Liebe Spielvereinigung Greuther Fürth,
Stolz präsentierst du dich als Deutscher Meister 1914, 1926 und 1929, träumst immer noch von den Tagen als Hallenmeister und Meister der 2. Bundesliga. Mit viel Engagement und Herzblut ermöglichst du deinen Gästen schöne Nachmittage, auch wenn deren Freude meist eine exklusive bleibt. Deine Plakate zeugen von Humor: „Wenig Spaß und anstrengende Gäste. Nächstes Jahr fahren wir woanders hin.“ Also geben wir es doch einfach zu: Du gehörst nicht in die Bundesliga – und du weißt es auch.
Dein Stadion ist viel zu klein, ein Ticket im Gästeblock kostet mehr als ein Stehplatz im Champions League Halbfinale gegen Real Madrid. Deine Mannschaft bezieht im Wochentakt Prügel, die sie nicht unbedingt verdient hat, gegen die sie sich aber kaum zur Wehr setzen kann. Dein Publikum hat die Schnauze voll von miesen Leistungen, reagiert aber nicht mit Pfiffen und schweigt ob seiner verschwundenen Fahnen. Mit winzigem Budget versuchst du, die großen Jungs zu ärgern und schaffst es sogar manchmal, sie an den Rand einer Blamage zu führen.
Man muss dir und deinen Mannen Respekt entgegen bringen, weil ihr für eure Maßstäbe viel erreicht habt. Deshalb ganz ohne Häme: Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und viele spannende Jahre auf dem vierten Platz der zweiten Liga – auf dass euch ein weiteres Trauerjahr ganz oben erspart bleiben und der Ehrentitel der Unaufsteigbaren wieder der eure sein möge.
Lieber Roman, einen wahrlich langweiligen Nachmittag musstest du in Fürth verbringen. Kaum ein Angriff kam auf dein Tor, so gut wie nie durftest du deine bestechende Form unter Beweis stellen. Beinahe hättest du schon in der dritten Minute hinter dich fassen müssen, wenn da nicht das Glück auf deiner Seite gewesen wäre. Später sah es da viel schlechter aus, als Edgar Prib seine einzige Chance nutzte und dir ein unhaltbares Ei ins Nest legte. Aber mach dir mal nichts draus, in Freundschaftsspielen wie diesen darf man Gegentreffer nicht zu ernst nehmen.
Lieber Kevin, sicherlich hätte José Mourinho auch das Telefon bemühen können, um deine großartigen Talente als Allrounder in Erfahrung zu bringen. Trotzdem hatte er es vorgezogen, dein Können persönlich in Augenschein zu nehmen, was du sicherlich als Kompliment verstehen darfst. Souverän bist du über die linke Seite geflitzt, hast mit deiner Vorlage zum 5:0 eine gute Figur abgegeben und dir mit scharfem Blick für die Lücke immer wieder gute Chancen erarbeitet. Auch hast du Mut bewiesen, deinen Gegnern in der Defensive viel Platz zu lassen und immer wieder nach innen zu ziehen, wenn sie sich außen anboten – kein Problem gegen extrem schwache Fürther und eine gelungene Finte für die Herrschaften aus Spanien, die sich möglicherweise überall im Stadion versteckt hielten. Immerhin waren Iker Casillas, Karim Benzema und Marcelo sowie David Villa und Xavi erst tags zuvor nach Nürnberg gereist, um in der direkten Nachbarschaft einen sogenannten „Sponsorentermin“ wahrzunehmen. Wer’s glaubt, wird selig…
Lieber Felipe, erst am Dienstagabend durften wir dank deiner großartigen Ballkünste gemeinsam ausfelipen. Ob abseits oder nicht, uns allen war es gscheid wurscht, um in der Sprache unserer heutigen Gegner zu bleiben. Zum Dank für diese Heldentat durftest du deinen Stammplatz behalten, obwohl mit Mats Hummels und Neven Subotic die beiden etatmäßigen Innenverteidiger zur Verfügung standen. Du hast dich in dieser Saison in die Mannschaft gekämpft – viele Patzer in den ersten Wochen musstest du durchstehen, bevor du neuen Mut fassen und Woche für Woche besser ins Team hineinwachsen konntest. Heute hast du nicht nur deine sensationelle Leistung gegen Málaga bestätigt, sondern mit einer lässigen Souveränität die mit Abstand meisten Zweikämpfe aller Spieler gewonnen. Immer mehr erinnerst du an Julio César, den großen Brasilianer, dem man selbst ein Dribbling im eigenen Fünfmeterraum verzieh. Wer dich nicht weiter im schwatzgelben Trikot sehen will, hat nicht alle Tassen im Schrank.
