Auftaktsiegender Doublesieger
Also ganz ehrlich, was bilden die sich eigentlich ein? Deutscher Meister? Die beste Saison aller Zeiten? Na klar, stand ja genau so schwarz auf gelb in den unzähligen Jahrbüchern, musste also was dran sein an diesen heißen Gerüchten. Dann ist es ja auch logisch und überhaupt nicht verwerflich, sich vor dem Anpfiff einige Bier zu installieren und mit schier riesigen Erwartungen, für die man beim Check-In am Flughafen ordentlich Übergepäck zahlen dürfte, ins Westfalenstadion zu begeben und mit Strahlemax ähnlicher Miene erstmal auf der Presstribüne niederzulassen.
Von graziösen Tänzern und lauten Protesten
Da sitze ich also, nahezu platzend vor Vorfreude. Und zack. Ab 20.15 Uhr steht dann auch schon der Brecheimer neben mir. Dieser fulminant inszenierten Eröffnungsfeier alla DFB und seiner pickeligen Stieftochter DFL sei Dank. Tolle Veranstaltung, fast wie aufa Kirmes in Ennepetal. Während auf den Leinwänden Bilder aus 50 Jahren Bundesliga flimmerten, tänzelten auf dem Rasen rund 140 graziöse Protagonisten in alle Himmelsrichtungen. Kreativität sieht anders aus. Der Protest von den Tribünen (ja, Plural, denn auch auf den Haupttribünen wurde zum Teil „Fußballmafia DFB" skandiert) ließ nicht lange auf sich warten.Der Unmut galt der Besorgnis erregenden Marschroute, die DFB, DFL und Politik jüngst in Sachen Fanproblematik eingeschlagen haben. Begleitet von einem hörbaren „Ihr macht unsern Sport kaputt" reckte Block drölf auch einige Spruchbänder („Dialog mit den Fans. Sofort! Überall", „Fankodex, Kollektivstrafen, Sicherheitswahn? Das wahre Problem seid ihr") gen Abendhimmel. Außerdem hing am Zaun anfangs ein großer Banner mit der Aufschrift „Stehplätze sind das Herz der Stadien – sterben sie, stirbt der Fußball!!!". Verwunderlich, dass genau diese Szenen nicht über die heimische Mattscheibe flimmerten – wahrscheinlich nur ein Irrtum der abendlichen Programmregie. Denn man weiß ja von beiden Verbänden, wie gern sie auf Kritik eingehen und den Fans mit offenen Ohren einen runden Tisch bereiten. So viel jedenfalls dazu.
Die Nationalhymne wird noch ordnungsgemäß runtergedudelt und wir warten nun gespannt auf Reaktionen der Bremer CSU, die angesichts der späteren 1:2-Niederlage des SV Werder eine Hymnen-Mitsingpflicht einfordert. Damit ist es allerdings immer noch nicht genug. Bevor die Saison endlich (!) beginnen kann, muss Sebastian Kehl ein von den Verbandsoberen diktiertes Statement zur Lage der Nation verlesen. Nichts gegen unseren Kapitän, der unrühmliche Höhepunkt dieses recht einseitigen Appells an die Fans ist die Ablehnung von Rassismus und Pyrotechnik in einem Atemzug. Man könnte den Eindruck gewinnen, für DFB, DFL und Co. stünden diese Probleme mittlerweile auf einer Stufe. Mehr als unglücklich.
20.30 Uhr ist als Anstoßzeit auf den Spielbögen vermerkt. Hilft aber nicht viel. Es geht dann aber trotzdem irgendwann los mit so einem längeren Pfiff von einem Typen in schwarz. Der Meisterball rollt also durch den Tempel. Und ich muss abermals zum Eimer greifen. Was ist da los? Das kann man sich ja nicht mit angucken. 32 Fehlpässe in den ersten eineinhalb Minuten und 80 Prozent Ballbesitz für die Brutzler von Wiesenhof. Das kann doch einfach nicht wahr sein. Es brodelt in mir – „Und ihr wollt Deutscher Meister sein". Das geht so nicht weiter. Ich musst weg, raus. Also Sachen gepackt und erst mal runter von der Presstribüne. Aber wohin. Hauptsache weg. Ein paar Minuten später finde ich mich dann in Block 24 auf der West wieder – keine Ahnung warum.
