Saison 1977/78: Eine Durchschnittssaison endet im Debakel
Wäre das letzte Spiel der Saison nicht gewesen, würde man von einer durchschnittlichen Saison sprechen, die arm an Höhepunkten gewesen wäre. Aber es gab nun diesen 34. Spieltag, der wahrscheinlich mehr kaputt gemacht hatte, als der Bundesliga-Abstieg 1972. Es ist und bleibt der Schandfleck auf der relativ blütenreinen, über hundertjährige Weste von Borussia Dortmund.
Fünf Tage später ging aber der Start in die Bundesliga gründlich daneben. Bei Hertha BSC verloren die abwehrschwachen Dortmunder klar mit 1-3. Eine Woche später sollte dann das Heimspiel gegen den MSV Duisburg beginnen, doch sinnflutartige Niederschläge sorgten dafür, dass drei Minuten vor dem Anpfiff Schiedsrichter Walter aus Würzburg die Partie absagte. So reist der BVB am 20.08.1977 nach München zur TSV 1860. Dank Treffer von Burgsmüller und Held konnten die Borussen ihren ersten Saisonsieg mit 2-0 feiern. Drei Tage später fand schon das zweite Spiel im DFB-Pokal statt. Zwar führte Dortmund zur Halbzeit mit 1-0 durch den Treffer von Burgsmüller in der 33. Minute. Aber die Fortuna aus Düsseldorf konnte das Spiel drehen. Allofs (49.), Brei durch Foulelfmeter (63.) und Bommer (87.) ließen die Mehrzahl der 24.000 Zuschauer feiern. Borussia schied leider aus dem Pokal aus. Eine Woche später fand dann endlich das erste Heimspiel in dieser Bundesliga statt. Aber Eintracht Frankfurt gewann bei den Borussen mit 0-2 und sorgte gleich für eine Heimniederlage. Auch am 30. August kassierten die Dortmunder eine Niederlage. Bei der 0-4-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern verhinderte Torhüter Bertram eine höhere Niederlage. Trotzdem stürzte Borussia auf den 17. Tabellenplatz ab.
Am 3.09.1977 kommt der Aufsteiger VfB Stuttgart ins Westfalenstadion. Durch einen klaren 4-1-Sieg konnten die Dortmunder aufatmen. Drei Tage später wurden die Dortmunder Peter Geyer und Manfred Burgsmüller bei der B-Nationalmannschaft eingesetzt. Den Siegtreffer zum 1-0 gegen die CSSR erzielte dabei Burgsmüller. Am 10. September reiste der BVB nach Hamburg zum Auswärtsspiel gegen FC St. Pauli. Die Westfalen gewannen klar mit 6-3. In der 49. Minute erzielte Erwin Kostedde innerhalb von 30 Sekunden zwei Tore zum Zwischenstand von 5-0. Drei Tage später erlebte dann die Borussia ein Debakel. Beim Ablösespiel für Kasperski verliert man bei PEC Zwolle klar mit 7-2. Im nächsten Bundesligaspiel vier Tage später kam Fortuna Düsseldorf nach Dortmund und gewann mit 1-2. Das war die vierte Niederlage gegen Düsseldorf innerhalb eines Jahres. Im Nachholspiel gegen MSV Duisburg am 20. September zeigte der BVB seine beste Saisonleistung und gewann mit 2-1. Aber vier Tage später mussten die Dortmunder eine deutliche 1-4-Niederlage beim 1. FC Köln hinnehmen. Dafür gewann man das nächste Heimspiel gegen Werder Bremen am 30.09.1977 genauso deutlich. Erneut war es der überragende Manni Burgsmüller, der mit zwei Toren die Borussen zu einem 4-1-Heimsieg führte. Doch das nächste Auswärtsspiel am 12. Oktober brachte wieder eine Niederlage. In München verlor man beim FC Bayern klar mit 0-3. Vor dem nächsten Bundesliga-Heimspiel zehn Tage später hatte der BVB zwei Freundschaftsspiele eingebaut. Am 14. gewann man beim Wuppertaler SV mit 1-5 und vier Tage später setzte man sich bei Schwarz-Weiß Essen mit 6-2 durch. Im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig feierte nach sechs Monate Verletzungspause Willi Lippens sein überzeugendes Comeback. Durch die Saisontore neun und zehn von Burgsmüller gewannen die Dortmunder mit 2-0.
