Der kleine Prinz
Zum Abschluss des Spieltags gibt’s dann doch noch einmal großes Theater. In den Hauptrollen: Jürgen Klopp und Lukas Podolski. Nebenrolle: die deutsche Klatschpresse. Das Drehbuch: Dünne, aber mit viel gutem Willen durchaus dazu angetan, um ein oder zwei Tage lang die Öffentlichkeit zu unterhalten. Vorhang auf!
Was war passiert? Jürgen Klopp wurde, warum auch immer,
auf die Personalie Lukas Podolski angesprochen, und hatte sinngemäß sein Urteil abgegeben,
dass Podolski über herausragende Fähigkeiten verfüge, diese aber zu selten
abrufe und daher für den BVB zu teuer sei.
Soweit so unspektakulär. Man darf darüber diskutieren, ob
und und in welcher Form sich ein Trainer über die Spieler anderer Vereine
äußern sollte. Klopp zumindest tut dies des Öfteren, wenn er befragt wird. Zu
Podolskis Sturmpartner Novakovic hatte der Coach sich vor geraumer Zeit ganz
ähnlich geäßert.
Angesichts von Poldis bislang nicht gerade triumphal verlaufener Karriere und dem trotzdem noch immer immensen Marktwert des Nationalspielers mag auch wohl niemand so recht Klopps Einschätzung widersprechen. Außer natürlich der Prinz persönlich. Der verwahrte sich sogleich gegen derlei Ketzerei und nahm, medial befeuert durch den Kölner Boulevard, die Aussagen Klopps zum Anlass, vom Leder zu ziehen - gewohnt fundiert und stilsicher wie eh und jeh: Das sei interessant, wo er (Podolski) ihm (Klopp) doch nun schon zweimal einen Korb gegeben habe bezüglich eines möglichen Transfers. Und zu teuer sei er bestimmt, nachdem die Borussia gerade auf Platz Vier aus der Champions League ausgeschieden sei.
Den Wahrheitsgehalt, einen potentiellen Wechsel betreffend, vermag man als Außenstehender kaum einzuschätzen. Die großen Töne des Ur- aber vielleicht bald Ex-Kölners aber umso mehr.
Es sind große Töne, die durchaus ins charakterliche Bild Podolskis passen. Wir erinnern uns: Beim letzten Spiel der Borussia in Köln hatte er bereits Nuri Sahin das Spiel über eifrig provoziert - und am Ende reichlich belämmert ausgesehen, als ausgerechnet dieser in der letzten Minute den Siegtreffer erzielte.
Große Töne sind es für einen Spieler, der im Sommer schon 27 Jahre alt wird, und sich allmählich bemühen müsste, vom Prädikat des ewigen Talents wegzukommen. Dass dies beim FC nicht zwingend möglich ist, dämmert inzwischen anscheinend sogar dem Prinzen selbst. Mehrfach hat sich der Stürmer zuletzt desillusioniert darüber gezeigt, dass es beim FC nicht vorwärts geht. Bis die Erkenntnis reift, dass es das eigene Gehalt sein könnte, das dem Spielraum für weitere essenzielle Verbesserungen der Mannschaft enge Grenzen setzt, wird mutmaßlich aber noch einige Zeit ins Land gehen.
Große Töne sind es aber vor allem auch angesichts der Tatsache, dass für Podolskis selbst die Bäume der persönlichen sportliche Erfolge nicht gerade in den Himmel wachsen. Mit dem FC stellt das derzeitige Mittelmaß bereits den Höhepunkt von Poldis Wirken in Domstadt jenseits seiner Rolle als zweites Maskottchen neben dem Geißbock dar. In der Nationalmannschaft, wo ihm der Titelgewinn bislang nicht vergönnt war, gerät Podolski durch André Schürrle nicht wenig unter Druck. Gut möglich, dass der Kölner im Sommer bei der Europameisterschaft ausgerechnet einem Leverkusener Platz machen muss. Bleibt die unrühmliche Zeit beim FC Bayern, wo sich Podolski zwar die üblichen „Mitnahme-Titel“ eines jeden Spielers auf die Autogrammkarte schreiben durfte, den es mal in den Kader der Bayern verschlagen hat. Anders als Thomas Müller, Miroslav Klose, Mario Gomez oder zwischenzeitlich Ivica Olic vermochte Podolski sich jedoch zu keiner Zeit wirklich bei den Bayern durchzusetzen und sich einen ordentlichen Anteil an den jeweiligen Titeln zu erspielen.
In drei Jahren beim FC Bayern hat es Lukas Podolski auf immerhin 722 Spielminuten Champions League gebracht. Der Seitenhieb auf Jürgen Klopp, die Borussia und ihr Abschneiden in der Königsklasse könnte fundierter also kaum sein.
Es ist, und vielleicht schließt sich da ja dann der Kreis, als würde einer unserer blauen Nachbarn der Borussia Tipps zur Titelverteidigung erteilen