Ein Moment, der Geschichte schrieb
Schon in der letzten Saison hatte die Redaktion von schwatzgelb.de das dringende Bedürfnis, sich bei jedem einzelnen Spieler des neuen Deutschen Meisters zu bedanken. So verfassten wir unsere ganz eigene Lobhudelei auf die gesamte Elf. Ein Jahr später nach dem Doublegewinn ist es dahingehend schon fast selbstverständlich, dass wir auch in diesem Jahr wieder diese Spieler feiern, die uns ein weiteres Jahr begeisterten, entzückten und uns in die Ekstase trieben. Den Anfang macht erneut die Nummer 1 der Nummer 1.
Der Ort: Das Westfalenstadion in Dortmund. Der Tag: Der 11. April 2012. Die Spielminute: 86. Arjen Robben legt sich den Ball mit Blick auf die Nordtribüne zurecht, legt das Leder auf den Elfmeterpunkt. Spät im Spiel hat er die Gelegenheit, den FC Bayern München doch noch im Rennen um die Deutsche Meisterschaft zu halten, würde ein verwandelter Foulelfmeter das 1:1 bedeuten, selbst ein Sieg stände wieder im Bereich der Möglichkeiten. Ihm gegenüber steht Roman Weidenfeller. Jemand, der nicht unbedingt als Elfmeter-Killer bekannt ist und in seiner gesamten Karriere bis dato sechs Strafstöße parieren konnte. Sekunden der Anspannung fühlen sich wie Ewigkeiten an.
Und dann geschieht das Unglaubliche: Weidenfeller springt in die von ihm aus gesehene linke Ecke, damit genau in die Richtung des runden Leders und begräbt den Ball unter sich. Robben verschießt und Weidenfeller bekommt das Lob seiner Mitspieler, während Robben nur der Spott Neven Subotics bleibt. Nicht wenige werden retrospektiv behaupten, dieser Elfmeter hätte die Deutsche Meisterschaft entschieden. Und Robben selbst wacht wohl heute noch schweißgebadet auf und versucht, sich die letzten Haare zu raufen.
Die soeben beschriebene Szene ist wohl untrennbar mit der Saison von Roman Weidenfeller verbunden. Denkt man an den Schlussmann des BVB, denkt man an den gehaltenen Elfmeter gegen den fliegenden Holländer und vermutlich auch an die Auswechslung im DFB-Pokalfinale, die ihn vermutlich emotional mehr schmerzte als seine Verletzung. Und auch sein emotionaler Jubellauf nach dem Pokalspiel in Düsseldorf, als Roman erneut zum Elfmeterhelden wurde, ist wohl unvergessen. Aber auch die nackten Zahlen sprechen für Roman Weidenfeller. Die Nummer 1 der Borussia stand in 32 Spielen von Beginn an auf dem Platz, in 15 Partien blieb er gänzlich ohne Gegentreffer. Am Ende steht nicht die beste Defensive der Liga, aber dennoch Platz 3 in dieser Kategorie mit 24 kassierten Toren. Und wenn man die Statistik Statistik sein lässt, kann man eigentlich nur Lob für „Weide" finden. Er ist mit Sebastian Kehl die Führungskraft des jungen Teams und schon lange eine Identifikationsfigur. Auch wenn Weidenfeller ursprünglich nicht aus Dortmund, sondern vom 1. FC Kaiserslautern in den Pott kam, atmet er mittlerweile schwarz-gelb. Das hat er in den vergangenen zehn Jahren gelernt, das zeigt er immer wieder bei Jubelarien wie nach dem Derbysieg, wo er einer derjenigen ist, die am meisten feiern, weil sie sich darüber bewusst sind, wie wichtig solche Siege sind.