Kalauer im Karneval - Auf Kosten des BVB
Der BVB wurde von Hamburg im Westfalenstadion mit 1:4 gedemütigt. Zumindest wenn man nur das nackte Ergebnis betrachtet. Jedoch hatte erneut der Schiedsrichter entscheidenden Anteil an der Heimniederlage der Borussia. Manuel Gräfe war von seinen Linienrichtern wohl schlecht beraten, als er einen Witz-Platzverweis gegen Robert Lewandowski aussprach. Der starke HSV war sicher nicht der unverdiente Sieger, aber die dezimierte Borussia hatte bis zur letzten Minute einen offenen Schlagabtausch geliefert. Erneut wurden die Nerven der BVB Fans auf eine harte Probe gestellt. Denn wo der neutrale Beobachter ein wunderbares Spektakel geboten bekam, bewegte sich der Puls der BVB Supporter über 90 Minuten jenseits der 180. So muss man mit einem heftigen Nackenschlag gen Donezk reisen, aber auch mit einer Willensleistung im Gepäck, auf der man aufbauen kann.
Hamburg, da war doch was? Richtig, im Hinspiel gab es eine relativ unglückliche Niederlage. Diese Scharte sollte also eigentlich ausgewetzt werden. Außerdem musste der frisch eroberte zweite Rang verteidigt werden. Eigentlich Motivation genug für die Mannschaft. Leider konnte Jürgen Klopp nicht auf seine komplette Stammbesetzung zurückgreifen. Marcel Schmelzer und sein designierter Vertreter Kevin Großkreutz fielen erkrankt komplett aus. Dafür meldete sich Roman Weidenfeller nach seinem Infekt spielbereit. Ilkay Gündogan, der in der öffentlichen Wahrnehmung in der letzten Woche vom Niemand zum Heilsbringer des deutschen Mittelfelds mutiert war, nahm nur auf der Bank Platz. Da man in Dortmund seine überragenden Qualitäten bereits länger kennt, konnte das natürlich keinem Borussen gefallen. Allerdings steht nächste Woche ja auch die nicht gerade unwichtige Partie in Donezk an und da ist ein fitter Gündogan vielleicht noch wichtiger als gegen den HSV.
So durfte Heimkehrer Nuri Sahin erstmals wieder von Beginn an mit den alten Kameraden im Westfalenstadion einlaufen. Nominell waren mit ihm, Kehl und Bender drei Sechser auf dem Feld. Allerdings spielte Bender Linksverteidiger. So langsam mutiert der vielseitige Manni zum neuen Kringe. Fehlt nur noch ein bisschen was auf den Rippen, um komplett die Nachfolge des Fetten mit die Sechs anzutreten. Borussia trat also im gewohnten 4-2-3-1 an. Als die Mannschaften einliefen wunderte man sich. War 1860 plötzlich wieder in der Bundesliga aufgetaucht? Bei näherem Hinsehen entpuppten sich die Boys in zart Hellblau aber doch als der HSV. Über Geschmack soll man ja nicht streiten,, aber diese Trikots sind einfach objektiv potthässlich.
Erste Halbzeit – Das Verhängnis nimmt seinen Lauf
Die Fans hatten Jürgen Klopps Bitte natürlich erhört und so standen die Deutschen Meister schon in der ersten Spielminute auf und stimmten einen mächtigen BVB-Wechselgesang an. Hamburg spielte von Beginn an munter mit. Der Unterschied zwischen Bundesligaspitze und grauem Mittelfeld zeigte sich nicht. Die erste halbe Torchance hatten dann auch die Gäste. Son zeigte einen schönen Fallrückzieher, traf den Ball aber nicht voll, so dass Weidenfeller ihn ohne Probleme fangen konnte. Kurz darauf musste Götze dann den BVB in Führung schießen. Nach einer Flanke von Piszczek tauchte er völlig frei vor Adler auf, schob den Ball aber aus kurzer Distanz links am Kasten vorbei.
Kaum zwei Minuten später brachte Lewandowski den BVB aber in Front. Dabei konnte er sich auf die tätige Mithilfe von Heiko Westermann verlassen. Lewandowski setzte einem Befreiungsschlag von Hummels aus dem Mittelfeld entschlossen nach, während Westermann nur schläfrig nebenher trottete. Frei vor Adler ließ der Pole sich die Chance natürlich nicht entgehen. Kaum hatte man sich nach dem Jubel wieder gesetzt, stand es aber auch schon wieder 1:1. Diesmal hatte die BVB Abwehr kollektiv gedöst, so dass Aogo frei zum Flanken und Rudnevs ebenso frei zum Schuss kam. So vogelwild ging es auch direkt weiter. Blaszczykowski und Son vergaben bei den nächsten Angriffsversuchen Großchancen.
