?Dann steigen wir vielleicht auch auf"
Dieser Ansage von Jonas Hofmann ist wenig hinzufügen. Denn wenn man selbst so bescheidene Spiele wie jetzt gegen Wiedenbrück gewinnt und von Sieg zu Sieg eilt, spricht momentan wenig gegen ein Ende dieser Serie von inwischen schon sieben flotten Dreiern in Folge.
Zunächst muss Abbitte geleistet werden gegenüber dem letzten Gast aus Lotte. Denn im Vergleich zu der heutigen Gäste-Unterstützung hätte letzten Dienstag eigentlich die B1 abgesperrt werden müssen. Vom Traditionsverein aus Wiedenbrück, der laut Vereinsname schon mehr als 2.000 Jahre existieren muss, kamen diesmal genau zwei Anhänger den weiten Weg in den Gästeblock mit. Aus Rheda oder Wiedenbrück? Das ist hier die Frage und wird sicherlich durch einige Zuschriften an die schwatzgelb-Redaktion beantwortet werden.
Sportlicher wird es beim Blick auf die Aufstellung des BVB. Von den Profis mit dabei waren Langerak, Owomoyela und Leitner, während der eigentlich ebenfalls eingeplante Löwe wegen Krankheit kurzfristig doch passen musste. Von den zuletzt angeschlagenen Hofmann und Bakalorz waren beide dabei, der nominelle Profi Bakalorz dabei sogar in der Anfangself. Bei den Gästen aus Wiedenbrück oder war es Rheda war wie im Hinspiel bereits Benjamin Halstenberg dabei. Das Bruderduell mit Marcel musste heute jedoch ausfallen, da unser Halstenberg genau wie Kapitän Hübner verletzt passen musste.
Wiedenbrück mit der ersten Chance
Zu Beginn des Spiels gab es von den UvdA das Meisterlied zu hören. Sicherlich auch um dem darin vorkommenden Friedhelm „Timo" Konietzka noch einmal zu gedenken. Die erste Chance der Partie hatten dann die deutlich auf Konter spekulierenden Gäste, doch traf Rechtsaußen Studtrucker nach 09 Minuten lediglich das Außennetz. Eine Viertelstunde war gespielt, als Wiedenbrück-Schreck Terrence Boyd nach einer Ecke am Strafstoßpunkt frei zum Schuss kam, aber doch deutlich verzog. Der Mann, der im Hinspiel gefühlte drölfzig Tore erzielte.
Drei Minuten später war es dann erneut Studtrucker, der mit einem eigentlich harmlosen Ball unseren Aussie ziemlich in die Bretagne brachte. Mit Mühe lenkte er den Schuss mit beiden Händen über die Latte auf das Tornetz. Vorausgegangen war bereits zum zweiten Mal eine unglückliche Aktion Frings, der sich auf rechts überlupfen ließ. Im Gästeblock traf inzwischen auch der Dorfbürgermeister Tönnies ein, sodass sich die Zuschauerzahl dort auf 3 erhöhte. Die UvdA weiterhin lautstark dabei. „Totale Dominanz" (auch so ein vergessenes Bonmot) also auf den Rängen.
Besser und eleganter machte es Langerak dann nach 27 Minuten beim Distanzschuss Mainkas. Wie zu Beginn des Hinspiels taten sich die Borussen durchaus schwer, zwingend nach vorne durchzubrechen und gestatteten zu diesem Zeitpunkt dem Gast ein Chancenplus. Die beste hatte dann jedoch schon unserer Mannschaft. Allerdings war Vrancic noch beim gestrigen Lattenschießen im Training geblieben und setzte einen „vrije trap" aus 22 Metern an die Unterkante der Latte (36.). Glück dann noch für unsere Borussia, als Schiri Foltyn, der vor zweieinhalb Wochen noch die U 17 in Leverkusen pfiff, zum psychologisch (un-)günstigen Zeitpunkt dem Gast ein eigentlich reguläres Tor von Kickermann wegen Abseits kurz vor dem Halbzeitpfiff nicht anerkannte.
BVB jetzt besser in der Offensive
Es musste mehr offensive Power ins Spiel der Borussen. So reagierte Trainer Wagner denn auch und brachte Jungtalent Ducksch für Bakalorz. Und nach 52 Minuten hätte der immer besser in Fahrt kommende Baykan auch fast für die Führung gesorgt. Sein Schuss wurde jedoch von Lange spektakulär zur Ecke geboxt. Und im Takt der Angriffswellen wurden nun auch die UvdA lauter und lauter. Der Ball sollte ins Tor gebrüllt und getrommelt werden. Schönes Solo von Benatelli nach 55 Minuten, aber wieder stark pariert von Lange, der langsam warm geschossen wurde.