Aber egal, ich war bin da. Ich setze mich, blicke Richtung Spielfeld – das Spiel der in schwarz und gelb gekleideten Meister hat sich anscheinend etwas gebessert – da spielt Kuba aus dem Lauf einen nur halb ernst gemeinten tödlichen Pass zu Marko Reus. Aber ein Verteidiger antizipiert die Situation und spritzt dazwischen, denke ich jedenfalls. Ich hätte die Szenerie auch weiterhin aufmerksam verfolgt, wenn mich da nicht ein Schwall Bier von hinten (auf der West!) getroffen hätte. Ich dreh' mich also um, da steigt plötzlich der Geräuschpegel. Warum? Der Abwehrspieler der Freilandhühner hat doch den Ball. Oder auch nicht. Diagonal fährt das Spielgerät im langen Eck ein. Ein klassischer Reus, und sicherlich nicht das letzte Mal in dieser Saison. Der nächste Schwall Bier trifft mich im Gesicht. Diesmal ist es mir völlig egal. Wir führen! Hochverdient nebenbei bemerkt! Meisterironie wird ja wohl erlaubt sein. Mit Bier im Gesicht lässt es sich nicht so gut schreiben. Also gebe ich an dieser Stelle mal kurz ab an meinen Kollegen Malte., der seines Zeichens das Geschehen von der Süd beobachtet. Malte, wie isses?
Werder macht's Borussia schwer
Wenn du mich so fragst: Wie immer. Und damit meine ich nicht die Geschehnisse auf dem Rasen. Viel ist in der viel zu langen Sommerpause über die baulichen Veränderungen unseres Westfalenstadions berichtet worden. Erfreulich, dass die millionenschweren Ausbesserungen den Charme des alten Tempels in keinster Weise verändert haben. Grund zum Ärgern gibt es im Süden trotzdem, hier regt man sich über Schiri Felix Zwayer auf, der nicht nur verdammt kleinkariert pfeift, sondern fast jeden Zweikampf auch noch zugunsten der Bremer auslegt. Höhepunkt: Ignjovski senst Kuba nach tollem Dribbling an der Strafraumkante um und sieht dafür nur Gelb. Kuba wäre durch gewesen, der Weg zum Tor frei. Rote Karte, keine Frage. Gefühlt ungerecht.
Trotz des 0:1-Rückstandes überzeugt der als Wundertüte deklarierte SVW leider mit hohen Spielanteilen, einer starken Defensivordnung und ebenso zielstrebigen wie gefährlichen Angriffen. Erst entwischt Elia unserem Oliver Kirch, Aushilfe hinten rechts für den verletzen Lukasz Piszczek, und scheitert freistehend vorm glänzenden Roman Weidenfeller, dann drischt Arnautovic die Kugel nach einer Ecke an den Pfosten – Puh! Mit diesen jungen Bremern ist in dieser Saison offenbar zu rechnen. Im Gästeblock ist während der Partie übrigens des öfteren „Nazis raus" auf Papptafeln zu lesen.
Weiter geht's in Durchgang zwei mit entschlossenen Young Guns, die in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff gefühlt jeden Zweikampf im Mittelfeldgewinnen. Doch Mielitz, der Nachfolger von Frau Wiese, pariert Hummels' Wuchtkopfball in der 50. Minute mit einer echten Sonntagsparade am lauen Freitagabend. Weitere gute Gelegenheiten können wir allerdings nicht heraus spielen. Stattdessen bringen die Bremer den zeitweise beruhigten Puls wieder auf Hochtouren. Gebre Selassie netzt 20 Minuten vor Schluss per Kopf zum 1:1 ein. Ziemlich beschissen, weil die vorausgegangene Ecke eigentlich so schlecht auf den kurzen Pfosten getreten war, dass man sie locker hätte klären können. Damit zurück zu dir, Tim.
