schwatzgelber Saisonrückblick

Saison 1978/79: Neuanfang mit Dr. Rauball

11.07.2012, 22:29 Uhr von:  CHS
Saison 1978/79: Neuanfang mit Dr. Rauball

Die Nachbeben vom letzten Spieltag der vergangenen Saison sind noch nicht abgeebbt, da gab es in der neuen Saison schon weitere Brennpunkte. Erneut hatten die Borussen eine schwere Saison, in der man nur knapp den Klassenerhalt schaffte. Aber noch schlimmer ging es im Verein zu. Rebellion der Mannschaft gegen den Trainer, Burgsmüller wittert eine Kampagne gegen sich und eine Reihe von Abschiede bestimmte das Geschehen. Doch am wichtigsten war der Wechsel der Vereinsspitze, Dr. Reinhard Rauball übernimmt (zum ersten Mal) das Boot und lenkt es in ruhigere Gewässer.

Das BVB-Logo
Am 1.07.1978 fand der Trainingsauftakt von Borussia Dortmund statt. Mit dabei die Neuzugänge Norbert Runge, Ralf Augustin, Eike Immel, D. Meyer, Theo Schneider und Weber. Und der neue Trainer Carl-Heinz Rühl gibt auch gleich ein Ziel vor: „Wir wollen in den UEFA-Pokal.“ Aber bevor man sich groß mit der neuen Saison beschäftigen kann, mussten vier Tage später alle Beteiligten an dem 0-12-Debakel gegen Gladbach vor dem DFB-Kontrollausschussvorsitzenden Kindermann eine Aussage abgeben. Am 06. Juli fand dann das erste Testspiel statt. Bei Hanau 93 erreichten die Dortmunder nur ein 1-1. Besser sah das nächste Freundschaftsspiel beim Lüner SV aus, denn dort gewann man klar mit 11-2. Am nächsten Tag gab die Borussia den aktuellen Dauerkartenverkauf bekannt. Bislang waren 4.500 Karten verkauft, was eine Einnahme von über einer Million DM bedeutete. Am 12. Juli fuhr die Mannschaft und das Betreuerteam zum sechstägigen Trainingslager nach Zeist (Niederlande). Vier Tage später konnte Borussia Dortmund einen neuen Trikotsponsor präsentieren. Es war der das Schwerter Unternehmen „Prestolith“, welches Polyester-Autospachtel herstellte. Dieser Kontrakt brachte Dortmund jährlich ca. 300.000 DM ein. Am Ende des Trainingslagers wurde auch der Kapitän des BVB bekannt gegeben. Es handelte sich um den Rechtsaußen, Lothar Huber. Nach dem Trainingslager fanden weitere Testspiele statt. Am 19.07.1978 war der Gegner Bayer Uerdingen und die Dortmunder gewannen mit 4-0. Drei Tage später ging es zu Rot-Weiß Lüdenscheid und der BVB erreichte einen 3-1-Sieg. Am nächsten Tag spielte man gegen Viktoria Köln und der Zweiligaaufsteiger konnte den Bundesligisten mit 1-4 besiegen. BVB-Trainer Rühl war dabei weiter auf der Suche nach einem geeigneten Libero. Kurios endete das Testspiel gegen das englische Team von Arsenal London am 28. Juli. Da sich Torhüter Bertram eine tiefe Fleischwunde am Knie zuzog und man keinen Reservetorhüter hatte, musste Verteidiger Werner Schneider ins Tor gehen. Dieser kassierte dann auch drei Minuten vor dem Ende den 0-1-Endstand. Im letzten Vorbereitungsspiel vier Tage später spielten die Borussen beim VfB Altena und gewannen klar mit 5-0.