Lieber Mats, mit deiner Einwechslung haben wir unter der Woche die Brechstange herausgeholt und die Wende eingeleitet. Heute hast du uns von Beginn an gezeigt, warum wir dich so vermisst haben: Eine Spieleröffnung zum Verlieben und lange Pässe, die ihr Ziel auch tatsächlich finden. Deine Körpersprache auf dem Platz suchte ihresgleichen und es fühlte sich fast so an, als ob du nicht einen Tag gefehlt hättest. Da verzeihen wir dir gerne, dass du beim Gegentreffer nicht ganz dort standest, wo du vielleicht besser hättest stehen sollen. Willkommen zurück!
Lieber Lukasz, du bist ein Wunder. Du kreierst Chancen am Fließband, bietest dich pausenlos an und lässt mit deinen Mitspielern den Ball zirkulieren, dass es eine Freude ist. Du stehst so hoch im Feld, dass du die gegnerische Abwehr verwirrst und im Alleingang aus dem Spiel nimmst. Ständig geht von dir Torgefahr aus, doch behältst du den Blick für deine Mannschaftskameraden – ohne deine Vorarbeit hätte Kuba wohl deutlich weniger gut ausgesehen. In der zweiten Hälfte hast du einmal heftig auf die Knochen bekommen und musstest auf dem Boden liegen bleiben – das Spiel lief weiter, Jürgen Klopp stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Doch als nur wenige Sekunden später der Ball wieder bei dir war, hast du auf die Zähne gebissen und aus dem Aufstehen zu einem Dribbling angesetzt, wie es nur ganz wenige in Europa geschafft hätten. Herzlichen Glückwunsch zu so viel Courage und Leidenschaft.
Lieber Sebastian, so oft du in der Vergangenheit auch abgeschrieben wurdest, so sehr ist auf deine Leistung Verlass. In Fürth zeigtest du ein starkes Spiel, hattest das Auge für gute Pässe und konntest mit einer Vorlage zum 0:1 glänzen. Gemeinsam mit Nuri Sahin und Ilkay Gündogan konntest du den Beweis antreten, dass ihr euch nicht gegenseitig auf den Füßen steht, sondern eure Stärken gut aufeinander abstimmen könnt. José Mourinho wird das nicht gerne gesehen haben, hoffentlich konntest du ihm wenigstens einige Sightseeing-Tipps für die Stadt der ersten deutschen Eisenbahnfahrt mitgeben.
Lieber Nuri, was muss alles in dir vorgegangen sein, als uns die etwas in die Jahre gekommene Losfee das Halbfinale gegen Real Madrid bescherte? Jenen Verein, für den du uns einst verlassen hattest, bei dessen Aufeinandertreffen mit unserem glorreichen Ballspielverein du in der Hinrunde aber nicht teilnehmen konntest? Viel wirst du dir vorgenommen haben, um José Mourinho zu beweisen, welch großen Fehler er mit deiner Ausbootung doch begangen hatte – und ganz unerwartet hast du in Fürth einen kleinen Anfang gemacht. Du hattest die meisten Ballkontakte auf dem Platz (110), fast doppelt so viele wie auf Fürther Seite (Thanos Petsos 62), und wurdest immer wieder als Schaltstelle im Mittelfeld gesucht. Einige kluge Pässe kamen dabei heraus, selbst wenn bei sechs Toren mit vier Torschützen nur wenig Glanz auf dich abfallen wollte.