Einen Tag später erfuhr man, dass die Borussen sich um Braunschweigs Torjäger Wolfgang Frank bemühten. Aber auch beim Meister aus Gladbach war der Spieler ein Kandidat. Am 24. Oktober unterschrieb dann Frank in Dortmund einen Drei-Jahres-Vertrag, obwohl er eigentlich schon in Gladbach eine Zusage gegeben hatte. BVB-Obmann Wosab konnte dem Braunschweiger 30.000 DM mehr Jahresgehalt bieten als der amtierende Deutsche Meister. Auch Otto Rehhagel sollte ein Angebot vom HSV haben, was der Dortmunder Trainer am 26.10.1977 dementierte. Aber neben den Gerüchten und Verhandlungen spielte man auch Fußball. Drei Tage nach dem Dementi erreichten die Borussen ein 2-2 beim 1. FC Saarbrücken. Dabei feierte der Neuzugang Frank einen zufriedenstellenden Einstand, die Tore erzielte Theis und Geyer, jeweils nach Vorarbeit von Lothar Huber. Eine Woche später war im Westfalenstadion das Derby dran. Erstmals seit zehn Jahren konnten die Borussen dieses für sich entscheiden. Beim 2-1 fiel der glückliche Siegtreffer für die Dortmunder drei Minuten vor dem Ende, als Lothar Huber einen Elfmeter verwandelte. Fünf Tage später konnte Trainer Rehhagel auch die letzten Zweifel verdrängen, als er vorzeitig seinen Vertrag um ein Jahr verlängerte. Am nächsten Spieltag, zwei Tage nach der Vertragsverlängerung, empfang der BVB den Hamburger SV und dank eines zaubernden „Ente“ Lippens, der das 2-0 selber schoss, gewann man mit 2-1. Durch diesen Erfolg rückte man auf Platz sechs in der Tabelle vor.
Vier Tage später feierte Manni Burgsmüller beim 4-1 Sieg gegen die Schweiz in Stuttgart ein großartiges Debüt in der A-Nationalmannschaft. Eine Woche später wurde bekannt, dass Hans-Werner Hartl zu Union Solingen ging, während die Chicago Stings sich um eine Verpflichtung von Erwin Kostedde bemühten. Nach zuletzt 7-1-Punkten riss diese Serie ausgerechnet gegen den Abstiegskandidaten aus der Nachbarschaft. Mit 0-1 verloren die Dortmunder beim VfL Bochum. Zwei Tage später fand in Dortmund die Jahreshauptversammlung statt. Bis auf wenig Gegenstimmen und Enthaltungen wurde BVB-Präsident Günther wiedergewählt. Außerdem hatte Schatzmeister Jürgen Vogt eindrucksvolle Zahlen. Im Geschäftsjahr 1976/77 konnte der BVB eine Rekordeinnahme von 8,95 Mio. DM verbuchen. Da allerdings auch die Kostenseite angestiegen war, hatte man nur einen Reingewinn von 892.000 DM. Am 3. Dezember fand das letzte Spiel der Hinrunde statt. Der BVB errang gegen den Deutschen Meister aus Gladbach vor ausverkauftem Haus ein tolles 3-3. Neuzugang Wolfgang Frank schoss dabei die ersten beiden Tore für seinen neuen Verein. Eine Woche später kam die Hertha aus Berlin in die Westfalenmetropole. Am Ende trennte man sich 1-1 im vorletzten Bundesligaspiel des Jahres. Am 14.12.1977 fand in Dortmund ein Länderspiel zwischen Deutschland und Wales statt. Leider konnte Burgsmüller beim 1-1 der beiden Mannschaften die gezeigte gute Form von seinem Länderspieldebüt nicht bestätigen. Drei Tage später fand beim MSV Duisburg das letzte Bundesligaspiel im Jahr 1977 für den BVB statt und die Borussia gewann das Spiel knapp mit 2-1. Rehhagel sagte dazu: „Meine Mannschaft stand neunzig Minuten unter Starkstrom.“ Dabei überwinterte man auf Platz acht mit 21-17 Punkte und 35-34 Tore. Am 27. Dezember verkündet Präsident Günther auf einer Pressekonferenz, dass man in der neuen Saison noch einmal groß investieren werde. „Der BVB soll erneut ein Markenzeichen wie in den besten Jahren werden“, teilte der Dortmunder Präsident mit. Zwei Tage später sollte ein Freundschaftsspiel gegen Rot-Weiß Lüdenscheid stattfinden, dieses musste aber aufgrund eines Schneefalls abgesagt werden.