Am 5. August fand dann die 1. Runde des DFB-Pokals statt und der BVB musste vor 5.700 Zuschauern beim Verbandsligisten BSV Schwenningen antreten. Alleine Wolfgang Vöge sorgte mit seinen 6 Toren für den 14-1-Rekordsieg. Dazu trafen Manni Burgsmüller dreimal und Joachim Siewek zweimal. Außerdem erzielten Lothar Huber, Miroslav Votava und Peter Geyer die weiteren Tore. Schwenningen war nur ein besserer Sparringspartner. Als sich Siewek zwölf Minuten vor dem Ende verletzte, spielte Dortmund weiter mit zehn Mann. Besonders ärgerlich war für Eike Immel der Gegentreffer zum 10-1 von Killenberger. Es war sein erster Gegentreffer in einem Pflichtspiel des BVB. Vor dem ersten Bundesligaspiel am 12. August fand noch ein Freundschaftsspiel fünf Tage vorher gegen SC Kellerberg statt und die Borussen gewannen mit 5-0. Gegner im Westfalenstadion war beim ersten Spiel der FC Bayern München. Nach einer bravourösen Leistung des erst 17-jährigen Jugendnational-Torhüter Eike Immel bei seinem ersten Bundesligaspiel konnten die Dortmunder das Spiel durch ein Burgsmüller-Tor mit 1-0 für sich entscheiden. Drei Tage später fand dann ein Freundschaftspiel bei BV Selm statt und der BVB gewann standesgemäß mit 9-0.

Am nächsten Tag gab der Kontrollausschuss bekannt, dass man kein Verfahren gegen die beteiligten BVB-Spieler und den Ex-Trainer Rehhagel einleiten werde. Nach dem der DFB-Chefankläger Kindermann die Beteiligten verhört hatte, entschied er, dass es bei einem Verweis wegen groben, unsportlichen Verhalten bliebe. Die Ironie des Schicksals wollte es so, dass dann drei Tage nach dieser Entscheidung die Dortmunder zu dem Namensvetter nach Gladbach reisen mussten. Und hier gelang sogar eine kleine Revanche gegen die Niederrheiner, denn man trennte sich mit 2-2. Nur eine Woche später kommt Werder Bremen ins Westfalenstadion und erneut können die Borussen einen 1-0-Sieg feiern. Damit lagen sie mit 5-1-Punkten auf dem dritten Platz. Am 02.09.1978 reiste Borussia Dortmund zum Nachbarn nach Bochum und beim VfL hatte der BVB keine Chance. Am Ende verlor man klar mit 1-4 beim neuen Tabellenzweiten. Aber nur eine Woche konnte man die Schmach wieder revidieren, denn im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart gewann man nach einem offenem Schlagabtausch mit 4-3 dank eines Geyer-Tor kurz vor dem Schluss. Dabei feierte der erst 17-jährige Ralf Augustin ein vielversprechendes Debüt. Vier Tage später gab es ein Testspiel gegen die Nationalmannschaft der USA und auch hier gewannen die Borussen, diesmal mit 4-0. Am nächsten Tag musste man den Ausfall von Wolfgang Frank hinnehmen, der am Meniskus operiert wurde. Bei der 0-4 Niederlage gegen Hertha BSC zwei Tage später erlebte Eike Immel einen rabenschwarzen Tag mit zwei entscheidenden Fehlern und wurde in der 60. Minute durch Bertram ersetzt.

Um die Abwehr zu verstärken, bemühen sich die Dortmunder um den Kölner Herbert Hein. Am 23. September musste der BVB in der zweiten Runde des DFB-Pokals zu Borussia Neunkirchen. Die Dortmunder konnten nur mit viel Glück ein Ausscheiden aus dem Pokal beim Zweitliga-Aufsteiger verhindern, indem man mit 0-0 nach Verlängerung das Spiel beendete. Dabei hatte der Tabellenletzte der 2. Bundesliga Süd sogar die besseren Chancen. Eine Woche später kam der 1. FC Köln ins Westfalenstadion und auch hier endete das Spiel 0-0. Am 4. Oktober fand das Wiederholungsspiel im DFB-Pokal statt und diesmal konnte es der BVB mit einem glanzlosen 2-0-Sieg für sich entscheiden. Die Tore vor nur 7.000 Zuschauern erzielten in der 26. Minute Augustin und in der 48. Minute Geyer. Damit war der BVB in der dritten Runde. Drei Tage später mussten die Dortmunder zum bis dahin sieglosen Schlusslicht Darmstadt 98 und zeigten wiederum eine schwache Leistung. Nach der 2-3-Niederlage musste die Mannschaft von der Polizei vor ihren eigenen, erbosten Fans geschützt werden. Als direkte Maßnahme nach den enttäuschenden Leistungen setzte Trainer Rühl Sondertraining für mehrere Spieler an und verlängerte das Trainingslager vor dem nächsten Heimspiel gegen 1. FC Kaiserslautern um mehrere Tage. Außerdem mussten einige Spieler zu einer Unterredung mit dem Präsidenten. Am 14.10.1978 kam dann das Heimspiel gegen den Tabellenführer aus der Pfalz. Zwar zeigte vor allem Sigi Held eine überragende Leistung, doch der BVB verlor mit 2-3 und kassierte seine erste Heimniederlage in dieser Saison.