Lieber Mario, es geht doch! Feine Dribblings und noch feinere Pässe, eine Torvorlage und zwei eigene Erfolgserlebnisse: Gerade einmal 45 Minuten musstest du mitwirken, bevor du in deine mehr als verdiente Erholungspause gehen durftest – sie haben dir gereicht, um einen sensationellen Auftritt hinzulegen und die Fürther nach allen Regeln der Kunst in ihre Einzelteile zu zerlegen. Eine Bitte hätte ich allerdings: Zeig uns doch bei Gelegenheit, wie man komplizierte Dinger wie beim 1:0 so locker versenken, anschließend aber aus einem Meter Entfernung das leere Tor verfehlen kann. Wir lieben die Herausforderung...
Lieber Ilkay, unweit deiner alten Wirkungsstätte hast du dein Können wieder einmal unter Beweis gestellt. Ständig in Bewegung, immer anspielbar und zweimal mit dem goldenen Füßchen im Abschluss, warst du Wegbereiter einer grandiosen ersten Halbzeit. Du hättest zwar nicht so offensiv vor der Heimtribüne feiern und die gegnerischen Fans zu Bierduschen verleiten müssen, möglicherweise war es dir nach deren Pfiffen aber auch ein inneres Bedürfnis. Sei's drum, ein tolles Spiel!
Lieber Kuba, du warst ohne Zweifel der beste Spieler auf dem Platz. Auf üblem Kartoffelacker hast du gewirbelt wie ein Derwisch und bist gerannt, als ob du nie verletzt gewesen wärst. Fünf Torschussvorlagen hast du gegeben, aus denen gleich drei Tore hervor gegangen sind – nach 29 Minuten hast du gar noch selbst einen Ball über die Linie gedrückt und dich trotz eines schmerzhaften Zusammenpralls wieder ins Spiel gebissen. Dein Zusammenspiel mit Lukasz Piszczek war eine Augenweide, selbst wenn du deinem hohen Tempo Tribut zollen und die letzten Minuten erschöpft über den Platz traben musstest. Dass du zudem ein großartiger Sportsmann bist, der nicht auf einen am Boden liegenden Gegner tritt, konntest du in der zweiten Halbzeit unter Beweis stellen: Da hast du einen Schiedsrichterball trotz eigenen Ballbesitzes zum Gegner gespielt, nur um wenige Minuten später einen eigenen Einwurf dem Gegner zu überlassen. Du hast erkannt, dass in diesem Spiel gegen harmlose und überforderte Fürther vor allem die Ehre auf dem Spiel stand.
Lieber Robert, lange Zeit sah es so aus, als wäre es bei den Kleeblättern nicht dein Spiel gewesen. Gewohnt ballsicher bist du durch die fränkischen Reihen marschiert, doch hatten deine Mitspieler diesmal einfach das Glück auf ihrer Seite. Sicher hätte deine Bilanz besser ausgesehen, wenn die Latte nicht im Weg gewesen oder Mario Götze diese Vorlage zu einem Torerfolg hätte nutzen können – so blieb dir am Ende immerhin das elfte Tor im elften Ligaspiel in Folge, mit dem du deinen Eintrag in unseren Geschichtsbüchern einmal öfter erweitern konntest. Wir freuen uns schon auf den 34. Spieltag!
Lieber Leonardo, du bist zur Halbzeit für den starken Mario Götze ins Spiel gekommen und hast alles getan, um deine Chance zu nutzen. Blöd für dich, dass nach dem deutlichen Pausenstand die Luft aus dem Spiel war und sich deine Mannschaftskameraden vor allen Dingen bemühten, vor den wichtigen Spielen in der Champions League keine unnötigen Verletzungsrisiken mehr einzugehen. Trotzdem hast du deine Sache gut gemacht und warst in der zweiten Halbzeit eine Verstärkung fürs Team – vielleicht klappt es am nächsten Wochenende ja wieder mit einem Platz in der Startelf.
