?Rollt der Fußball nur noch, damit der Rubel rollen kann??
Die Fans vom FSV Mainz 05 laden aktuell zu den Mainzer Fantagen ein, die vom 06. September 2012 bis zum 13. September 2012 gehen. Mittelpunkt der Veranstaltungen während der Woche die im Zeichen der Fankultur steht sind fanrelevante Themen wie die Kommerzialisierung im Fußball oder aber das Bild von Fans in der öffentlichen Wahrnehmung.
Am Eröffnungsabend luden die Veranstalter zur gut besuchten Podiumsdiskussion, bei der sich alles um die Kommerzialisierung im Fußball drehte. Die rund 250 Besucher verfolgten gebannt den Film über Austria Salzburg, der allen vor Augen führte, wohin der Weg gehen kann, wenn man keinen Gegenpol zur Vermarktung bildet. Die Geschichte des traditionsreichen Vereins Austria Salzburg endete 2005 abrupt, als der Sponsor, ein großer Brausehersteller aus Österreich, Vereinsfarben und -namen änderte. Die Fans hatten damals als Konsequenz daraus ihren Verein neu gegründet. Als Gast war Volker Rechberger zugegen, der aus erster Hand berichtete, wie weit es gehen kann, wenn Fans nicht aktiv werden, um Sponsoren Einhalt zu gebieten. Weitere Diskussionsteilnehmer waren Dag Heydecker, u.a. Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und Vertrieb beim FSV Mainz 05, Erich Hieronimus, Leiter der Unternehmenskommunikation beim Mainzer Stadionnamenssponsor „coface“, Daniel Lörcher, Mitglied bei The Unity und Mitglied bei „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“, Christian Alfs, Doktorand im Fachgebiet Sportökonomie und -management an der Universität Mainz und Martin Quast, Kommentator bei LIGA total! und gleichzeitig auch Moderator der Podiumsdiskussion.
Alle Diskussionsteilnehmer waren sich schnell darüber einig, dass die 50+1-Regel erhalten bleiben muss, damit die Identität der Vereine gewahrt wird. Ein großer Fehler wäre es auch, wenn sich ein Verein in großer Abhängigkeit von einem Sponsor begibt. Die letzte Aussage traf übrigens der Vertreter des Stadionnamengebers, Erich Hieronimus. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit, das ein Vertreter eines Sponsors sich nicht nur auf die Veranstaltung sehr gut vorbereitet hat, sondern auch noch grundsätzlich einer Meinung mit Fanvertretern ist. Beim BVB wär es undenkbar, wenn Carsten Cramer, in etwas anderer Rolle, sich so zu einem Thema äußern würde und nicht den falschen Stadionnamen bis zum eruktieren erwähnt. Das nur am Rande erwähnt, dass ein Sponsor zwar auf seine Erwähnung pocht, aber trotzdem die Meinung von Fans akzeptiert und nicht nur gütiger Weise duldet.
Weiterer Konsens bestand weiterhin darin, dass Sponsoring zwar absolut notwendig ist, damit der Fußball finanziell weiterleben kann, es aber auch einen Punkt geben muss, an dem es kontraproduktiv wird wenn übertrieben wird und sich Fans eingeengt und vereinnahmt fühlen. Ziel eines Partners (neudeutsch für Sponsor) sollte es sein, Bekanntheit zu generieren und nicht das kurzfristige pushen von Zahlen in der Bilanz, weswegen es noch mehr Bedürfnis sein sollte auf die Wünsche und die Kritik von Fans einzugehen. Wenn die Kommerzschraube weitergedreht würde, springen irgendwann auch zwangsläufig die Fans ab, was dazu führe, dass der Fußball für die Partner uninteressant würde und der Fußball in seiner jetzigen Form nicht mehr weiter existiere, so Christian Alfs. Fans sollten in der Hinsicht eine Art Regulator sein, der zwar nicht das Zepter in der Hand hält, aber auf Missstände aufmerksam mache. Aus diesem Grund sollte man auch wieder mehr miteinander und nicht übereinander reden. Dieses Fazit ist eindeutig nicht nur auf das breite Thema Kommerz bezogen, sondern kann auch als allgemeingültig gelten.
In diesem Sinne lohnt es sich die weiteren Veranstaltungen der Mainzer Fantage zu verfolgen:
Am Samstag, den 08. September 2012 gibt es ab 10 Uhr eine Kurvenschau im Bruchwegstadion mit Fahnenworkshops. Ab 15 Uhr gibt es Workshops zum Thema „Antirassismus“, „Repressionen“ und „Fanarbeit in Mainz – Informieren! Inspirieren! Aktivieren!“ Abends ab 18 Uhr gibt es im Stadion am Europakreisel eine Veranstaltung zum Thema „Sogenannte Fans verbreiten Angst und Schrecken? Fußballfans in der öffentlichen Wahrnehmung“
Am Montag, den 10. September 2012 ist ab 19.05 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fußball ist Volkssport?“ - pardon, „war“!?
Am Mittwoch, den 12. September 2012 geht es im Kino Capitol ab 19.30 Uhr weiter mit einem Film von Rheinhessen on Tour, der den Titel „Doppelrad der Zeit“ hat, ein Film der die Mainzer Ultraszene begleitet.
Am Donnerstag, den 13. September 2012 ist ab 19.05 Uhr im Stadion am Europakreisel ist eine Podiumsdiskussion über die Stimmung im neuen Stadion, mit u.a. Niko Bungert, einem Verteidiger des FSV.
Weitere Infos, Bilder und Videos findet man auch bei:
http://mainzer-fantage.de/
https://www.facebook.com/MainzerFantage
http://twitter.com/MainzerFantage
Vielen Dank an Rheinhessen on Tour für die zur Verfügung gestellten Bilder!
Spekka, 07.09.2012