Ein euphorischer Spielbericht
Das ist schon toll, wie der BVB so spielt. 15 Spiele gewonnen. Und immer wieder diese überragenden Leistungen. Wenn man als Spielberichts-Schreiber schon über mehrere Spiele in dieser Saison geschrieben hat, wird das echt zum Härtetest. Was soll man da noch großartig Neues schreiben? Es ist doch immer dasselbe: BVB spielt meisterlich, die Stimmung ist überschwänglich und am Ende eines Berichts kommt dann die versteckte Nachricht: "Hey, wenn das so weiter geht, kann unser Traum ja echt wahr werden!".
Im Prinzip könnte man also jedesmal einfach nur "Wieder gewonnen, wie geil!" schreiben. Aber wollen wir doch das erlebte in Worte fassen. Für die Beschreibungen des Spiels an sich planen wir innerhalb der Redaktion sogar schon einen Sieg-Lückentext, der nur leicht verändert werden muss.
Die Fanbetreuung hatte vor dem Spiel 7000 Borussen im Stadion erwartet. Letztlich waren es aber bestimmt 10 000 Fans, die sich mal eben die drei Punkte mitnehmen wollten. Im Vergleich zum letzten Gastspiel in Leverkusen noch einmal eine kleine Steigerung. Die neutralen Plätze hinter dem Tor wurden wieder zum schwarz-gelben Bereich, genauso wie rechts die Ecke auf der Gegentribüne. Das war schon fast wie ein zweiter Gästeblock.
Zum Einlaufen der Mannschaften gab es auf Leverkusener Seite eine Choreo passend zur „Star Wars“-Einlaufmusik. Da steckt vielleicht so einige Mühe drin. Bei so einer kleinen Heim, oder besser gesagt Heimtribüne wirkt aber ziemlich jede Choreo unspektakulär.
Die ersten fünf Minuten des Spiels gehörten dem BVB. Nur ein paar hundert Sekunden waren gespielt, da köpft Sven Bender den Ball nach einem Freistoß von Nuri Sahin an den linken Pfosten. Die erste Drucksphase der Borussen war nach zehn Minuten beendet. Jetzt versuchten die Gastgeber mal, in die Partie zu finden. Schon früh macht sich der Eindruck deutlich: Die Offensiv-Experten von Bayer sind an diesem Tage so gefährlich wie eine Schüssel Wackelpudding.
Und weil die BVB-Abwehr sowieso lückenlos war, konnte sich das Mittelfeld den ein oder anderen weiten Pass nach vorne erlauben, auch wenn Bender und Sahin damit ein Risiko eingegangen sind.
Dadurch ist auch die Chance für Robert Lewandowski in der 23. Minute entstanden. Frei vor Rene Adler schießt er den Torwart an und verpasst die Führung.
Auf Dortmunder Seite war die Stimmung richtig gut, während die von Leverkusener Seite nicht viel mehr als der übliche Anti-BVB-Gesang rüber kam. Ein Highlight im Gästebereich dürfte der „Drei-gespaltene-Wechselgesang“ gewesen sein Wie schon in Paris, schreit jeweils ein Block „B“, ein anderer „V“, der letzte „B“.
Jetzt fehlte eigentlich nur noch das Tor für Borussia. Vor der Pause wurde das aber nichts.
Was nach dem Seitenwechsel passierte, war einfach nur der Wahnsinn. In der 49. Minute schien alles unspektakulär. Nuri Sahin möchte einen Einwurf von rechts ausführen. Er wird vom Linienrichter dazu beordert, weiter zur Mittellinie zu gehen. Er überlässt den Einfwurd Lukasz Piszczek. Der haut einen weiten Ball raus, Manual Frriedrich verpasst am Fünfmeterraum. Daniel Schwaab geht mit dem Hand an den Ball, alle Dortmunder schreien auf. Das ist doch ein Elfmeter. Der Schiri gibt ihn nicht. Denn direkt dahinter steht ja Kevin Großkreutz. 1:0!