Frohe Kunde folgte drei Tage später. Denn der B-Nationalspieler Herbert Hein konnte für 550.000 DM vom 1. FC Köln freigekauft werden und sollte schon beim nächsten Spiel eingesetzt werden. Dieses findet vier Tage später in Nürnberg statt. Da Willi „Ente“ Lippens vier Minuten vor dem Ende das Spiel ausgleichen konnte, trennten sich der 1. FC Nürnberg und der BVB mit 2-2. Eine Woche später kam der Angstgegner aus der NRW-Landeshauptstadt ins Westfalenstadion. Doch diesmal gewinnt Dortmund klar gegen Fortuna Düsseldorf. Beim 3-0 der Westfalen erzielt Bugsmüller zwei Tore und straft seine zahlreichen Kritiker Lügen. Doch nach diesem Hoch folgte ein Tief. Am 4. November verlor der BVB beim Hamburger SV klar mit 0-5. Das Spiel erinnerte an alte Zeiten, denn die Dortmunder spielten ohne Taktik und Einsatz. Nach diesem Spiel wächst auch die Kritik der Spieler an ihrem Trainer Rühl. Vier Tage später wird aber die Fehde zwischen Rühl und dem Rädelsführer Burgsmüller offiziell beigelegt. Am nächsten Spieltag (eine Woche nach dem letzten) mussten die Dortmunder nach Braunschweig zur Eintracht fahren. Dabei traf Burgsmüller wieder zweifach. Doch nach dem 2-1-Führungstreffer in der 86. Minute musste der BVB drei Minuten später doch den 2-2-Endstand hinnehmen und blieb weiterhin auswärts ohne Sieg.

Borussia Dortmund plante die Anstellung eines Managers. Als Kandidaten für den Posten galten der Trainer von Fortuna Düsseldorf, Hans-Dieter Tippenhauer, und Peter Stubbe von Westfalia Herne. Am 18.11.1978 spielte BVB gegen den MSV Duisburg. Wieder im Tor stand Eike Immel, der erneut viele Schwächen zeigte. Doch gegen die schwachen Duisburger reichte es zu einem ungefährdeten 4-1-Heimsieg. Vier Tage später wechselte Egwin Wolf den Verein. Er wurde an den Schweizer Verein FC Chiasso verkauft. Drei Tage danach folgte das nächste Bundesligaspiel, doch diesmal zeigte Borussia im Derby gegen Gelsenkirchen das hässliche Gesicht. Aufgrund von groben Abwehrschnitzer hatte S04 reichlich Torchancen und die Dortmunder unterlagen klar mit 1-5. Am nächsten Tag ließ Trainer Rühl ein Donnerwetter los: „Die Mannschaft hat genau das Gegenteil von dem getan, was ich angeordnet hatte.“ Zwei Tage später konterte der BVB-Schatzmeister Jürgen Vogt Forderungen nach weiteren Neuzugänge: „Bei den rückläufigen Zuschauerzahlen können wir uns vorerst keine großen Sprünge leisten.

