Herzlich Willkommen in der Sommerpause
Noch nie ist es einem BVB-Fan wohl schwerer gefallen, sein Team in die Sommerpause zu verabschieden. Nach solch einer fantastischen Saison. Und wer nach dem meisterlichen und vor allem bierigen Wochenende bereits am Dienstag wieder auf den Beinen war, der hatte die Gelegenheit, die ebenfalls verkaterte Meisterelf zum letzten Mal in dieser Saison auf deutschem Boden kicken zu sehen. Eine Million Euro hatte unser Hauptsponsor Evonik locker gemacht, um die Erdbebenopfer in Japan finanziell zu unterstützen. Und das ist auch schon die eigentliche Nachricht des Tages. Auch wenn rund um die Spendenübergabe noch besagtes Fußballspiel von eher symbolischem Wert gelegt wurde, was das lobenswerte Engagement unseres Vereins, vor allem in Person von Shinji Kagawa, aber keineswegs schmählen soll.
10.000 Mann machten sich somit am Dienstag auf den Weg in den Duisburger Fußballpalast, ein Hellmich-Baukasten-Gebilde wie es im Buche steht. Ein echtes, langweiliges Original. Etwas Ernüchterung herrschte an den Tickethäuschen bei so manchem jüngeren Borussen, da es die ermäßigten Eintrittskarten ausschließlich für U18, nicht aber für bereits volljährige Schüler und Studenten gab. So blieb es bei zehn Euro für einen unermäßigten Stehplatz. Immerhin kamen durch den Ticketverkauf weitere 200.000 Euro für den guten Zweck zusammen.
Der BVB bot in diesem Spiel alles auf, was rechtzeitig zum Anpfiff wieder nüchtern war. So stand neben Dede erfreulicherweise auch Florian Kringe von Anfang an in der Startelf. Kagawa Shinji lief, ebenso wie Johannes Focher im „Team Japan“ auf. Auf den Rängen hingegen herrschte Testspielstimmung. Diejenigen, die nach einem körperlich anstrengenden Wochenende wieder zurück zu ihrer Stimme gefunden hatten, sangen und erreichten auch eine passable Lautstärke. Die regelmäßigen „Scheiße 04“-Gesänge waren dabei tatsächlich weniger überraschend als die lautstarken MSV-Wechselgesänge. Allerdings genauso nervig.
Fußball gespielt wurde dann auch noch. Schon nach wenigen Sekunden erleidet die japanische Journalistin neben uns eine mittelschwere Krise, als der blaue Uschida, Berlin vor Augen, kurz nach dem Anpfiff auch schon wieder ausgewechselt wird. Auf Dortmunder Seite schien Markus Feulner einen motivierten Arbeitstag erwischt zu haben und war im ersten Durchgang einer der auffälligsten Borussen. In der achten Minute erzielt er per Fernschuss aus 20 Metern sogar das 1:0, bevor Ginczek die schwatzgelbe Führung nach einem Konter erhöht (12. Minute). Unser viel umjubelter Shinji war es dann, der in Sachen Elfmeterschießen ein erstes Bewerbungsschreiben in Richtung Trainer Klopp verfasste. Nach 35 Minuten traf er vom Punkt gegen Teamkollegen Weidenfeller. Kurze Zeit später betrat Oldie Michael Rummenige den Platz, um ein öffentliches Zeugnis seiner augenscheinlich immer noch vorhandenen Fußballqualitäten abzulegen.
Nach der Pause wechselte Jürgen Klopp das eigene Team noch einmal munter durch und brachte unter anderem Keeper Mitch Langerak. Als Höhepunkt des zweiten Durchgangs darf man, neben der Einwechslung von Piet Klocke kurz vor Schluss, die Laola durchs nicht mal halb gefüllte Stadion einordnen. Ansonsten passierte nichts Nennenswertes mehr auf dem grünen Rasen. Bleibt also abschließend nur noch die Frage zu klären, warum kurz vor Spielende die Anzahl der Ordner vor dem schwatzgelben Fanblock, an 364 Tagen im Jahr Heimat der MSV-Anhänger, noch einmal auffällig erhöht wurde. Ich verfluche die Sommerpause jetzt schon.
MalteS, 20.05.2011