf Schmelzers Position rückte und Bittencourt von rechts auf links wechselt. Kuba belegte dann auch das Spiel, wurde aber zu selten eingesetzt, was Klopp auch monierte.
Auf den Rängen wurden währenddessen alles an Schlagern abgefeuert was ging. Hoffenheim, Mönchengladbach, Schalke, Köln oder Dortmund jeder Verein bekam von der einen oder anderen Seite sein Fett weg. Nur im Steine schmeißen auf die Elf vom Niederrhein waren sich beide Seiten einig. Zwischendurch kam dann noch ein paar andere selten gehörte Klassiker ("Auf geht's Dortmund schieß ein Tor") und später dann auch noch die Humba (Köln). Auch haben die Kölner Fans ein Elefantengedächnis und so mussten sich Sahin und Reus bei Ballkontakten etliche Anfeindungen anhören.
Zur zweiten Halbzeit brachte Klopp dann Santana für Hummels während Stanislawski Kessler, Brecko, Maroh, Maierhofer (Buh!), Bröker, Hector, Strobl, Bigalke, Royer und Lehmann einwechselte. Die Partie wurde dadurch kaum besser, dafür versuchten sich die ersten Groupies taktisch günstig am Spielergang zu positionieren (nennen wir sie Püppie I und Püppie II). Das Schauspiel was nun folgte, war sehenswert. Die Ordner griffen nun ein, stießen aber auf renitente Gegenwehr und so entsponn sich eine angeregte Diskussion. Hätten Püppie I & II mehr dem Klischee-Ultra entsprochen, wäre wohl ein Polizeieinsatz unvermeidbar gewesen, mit gleichzeitigen Randaleticker der beiden lokalen Nachrichtenorganen. So blieb es dabei, dass schlussendlich die Ordnerübermacht ausreicht. Glück gehabt!
Auf dem Platz war nicht wirklich mehr passiert. Auffällig war, dass Marian Sarr immer aktiver und mutiger wurde, dass waren schon ganz ordentliche Ansätze. Der Junge hat auf jeden Fall Potential, dass hat Spaß gemacht zu sehen. Die Kölner monierte dann noch einmal ein Handspiel - ansonsten eher Pustekuchen. In der 61. Minute brachte Übungsleiter K. dann Gündogan (Bender), Lewandowski (Schieber), Götze (Leitner) und Reus (Bittencourt). Wie der Stadionsprecher darauf kam, dass Sahin ausgewechselt wurde, wird wohl sein Geheimnis bleiben. In der 74. Minute bekamen dann gefühlt die ganze Mannschaft es nicht auf die Kette den Ball weg zu pöhlen und so bedankte sich Daniel Royer und ballert das Ding in die Maschen. Danach investierten die Borussen wieder etwas mehr ins Spiel, vor allem Mario Götze machte Meter und war ein Aktivposten. Am Ende bekam der BVB dann auch ein Elfmeter, nach dem Götze im Strafraum gefoult wurde. Kuba versuchte sich wieder mal mit dem verzögerten Anlauf, ballerte aber nur auf die Werbebande. Kurz danach war Feierabend und vermutlich waren nahezu alle beteiligten auch froh, dass es wieder ins Warme gehen konnte.
Die BVB Spieler waren dann auch so froh, dass es bis auf Kuba und Lewandowski keiner hinbekam sich irgendwie bei den anwesenden BVB Fans zu bedanken. Wohlgemerkt; die beiden klatschten schlussendlich auch nur von höhe der Mittellinie einmal kurz in Richtung Gästeblock. Der Rest setzte sofort den Tunnelblick gen Kabine auf und machte sich schnellst möglich davon. Weder die Fans im Gästeblock noch die versammelten Fans am Spielertunnel (zumeist sehr junge Fans) wurden in irgendeiner Form bedacht. Irgendwie ist dieses Verhalten schon schade, dann kann man auch gleich den Testkick unter Ausschluss der Öffentlichkeit abhalten. So ist das wirklich kein Ruhmesblatt für den BVB und seine Angestellten. Aber gut - irgendwie passt es ins Bild.
mrg, 29.01.2013