Am 2. Dezember fand die dritte Runde des DFB-Pokals statt und erneut hatten die Borussen Losglück. Denn im heimischen Westfalenstadion kam der nächste Gegner aus der zweiten Liga und hieß Kickers Offenbach. Die Dortmunder gewannen das Spiel überzeugend mit 6-1. Die Torschützen waren vor 7.500 Zuschauer je zweimal Burgsmüller und Geyer. Dazu noch weitere Treffer von Vöge und Segler, sowie der 1-5-Gegentreffer von Grünewald. Damit stand der BVB im Achtelfinale und bekam erneut ein Heimspiel, diesmal gegen Eintracht Frankfurt. Lothar Huber meinte zur Auslosung: „So leicht wie in diesem Jahr kann man nur selten ins Pokal-Finale vorstoßen.“ Genau das war auch der Gegner im nächsten Bundesliga-Heimspiel eine Woche später. Gegen Eintracht Frankfurt spielte Borussia mit einem Libero namens Sigi Held und dieser zeigte eine überragende Leistung. Beim 3-1-Sieg erzielte Burgsmüller seine Treffer neun bzw. zehn und belegte damit den zweiten Platz in der Torschützenliste hinter Klaus Allofs. Eine Woche später sollte dann das Spiel bei Arminia Bielefeld stattfinden, doch dieses fällt den schlechten Platzverhältnissen auf der Bielefelder Alm zum Opfer. Das Nachholspiel sollte am 29.12. stattfinden. Aus diesem Grund vermutete Manni Burgsmüller seinen ehemaligen Trainer Otto Rehhagel hinter diesem Nachholtermin. Denn mehrere Spieler mussten ihren Urlaub absagen und am Vormittag fand auch die Hochzeit von Trainer Rühl statt. So kam es wie es kommen musste: In einer wahren Schlammschlacht auf der Bielefelder Alm gewann die Arminia glücklich mit 3-4. Der BVB beendete die Hinrunde mit 16-18-Punkten und 31-30-Toren auf Platz elf. Die Dortmunder hatten damit die schlechteste Abwehr in dieser Bundesligasaison.

Das neue Jahr begann für den BVB am 7. Januar mit einem Hallenturnier in Essen. Die Dortmunder belegten hinter dem Zweitligisten Rot-Weiß Essen den zweiten Platz, konnten aber den MSV Duisburg und Gelsenkirchen hinter sich lassen. Eine Woche später sollte eigentlich das Bundesligaspiel gegen Bayern München stattfinden, doch aufgrund der Schneemassen muss das Spiel abgesagt werden. So fand am 16.01.1979 ein Testspiel gegen Wattenscheid 09 statt. Dort trennte man sich mit 1-1. Auch die Heimspiele gegen Gladbach (vier Tage später) und Darmstadt 98 (11 Tage später) mussten abgesagt werden. Damit das Spiel am 3. Februar gegen VfL Bochum stattfinden konnte, wurde das Westfalenstadion von Lizenz-, Amateur- und Jugendspielern sowie unzähligen, freiwilligen Helfern von den Schneemassen befreit. Im ersten Pflichtspiel des Jahres lagen die Dortmunder bereits mit 0-2 zurück, konnten aber am Ende ein 2-2 erreichen.

Aufgrund der vielen Spielabsagen wegen des Wetters musste der DFB einen Notspielplan erstellen, damit der Spielplan begradigt werden konnte. Deswegen wurde der reguläre Spielplan bis zum 3. März unterbrochen. Eine Woche später reiste der BVB nach München, um das Nachholspiel gegen den FC Bayern zu spielen. Und gegen den FC Bayern München präsentierte sich die Borussia wie ein Absteiger und verlor klar mit 0-4. Fünf Tage später bei der Generalversammlung sprach der Vorstand ein Machtwort. Zum einen wurden die drei „Rebellen“ Burgsmüller, Segler und Geyer abgemahnt, weil man die Ablösung von Trainer Rühl gefordert hatte. Zum anderen warf man den Spielern „mangelhafte Berufseinstellung“ vor. Auf jeden Fall brannte in Dortmund die Luft. Zwei Tage nach der Versammlung sollte das Nachholspiel gegen Gladbach stattfinden, doch es musste erneut abgesagt werden. Am 19. Februar wird Burghard Segler vom Spielbetrieb suspendiert, doch nach Intervention von Präsident Günther wird er wieder im Kader aufgenommen. Dies wiederum stößt Obmann Wosab und Schatzmeister Vogt vor dem Kopf. Sicherlich aus diesem Grund kündigte einen Tag danach das amtierende BVB-Präsidium seinen Rücktritt an. Da eine Woche später das Bundesligaspiel bei Werder Bremen abgesagt wurde, fand am 3.3.1979 ein Testspiel gegen Rot-Weiß Essen statt. Die Dortmunder gewannen mit 5-2. Zur gleichen Zeit nahm das Präsidium seinen Rücktritt zurück und die für den 7. März einberufene Jahreshauptversammlung wurde vertagt. Doch nur zwei Tage später trat dann Präsident Günther aus beruflichen Gründen zurück, so dass Ende März eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wurde.

