2012 - Alles, nur kein Weltuntergang
Mittlerweile dürfte es sich auch bis in die letzten, noch unerforschten und von Menschen nicht gesehenen Ecken aller noch so kleinen Inseln des Südpazifiks herumgesprochen haben – 2012 besiegelt das Ende der Menschheit! Och nö, jetzt doch noch nicht. Nicht hier und heute, wo die Welt in schwarzgelber Glückseligkeit ertrinkt. Hätten die Mayas und wie sie alle heißen mit diesem Scheiß nicht ein paar Jahre früher kommen können? So zwischen 2004 und 2006 wäre der Zeitpunkt günstig gewesen. Für Borussen ging in diesen Jahren sowieso die Welt unter, da hätte es uns gut gepasst. Aber jetzt? Hebt euch das mal auf für dunklere Zeiten. Jetzt so einfach den Schalter umlegen und das Licht ausknipsen, würde uns nicht so recht passen. Es läuft doch gerade so gut. Und weit und breit kein Ende in Sicht (also zumindest aus fußballerischer Sicht).
Schlendert man mit freudiger Erwartung auf das Jahr 2012 durch die Supermärkte, ist unschwer zu erkennen, dass sich auch die Industrie auf den Mythos „Weltuntergang“ eingestimmt hat. Produktionsreihen mit der wirklich genial kreativen Beschreibung „Final Edition“ kann man da in den Regalen begutachten. Und wer weiß, was noch so alles auf uns zukommt. 2011 war klasse, war super und war vielleicht ja sogar das Beste, was uns unser BVB je geboten hat. Wir alle konnten einen schwarzgelben Jahresrückblick über uns ergehen lassen, wie wir ihn zuvor noch nie bewundern durften. Tore, so traumhaft, dass wir sie immer und immer wieder anschauten. Spiele, so schön, dass die Erinnerung an sie nie vergehen wird. Und Siege, so wundervoll, dass sie unsere Träume wahr werden ließen. Ein Jahr wie kaum ein anderes, mit einer Dortmunder Borussia, so strahlend wie selten zuvor. Doch das alles ist nun schon wieder Geschichte, denn 2012 ist da.
„Ein Rauch verweht, ein Wasser verrinnt, eine Zeit vergeht, eine neue beginnt.“
Dieses berühmte Zitat vom deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz soll in den folgenden Zeilen mal ein wenig genauer unter die Lupe genommen werden. Gehen wir also einmal davon aus, dass der verwehte Rauch nichts mit pyrotechnischen Erzeugnissen zu tun hat, sondern als Gleichnis zur vergangenen Meisterschaft zu betrachten ist. Das verronnene Wasser hingegen bezieht sich auf Spieler, die den Verein verlassen haben (schmerzlichst wird hier auf Nuri Sahin und die schwarzgelbe Legende Dede verwiesen). Die Zeit, die vergeht, ist ganz klar das Jahr 2011 (mit Meisterschaft und allem Drum und Dran). Nun hat man schon so viel gelesen und gesehen über 2011 und der allgemeine Tenor des Superlativismus macht sich breit. 2011 in allen Formen: „Das geilste Jahr aller Zeiten“, „das erfolgreichste Jahr aller Zeiten“, „die tollste Saison aller Zeiten“, „der großartigste Titel aller Zeiten“ und so weiter und so fort. Vor allem die Leute, die sich einer Erfindung namens Facebook in aller Regelmäßigkeit hingeben, wissen, wovon hier die Rede ist. Na jedenfalls ist diese Steigerung der Meisterschaft ins Unermessliche und das Emporheben des Jahres 2011 doch irgendwie auch nicht so richtig. Denn eine Sache wird dabei scheinbar immer ignoriert, nämlich die Zukunft. Und warum soll nicht 2012 ein noch besseres, noch erfolgreicheres Jahr in schwarz und gelb sein? 2011 hat also keinesfalls die Beschreibung „Borussia Dortmund – Final Edition“ verdient. Nicht, so lange 2012 noch besser werden kann.
Zugegeben, das Ganze ist schwer vorstellbar, aber schon ein kurzer Blick auf die Tabelle genügt und lässt die Wahrscheinlichkeitsprozente für ein solches Szenario nach oben schnellen. Hinzu kommt das Viertelfinale im Pokal, das (mit allem gebotenen Respekt vor unserem Gegner Kiel) doch wohl gewonnen wird. Dann würde das Halbfinale winken. Und weil es für den BVB im Pokal keine halben Sachen gibt (und in den letzten 25 Jahren nur sehr selten gab), werden wir auch das Finale erreichen, denn schließlich sind wir nicht in Runde zwei bei einem Drittligisten ausgeschieden. Klingt historisch und genau das soll es auch werden. Denn so ein Double hat doch was, oder? Doch damit immer noch nicht genug. Das Jahr ist schließlich lang. Zwölf Monate soll es haben, munkelt man. Mittendrin findet auch noch eine Europameisterschaft auf eher unbekanntem Fußballterrain statt. Mindestens zwei Borussen werden dabei wichtige Eckpfeiler in der (Stamm)formation der deutschen Nationalmannschaft bilden. Ganz zu schweigen von den anderen Borussen, die nicht für Deutschland spielberechtigt sind. Vor allem in einem der beiden Gastgeberländer tummeln sich drei unserer Helden in schwarzgelb und werden versuchen ihr Land möglichst in die KO-Runde zu führen.
Und jetzt die ganz dicke Überraschung, das war es damit immer noch nicht. Schon im August startet die neue Spielzeit der Bundesliga. Es hat wohl nichts mit schwarzer Magie oder einer Überdosis an 9Live Tarot-Karten-Shows zu tun, wenn an dieser Stelle behauptet wird, dass Borussia Dortmund abermals als Titelfavorit ins Rennen geht. Bereits jetzt zeichnet sich das allein an der weiterhin tadellosen Transferpolitik der Herren Zorc, Watzke und Klopp ab. Leonardo Bittencourt (18 Jahre jung), Mustafa Amini (18) und die Fragezeichen Beister (21) und Marco Reus (22) machen Appetit auf mehr. Keine Frage, die Fußballkunst im Westfalenstadion wird auch in Zukunft nicht verebben, also keine „Final Edition“. Ganz im Gegenteil, mit diesen Perspektiven in der Hinterhand. Ach ja, ab September wird dann auch wieder so ein großes Tuch mit dem Motiv eines silberfarbenen Balls von vielen Kindern auf den Rasen getragen und eine bekannte Melodie ertönt. Doch dann soll das Abenteuer länger als nur sechs Spiele währen und uns erneut zu zigtausenden in europäische Metropolen führen.
2012 – ein weiteres tolles Jahr mit unserer Borussia!