Bereits Neujahr fand ein Freundschaftsspiel bei Preußen Münster statt. Die Dortmunder gewannen knapp mit 4-3. Nur einen Tag später sorgte erneut Präsident Günther für einen riesen Wirbel und die Kritik an dem „neureichen“ BVB wuchs. Was war passiert? Die Borussia wollte Spieler wie Rudi Seliger bzw. Karl-Heinz Rummenigge verpflichten. Doch im ersten Bundesligaspiel im Jahr 1978 kassierte man eine unerwartete 1-3-Heimniederlage gegen das Schlusslicht TSV 1960 München. Damit rutschte man ab auf Platz zehn. Ein Tag später musste Manfred Burgsmüller eine völlig andere Betätigung machen. Da er zum 25-köpfigen Aufgebot für die WM78 in Argentinien gehörte, durfte er mit Schlagerstar Udo Jürgens die WM-Platte „Buenos Dias Argentina“ aufnehmen. Die Reise nach Frankfurt brachte dem BVB nichts ein. Zwar ging man mit 1-0 in Führung und zeigte eine gute Leistung, aber in der Schlussphase des Spiels verloren die Dortmunder bei Eintracht mit 1-2. Eine Woche später sah aber die Welt schon besser aus. Beim klaren 4-0 Sieg im Westfalenstadion gegen den 1. FC Kaiserslautern feierte Erwin Kostedde mit einem Tor und zwei Vorlagen ein tolles Comeback über 90 Minuten. Vor dem Auswärtsspiel in Stuttgart hatte Trainer Rehhagel große Aufstellungssorgen. Lothar Huber hatte eine Sprunggelenksverletzung, während Frank Probleme mit der Achillessehne hatte. Neben Nerlinger, der den Trainer-B-Schein machte, drohte auch Wolfgang Vöge auszufallen. Dieser stieß sich beim Wechseln der Schnürsenkel den Fußballschuh ins Auge und zog sich eine Hornhautverletzung zu! Am 28. Januar fand dann das Spiel beim VfB Stuttgart statt. Obwohl sich die Dortmunder viele Chancen erspielt (und diese vergaben) hatten, verlor man klar mit 4-1. Drei Tage später konnte man aber den aktuellen Europameister CSSR mit 6-2 besiegen. Allerdings waren diese beim Prestigeerfolg stark ersatzgeschwächt angetreten.
