?Des isch doch Humbug!?
Bei den Olympischen Winterspielen 2012 im Breisgau holt die Mannschaft aus Dortmund Gold und drei Punkte durch einen 2:0-Sieg beim SC Freiburg. Wie dieser Erfolg eingefahren werden konnte und was die Illuminaten damit zu tun haben, erfahrt Ihr in unserem gewohnt parteiischen Spielbericht.
Der Kontrast hätte wohl nicht deutlicher sein können. Am Mittwochabend noch ein echter Festtag unter Flutlicht gegen einen der größten Vereine der Welt. Garniert mit einem grandiosen 2:1-Sieg. In Freiburg erwarteten unsere Spieler stattdessen ein bis in die Haarspitzen motivierter Gegner sowie ungemütliche Bedingungen bei Schneetreiben und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Und auch alle schwatzgelben Anhänger, von denen einige bereits um 2 Uhr in der Früh ihre WET-Tour gestartet hatten, mussten mit diesen Bedingungen leben, zumal Freiburg aus Fan-Sicht ja bei jedem Wetter für den Allerwertesten ist. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass alle Beteiligten die 90 Minuten möglichst schnell über die Bühne bringen wollten. Selbstverständlich am besten mit einem dreifachen Punktepräsent.
Bei einem Blick auf den Aufstellungsbogen konnte man als Borusse leicht aufatmen. Götze und Gündogan konnten mitspielen, für Bender hatte es wie erwartet nicht gereicht. Ansonsten gab es keine besonderen Überraschungen zu verzeichnen. Man fragte sich bei den Namen Reus und Gündogan nur unweigerlich, wie wohl ihr Schuhwerk präpariert war. Denn wenn man wie am Mittwoch schon auf einem normalen Rasen im Westfalenstadion ständig ausrutscht, musste der Schneeplatz im Dreisamstadion einer Eislauffläche gleichkommen.
„Tor? Ich habe nichts gesehen."
Eine Viertelstunde vor Anpfiff sangen und hüpften sich die mitgereisten Borussen im unsäglichsten Gästeblock der Liga warm. Augenzwinkernd bemerkt: Es soll BVB-Fans geben, die aus dem Steher in Freiburg in den letzten Jahren noch nie ein Tor live gesehen haben. Mindestens genauso schlimm im Scheissgau ist jedoch, dass während des Spiels gefühlt jeder Pass von irgendwelchen Mini-Sponsoren präsentiert wird. Da wünscht man sich unweigerlich, dass die da möglichst schnell ein neues Stadion hingestellt bekommen, wo man vielleicht dann auch nicht mehr auf jeden entwürdigenden Euro angewiesen ist.
Nach dieser Polemik werden wir sportlich und widmen uns dem Spiel. Vor dem Anpfiff reihte sich auch die Freiburger Fanszene mit dem Spruchband „DFL-Konzept ablehnen" in die Kritikerschar ein. Gut! Da sind ihr auch die eher leisen „Scheiss DFB"-Rufe nachzusehen. Die Seitenwahl gewann dann Kehl und somit konnten die Gastgeber das heute rote Leder zum Spielbeginn anticken. Kehl entschied sich übrigens, bereits in der ersten Hälfte auf den Gästeblock zu spielen. Dies wohl primär deshalb, weil somit zumindest der schneefreie Teil in der ersten Hälfte auf der rechten offensiven Seite des BVB sein konnte.
Freiburg trifft den Pfosten
Die ersten Minuten wurden von den Akteuren genutzt, um sich an das schwierige und in Teilen irreguläre Geläuf zu gewöhnen. Angeblich versäumte es der Sportclub, die Rasenheizung rechtzeitig anzuwerfen. Sollten diese Gerüchte stimmen, würde das bei diesem „knuffigen" Verein aber auch nicht weiter verwundern. Das probate Mittel bei diesen Bedingungen? Richtig! Standards. Freiburg beherzigte diese Binsenweisheit als erstes und traf im Anschluss an eine Ecke nach 15 Spielminuten auf der Linie rettende Borussen sowie den linken Pfosten.
