Magath Productions Presents: Werewolf ? Im Angesicht des Todes
Als Felix Magath seine Mannschaft nach Abpfiff auf dem Rasen zusammenhielt, um sie anschließend Richtung Südtribüne zum Auslaufen zu schicken, da wusste jeder im Stadion: Das, was heute im Westfalenstadion passiert ist, gefiel ihm so gar nicht. Dortmund gegen Wolfsburg: Fünf zu eins.
Und dieser klare Sieg war der Abschluss dreier ziemlich erfolgreicher englischer Wochen. Das vierte Heimspiel binnen zwei Wochen, dann noch der VfL Wolfsburg zu Gast. Es gibt sicherlich Gegner, bei denen die Vorfreude höher ist. Ein Verein reiste nach Dortmund, der Samstags um 15:30 nicht einmal eine Stadionecke voll bekommt. Das waren sicherlich nicht viel mehr als 1000 Wolfsburger, die ihre Kommerz-Truppe des VW-Konzerns da begleitet haben. Dementprechend war die Rollenverteilung auf dem Feld, aber auch auf der Tribüne eindeutig vorgegeben: Heute zählte nur ein Sieg für den BVB.
Wolfsburg dümpelt momentan im Mittelfeld der Tabelle herum. Magaths Plan, mit einer Söldner-Truppe wieder europäischen Fußball ins schöne Wolfsburg zu bringen, scheint gescheitert. Europas Vereine können aufatmen. Also, weil sie wahrscheinlich nicht ins schöne Wolfsburg fahren müssen. Dabei ist das Motto, das Magath verfolgt, echt genial. „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.“. Oder so. Vorhandene Spieler werden ignoriert und auf die Resterampe verlegt, während er sich auf einer anderen Resterampe bedient. Und da kauft er einfach mal alles ein, womit er schon einmal zusammen gearbeitet hat. Jüngste Errungenschaft: Aliaksandr Hleb, seines Zeichen Angestellter des FC Barcelona und nun an den VfL Wolfsburg ausgeliehen.
„Man kann nach so einem Ergebnis auch mal überlegen, ob der ein oder andere Spieler nicht genügend Qualität hat, um unsere Ziele zu erreichen.“ Felix Magath nach dem Spiel, Felix Magath pur. Einerseits charakterlich schwach, nach so einem Spiel den eigenen Spielern Potenzial abzusprechen, andererseits auch verständlich. Es war eine Vorführung und Demütigung für den VfL Wolfsburg. Chris hätte in der siebten Minute die gute Anfangsphase des VfL krönen können, vergab aber mit einem laschen Kopfball. Der BVB machte es besser. Kagawa mit der Hacke auf Götze – 1:0, Dortmund führte. Ab jetzt spielte nun der BVB. Kurz vor der Halbzeit das 2:0 nach „Einmal-Berühren-Fußball“ (den englischen und modischen Begriff boykottiere ich). Magath hatte ein zeichen setzen wollen, brachte Hleb. Und er verlor den Ball, was schließlich zum Tor führte. Denglisch: Epic fail, Herr Magath. Bender mit dem Ballgewinn auf Lewandowski, der auf Kagawa, der den Ball eiskalt rechts unten versenkte.
Nach dem Seitenwechsel schöpfte Wolfsburg Hoffnung, Hleb mit dem 2:1. Im Anschluss waren es aber Bender, Lewandowski und Götze, die den Betriebsausflug der Wolfsburg zu einem Debakel machten. Christian Träsch, für 10 Millionen Euro zum VfL gewechselt, blieb blass. Insgesamt 21 Millionen Euro investierte VW in die Mannschaft. Rund 11 Millionen Euro mehr, als der BVB. Wobei Borussia trotzdem eine positive Transferbilanz hat, weil Real Madrid 10 Millionen Euro überwiesen hat. Was das mit dem Spielbericht zu tun hat? Eine Menge. Es mag klischeehaft und überholt klingen, es bedarf aber immer wieder einer Wiederholung. Auf der einen Seite der VfL Wolfsburg mit seinem Konzern im Rücken. Fans, die sich an einer Hand abzählen lassen. Millionen an Euros, die gute Leistungen bringen sollten aber im Endeffekt auch im dritten Jahr in Folge nur Abstiegskampf und Mittelmaß bedeuten.
Und auf der anderen Seite, ja, auf der anderen Seite Borussia Dortmund. Eine Choreograhpie die vielen Fans aus dem Herzen spricht, eine Mannschaft, die sich weiter in jene Herzen spielt. „Bis in den Tod“ stand auf dem Banner. In der Mitte der Tribüne ein Totenkopf. Kreativ und überraschend. Eine Choreo, ohne besonderen Anlass, ohne jeden Grund. Einfach nur, um Vereinstreue zu symbolisieren. Beim BVB wird auf die Jugend gesetzt. Auf die Lobeshymnen, die Götze erhalten hat, werden nun welche auf Moritz Leitner folgen. Er hat gewirbelt, sich Bälle erkämpft und Pässe verteilt: Sprechchören von der Südtribüne nach dem ersten Bundesliga-Spiel von Anfang an – Respekt. Auch Shinji Kagawa zeigte seine sich wieder von seiner besten Seite. Nach Verletzung und Länderspiel-Reisen hat er sich wieder gefunden. Und was kommt jetzt? Richtig, eine Länderspiel-Reise.
Dortmund gegen Wolfsburg - das war Zauberfußball gegen die resignierte Truppe eines Konzerns. Ein guter Tag für die Tradition.
Dieses Meisterjahr, es ging so schnell herum. Diese schöne Zeit. Und jetzt ist sie wieder da. Wäre Borussia Dortmund ein Auto, so ist es vor drei Monaten nur schwer in Fahrt gekommen. Manchmal ist es sogar abgesoffen, auf den französischen und griechischen Straßen dieser Welt. Von jetzt auf gleich, geht es mit Vollgas auf der linken Spur durch die Republik, und hoffentlich auch durch den Ärmelkanal. Die Unbekümmertheit aus der Meistersaison ist wieder da. Borussia nun seit sechs Liga-Spielen ungeschlagen.
Der 12. Spieltag gegen den VfL Wolfsburg, es war der Spieltag, an dem das erste Mal in dieser Saison „Deutscher Meister wird nur der BVB!“ durch das Stadion hallte.
PS: Die Länderspiel-Pause nervt.
PPS: Gute Besserung, Neven Subotic!
Guerriero, 6.11.2011