Lieber Julian, auch du hattest in Nürnberg gute Zeiten und wirst dich gefreut haben, gegen Fürth wieder mitwirken zu dürfen. Pfiffe blieben dir im Gegensatz zu Ilkay Gündogan erspart, leider hattest du im Abschluss dafür nicht das nötige Quäntchen Glück. Lieber Moritz, auch für dich war es sicherlich eine schöne Erfahrung, wieder einmal Bundesligaluft zu schnuppern. Auch wenn es bei deiner Einwechslung schon zu spät war, um große Impulse setzen oder dem Spiel deinen Stempel aufzudrücken.
Lieber Gerald, schade, dass du diesmal nicht mitwirken durftest – wir hatten uns doch so auf ein Wiedersehen mit dir gefreut! Immerhin kannst du es von der positiven Seite sehen: Ein Spiel gegen Dortmund verpassen, heißt schließlich nichts anderes, als dir eine rassistische Beleidigung ersparen. Hat ja auch was entspannendes, wenn sich die Lippenleser unseres Landes zurücklehnen dürfen und sich zur Abwechslung einmal nicht mit deinen Profilneurosen auseinandersetzen müssen.
Lieber Jürgen, es hätte eine haarige Angelegenheit werden können, witzelst du zu Beginn der Pressekonferenz und sorgst damit für den deinen oder anderen Lacher. Erfreulicherweise hast du uns weitere Informationen erspart, ob deine neuen Haare eine Spende 00-Weilers waren (der wusste es immerhin als erster…) oder vielleicht einer anderen Körperstelle entstammten. Wer weiß, vielleicht gibt es ja demnächst „echte Haare“ oder eine in Plastik eingelassene Siegerlocke im BVB-Fanshop zu kaufen? Doch genug der haarigen Witze: Du hast mit unserem Verein Unvorstellbares erreicht und bist schon heute einer der größten Trainer, die unser Land hervorgebracht hat. Diese Leistungen sind mit Gold nicht aufzuwiegen und haben hunderttausenden BVB-Fans unfassbar viel Freude bereitet. Doch ist es wirklich notwendig gewesen, den Gegner nach diesem Spiel auf den notwendigen Austausch des Rasens hinzuweisen?
Lieber José, was hast du mit deiner Anwesenheit doch für Glanz in die bescheidene Fürther Wochenendidylle gebracht! Nur wenige Zuschauer auf der Westtribüne konnten sich in den ersten Minuten des Spiels erfreuen, stets ging der Schulterblick auf den prominentesten Stadiongast seit Henry Kissinger. Nicht nur, dass du an Aki Watzke einfach so vorbeigelaufen bist ohne ihn eines Blickes zu würdigen oder seine angebotene Hand zu schütteln, du bist über die gesamten 70 Minuten deines Spielbesuchs einfach cool geblieben – im Gegensatz zu den Ordnern, die ihrer schwer wiegenden Aufgabe gerecht werden wollten und rein prophylaktisch schon bei Betreten des Blocks warnten, „kein Foto von Mourinho“ zu machen. So hast du wertvolle Informationen gewinnen können (Sebastian Tyrala und Lasse Sobiech haben schon bei Borussia Dortmund gespielt, übrigens auch Christopher Nöthe – nie haben mehr Menschen die SpVgg Greuther Fürth spieln gesehen, als die 80.645 Besucher beim Hinspiel in Dortmund), die du von Jürgen Klopp am Telefon sicherlich nie erfahren hättest.
Die Fotos zum BVB-Auswärtssieg bei der SpVgg Fürth gibt es wie gewohnt auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Statistik:
Glückloses Kleeblatt: Hesl - Varga, Kleine, Sobiech, Baba - Fürstner, Petsos - Klaus, Prib - Sararer - Djurdjic
Wechsel: Pledl für Baba (38.), Geis für Varga (46.), Azemi für Sararer (82.)