Fünf Tage später fand endlich wieder ein Bundesligaspiel statt. Beim Tabellenzweiten VfB Stuttgart erreichen die Dortmunder durch ein Burgsmüller-Tor ein 1-1-Unentschieden und einen völlig überraschenden Punktgewinn. Wiederum eine Woche später kam Hertha BSC nach Dortmund und die stark verbesserten Borussen gewannen klar mit 3-0. Dazu traf der BVB noch viermal Pfosten und Latte. Einen Tag vor der Hauptversammlung zeigte Borussia Dortmund beim Auswärtsspiel in Köln das alte Auswärtsgesicht und verlor klar mit 0-5 beim 1. FCK. Am 25. März gab es den Machtwechsel an der Spitze des BVB. In einer turbulenten Versammlung in der Westfalenhalle III übernahm für den Direktor des Bergwerks Gneisenau, Heinz Günther, der 32-jährige Rechtsanwalt Dr. Rainhard Rauball das Amt des BVB-Präsidenten. Er war damit der jüngster aller Bundesliga-Präsidenten. Sein Vize-Präsident wurde Werner Führer und dazu komplettierten Schatzmeister Jürgen Vogt, 3. Vorsitzender Wolfgang Polak und Fußballobmann Reinhold Wosab den fünfköpfigen Vorstand. Aber die neuen BVB-Statuten bekamen keine Mehrheit, so dass der BVB-Wirtschaftsrat an Rücktritt denkt. Auf die Frage zum Gesamtalter des neuen Präsidium sagte der neue Präsident: „Besser ein hundertjähriger Vorstand als ein 100jähriges Mittelfeld.

Das nächste Bundesligaspiel fand am 27.03.1979 in Bremen statt. Durch einen von Kapitän Lothar Huber verwandelten, umstrittenen Foulelfmeter in der 90. Minute erreichten die Borussen bei Werder ein 4-4-Unendschieden. Vier Tage später empfing der BVB den Namensvetter aus Gladbach und erneut reichte es für ein Unentschieden, diesmal 1-1. Aber auch außerhalb des Platzes gab es dieses Duell, denn es wurde bekannt, dass der BVB sich um die Verpflichtung von Meistertrainer Udo Lattek bemühte, der die Gladbacher verlassen wollte. Am 4. April kam Darmstadt 98 ins Westfalenstadion. Dabei zeigten die Dortmunder die schwächste Saisonleistung gegen den Tabellenletzten und am Ende trennte man sich mit 0-0. Dies war gleichzeitig das letzte Spiel von Willi Lippens, der direkt nach dem Spiel in die USA zu den Dallas Tornados wechselte. Drei Tage später mussten die Borussen zum Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern und schon nach 13 Minuten lag man aussichtslos mit 0-3 zurück. Am Ende stand es dann 1-3 für die Pfälzer und der Abstiegskampf war noch ernster geworden.

Am nächsten Tag unterschrieb Udo Lattek im Kölner Domhotel nach zweistündigen Verhandlungen mit BVB-Präsident Dr. Rauball einen Einjahresvertrag als Cheftrainer für die neue Saison. Diese Entscheidung sorgte in Spielerkreisen für großen Jubel. Vier Tage später kam der 1. FC Nürnberg nach Dortmund und dank eines überragenden Torhüters Bertram bzw. Sigi Held konnte man einen 2-0-Sieg feiern und sich im Abstiegskampf etwas Luft verschaffen. Der 18. April brachte dann wieder einmal einen Dämpfer. Zwar führte man bis zur 73. Minute mit 1-0, doch die eklatante Auswärtsschwäche sorgte dafür, dass das Spiel mit 1-3 verloren ging. Auch drei Tage danach musste man nach erneut schwacher Leistung eine Niederlage hinnehmen. Ebenfalls mit 1-3 verlor man im Heimspiel gegen den Hamburger SV und befand sich wieder im Abstiegskampf. Aus diesem Grund warf Manfred Burgsmüller dem Trainer Lustlosigkeit und mangelnden Arbeitseifer vor. Das sorgte wiederum dafür, dass ihm der Präsident Rauball eine fristlose Kündigung und 100.000 DM Vertragsstrafe androhte.