Am 04.02.1978 kam der FC St. Pauli nach Dortmund. Statt des erwarteten Sieg gegen den Tabellenletzten musste man sich am Ende mit einem 1-1 zufrieden geben. Der ehemalige BVB-Torhüter Jürgen Rynio verhinderte mit hervorragenden Paraden einen Sieg der Westfalen. Eine Woche später hieß mal wieder der Gegner Fortuna Düsseldorf und erneut gab es eine Niederlage. Allerdings blieb festzustellen, dass den Dortmundern ein reguläres Tor von Kostedde in der 90. Minute aberkannt wurde. Wieder eine Woche später kam der Tabellenführer aus Köln ins Westfalenstadion. Obwohl der BVB eine gute Leistung ablieferte, verlor man mit 1-2 und rutschte langsam wieder in die Abstiegszone. Obwohl Borussia Dortmund aus den letzten sieben Spielen nur 3-11 Punkte geholt hatte, sprach der Vorstand des Bundesligisten am 20. Februar dem Trainer das Vertrauen aus. Der BVB-Pressesprecher Gerd Kolbe sagte dazu: „Wir lassen uns keine Krise einreden.“. Zwei Tage später musste Burgsmüller zum Länderspiel gegen England nach München. Beim 2-1-Sieg wurde der Dortmunder in der 33. Minute für den verletzten Flohe eingewechselt und bereitete auch in seinem dritten Länderspiel den Ausgleich von Worm in der 79. Minute vor. Das nächste Bundesligaspiel für den BVB fand drei Tage später gegen Werder in Bremen statt, aber aufgrund katastrophaler Abwehrfehler verlor man 1-3. Damit rutschte Dortmund auf dem 13. Platz ab und hatte schon ein Minuspunkt mehr als der Drittletzte aus dem Saarland.
Im März wurden die Spekulationen um eine Beurlaubung von Trainer Rehhagel immer deutlicher. Doch dieser bleibt ein Optimist und kündigt an, dass man vor dem Bayernspiel ein dreitägiges Trainingslager in Hennef beziehen werde. Anscheinend hatte diese Maßnahme Erfolg. Zwar gingen die Dortmunder gegen die auswärtsschwachen Münchener durch Geyer in Führung, doch am Ende trennte man sich vom FC Bayern mit 1-1, denn sechs Minuten vor dem Ende erzielte Janzon den Ausgleich. Die nächste Maßnahme des Trainers war ein Verbot von allen Nebenbeschäftigungen wie z. B. Tennis spielen oder Autogrammstunden geben. Am 11.03.1978 spielte Borussia bei der Eintracht in Braunschweig. Dank Ersatztorhüter Peter Endrulat, der für den grippegeschwächten Bertram im Tor stand, und Manni Burgsmüller, der seinen 15. Saisontreffer erzielte, gewann man dieses Auswärtsspiel mit 1-0. Und eine Woche später kam der 1. FC Saarbrücken ins Westfalenstadion. Und durch den 2-1-Sieg der Dortmunder war der Klassenerhalt so gut wie sicher. Nun begann man in Dortmund die Personalplanungen für die neue Saison. Bislang gab es noch keine Einigung um eine Weiterbeschäftigung von Peter Geyer. Derweilen erklärte Trainer Rehhagel, dass er weiterhin auf Peter Endrulat im Tor setzen werde, obwohl Stammtorhüter und Kapitän Horst Bertram wieder fit war.
Am 1. April reiste man dann zum Derby nach Gelsenkirchen. Dank einer glänzenden Vorstellung des BVB und natürlich zwei Burgsmüller-Toren gewann man auch das Auswärtsderby mit 2-0. Für die neue Saison versuchte man den Nationalstürmer aus Gelsenkirchen, Rüdiger Abramczik, zu verpflichten. Eine Woche nach dem Derbysieg ging es für den BVB erneut zu einem Auswärtsspiel. Gegner war der Hamburger SV und die Dortmunder verloren klar mit 1-4. Wie schon die Versuche, Spieler wie Seliger, Hrubesch und Rummenigge nach Dortmund zu locken, verliefen auch die Bemühungen, Abramzcik nach Dortmund zu holen, erfolglos. Dafür wurde am 16. April Burgsmüller in das vorläufige, 40-köpfige WM-Augebot berufen. Aber anstatt drei Tage später für die A-Nationalmannschaft aufgestellt zu werden, die ihr Spiel mit 1-3 gegen Schweden verlor, musste er einen Tag früher für die B-Mannschaft spielen, erzielte da aber den 1-0-Siegtreffer. Aber der Torhunger von Burgsmüller war nicht gestillt. Vier Tage nach dem Auftritt bei der B-Mannschaft Deutschlands spielte der BVB daheim gegen VfL Bochum und der Torjäger kann mit drei Toren seine Saisonbilanz auf 20 Treffer erhöhen. Am Ende gewannen die Borussen mit 5-3 gegen den Nachbarn aus Westfalen.