Eine starke Bank
Scheiße, Ausgleich! Na dann gib her, ich übernehm' mal wieder. Bier ist mittlerweile getrocknet, dafür bewegt sich mein Ruhepuls in gefährlichen Regionen. Ganz ehrlich, das 1:1 hatte sich irgendwie angedeutet. So ein bisschen sind wir da in alte Schemata verfallen, haben das 2:0 nicht nachgelegt und uns dann plötzlich zu weit zurückgezogen. Bremen hat bis dahin gut mitgespielt – ist ja schließlich nicht selbstverständlich beim Meister und Pokalsieger – und dass sie über gute Einzelspieler verfügen, war bereits vor der Partie klar.
Jetzt nutzt aber alles Klagen nichts, weiter geht's. Die Reaktion auf den Rängen ist fantastisch: „Deutscher Meister steh auf!" und im Tempel wird es fortan richtig laut. Der Wille und das Vertrauen in die Mannschaft sind deutlich zu spüren. Noch ist eine Viertelstunde zu gehen. Und da macht sich auch schon der Götze intensiv hinter Roman warm. Zwei Minuten später betritt er den Rasen und orientiert sich sofort nach vorn. Man kann ihm seine Lust ansehen, seine von Spiellaune geprägte Seele hat in den letzten Monaten merklich gelitten. Doch das kann er nun ablegen. Götze ist halt Götze und der ist halt genial. Was bei ManU der van Persie auf der Bank, ist bei uns eben ein noch viel besserer und spielstärkerer Mario. Er kommt, schießt und siegt. Nach traumhafter Kombination und starkem Pass von Lewandowski steht Götze goldrichtig, nimmt das Leder gekonnt mit und vollendet eiskalt allein stehend gegen Mielitz. Sauber!
Die Fleischfabrik ist geschlagen, der Tempel bebt. Ein schwacher Zwayer beendet das Spiel und die ersten drei Punkte der neuen Saison sind eingefahren. Die kann uns keiner mehr nehmen – nur mal so nebenbei als nützliche Binsenweisheit. Der Sieg ist keinesfalls unverdient, und dennoch sind noch einige Lücken zu erkennen und so manche Schwächen auszumachen. Aber das kann ja für die kommenden Wochen nur positiv sein. Die Jungs wissen, wo sie ansetzen müssen und werden nach diesem harten Arbeitssieg nicht von Beginn an in den schwatzgelben Himmel gehoben. Es sind noch viele Punkte zu holen – und wir wollen sie alle! Wir jedenfalls verlassen das Westfalenstadion gegen 23 Uhr, um auf ein bis drölf Bier in die Rote Erde einzukehren. Begleitet von einer Mischung aus Stolz und purer Lust auf geilen Fußball in den nächsten Monaten mit unserem Ballspielverein.
Die Fotostrecke zum Heimsieg gegen den SV Werder gibt es auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Alles, was zählt
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Kirch (82. Perisic), Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan (71. Leitner), Kehl - Blaszczykowski, Reus, Großkreutz (78. Götze) - Lewandowski.
Werder Bremen: Mielitz - Gebre Selassie, Prödl, Sokratis, Ignjovski (66. Petersen) - Fritz - Arnautovic, Junuzovic, Hunt (87. Füllkrug), Elia - de Bruyne
Tore: 1:0 Reus (11., Blaszczykowski), 1:1 Gebre Selassie (75., Arnautovic), 2:1 Götze (81., Lewandowski).
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin), Gelbe Karten: Gündogan, Kehl - Ignjovski, Junuzovic.