Und ganz heiß war er dann nach 62 Minuten, als Kickermann den eingewechselten Hofmann angeblich von den Beinen holte und Schiri Foltyn theatralisch auf den Punkt zeigte. Torjäger Boyd schob schwach nach rechts und dort lag Lange schon zur Parade bereit. Ärgerlich! Das wäre die Gelegenheit zur weiteren Kletterpartie nach oben in der Liga gewesen. Dann müssen es eben die Profis richten. Zunächst pflügt Leitner durchs offene Feld wie im neuen Landwirtschafts-Simulator, bedient Hofmann, der nach kurzem Dribbling Owomoyela maßgenau serviert. Und der erinnerte sich an seine stürmische Jugend im Musikfernsehen und schiebt überlegt ein (70.).
Owomoyela war der überragende Mann heute. Vorne mit dem Tor, hinten stets souverän und sicher, zudem nach 87 Minuten mit einem Traumpass auf Boyd, der Halstenberg vernaschte, leider aber den Ball an den Pfosten knallte. In der Schlussminute war noch einmal Zittern angesagt, als Unzola einen unnötigen Freistoß bewirkte. Doch Rogowski schoss von der Strafraumgrenze in die Torwartecke, wo Langerak den Ball sicher schnappen konnte. So blieb es beim knappsten aller Ergebnisse. Ein Tor, drei Punkte. Es geht weiter und weiter nach oben. Dazu am Samstag mit Düsseldorf II ein lösbarer Gegner auswärts. So langsam darf man wieder etwas heftiger von Liga 3 träumen. Zurecht sangen die UvdA denn auch am Ende das Lied von der Liga 3 auf die Melodie von Udo Jürgens' „Ich war noch niemals in New York."
Stimmen zum Spiel
Jonas Hofmann: Nach einem Spiel Pause ist man natürlich heiß darauf, wieder spielen zu können. Der Trainer vertraute mir und am Ende war es natürlich ein dreckiger Sieg. Jetzt haben wir auch das Quäntchen Glück und am Ende steigen wir dann vielleicht auch auf.
Thomas Stratos: Ich bin ein bisschen enttäuscht nach so einem Spiel. Wir haben besonders in der ersten Hälfte auch Chancen gehabt, weil wir Fußball gespielt haben. Aber das ist eben der kleine Unterschied. Du musst dann auch eben mal ein Tor erzielen, um so ein Spiel gewinnen zu können. Auf der anderen Seite war dann einfach mehr Qualität und Routine. Zum Beispiel wie am Ende Patrick dem Jungen da einfach den Ball vom Fuß nimmt.
David Wagner: Es war sicher ein gutes Spiel von uns auf diesen Bodenverhältnissen, was Tempo und Spieltechnik betrifft. Wiedenbrück ist für eine Seniorenmannschaft eher untypisch, weil sie nicht über den Kampf, sondern über das Spielerische kommt. Gegen die macht es immer Spaß. Meine Tannenbaumidee zu Beginn war nicht so gut, deshalb haben wir in der Halbzeit auch umgestellt. Es war am Ende ein verdienter, wenn auch hart erkämpfter Sieg. Ich bin unglaublich stolz, weil die Jungs von Anfang bis Ende malochen und sich die Siege einfach im Moment verdienen.
Daten zum Spiel
BVB II (4-3-2-1): Langerak – Fring, Cenik (74. Terzic), Owomoyela, Unzola – Bakalorz (46. Ducksch), Leitner, Vrancic – Benatelli, Baykan (60. Hofmann) – Boyd
SC Wiedenbrück 2000 (4-2-3-1): Lange – Boachie, Halstenberg, John, Rogowski – Kickermann, Strickmann (74. Thöle) – Studtrucker (64. Rodriguez-Diaz), Mainka, Dayangan – Krause (57. Bulut)
Tor: 1:0 Owomoyela (70., Rechtsschuss, Vorarbeit Hofmann)
SR: Foltyn (Mainz-Kastel)
Zuschauer: 767
Chancen: 7:4
Ecken: 8:3
Gelbe Karten: Fring (42., Halten) – John (68., Halten), Kickermann (69., taktisches Foul)
Bes. Vorkommnis: Lange hält Foulelfmeter von Boyd (62., Kickermann an Hofmann)
Malte D., 13.03.2012