In diesem Rhythmus ging es weiter, denn wiederum 15 Minuten später konnte Weidenfeller jede Hautpore Diagnes analysieren. Denn dieser tauchte nach einem SC-Freistoß so frei vor unserem Tor auf, dass es eine hohe Kunst des Fußballs darstellte, diesen Ball nicht zu verwandeln. Erneut viel Glück für die offensiv weiterhin nicht stattfindenden Doublesieger. Fast schien es so, als ob der Gastgeber sich die letzten Tage absichtlich auf so einem Platz akklimatisiert hat. So viel besser kamen sie mit den Gegebenheiten nämlich zurecht oder wie deren Anhang berechtigt skandierte: „Ihr seid besser als der BVB!"
Halbzeitfazit
„Jürgen! Der Ball rollt ja gar net. Des isch doch Humbug!"
Der Hohn dann schlechthin zu Beginn der zweiten Hälfte, als der Stadionsprecher allen Ernstes das Stadion aufforderte, doch auch mal dem Platzwart für seine Arbeit zu danken. Der gesamte Scheissgau kam dieser Bitte natürlich gerne nach. Wenigstens war aber nun der BVB endlich wacher und erspielte (Betonung auf „spielte") sich nach 47 Minuten eine große Chance. Leider wurde Götzes Schuss so gerade noch zur Ecke abgeblockt. Mehr schon an Kuba anno 2010 erinnerte Götze dann weitere vier Minuten später, als Großkreutz ihm maßgerecht servierte. Vom Fünfer aus legte der gebürtige Memminger den Ball jedoch volley nur über das Tor. Das hätte es zweifellos sein müssen!
Dann muss eben ein etatmäßiger Innenverteidiger aushelfen. Denn auch der BVB besann sich nun mehr auf den ruhenden Ball und die erste gefährliche Aktion sollte direkt etwas Zählbares bewirken. Mit seinem Hinterkopf verlängerte der bis dahin fahrig wirkende Subotic eine Reus-Freistoßflanke in die Maschen (54.). Die Führung für schwarz und gelb. Ein unschätzbarer Vorteil bei diesen Bedingungen! Der drei Minuten später nach einem Standard auf der Gegenseite fast schon wieder hinfällig geworden wäre, doch rettete Weidenfeller prächtig gegen den zu zögerlichen Jendrisek per Fußabwehr.
Marco Fritz ein Illuminat?
Der BVB stand in der Folgezeit wesentlich besser und bei Freiburg schienen auch die Kräfte etwas zu schwinden. So kam Dortmund auch zu den besseren Chancen. Leider vergab beispielsweise Piszczek eine Viertelstunde vor dem Ende einen Volleyschuss nur um Haaresbreite, nachdem Kehl nach einem Freistoßpfiff im Hinblick auf sein hohes Alter erstaunlich schnell geschaltet hatte. Die Entscheidung wurde dann sieben Minuten vor Schluss hergestellt, nachdem nach der gefühlt längsten Kombination der Partie Lewandowski Götze bediente und der konsequent den Spielstand verdoppelte. Der Freiburger an sich verlässt dann das Stadion. Ist ja auch eine Unverschämtheit, gegen den Doublesieger 0:2 hinten zu liegen! Da schimpft der gemeine Scheissgauer lieber deftig über den Schiri, der schließlich aus Württemberg kommt und damit das Zentrum einer Verschwörung der Illuminaten ist. Dem eingewechselten Schieber als Ex-Stuttgarter war das alles egal, doch leider ging sein Abschluss nach einem Konter nur an den Außenpfosten. Schade! Gerade ihm wäre es sehr zu gönnen gewesen.