Dann brannten bei Mats Hummels die Sicherungen durch. Er ging völlig überhastet an der Außenlinie in den Zweikampf mit Son, dessen Qualitäten doch aus dem Hinspiel eigentlich noch bekannt sein sollten. Son spitzelte den Ball an ihm vorbei verlud Bender mit einem Wackler und zirkelte den Ball direkt an den langen Innenpfosten. Da konnte Weidenfeller nur noch ungläubig hinterher starren. Doch der BVB setzte direkt nach. Hummels hatte nach einem Freistoß beinahe die Gelegenheit seinen Patzer per Kopf wieder auszubügeln. Dann prüfte Lewandowski Adler aus der Drehung, brachte aber nicht mehr genug Druck hinter den Ball.
Dann wurde es unübersichtlich. Lewandowski geriet im Mittelfeld in einen Zweikampf. Er kam zu spät, um den Ball noch zu erreichen, zog aber trotzdem ohne Rücksicht auf Verluste durch. Seinen Gegenspieler hatte er dabei aber nicht im Blick, weil er sich bereits abgedreht hatte. Absicht kann ihm also eigentlich nicht unterstellt werden. Skjelbred ging jedenfalls am Fuß getroffen zu Boden und Rafael van der Vaart zeigte seine aus dem Boulevard bekannte gewalttätige Ader. Er ging wie von der Tarantel gestochen auf Lewandowski los. Er wurde dann von Kehl sanft zurückgehalten und ließ sich theatralisch fallen. Unfair wie nur was, dieser Holländer. Das Schiedsrichtergespann traf sich zum Diskussionszirkel auf dem Feld und nachdem die Szene minutenlang ausgiebig besprochen war, wurde zum Entsetzen des ganzen Stadions Lewandowski vom Feld gestellt, während van der Fießling mit Gelb davon kam. Man fühlte sich an das Spiel gegen Wolfsburg erinnert. Sollte sich hier wieder der Schiedsrichter zur entscheidenden Figur aufspielen? Jedenfalls war jetzt Pfeffer in der Begegnung und der Westfalenstadion Roar erscholl aus dem Süden. Van der Fuckoff konnte sich nun bei jedem Ballkontakt eines liebevollen Pfeifkonzerts gewiss sein.
Ausgerechnet Aggressor van der Sylvie Verlassen hatte die nächste Großchance für den HSV. Der Ball wurde aber zur Ecke geklärt und die wollte der Übeltäter selbst ausführen. Natürlich flogen ihm von der Süd jetzt nicht nur die Herzen zu, sondern auch einige Präsente entgegen. Erst nach energischer Intervention der halben Dortmunder Mannschaft konnte der Eckball ausgeführt werden. Direkt danach flog auch noch ein Böller Richtung Spielfeld. Sowas muss bei aller Leidenschaft nicht sein. Schiri Gräfe sammelte weiter Beliebtheitspunkte und pfiff bei jeder Gelegenheit zu Ungunsten der Heimmannschaft. Hatte der BVB zunächst noch versucht, weiter nach vorne zu spielen, gerieten sie nun mehr und mehr unter Druck und man musste befürchten, dass der Rückstand sich noch vor der Pause weiter vergrößern würde. Kurz vor der Halbzeit berappelten sich die Schwarzgelben aber wieder und hätten fast noch den Ausgleich erzielt. Kehl schoss Adler an den Fuß Reus spitzelte den Ball weg und Götze schob ein. Aber Reus war aus dem Abseits gekommen und daher wandelte der Jubel sich in lähmendes Entsetzen, denn Gräfe gab den Treffer zu Recht nicht. So schlichen die Borussen dezimiert und in Rückstand wie begossene Pudel vom Platz.
Zweite Halbzeit – Niederlage mit Herz
Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigte van der Vogel gleich nochmal seine schauspielerischen Fähigkeiten. Der eigene Mann köpfte ihm den Ball ins Gesicht und er mimte minutenlang den sterbenden Schwan. Die Südtribüne erinnerte ihn nun daran, dass der Zustand seiner Ehe ebenso zerüttet ist wie der seines Charakters. Der BVB tat sich nun ohne die zentrale Anspielstation in der Spitze schwer, Chancen herauszuspielen. Die Hamburger spielten aber auch weiter gut mit. Santana grätschte Jansen im Strafraum um, spielte dabei zwar den Ball, aber solche Aktionen sind einfach unnötig riskant. Mancher Schiedsrichter pfeift bei so etwas auf Verdacht Elfmeter und speziell Gräfe war ja heute alles zuzutrauen. Diesmal ließ er aber richtigerweise weiterspielen.