Zuschauer: 80.645 (ausverkauft)
Noten
Roman Weidenfeller: Solides Ding von unserer Nummer eins. Parierte in der 18. Minute im Eins-gegen-Eins wahnsinnig stark gegen Elia und verhinderte das 1:1 - verdammt wichtig. Gute Strafraumbeherrschung, ansonsten nicht groß gefordert. Am Gegentor von Gebre Selassie (75.) ohne Chance. Note 2
Oliver Kirch: Der Neuling vom Betze wurde prompt ins kalte Wasser geworfen: Ersatz für den verletzten Piszczek, dafür wurde er geholt. Es war ein Abend mit Licht und Schatten. Anfangs mit starken Zweikämpfen, mit der Zeit ließ er den flinken Elia, zum Beispiel bei dessen Großchance in der 18. Minute, in seinem Rücken entwischen. Wirkte noch nicht heimisch in unserer Viererkette, was nach so kurzer Zeit allerdings nicht verwunderlich ist. Verließ in der 82. Minute für Perisic das Spiel. Die guten Ansätze lassen hoffen, mittelfristig einen guten Vertreter für Lukasz verpflichtet zu haben. Erstmal Note 3,5.
Neven Subotic: Fast durchweg ein sicherer Rückhalt in der Innenverteidigung, ein paar Bremer Pässe gingen aber genau durch die Schnittstelle zwischen ihm und Kirch. Note 2,5
Mats Hummels: Hinten gewohnt stark und leistete sich nur einen Fehlpass. Gefühlt mit deutlich weniger vertikalen, öffenden Zuspielen als gewohnt in Richtung Offensive, was nach den ersten 90 Minuten der Saison aber wahrlich nix heißen soll. Note 2
Marcel Schmelzer: Hielt seine linke Defensivseite sauber, Vorstöße und Flanken sind noch ausbaufähig. Wird. Note 2,5
Ilkay Gündogan: Noch nicht in der Rückrunden-Form, aber mit einer soliden Leistung. Ein abgewichstes taktisches Foul im Mittelfeld, das die Gelbe Karte vielleicht sogar wert war. Wurde nach 70 Minuten gegen Moritz Leitner ausgewechselt. Note 3
Sebastian Kehl: Aufmerksamer Leitwolf und zweikampfstarker Ausputzer neben Gündogan im defensiven Mittelfeld. Gutes Spiel vom Kapitän. Note 2,5
Kuba: Für mich stärkster Borusse auf dem Platz. Antreiber auf dem rechten Flügel mit einigen starken Dribblings und der, zweifelsfrei etwas glücklichen, Vorarbeit zum 1:0 durch Marco Reus (11.). Scheint an die starke Verfassung der letzten Saison anknüpfen zu können. Note 2
Marco Reus: Schönes Tor vom Königstransfer. Ohne zu gucken schob er die Kugel instinktiv in die lange Ecke. Auch wenn verständlicherweise noch nicht alle Aktionen erfolgreich waren, wird er eine zentrale Rolle in unserem Spiel einnehmen. Note 2,5
Kevin Großkreutz: Nachdem er im Pokal auf der Bank saß, spielte er diesmal von Anfang an auf dem linken Flügel. Mit Schmelzer in der Defensive gewohnt solide, vorne bleiben aber noch Wünsche offen. In der 78. Minute kam Mario Götze für ihn, der das Spiel entscheiden sollte. Note 3,5
Robert Lewandowski: War in der ersten Halbzeit quasi komplett abgemeldet, fing sich dann in Durchgang zwei und wurde stärker am Ball. Mit starker Vorarbeit zum entscheidenden 2:1. Note 3,5
Moritz Leitner, Mario Götze und Ivan Perisic waren zu kurz auf dem Feld, um eine Note vergeben zu können.
