Meisterfeier am Big Apple
Nun kann man durchaus sagen, dass all diejenigen, die an diesem denkwürdigen Samstag, den 30.04.2011, nicht in Dortmund waren, etwas verpasst haben. Das mag wohl auch so sein. Trotzdem haben alle anderen Borussen sicherlich den Tag auch mehr als nur genossen und die Schale dementsprechend gefeiert. So auch ein paar Unentwegte, die nichtsahnend vor Wochen einen Trip nach New York gebucht hatten.
Da war man also. Fernab des Westfalenstadions. Fernab der Meisterfeier. Nach der verlorenen Partie gegen Gladbach konnten sich viele im Vorfeld schon fast denken, dass die Schale nach dem Nürnberg-Spiel endlich wieder nach Dortmund gehören wird. Aber als es dann so weit war, wollten viele ihr Glück dennoch nicht fassen.
Der Reihe nach: Für die New Yorker Fraktion began der (Meister)Tag um 8.00 Uhr am Morgen. Aufstehen (geweckt von "Heja BVB..."), duschen (denn man wollte ja gut riechen bei der Schalenübergabe), anziehen (Trikot, Schal,...) und auf ins nächste Breakfast-Lokal, um sich mit einem nahrhaften Frühstück aus Bageln, Eiern und Bacon die Grundlage für viele Vormittagsbiere zu schaffen. Dann ab in die U-Bahn und auf zum Union Square. Von da noch ungefähr drei Minuten Fußweg bis in die 3rd Avenue. Tür auf und rein ins Nevada Smiths, die wahrscheinlich kultigste Fußballkneipe außerhalb Europas (schwatzgelb.de berichtete bereits im Januar). Beim Betreten leuchteten einem in der dunklen Atmosphäre schon die schönsten Farben der Welt entgegen. Deutsch war die Sprache, die an diesem Morgen am Tresen deutlich überwog. Ein frisch Gezapftes und es konnte losgehen.
Halb zehn dann endlich der Anpfiff. Kurz nach zehn der erste große Jubel, gefolgt von ersten "Deutschen Meister wird nur der BVB"-Rufen. Wenige Minuten später, nach dem 2:0, stand für alle fest, dass unsere Jungs ihre Aufgabe erfüllt hatten. Ab da hieß es: Warten auf den Torschrei aus Köln. Und er kam. Ein Aufschrei, wie ihn das Nevada Smiths warhscheinlich selten erlebt hatte, fegte durch die Bar. Zwei, drei kölsche Jungs erkannten die Nicht-Abstiegs-Chance für ihren FC und erhoben gemeinsam mit den Schwatzgelben ihre Gläser. Die ersten englischen Fans betraten die Kneipe, das London-Derby Chelsea gegen Tottenham stand auf dem Plan. Dann das 2:0 durch den FC und alle Nicht-Borussen schauten auf die 10-er Gruppe, die mehr als nur lautstark "Wer ist Deutscher Meister..." intonierte. Es war geschafft, die Party konnte tatsächlich steigen. Kurz vor halb zwölf dann die Gewissheit, Abpfiff in allen Stadien. Ab da stand der Zapfhahn dann nicht mehr still. Deutscher Meister 2010/11: Borussia Dortmund. Ungläubiges Augenreiben, auch wenn alle in den letzten Wochen und sogar Monaten mehr als nur genug Zeit hatten sich darauf einzustellen. Die Biergläser wurden erhoben und die Gesänge fanden kein Ende. Englische Fans hatten teilweise Schwierigkeiten, den Geschehnissen des Chelsea-Spieles zu folgen, denn viel interessanter waren doch die Deutschen, die da gerade eine Meisterschaft bejubelten. Die Feier-Bilder aus dem Westfalenstadion gingen runter wie warmes Öl und lösten veständlicherweise auch Heimweh aus.