Eine Woche später fand dann das Achtelfinale im DFB-Pokal daheim gegen Eintracht Frankfurt statt. Erneut ging der BVB durch einen Foulelfmeter von Lothar Huber in Führung. Doch in der zweiten Hälfte konnten die Frankfurter vor 14.000 Zuschauern durch Tore von zweimal Elsener (66. und 81. Minute) und Kraus (88. Minute) das Spiel drehen. In dieser Partie zeigten beide Mannschaften eine schwache Leistung, doch weil die Eintracht Burgsmüller durch Bruno Pezzey abmeldete, war der BVB-Sturm praktisch nicht existent. Damit wurde eine große Chance vergeben, denn der nächste Gegner wäre der Amateurligist Rot-Weiß Oberhausen gewesen. In Dortmund nahm man an, dass ein Großteil der Mannschaft gegen Trainer Rühl gespielt hatte. Am nächsten Tag wurde dann Trainer Rühl tatsächlich entlassen. Als Interimstrainer holte der BVB bis zum Saisonende Uli Maslo. Da dieser aber im Schuldienst tätig war und daher nur nachmittags das Training leiten konnte, musste sein Assistent Rolf Bock das Vormittagstraining übernehmen.

Am 5.05.1979 kam Eintracht Braunschweig ins Westfalenstadion und die Dortmunder zeigten unter dem neuen Trainer eine starke erste Hälfte. Doch die 2-0-Halbzeitführung reicht nicht aus, denn nach dem Wechsel spielte der BVB wieder verunsichert weiter. Am Ende trennte man sich 2-2 und mit diesem Ergebnis war das Abstiegsgespenst immer noch nicht verscheucht. Eine Woche später ging es nach Duisburg und die Borussen können durch das 0-0-Unendschieden beim MSV einen wichtigen Punkt im Duell zweier Abstiegskandidaten sichern. Am 19. Mai kam es zum Abstiegskampf pur im Westfalenstadion. Gast war die Mannschaft aus Gelsenkirchen und die Dortmunder hatten das bessere Ende für sich. Durch den 2-0-Sieg sind die Dortmunder so gut wie gesichert. Der neue BVB-Präsident versprach daher dem Team aus Gelsenkirchen, dass man am letzten Spieltag die Blauen retten werde. Vier Tage später wurde der erste Neuzugang für die neue Saison verkündet. Es war der Bochumer Paul Holz. Und nur eine Woche danach kannte man auch den zweiten, denn der Gelsenkirchener Norbert Dörmann wechselte zur neuen Saison nach Dortmund. Am 2. Juni fand dann das letzte Auswärtsspiel für den BVB statt und erneut mussten die Dortmunder eine Niederlage gegen Eintracht Frankfurt hinnehmen. Obwohl man auch im letzten Auswärtsspiel sieglos blieb, konnte man den Klassenerhalt feiern. Eine Woche später findet im Westfalenstadion das letzte Spiel der Saison statt. Beim 2-0-Sieg gegen Arminia Bielefeld bestritten Sigi Held und Klaus Ackermann ihr letztes Spiel im Dress der Schwatzgelben. Nur bei Manni Burgsmüller konnte keine Freude über den Sieg aufkommen, er wurde während des gesamten Spiels von den Fans gnadenlos ausgepfiffen. Der BVB belegte den zwölften Platz mit 31-37 Punkten und 54-70 Toren. In allen Spielen wurden sowohl Mannschaftskapitän Lothar Huber als auch Werner Schneider eingesetzt. Erneut war Burgsmüller die Lebensversicherung, denn er alleine erzielte 15 Treffer. Dahinter konnten Votava und Geyer als Zweitplatzierte der internen Torschützenliste fünf Tore erzielen.