Siegreiche Halbfinalisten: Weidenfeller - Piszczek, Santana, Hummels, Großkreutz - Sahin, Kehl - Kuba, Gündogan, Götze - Lewandowski
Wechsel: Bittencourt für Götze (46.), Schieber für Kehl (60.), Leitner für Gündogan (68.)
Tore: 0:1 Götze (12.), 0:2 Gündogan (15.), 0:3 Kuba (29.), 0:4 Gündogan (33.), 0:5 Götze (45.), 1:5 Prib (71.), 1:6 Lewandowski (80.)
Gelbe Karte: Santana (75.)
Stimmen zum Spiel:
Jürgen Klopp: „Das hätte heute eine haarige Angelegenheit werden können, ist es aber nicht geworden. Meine Mannschaft hat eine tolle erste Halbzeit gespielt und war von Anfang an hoch konzentriert. Sie war überragend spielfreudig und sehr, sehr stark im Gegenpressing, was der Schlüssel zu fast allen Toren war – ich kriege die jetzt nicht mehr alle hin, aber wir haben uns den Ball sehr oft zurückerobert und dann direkt den nächsten Konter eingeleitet. Diese Situationen haben wir sehr erfolgreich zu Ende gespielt, so dass wir zur Halbzeit hoch verdient in Führung lagen. Es war schon beeindruckend, was meine Mannschaft da gezeigt hat und ich kann mir vorstellen, wie das auf die gegnerischen Spieler gewirkt hat – Frank hatte in der Halbzeit aber die Gelegenheit, das Spiel neu zu justieren und hat das gut gemacht, so dass wir im zweiten Durchgang ein echtes Spiel hatten. Der Gegner hat sein Tor bekommen und es ist schön, dass Robert Lewandowski sein Tor auch noch gemacht hat. Ich hab vor dem Spiel gesagt: ‚Wenn wir gewinnen, sage ich, dass der Platz echt schlecht ist.‘ Gehen wir einmal davon aus, dass Greuther Fürth auch im nächsten Jahr Fußball spielt und wie immer eine spielstarke Mannschaft hat - vielleicht sollte man im Sinne des Fußballs mal darüber nachdenken, ob man diesen Rasen auswechseln will. Das ist einzigartig in der Bundesliga - im negativen Sinn. Trotzdem alles Gute und auf ein baldiges Wiedersehen.“
Auf die Frage, ob José Mourinho etwas Neues habe erkennen können und ob Jürgen Klopp in der Nacht nach Bilbao fliege:
Jürgen Klopp: „Frage eins: Ich denke schon. Frage zwei: Nein. Jeder hat seine eigene Spielvorbereitung. Für die bisherigen Spiele gegen Real Madrid haben wir uns acht Spiele komplett angesehen, ohne dass ich im Stadion war. Vor dem Halbfinale werden es nicht weniger werden und Sie können sich darauf verlassen, dass wir gut vorbereitet sein werden. Wenn José wissen wollte, ob Mario Götze auch links spielen kann, hätte ein kurzer Anruf bei mir auch gereicht. Dass Ilkay Gündogan auf der 10 spielen kann, Kevin Großkreutz ein außergewöhnlicher Fußballer ist und auch auf der Außenverteidigerposition eine gute Figur abgibt, das sind alles keine neuen Erkenntnisse. Wenn er aber das Gefühl braucht, den Gegner selbst gesehen zu haben, ist das ok – glücklicherweise ist er beim Stand von 5:0 wieder gegangen und hat unsere Schwäche nicht gesehen.“
Auf die Frage, ob er glücklich sei, dass Ilkay Gündogan den Rat vor dem Spiel, öfter mal ein Tor zu schießen, so gut umgesetzt habe:
Jürgen Klopp: „Klar! Aber dieses Gespräch führe ich – abgesehen von Robert Lewandowski – öfter mit meinen Offensivspielern. Alle anderen schießen mir eher zu selten als zu oft aufs Tor. Was mich gefreut hat, war natürlich die Tatsache, dass Ilkay heute auf der 10 eine so gute Figur abgegeben hat. Wir haben das in Stuttgart schon versucht, da hatten Ilkay und wir alle aber keinen guten Tag. Trotzdem wussten wir natürlich, dass es geht und dass es für uns wichtig ist, diese Option zu haben. Umso besser, dass sich Ilkay mit zwei Toren selbst belohnt und vielleicht ein bisschen mehr Lust an der 10 gefunden hat, auch wenn er auf der 8 besonders gerne spielen möchte.“
Frank Kramer: „Nach so einem Spiel fällt es nicht gerade leicht, die richtigen Worte zu finden. In der ersten Halbzeit sind wir nach allen Regeln der Kunst vermöbelt worden, da braucht man nicht lange herum zu reden. Wir hatten zu keiner Phase der ersten Halbzeit Zugriff auf unseren Gegner, waren viel zu weit weg – das hat dann teilweise schon etwas mutlos und hilflos ausgesehen. Dortmund hat das sehr gut gemacht und trotzdem muss man versuchen, die Stirn zu bieten. Das haben wir in der ersten Halbzeit in keinster Weise geschafft und sind deshalb mit dem sehr, sehr deutlichen Ergebnis in die Pause gegangen. Nur zwei Sachen waren gut am heutigen Tag. Erstens: Die Zuschauer waren sensationell und haben die Mannschaft so gut unterstützt, dass ich beeindruckt war – dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken, das war vorbildlich und fair. Ich habe das in dieser Form noch nicht gesehen, das war überragend. Zweitens: Dortmund hat in der zweiten Halbzeit einen gehörigen Gang runter geschaltet. Damit hätten wir die positiven Dinge auch schon zusammengefasst.“
Auf die Frage, was das Spiel über den Charakter seiner Mannschaft sage:
Frank Kramer: „Wir haben bislang immer vom guten Charakter unserer Mannschaft gesprochen und ich weiß nicht, ob man den Charakter am heutigen Spiel festmachen sollte. Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, woran es heute gelegen hat. War es Mutlosigkeit? Oder war es Hilflosigkeit angesichts dessen, was da in Gelb von der Linie auf uns zugerollt ist? Bevor ich irgendetwas dazu sage, möchte ich erst hören, was mir meine Spieler zu sagen haben. Im Lauf der Woche werden wir für diese Gespräche ausreichend Zeit haben.“
Auf die Frage, ob der den Satz mit der guten Stimmung ernst gemeint habe, angesichts der erschreckenden Tatsache, dass der Gästeblock über 90 Minuten die deutliche Lufthoheit hatte:
Frank Kramer: „Ich meine das absolut ernst und will Ihnen das auch erklären: Die Leute arbeiten hart für ihr Geld. Dieses Geld geben sie für eine Eintrittskarte aus, vielleicht haben sie sogar noch ein grün-weißes Trikot an. Dann gehen sie ins Stadion und müssen mit ansehen, wie ihre Truppe nach allen Regeln der Kunst vermöbelt wird. Da könnte man das eine oder andere Mal versucht sein, zu pfeifen – genau das habe ich heute aber nicht gehört. Auch nach dem Spiel, als die Mannschaft zu den Fans gegangen ist und sich für die Fairness im Umgang bedankt hat, ist das vorbildlich abgelaufen. Das haben wir in vielen anderen Stadien schon ganz anders gesehen, weshalb ich den Fans einfach sagen muss: Respekt.“
(Zusatzbemerkung: Vor wenigen Tagen wurde ins Vereinsheim der Horidos 1000 eingebrochen und das gesamte Material an Zaunfahnen sowie einige Schwenkfahnen gestohlen – die Gruppe hat den organisierten Support nun vorübergehend eingestellt.)
SSC, 14.3+1.2013
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