Stimmen
Marcel Schmelzer: „Mein Eindruck vom Spiel war heute sehr gut. Wir haben das geschafft, was wir uns vorgenommen haben: am ersten Spieltag drei Punkte zuhause zu behalten. Bremen hat gut gespielt und gut dagegen gehalten, aber ich denke, dass wir gerade in der ersten Halbzeit und der Anfangsphase unsere Sache sehr gut gemacht haben. Nach vielen Chancen mit nur einem Tor haben wir uns dann leider ein wenig einlullen lassen. Bremen hat sich sehr stark hinten reingestellt und uns damit vielleicht ein wenig schläfrig gemacht, so dass wir uns nicht mehr allzu viele Chancen herausspielen konnten. Gottseidank sind wir nach dem Ausgleich aber nochmal zurückgekommen und haben das Spiel wieder drehen können.Dass Marco heute direkt das erste Tor macht, darüber freuen wir uns alle. Auch für Mario war es toll, das zeigt uns auch, wie viel Qualität wir auf der Bank sitzen haben. Die Qualität, mit der wir wechseln können, ist in dieser Saison erheblich gestiegen – das macht uns als Mannschaft noch viel stärker. Wenn es dann heißt, dass die Abwehr heute nicht so stabil stand wie letzte Woche, muss man das relativ sehen. Denn bei allem Respekt vor Oberneuland, ist Oberneuland eben nicht der SV Werder Bremen. Uns war es heute wichtig, die drei Punkte zu holen, und dass da eben nicht gleich vom ersten Tag an alles zu 100 Prozent funktioniert, kann man dann verschmerzen.“
Sebastian Kehl: „Gut zu starten, ist uns wichtig gewesen. Dass wir heute noch nicht bei 100 Prozent sind, war uns allen klar. Wie viele Prozente da fehlen, kann ich gar nicht genau beziffern, denn damit habe ich in der Schule schon immer Probleme gehabt (lacht). Wichtig für uns ist: Wir haben versucht alles herauszuholen, was herauszuholen war – das war heute ein Sieg und gibt Selbstvertrauen für die nächsten Wochen, in denen wir uns natürlich steigern müssen. Was wir außerdem gesehen haben, ist der Grund, warum wir Marco Reus geholt haben. Er hat das ganz hervorragend gelöst heute, mit ihm werden wir noch viel Freude haben. Auch das zweite Tor von Mario war super herausgespielt und abgeschlossen, was mich besonders gefreut hat. Er hat eine lange Durststrecke hinter sich, die alles andere als einfach für ihn war, und wir hoffen, dass ihm dieses Tor das nötige Selbstvertrauen gibt. Er ist ein wahnsinnig wichtiger Mann für uns, auf den wir nicht verzichten können.“
Auf die Frage, ob es ihm als Defensivspieler schwerer falle, mit seinem guten Spiel in die Schlagzeilen zu kommen:
„Sicherlich wird über einen Defensivspieler nicht ganz so oft und euphorisch gesprochen, wie über einen Offensivspieler, der immer wieder an einem Tor beteiligt ist oder sogar selber welche schießt. Aber das ist im Fußball schon immer so gewesen, darüber beklage ich mich nicht. Ich habe auch keine Profilneurosen, dass ich meinen Namen so und so oft in der Zeitung lesen muss. Das war in der letzten Saison schon oft genug der Fall, da kann ich ganz gut damit leben, wenn wieder andere im Vordergrund stehen. Gerade unsere beiden Torschützen haben das heute auch redlich verdient.“
Auf die Frage, ob Ilkay Gündogan zu risikoreich gespielt und dem Gegner damit zu viele Chancen ermöglicht habe:
„Wir haben eine gewisse Rollenverteilung, in der einer etwas offensiver und einer etwas defensiver agiert. Ilkay hat ein wahnsinnig gutes Aufbauspiel und hat das heute auch gut gemacht, kritisch habe ich ihn definitiv nicht gesehen. Dass wir uns gegenseitig helfen, ist Teil unseres Spiels, das haben wir schon letztes Jahr so gemacht und ist keine Besonderheit, über die wir reden müssten. Unser Gegner war ja auch nicht irgendeine Mannschaft, sondern Werder Bremen. Die haben sich, wie wir im Ligapokal gesehen haben, richtig gut umstrukturiert. Sie spielen weiterhin einen sehr gepflegten Ball mit vielen Kombinationen, das macht es manchmal schwer, sie richtig zu packen. Heute haben wir uns schon sehr viel besser zurechtgefunden und standen deutlich kompakter als im Ligapokal – wir haben zwar noch immer zu viele Chancen zugelassen, aber die drei Punkte geholt. Darauf kommt es an, alles andere ist jetzt nebensächlich.“
Thomas Schaaf: „Wir haben alle sehr lange darauf gewartet, dass die Liga wieder los geht – die Vorfreude war riesig. Wenn man sieht, was beide Mannschaften hier heute geboten haben, dann muss man sagen: zurecht. Beide Mannschaften haben eine Menge gezeigt, mit großem Tempo ging es rauf und runter, es war eigentlich alles vorhanden, was den Fußball als solchen auszeichnet. Trotzdem sind wir natürlich enttäuscht, weil wir der Meinung sind, dass wir genauso viel fürs Spiel getan haben wie Borussia und etwas mehr verdient gehabt hätten. Aber es geht scheinbar nicht danach, was man verdient hat, sondern was man tatsächlich auf die Reihe kriegt. Und da muss man feststellen, dass es uns noch nicht so gut gelingt die Fehler des Gegners auszunutzen, wie es dem Gegner gelingt, unsere Fehler auszunutzen. Borussia hat es einmal mehr geschafft, unsere Fehler aufzuzeigen und auszunutzen, weshalb nun eben wir als Verlierer vom Platz gehen. Ich nehme allerdings unheimlich viel Positives mit, denn meine Mannschaft hat hier ein richtig gutes Spiel gezeigt. Ich hoffe, dass wir das nun von Woche zu Woche weiter treiben können.“
Jürgen Klopp: „Wie nicht anders zu erwarten war, hat Thomas total Recht. Ich wusste auch nach ein paar Minuten, warum ich mich so sehr darauf gefreut habe, dass es wieder losgeht. Die Anfangsphase bei uns hat mir richtig gut gefallen. Ich hatte ja im Vorfeld kundgetan, dass ich ein paar Bedenken bezüglich unseres Spiels gegen den Ball und das hohe Verteidigen hatte, doch hat mir das ganz gut gefallen. Wir haben oft und früh attackiert und damit für Unruhe beim Gegner gesorgt. Der SV Werder ist eine Mannschaft im Umbruch, die Mannschaft wurde stark verändert und auch das System umgestellt – das macht sie sehr unangenehm als Gegner, weil man ein hohes Tempo gehen muss, schnell von Offensive auf Defensive umschalten muss. Da hatten wir im Mittelfeld doch einige Probleme. Der kurzfristige Ausfall Lukasz Picsczeks an sich war nicht wirklich das Problem, doch ist eben Kuba ein so guter Junge, dass er Olli Kirch auf der Seite immer wieder helfen wollte. In der Folge standen wir auf dieser Seite zu tief, was Aron Hunt zu leicht für gute Offensivaktionen ausnutzen konnte. Das haben wir in der Halbzeit angesprochen, danach lief es besser, doch es ist ein enges Spiel geblieben. Der Ausgleich fiel verdient und ich muss auch sagen, dass Werder bei unserem zweiten Tor gar nicht so viel falsch gemacht hat. Das war einfach richtig gut gemacht: Kuba setzt sich super durch, legt ab auf Lewy, Lewy steckt in den Strafraum durch auf Mario und – Mario Götze einwechseln zu können, find ich an sich schon mal relativ lässig, denn solche Qualität auf der Bank zu haben ist alles andere als schlecht – Mario macht das Tor dann ganz toll. Alles in allem war das ganz schwer heute und wir haben sicher auch ein bisschen glücklich gewonnen heute, aber ich bin ganz glücklich damit, wie meine Mannschaft heute um diese drei Punkte gefightet hat. Auch hier im Raum gibt es ja sicherlich einige Leute, die sich gemeint haben, dass die Buben nach diesen zwei Jahren etwas weich geworden seien. Das ist nicht so.“