Letztlich blieb es also bei einem aufgrund der zweiten Halbzeit nicht mehr gänzlich unverdienten Sieg. Müde und glücklich nahmen die Spieler in der Kurve die Huldigungen entgegen. Egal, ob auf dem Feld oder auf den Rängen: Auf dieses Spiel hatte wohl keiner richtig Lust, aber es ist absolut bewundernswert, wie sich alle, die Schwarz und Gelb im Herzen tragen, am Ende richtig reingekniet haben. So sollte auch Aalen keine große Hürde darstellen. Oder wie es der schlimmste Freiburger Sponsor von allen fordern würde: „Sicher geht das!"
Einzelbewertung
Roman Weidenfeller: Einmal bärenstark gegen Jendrisek und auch ansonsten stets ein sicherer Rückhalt. Die Bedingungen waren auch für ihn schwierig. Note 2,5.
Lukasz Piszczek: Nicht so offensivfreudig wie sonst. Erledigte seine defensiven Aufgaben gegen den auffälligen Caligiuri insgesamt solide. Note 3.
Neven Subotic: In der ersten Halbzeit teils total von der Rolle. Wie ausgewechselt dann im zweiten Durchgang und folgerichtig mit dem wichtigen Führungstreffer. Note 2,5.
Mats Hummels: Sicher im Zweikampf und auch im Aufbauspiel unter diesen Bedingungen mit akzeptabler Leistung. Note 3.
Marcel Schmelzer: Knüpfte nahtlos an seine Leistung gegen Madrid an. Stets griffig und präsent im Zweikampf. Hatte Jendrisek weitgehend im Griff. Note 2,5.
Ilkay Gündogan: Dem Techniker kamen die Platzverhältnisse nun wahrlich nicht entgegen. Zudem noch mit etwas Rückstand nach seiner Verletzung. Note 3,5.
Sebastian Kehl: Dem Kämpfer lag die Spielanlage heute sicher mehr als seinem Nebenmann. Dafür offensiv praktisch wirkungslos, doch erfüllte er seine Aufgaben meistens. Note 3.
Marco Reus: Bis auf ein, zwei Aktionen sowie die Vorarbeit im zweiten Durchgang schwächster Feldspieler der Borussia. In den ersten 45 Minuten völlig blass geblieben. Note 4.
Mario Götze: Schon im ersten Durchgang spritziger wirkend als Reus. Krönte dann seine Leistung mit dem entscheidenden Treffer. Note 2.
Kevin Großkreutz: Was soll man sagen? Mit ihm in der ersten Elf gewinnt der BVB seine Spiele. Das kann auf lange Sicht kein Zufall mehr sein. Gerade defensiv bockstark. Auch aus Protest gegen das latente Kevin-Mobbing auf den Rängen und im Forum: Note 1,5.
Robert Lewandowski: Zunächst allein auf weiter Flur, ehe er sich mehr am Kombinationsspiel beteiligte und beteiligen ließ. Schöne Vorarbeit zum 2:0. Note 3.
Daten zum Spiel
SC Freiburg (4-4-2): Baumann – Schmid, Ginter, Diagne, Mujdza – Jendrisek (61. Hedenstad), Makiadi, Schuster (86. Flum), Caligiuri – Guédé (69. Terrazzino), Kruse
BVB (4-2-3-1): Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Gündogan, Kehl – Reus (81. Schieber), Götze (89. Perisic), Großkreutz (90.+ 1 Leitner) – Lewandowski
Tore: 0:1 Subotic (54., Kopfball, Vorarbeit Reus) 0:2 Götze (83., Rechtsschuss, Lewandowski)
SR: Fritz (Korb – Assistenten: Wezel, Christ, 4. Mann: Schalk)
Zuschauer: ausverkauft (ein SC Freiburg hat es nicht nötig, die konkrete Zuschauerzahl zu nennen)
Chancen: 4:5
Ecken: 3:7
Gelbe Karten: Ginter (63., Foulspiel) Caligiuri (73., Meckern) - Kehl (39., Foulspiel) Subotic (79., Foulspiel), Gündogan (85., Foulspiel)
Malte D., 27.10.2012