Vor dem letzten Bundesligaspiel der Dortmunder beim Meisterschaftsanwärter und Namensvetter aus Mönchengladbach gab man sich im BVB-Lager kämpferisch: „Zu verschenken haben wir nichts.“ So fand dann am 29. April im Düsseldorfer Rheinstadion das Spiel statt und der BVB erlebte sein Waterloo. Völlig wehrlos ergab sich die Mannschaft und ließ den Gladbacher Sturmwirbel (alleine Jupp Heynckes erzielte fünf Treffer) über sich ergehen. Am Ende verlor Borussia Dortmund nicht nur das Spiel mit 0-12, sondern erlitt die höchste Niederlage seiner Bundesligageschichte. Zum Glück für Dortmund half dieser hohe Sieg den Gladbachern nicht, denn zur gleichen Zeit gewannen die Kölner ebenfalls deutlich mit 5-0 gegen St. Pauli und wurden Deutscher Meister. Der BVB beendete diese Saison als Tabellenelfter mit 33-35 Punken und 57-71 Toren. Insgesamt vier Spieler nahmen an allen 34 Spielen teil: Lothar Huber, Burkhardt Segler, Manfred Burgsmüller und Peter Geyer. Bester Torschütze war Burgmüller mit 20 Treffern. Auf den Plätzen mit weitem Abstand fand man Erwin Kostedde (7 Tore) und Peter Geyer (6 Tore). Aber dieser Blamage in Düsseldorf folgte nur einen Tag später die Entlassung von Trainer Otto Rehhagel. Am Sonntagnachmittag wurde ihm durch den Vorstand die Beurlaubung mitgeteilt und mit falschen, taktischen Einstellungen bzw. dem Festhalten an Peter Endrulat begründet. Die Trainingsleitung übernahm vorläufig Sigi Held. Zwei weitere Tage später teilte der DFB-Kontrollausschuss in Person von Hans Kindermann mit, dass man wegen des passiven Verhaltens der Mannschaft beim 0-12 gegen Gladbach ein Ermittlungsverfahren eingeleitet habe. Am 3.05.1978 wurden die Verträge mit Helmut Nerlinger und Erwin Kostedde gekündigt. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass Volkmar Groß vom Rivalen aus Gelsenkirchen nicht nach Dortmund kam. Die Spieler Wolf und Lippens sollten allerdings beim BVB bleiben.
