BVB-Express überrollt dezimierte Freiburger
Die Borussia hat die Tabellenführung ausgebaut - nach dem 5:0-Heimsieg gegen den Sportclub Freiburg beträgt der Vorsprung auf den zweitplatzierten FC Bayern nun satte vier Tore. Eine Vorentscheidung in der Meisterschaft?
In einem sehr unterhaltsamen Spiel vor 80.000 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion ließ der Ballspielverein den Gästen aus dem Breisgau keine Chance - und verpasste schon im ersten Durchgang die endgültige Entscheidung.
Taktik
BVB-Trainer Jürgen Klopp baute seine Mannschaft im Vergleich zum Pokalspiel am Dienstag bei 1860 München auf drei Positionen um: Roman Weidenfeller rückte wieder für Mitch Langerak zwischen die Pfosten, Neven Subotic kam für Sokratis in die Innenverteidigung und auf der rechten Außenbahn erhielt Pierre-Emerick Aubameyang den Vorzug vor Jakub Blaszczykowski. In dem gewohnten 4-2-3-1-System bedeutete dies, dass abermals Erik Durm den verletzten Marcel Schmelzer als linker Verteidiger vertrat.
Freiburgs Übungsleiter Christian Streich begann im 4-4-2 mit den zurückgezogenen Gelson Fernandes und Julian Schuster in der Viererkette im Mittelfeld, wobei sich die Formation mitunter auch in ein 4-1-4-1 verschob.
Erste Hälfte
Der BVB machte direkt vom Anpfiff an deutlich, wer der Herr im Hause ist. Schon in der dritten Minute köpfte Subotic den Ball nach einer Ecke von Marco Reus über das Tor. Nach einer Ablage von Lewandowski vom Strafraum zog Henrikh Mkhitaryan ab, doch sein Schuss wurde zur Ecke geblockt (14.). Robert Lewandowski ließ wenig später zwei Gegenspieler stehen, verfehlte das Tor jedoch (18.). Nach einem Ballgewinn steckte Erik Durm den Ball direkt durch, doch leider unerreichbar für Aubameyang (19.).
Der bärenstark aufspielende Kevin Großkreutz servierte schließlich den Ball butterweich von der Strafraumkante auf Aubameyang, doch dessen Kopfball war letztlich zu ungefährlich (25.). SC-Schlussmann Oliver Baumann entschärfte einen Distanzschuss von Mkhitaryan (28.). Mit einem genialen Moment steckte Reus den Ball durch die Schnittstelle der Abwehrkette auf Lewandowski, doch dieser verpasste freistehend den Querpass auf die mitgelaufenen Reus und Mkhitaryan und verfehlte mit seinem Abschluss das Tor (29.). Einen weiteren Schuss von Aubameyang nach Vorlage von Reus klärte Baumann zur Ecke (31.).
Das 1:0 war nur eine Frage der Zeit - und zehn Minuten vor dem Pausenpfiff war es endlich soweit: Großkreutz legte den Ball von der Außenbahn in den Rücken der Abwehr und Sven Bender zog einfach mal ab. Baumann konnte den Ball nur nach vorne prallen lassen, Lewandowskis Stochern beendete Reus mit dem Abstauber zum 1:0 (35.). Nach einer Ecke jagte Reus den Schuss von der Strafraumkante links unten am Tor vorbei (40.).
Die spielentscheidende Szene ereignete sich in der Nachspielzeit: Auf Zuspiel von Mats Hummels riss Freiburgs Fallou Diagne Lewandowski im Strafraum um. Schiri Markus Schmidt zeigte auf den Punkt und Freiburgs Verteidiger die rote Karte (45.+1). Reus verwandelte den Strafstoß über den Umweg Innenpfosten zum 2:0 (45.+2).
Zweite Hälfte
Der Sportclub reagierte auf den Platzverweis und brachte mit Immanuel Höhn einen neuen Innenverteidiger, der Offensivakteuer Francis Coquelin musste weichen. Und auch Jürgen Klopp änderte seine Elf: Oliver Kirch rückte für den angeschlagenen Sven Bender auf die Doppelsechs. Benders Oberkörper war nach einem Zusammenprall lädiert, direkt nach dem Spiel ging Trainer Klopp jedoch „nur“ von Prellungen im Schulterbereich aus.