Das Westfalenstadion bemühte sich nach Kräften, seine angeschlagenen Helden nach vorne zu peitschen. Spiele in denen man sich ungerechnet behandelt fühlt, produzieren einfach immer die beste Atmosphäre. Die Mannschaft konnte die Anfeuerung aber nicht wirklich in Leistung ummünzen und musste froh sein, dass Aogo freistehend weit am Tor vorbei schoss, anstatt die Vorentscheidung zu erzielen. Götze und Reus wirbelten weiter, holten aber nicht mehr als einen Eckball heraus. Im Anschluss an diesen stand Hummels plötzlich frei vor Adler und lupfte den Ball über den Torwart aber leider auch über das Tor. Der BVB war plötzlich wieder im Spiel und das spürte auch die Südtribüne. Reus war erneut nur durch ein Foul zu bremsen, führte den Freistoß selbst aus, bekam den Ball aber nicht über die Mauer gezogen, so dass es erneut einen Eckball gab. Wieder war anschließend Hummels am Ball, diesmal mit dem Kopf aber der Winkel war etwas zu spitz.
Dann wurde erneut Reus auf die Reise geschickt. Bruma spitzelte ihm den Ball noch weg, legte den schnellen Reus aber dabei auch spektakulär. Jetzt sah Gräfe die Gelegenheit zur Konzessionsentscheidung gekommen und so durfte auch Bruma vorzeitig duschen. Den anschließenden Freistoß durfte dann Nuri Sahin schießen, aber er vergab ihn einigermaßen kläglich, was zu seiner bisherigen Leistung passte. Ihm fehlte noch die Bindung zu seinen Mitspielern. Kurz darauf gab es einen Freistoß für den HSV. Der Ball war eigentlich schon geklärt, wurde aber erneut hoch und weit in den Strafraum geschlagen. Hier lief Rudnevs Bender in dessen Rücken davon und gewann so das Kopfballduell. Weidenfeller blieb ohne Chance gegen diesen Kopfball. Das war natürlich eine kleine Vorentscheidung, aber die Borussen reagierten auf diesen erneuten Tiefschlag mit wütenden Angriffen, so dass es weiter spannend blieb.
Jürgen Klopp brachte dann Gündogan und Schieber für Kehl und Piszczek ins Spiel. Kuba rückte auf die Rechtsverteidigerposition zurück und der BVB spielte nun ein 3-3-3 System. In der 67. Minute musste eigentlich auch Westermann vom Platz. Erneut war Reus zu schnell für die HSV Abwehr. Westermann hielt ihn klar und deutlich fest. Doch Gräfe entschied sich diesmal dafür, das Foul einfach zu ignorieren. Ein gebrauchter Tag auch für den Mann aus Berlin. Dortmund warf nun nochmal alles nach vorn. Reus schoss aus allen Lagen, hatte aber auch nicht wirklich Zielwasser getrunken. Aber auch der HSV blieb weiter gefährlich. So entwickelte sich eine Schlacht mit offenem Visier, die für einen neutralen Zuschauer sicher einen großen Unterhaltungswert hatte. Für den BVB Fan ging es dagegen mal wieder an die Grenzen der nervlichen Belastbarkeit. Hummels rannte über das halbe Feld und zwang Adler zur Glanzparade.
Ein weiterer Deutsch-Türke aus der BVB Jugend wurde eine gute Viertelstunde vor Schluss eingewechselt. Leider hat sich Tolgay Arslan damals gegen die Borussia und für den HSV entschieden. Dann flog Santana durch den Hamburger Strafraum. Sein eingesprungener Innenristschuss verdiente zwar höchste Haltungsnoten, verfehlte das Tor aber deutlich. Sahin schlug eine Freistoßflanke in den Strafraum, aber der blasse Schieber verlor das Kopfballduell. Westermann zeigte dann nochmal, dass er diesem einen Holländer in Sachen Fairness in nichts nachsteht. Ungestraft durfte er den Valderrama machen. Nach einem Foul von Götze sank er wie vom Blitz getroffen zu Boden, humpelte anschließend in einer minutenlangen Zeitlupenaktion vom Platz, nur um sich hinter der Auslinie die Stutzen zu richten und völlig erholt wieder auf den Platz zu sprinten. Der BVB zeigte weiter vollen Einsatz, agierte aber im und um den Strafraum oft unglücklich. Viele gute Gelegenheiten wurden so liegengelassen. Die Süd demonstrierte dann, dass sie trotz des Ergebnisses stolz auf diese Mannschaft ist und stimmte „Wir werden immer Borussen sein“ an.