Vier Tage später fand ein Freundschaftsspiel der Dortmunder bei der SpVgg Beckum statt und standesgemäß gewann man mit 7-0. Auch drei Tage später gab es beim VfL Klafeld-Geisweid einen 3-1-Sieg. Aber für Manni Burgsmüller folgte ein schwerer Schlag, denn Bundestrainer Helmut Schön strich den Dortmunder aus dem WM-Aufgebot. Als Nachfolger von Trainer Rehhagel sollte ein internationaler Startrainer verpflichtet werden. Namen wie Miljan Mijanic, Georg Kessler, Rinus Michel und Helmut Johannsen waren in der Verlosung. Sollte dies nicht funktionieren, erklärte Pressesprecher Kolbe: „Sonst greifen wir auf Sigi Held zurück.“ Am 12. und 14. Mai standen weitere Testspiele auf dem Plan. Zuerst spielte der BVB gegen den spanischen Meister Real Madrid zuhause und verlor knapp mit 0-1. Allerdings fanden nur ca. 8.000 Zuschauer den Weg ins Stadion. Danach gab es beim FC Recklinghausen nur ein 2-2. Favorit für den Trainerposten war am 17. Mai Dettmar Cramer. Drei Tage später konnte man die Vertragsverlängerung um ein Jahr mit Peter Geyer verkünden und weitere vier Tage später stand der neue Trainer fest. Da sich die Gespräche mit Cramer zu lange hinzogen, hieß der neue Chefcouch völlig überraschend Carl-Heinz Rühl, der mit Karlsruhe Erfolge verbuchen konnte. Auch am 26. Mai spielte man wieder gegen Real Madrid, scheiterte diesmal deutlich mit 2-4. Im Juni fielen dann weitere Entscheidungen. Während die Spieler bis zum Ende des Monats Urlaub hatten, trennte sich der BVB endgültig von Nerlinger und Kostedde, während man versuchte, den Bocholter Stürmer Runge zu verpflichten. Außerdem verließ Torwart Endrulat den Verein und wechselte zu Tennis Borussia Berlin. Auch wurde der Werbevertrag wegen eines Beschlusses der deutschen Tabakindustrie, den Sport nicht mehr als Werbemittel zu benutzen, mit dem Trikotsponsor Samson gekündigt. Am 14. Juni wurde die Ablösesumme für Norbert Runge vom Arbeitsgericht festgelegt. Diese war deutlich höher als geplant, aber nur sieben Tage später war der Kauf dann perfekt. Für eine Ablöse von rund 100.000 DM wechselte der Bocholter in die Westfalenmetropole. Außerdem wechselte Nerlinger zum Zweitliga-Aufsteiger Viktoria Köln. Beim Obmann des BVB, Reinhold Wosab, wächst die Unzufriedenheit. Er konnte noch keinen spektakulären Neuzugang vermelden, denn all seine von ihm initiierten Verpflichtungen wurden vom Vorstand abgelehnt. Keine guten Aussichten für die neue Saison.
Fazit:
Bis zum 34. Spieltag konnte man von einer Saison sprechen, die durchschnittlich war. 14 Siege standen zu diesem Zeitpunkt 14 Niederlagen entgegen. Auch die Tordifferenz war mit -2 zu diesem Zeitpunkt relativ in Ordnung. Zwar wollten sich die Fans und auch der Verein nach dem achten Platz im Vorjahr verbessern, doch waren vor allem die Auswärtsspiele einfach zu schwach gewesen. Aber es gab dann eben diesen 30. April, der nun als einer der Schandflecke in der Vereinsgeschichte stand. Anwesende BVB-Fans weinten nach dieser Demütigung und es tauchten Betrugsvorwürfe gegen den BVB auf. Zwar stellt der DFB das Verfahren gegen den Trainer und die BVB-Spieler am 16.08.1978 ein, aber ein Fleck auf der weißen BVB-Weste bleibt bestehen. Bereits vor dem Spiel hat der Trainer Rehhagel einen groben Fehler gemacht, der dieses Debakel vielleicht erst ermöglicht hat. Obwohl Ersatzmann Peter Endrulat am Morgen eine Kündigung erhalten hatte, setzte der eigenwillige Trainer weiterhin auf ihn und nicht auf dem wieder gesundeten Stammtorhüter Horst Bertram. Schließlich kann sich der Ersatztorhüter in Düsseldorf beweisen. Aber dies war nicht nur der einzige Grund. Obwohl Rehhagel gerne auf ältere und erfahrene Spieler setzte, fehlten wohl bei dieser Mannschaft Spieler, die Erfahrung und auf dem Platz die Übersicht hatten. Auch hatte vor allem die Abwehr Probleme. Zwar schlagen die ein Dutzend Tore voll in die Wertung ein, aber mit 71 Gegentreffern hatte am Ende nur eine Mannschaft eine schlechtere Abwehr. Das war der Tabellenletzte St. Pauli mit insgesamt 86 Gegentreffern. Schon auf der Heimfahrt nach Essen war Rehhagel, der Trainer fuhr mit Manni Burgsmüller zurück, schon klar, was passieren würde. Aber war nur er daran schuld? Burgsmüller meinte dazu: „Dies 0-12 war nicht Rehhagels Schuld. Rehhagel war nur das Bauernopfer, damit der Verein sein Gesicht wahren konnte.“ Und zu den Betrugsverdächtigungen sagte der Stürmer: „Dass wir BVB-Spieler den Gladbachern den Titel schenken wollten, das ist nicht mehr als eine böse Legende.“ Den Spott hatte aber der BVB nun. Der Verein hieß ab nun BVB 0-12 und sein ehemaliger Trainer hatte den Spitznamen „Otto Torhagel“.