Gegen dezimierte Gäste hatte der BVB fortan noch weniger Mühe, es entwickelte sich das zu erwartende Schützenfest. Ein Anspiel von Reus in den Sechzehner lupfte Lewandowski über Baumann hinweg in die Maschen zum 3:0 (58.). Als danach noch parallel Hoffenheims Ausgleich zum 3:3 gegen einen seltsamen Vorortverein aus dem Ruhrgebiet auf den Anzeigetafeln eingeblendet wurde, kochte die Stimmung auf den Rängen über. Trainer Klopp brachte im Gefühl des sicheren Sieges für Mkhitaryan und Reus den Youngster Jonas Hofmann und Jakub Blaszczykowski. Und auf Lewandowskis zweiten Treffer zum 4:0 nach Vorlage von Hofmann reagierte das Westfalenstadion mit La-Ola-Versuchen (70.). Blaszczykowski sorgte schließlich für den 5:0-Endstand, nachdem er Torwart Baumann umkurvte und einnetzte (79.).
Spielerbewertungen
Roman Weidenfeller: Seltenst gefordert, das Trikot kann ungewaschen mit nach Mönchengladbach genommen werden. Note 3,5.
Erik Durm: Ein verlässlicher Ersatz für Schmelzer, ebenfalls chronisch unterfordert. Note 3,5.
Neven Subotic: Die Bälle, die durchkamen, räumte der Serbe rigoros ab. Note 3.
Mats Hummels: Suchte mehrmals Aubameyang mit guten Zuspielen, leitete das vorentscheidende 2:0 ein. Note 2.
Kevin Großkreutz: Bärenstark. Da hinten kaum gefordert, versprühte er vorne voller Elan. Note 1,5.
Nuri Sahin: Dirigierte im Mittelfeld, ohne sonderlich zu überragen. Note 2,5.
Sven Bender: Unscheinbar, aber wie immer der Motor in der Defensive. Note 2,5.
Marco Reus: Konserviert seine überragende Form, zwei Treffer sagen alles. Note 1.
Henrikh Mkhitaryan: Ohne echte Glanzpunkte, dennoch mit solider Leistung. Note 3.
Pierre-Emerick Aubameyang: Ackerte nach besten Möglichkeiten, im Abschluss jedoch glücklos. Note 3.
Robert Lewandowski: In der ersten Hälfte teilweise zu egoistisch, glich dies mit zwei Treffern jedoch nach dem Seitenwechsel aus. Note 2.
Oliver Kirch: Nach der Pause ohne Probleme auf der Sechs. Note 3.
Jakub Blaszczykowski: Brachte weiteren Schwung auf die rechte Seite, belohnte sich mit dem 5:0. Note 2,5.
Jonas Hofmann: Füllte nicht ganz die Fußstapfen von Reus aus, sorgte dennoch am Strafraum für Gefahr. Note 2,5.
So haben sie gespielt:
Dortmund: Weidenfeller - Durm, Hummels, Subotic, Großkreutz - Sahin, Bender (46. Kirch) - Reus (61. Hofmann), Mkhitaryan (61. Blaszczykowski), Aubameyang - Lewandowski.
Freiburg: Baumann - Günter, Diagne, Ginter, Sorg - Coquelin (46. Höhn), Fernandes, Schuster (65. Höfler), Schmid - Freis (74. Guédé), Mehmedi.
Tore: 1:0 Reus (35.), 2:0 Reus (45.+2, Foulelfmeter), 3:0 Lewandowski (58.), 4:0 Lewandowski (70.), 5:0 Blaszczykowski (79.).
Gelbe Karte: Sorg (Freiburg).
Rote Karte: Diagne (Freiburg, 45.+1, Notbremse).
Schiedsrichter: Markus Schmidt.
Zuschauer: 80.000 (ausverkauft).
Stimmen zum Spiel
Jürgen Klopp (BVB): „Wir wollten heute einen hohen Rhythmus gehen und allen zeigen, dass uns die Arbeit, besonders auch gegen den Ball, Spaß macht. Das Spiel hat mir von der ersten Sekunde an gefallen, das war ein überragendes Gegenpressing. Die Jungs haben sich schnell auf den tiefen Aufbau der Freiburger eingestellt. Die rote Karte hat das Spiel entschieden. Aber umso wichtiger war es, dass die Mannschaft die Konzentration hoch hält. In der zweiten Hälfte haben die Jungs richtig Bock entwickelt. Es war ein sehr gutes Spiel.“
Christian Streich (Freiburg): „Wir haben versucht, die Zwischenräume zu schließen und Pässe in das Zentrum zu verhindern. Das haben wir am Anfang auch gut gemacht. Jedoch hatten wir nicht die nötige Ruhe bei eigenem Ballbesitz. Wir wollten die Bälle nicht lang nach vorne schlagen, gegen Hummels und Subotic haben wir da keine Möglichkeit. Die rote Karte war wohl eine harte Entscheidung, in der zweiten Halbzeit wurden wir dann regelrecht seziert. Für uns war es das vierte Spiel in zehn Tagen, das ist bei uns nicht üblich. Wäre ich hier heute nicht der Trainer gewesen, dann hätte das Zuschauen Spaß gemacht.“
Stimmungsvideo
Daniel, 28.09.2013