Als die Uhr fast runtergelaufen war, sorgte Son für den endgültigen Knockout und erzielte aus kurzer Distanz die Entscheidung. Diese Schlusspointe passte zu diesem verrückten Spiel. Im Süden bewies man weiter ein gutes Gespür für die Leistung der Mannschaft. Die Schals wurden in die Höhe gereckt und es schallte „Leuchte auf mein Stern Borussia“ durch das Westfalenstadion. Während auf den Sitzplätzen viele das Weite suchten, wollten die treuesten Fans der Mannschaft, die ihnen in den letzten Jahren so viel Freude gemacht hat, den Respekt erweisen, der ihr gebührt. Denn auch heute hat es sicher nicht an der Einstellung gelegen, dass die Punkte an den Gegner gingen. Schieber hätte dann sogar fast noch seinen Treffer gemacht, aber sein Kopfball nach einer weiteren Ecke, wurde gerade noch aus dem Winkel geköpft.
Nach Schlusspfiff schlichen die schwer geschlagenen Borussen mit hängenden Köpfen zur Südtribüne, wo sie aber empfangen wurden wie Sieger. Mit donnerndem Applaus und aufmunternden Sprechchören wurde die Mannschaft in die Kabine verabschiedet und das hat sich diese Truppe auch an einem solchen Tag, an dem vieles, was sonst selbstverständlich erscheint, einfach nicht gelingen wollte, wirklich verdient. Niederlagen tun immer wehr, aber wenn man alles gegeben hat, was an diesem Tag möglich war, hat man zwar verloren, ist aber sicher kein Verlierer und kann erhobenen Hauptes in den Flieger nach Donezk steigen. Dieses Ergebnis kann vielleicht sogar ein gutes Omen sein, denn auch vor der Glanzleistung in Madrid hatte man in der Bundesliga eine eher schlechte Leistung geboten. Die Meisterschaft kann nun wohl endgültig abgehakt werden und daher gewinnt die Champions League und auch das Pokalspiel beim FCB natürlich noch mehr an Wichtigkeit. Eins kann man aber auch heute festhalten: Auch wenn nicht immer alles funktioniert, diese Mannschaft wird uns bei den Dortmunder Grundtugenden, Rennen und Kämpfen nie enttäuschen.
Die Fotos zur Heimpleite gegen den HSV findet Ihr wie gewohnt auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Statistik
BVB: Weidenfeller – Piszczek (65. Schieber), Santana, Hummels, Bender – Kehl (65. Gündogan), Sahin – Blaszczykowski, Götze, Reus – Lewandowski
HSV: Adler, Diekmeier, Westermann, Bruma, Aogo, Jansen, Rincón, Rudnevs, van der Prekariat (63. Rajkovic), Skjelbred (74. Arslan), Son (90. Kacar)
Tore: 1:0 Lewandowski (17. Westermann), 1:1 Rudnevs (18. Aogo), 1:2 Son (26. Bruma), 1:3 Rudnevs (62. van der Vrau), 1:4 Son (89. Jansen)
Gelbe Karten: Götze - Aogo, van der Vaart
Rote Karte: Lewandowski (Skandal!) - Bruma
Zuschauer: 80.645 im Westfalenstadion
Stimmen aus der Pressekonferenz
Fink: Da hat kein Mensch mit gerechnet hier 4:1 zu gewinnen. Aber ich habe gleich gesagt, dass wir hier antreten, um zu gewinnen. Wir haben gut nach vorne gespielt und auch verdient gewonnen.
Klopp: Ich habe nach dem Schlusspfiff gemerkt, dass das Leben weiter geht. Ich hatte erst das Gefühl, das endet mit so einem Dreck. In der wilden Anfangsphase fallen 3 Tore und es gibt einen Platzverweis gegen uns. Dann stand es 2:1 und wir waren 10 Mann und dann ist es hektisch geworden. Das ist menschlich, hilft aber natürlich nicht. Die Mannschaft hat dann in der zweiten Halbzeit noch alles versucht und hatte durch Hummels und Kehl auch riesige Chancen. Ein gebrauchter Tag, allerdings auch gegen einen starken HSV. Das Spiel heute war ähnlich wie in Hamburg. Wir haben die ganze Zeit versucht, die Fehler vom Anfang wieder gut zu machen und mussten mehr und mehr riskieren, je länger das Spiel dauerte. Mit ein wenig Glück hätte man auch ein 3:3 zu machen, so wird es ein 1:4 und das fühlt sich verdammt schlecht an.
Ich habe schon schlimmere Fehlentscheidungen gesehen als die Rote Karte für Robert Lewandowski. Den Kontakt kann man nicht wegdiskutieren. Aber Lewandowski sieht Skjelbred erst sehr spät und dreht sich dann auch noch weg. Das sah wilder aus, als es eigentlich war. Skjelbred konnte ja auch direkt weiterspielen.
Web, 09.02.2013
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