Ein weiteres Problem waren die Verpflichtungen. Werner Schneider kostete viel Geld, brauchte aber nur durchschnittliche Leistung. Auch die überraschende Verpflichtung von Held brachte nicht den gewünschten Effekt. Mit nur zwei Toren in 18 Begegnungen kam er nie über die Rolle als Ergänzungsspieler heraus. Weitere, hochrangige Namen machten in Dortmund ihre Runde. Allerdings fingen sich die Dortmunder fast nur Absagen ein. Und hatte man mal eine Zusage wie im Fall Cullmann, konnte man sich mit dem Verein nicht auf eine Ablösesumme einigen. Trainer Rehhagel wollte mit dem BVB langfristig arbeiten. Es fehlte halt die Abgeklärtheit und vor allem die strategische Überlegung im Vorstand von Borussia Dortmund. Und dies war das nächste Problem bei Dortmund. Denn der Verein wurde weiterhin wie jeder eingetragene Verein geführt. Man hatte keinen hauptamtlichen Geschäftsführer oder Manager, sondern das Sagen hatte der Vorstand. Und gerade Präsident Günther war beruflich ziemlich stark belastet, so dass er sich kaum noch um den Verein kümmerte. Erst ein Jahr später sollte ein Neubeginn kommen.
Der eigenwillige Stürmer war allerdings auch eines der positiven
Ereignisse in dieser Saison. Mit 20 Treffern hatte der BVB endlich
wieder einen Torjäger. Auch wenn er mehr aus dem Mittelfeld kam,
erzielte er mehr als ein Drittel aller BVB-Tore. Außerdem war er der
erste BVB-Spieler im Nationaldress seit 1971 (damals hieß der Borusse
noch Sigi Held). Allerdings kam der BVB-Spieler nur auf drei Einsätze in
der A-Auswahl und wurde der Dortmunder vom Bundestrainer Schön völlig
überraschend aus dem WM-Kader für Argentinien 1978 gestrichen. Der Grund
kann die unbequeme Art von Burgsmüller sein. Vor der WM gehörte er zu
den nur fünf rühmlichen Ausnahmen unter den 22, von amnesty
international befragten Nationalspieler, die sich kritisch zur
argentinischen Militärjunta äußerte: „Man hätte die WM da gar nicht hingeben sollen. Was amnesty international macht, finde ich total richtig.“
Damit war der Dortmunder nicht auf der gleichen Wellenlänge des DFB
unter Hermann Neuberger, der eindeutig Pro-Militärregime-Kurs war. Ein
weiterer Lichtblick waren die Fans, denn mit einem Zuschauerschnitt von
37.805 konnte Borussia Dortmund gleich den zweiten Platz belegen. Nur
Neuling VfB Stuttgart konnte mehr Zuschauer in seinem Stadion begrüßen.
Der Meister aus Köln hatte im Schnitt sogar 3.000 Zuschauer weniger als
die Mannschaft aus Westfalen. Zwar gab es in der Folgezeit auch hier
Schwankungen, aber was bleibt, der Zuschauerzuspruch in Dortmund sollte
nie wieder unter der 20.000er Grenze sinken.