Kein Zwanni (mal wieder) in Hamburg
Es scheint leider eine unliebsame Tradition zu werden. Im Rahmen von „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein" rufen wir erneut zum Protest gegen die Preispolitik in der Hansestadt auf. Diesmal wollen wir auch medial ein deutliches Zeichen setzen und den Gästeblock mit Anpfiff verlassen. Auch wenn die Aktion schwerpunktmäßig vom Stehplatzbereich ausgeht, bitten wir auch die Fans auf den Sitzplätzen, sich uns anzuschließen. Je leerer der Gästebereich, desto schwerer wird es, diese Protestform zu ignorieren.
Weitere Hintergründe zur Aktion findet Ihr im Auruf „Arsch hoch!" beispielsweise in unserem Forum. Auf der offiziellen Vereinshomepage wird die Aktion ebenfalls thematisiert. Wir können unsererseits Jürgen Klopp nur beipflichten. Es gibt kurzfristig gesehen keine Gewinner, niemand bleibt diesem (oder irgendeinem anderen Spiel unserer Borussia) gerne fern. Und gerade das Spiel in Hamburg ist besonders schmerzlich. Kubas Last-Minute Tor vorletzte Saison auf dem Weg zur Meisterschaft, Rosickys Jubellauf aufs leere Tor, Amorosos Nachschussknaller – es gibt viele Spiele beim HSV, die sich ins kollektive Borussengedächtnis eingebrannt haben. Dazu ist Hamburg einfach eine schöne Stadt, die zu einem längeren Fußballausflug geradezu einlädt.
Das sind allerdings nur die schönen Seiten dieses Spiels. Denn auf der anderen Seite vereint der HSV aus Fansicht nahezu alle negativen Aspekte bezüglich der Preisgestaltung. Ein Stehplatzblock, der sich nicht nur von der Form, sondern fast auch von der Größe her einem Pizzastück angenähert hat und viele teure Sitzplätze. Wobei auch die Stehplatzpreise alles andere als günstige Schnapper sind. Wir haben in den letzten Jahren, auch mit der tollen Unterstützung von HSV-Fans, dagegen protestiert und Gespräche mit dem Verein geführt. Nicht nur, dass diese Gespräche weitestgehend ergebnislos verlaufen sind, als Folge der sportlichen Entwicklung haben wir Dortmunder nun das zweifelhafte Vergnügen, neben dem FC Bayern München in die Preiskategorie A+ hochgestuft worden zu sein.
Wir können gar nicht anders, als den Protest aufrecht zu erhalten. Alles andere hieße, den Vereinen zu bedeuten, dass sie dieses Problem einfach aussitzen können. Damit wären auch alle in der Vergangenheit erbrachten Opfer von uns bedeutungslos. Das darf nicht sein! Wir Fans müssen so lange protestieren und unbequem sein, bis man uns bei der Preispolitik nicht mehr übergehen kann. Nicht in Hamburg, nicht in irgendeiner anderen Stadt.
Konkret für Samstag bedeutet Kategorie A+ Sitzplätze ab 40,00 € aufwärts. Selbst die Sparsamten unter uns werden inklusive Fahrtkosten und Verpflegung für dieses Spiel um die 80,00 € aufbringen müssen. Für ein einziges Spiel. Für Auszubildende, Studenten und Geringverdiener Beträge, die kaum aufzubringen sind.
Beim letzten Heimspiel gegen Leverkusen gab es eine tolle Aktion gegen Rassismus und Diskriminierung. Motto war die Zeile „Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen" aus dem Lied „Borussia" von Bruno Knust. Ich würde gerne die nächste Zeile mit einbeziehen und die Aussage um einen dritten Aspekt erweitern. Dort heißt es nämlich „Hier fragt man nicht nach arm oder reich, wir Fans auf der Tribüne, wir sind alle gleich". Beim Fußball soll niemand ausgeschlossen werden. Nicht wegen Hautfarbe, Geschlecht, oder sexueller Orientierung – aber auch nicht per se wegen seines Kontostandes. Wir sprechen hier von jungen Menschen, die noch am Anfang ihrer Fankarriere stehen, ebenso wie von „alten Säcken", die schon auswärts unterwegs waren, als der Fußball noch nicht die heutige Bedeutung in der Gesellschaft hatte. Sie alle gehören zur Fußballfamilie und verdienen eine faire Chance, es auch weiterhin zu bleiben. Dagegen sprechen leider häufig finanzielle Interessen der Vereine. Umso wichtiger ist, dass wir Fans füreinander einstehen.
Wir wollen auch zukünftig in Hamburg und bei jedem anderen Verein wie gewohnt den Borussenblock aus allen Nähten platzen lassen. Mit unserer Anzahl und unseren Stimmen. Wir wollen aber auch, dass niemand dabei Außen vor bleibt, weil er durch das Preisraster fällt und gemeinsam als bunter Haufen durch die Stadien ziehen, um unsere Mannschaft zu unterstützen. Wir wollen allesamt den Ball ins Tor schreien und Euch, liebe Spieler, in den Schlussminuten, wenn die Beine schwer werden, die letzten Meter leichter machen. Vielleicht, nur vielleicht, unterstützt Ihr uns dabei auch ein wenig mit euren medialen Möglichkeiten. Wir können jede Hilfe gebrauchen – und am Ende sind wir vielleicht doch alle zusammen Gewinner.
Fußball muss bezahlbar sein – für alle!