Am 17.06.1979 teilt Burgmüller mit, dass er wegen den Vorkommnissen gegen Bielefeld, den Verein verlassen möchte. Dies wurde von BVB-Präsident Dr. Rauball aber abgelehnt. Ob das fruchtete?

Die BVB-Mannschaft 1978/79

Fazit:

Eine ganz schlimme Saison ging zu Ende. Obwohl man am Ende den 12. Platz in der Bundesliga belegte, tanzte man lange auf des Messers Schneide herum. Gerade einmal fünf Punkte hatte man vor dem Abstiegsplatz Vorsprung. Und erneut stellte man mit 70 Gegentreffern die zweitschlechteste Abwehr (der Tabellenletzte Darmstadt 98 kassierte 75 Gegentreffer). Für die Gegner war das Spiel der Dortmunder leicht zu zerstören. Wenn man, wie im Pokalachtelfinale, Manni Burgsmüller ausschaltete, lag der BVB-Sturm brach danieder. Dadurch gingen auch die Zuschauerzahlen zurück. Fast zehntausend Fans weniger im Schnitt kamen ins Westfalenstadion.

Auch im Verein gab es Reibereien. Trainer Rühl und die Mannschaft entfernten sich immer weiter. Bis nach der Niederlage gegen Bayern es zu einer offenen Rebellion gegen den Trainer gab. Rädelsführer Burgsmüller sagte zum Trainer: „Der Mann war nichts für uns. Eine Null. Fachlich war gar nichts zu lernen, und menschlich kam auch kein Draht zustande.“ Der Trainer wollte die Mannschaft radikal verjüngen, dass wollten natürlich die alten im Team nicht mitmachen. „Es ging drunter und drüber. Man kann nicht ein eingespieltes Team komplett auseinanderreißen“, sagte Burgsmüller. So kam es, wie es kommen musste. Der Trainer musste gehen. Doch auch bei dem Nachfolger kam die Mannschaft und vor allem Burgsmüller nicht zur Ruhe. Nach dem der Trainer Maslo den Torjäger im letzten Spiel nur eingewechselt wurde und er durch die Diskussionen von den Fans mit einem Pfeifkonzert begrüßt wurde, sagte er dazu: „Das war eine Demütigung. Das Ende eines Kesseltreibens gegen mich. In Dortmund spiele ich nie mehr.“ Und zum Trainer meinte er: „Es ging nur darum, mich zu disziplinieren. Da wurde eine Kampagne losgetreten, die auch beim Publikum ankam.“ Doch seine Ankündigung setzte er nicht in die Wirklichkeit um. Der neue Präsident sorgte dafür, dass Burgsmüller nicht nur blieb, sondern gleichzeitig auch noch Rekordtorschütze in Dortmund wurde.

Aber auch eine Abschiedswelle brach über den BVB herein. Sigi Held nahm als 37-jähriger nach der Saison den Hut, obwohl er teilweise hervorragende Partien abgegeben hatte. Auch Willi „Ente“ Lippens verließ den Verein, um in Amerika noch ein paar Dollar zu verdienen. Auch Klaus Ackermann beendete am Ende der Saison seine Karriere in schwarzgelb. Doch auch in diesen dunklen Stunden gab es einen Lichtblick. Mit Dr. Reinhard Rauball übernahm im März 1979 ein Präsident das Amt, der mit Weitblick die Geschicke des Vereins lenkte. Mit seinen 32 Jahren war Rauball er nicht nur der jüngste Bundesliga-Präsident, sondern war auch jünger als vier seiner „Angestellten“. Ein weiterer Punkt unterschied den neuen Präsidenten vom alten. Während unter Heinz Günther die Traditionspflege weitgehend zusammengebrochen war (Hätte Kolbe nicht die ganzen Insignien der ruhmreichen BVB-Geschichte an sich genommen, wären die wohl vernichtet worden), so wurde unter Rauball diese Tradition wieder gepflegt. Er bemühte sich, dass die Meisterschaftsspieler von 1956 und 1957 in den Ältestenrat. Eine der ersten Amtshandlungen war die Verpflichtung von Udo Lattek. Die Zukunft zeigte, dass diese Wahl weise war. Und hätte man ihn länger binden können, wer weiß, was aus unserem BVB geworden wäre. Aber das ist ja noch Zukunftsmusik.

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