Es folgte ein Gedächtnistorjubel. Großkreutz rennt in die Kurve, alle rasten im positiven Sinne aus. Und kaum hatte sich Großkreutz vom Torjubel erholt, schießt er den Ball wieder über die Linie. Diesmal nach Kopfball-Vorarbeit von Lewandowski und wiederum einem Fehler von Manuel Friedrich. Jetzt muss sich Großkreutz beim Jubel zurück halten, sonst fliegt er vom Platz. Ganz anders der Gästeblock. Die 10 000 Dortmunder konnten das Alles noch gar nicht fassen, da stand es nach dem Tor von Mario Götze auch schon 3:0. Unglaublich.
„Ihr werdet nie Deutscher Meister!“ schallt es in Richtung der Gastgeber. Mit einer „04“ im Namen musst du damit nun einmal leben. Das Spiel war natürlich entschieden. Zeitweise durfte man sogar noch ein 4:0 oder 5:0 vermuten. Nach der 75. Minute ließ es der BVB etwas ruhiger angehen und Stefan Kießling scheibt zum Anschlusstreffer ein. Leverkusen kam noch ein paar mal nach vorne. Aber da ließ der BVB nichts mehr anbrennen. Die Traumsaison hat einen weiteren Höhepunkt gefunden. Diesmal brauchen wir hier keine versteckten Andeutungen. Deutscher Meister wird nur der BVB! Nur, eine wichtige Frage wird durch die Redaktionen von Sport1 geistern: "Zeugt die Schwächephase zwischen der fünften und zehnten Spielminute vielleicht vom heißen Atem der Bayern im Nacken?". The Show must go on...
Die Noten:
Roman Weidenfeller: Unser Torwart hatte ja nicht sonderlich viel zu tun. Eine erfreuliche Note 3.
Neven Subotic: Hinten alles abräumt, was man nur abräumen. Kann. Souverän die Note 2. eingesteckt.
Mats Hummels: Is' doch immer dasselbe...Neven, Mats, Neven, Mats...Note: 2.
Marcel Schmelzer: Das war auch wieder ein Spiel für ihn. Links hinten war dicht. Note: 2.
Lukasz Piszczek: Ähnlich wie Schmelzer dafür verantwortlich, dass über Außenbahn für Leverkusen nichts ging.
Fassen wir zusammen: Verteidigung, Note: Genial!
Sven Bender: Hat die Abwehr in der ersten Halbzeit ordentlich unterstützt, musste zur Halbzeit raus. Note: 3+
Kuba: Mit viel Mut und Elan über rechts Wind gemacht. Note: 2-.
Mario Götze: Note: 1!
Nuri Sahin: Solide Leistung. Eine 3+.
Kevin Großkreutz: Zwei Tore plus Torvorlage plus Torjubel gleich 1+.
Robert Lewandowski: Hätte schon in der ersten Halbzeit die Führung bringen können. Ansonsten: Gut, 2-.
Lucas Barrios: Kam in der 68. Minute, da war das Spiel aber schon zu 99 % gegessen. Note:3.
Antonio da Silva: Wurde zur Halbzeit eingewechselt, fiel weder positiv noch negativ auf. Note: 3+.
Felipe Santana: Hat nur drei Minuten gespielt. Das ist etwas zu kurz, um ihn zu bewerten.
Fassen wir zusammen: Meisterlich!
Das sagen die Verantwortlichen zu dem, was sie verbockt haben:
Sven Bender: „Wir haben ein super Spiel gemacht und Leverkusen von Beginn an keine Chance gelassen, das eigene Spiel aufzuziehen. Schon die erste Halbzeit war stark, so nah wie gleich zu Spielbeginn war ich vielleicht noch nie am Tor, doch in der zweiten Hälfte kam das entsprechende Glück im Abschluss dazu. Besonders gefreut habe ich mich für Kevin, der mir gestern auf der Bude versprochen hat, zwei Tore zu schießen. Klarer Fall von: Ein Mann, ein Wort! Ich musste leider ausgewechselt werden, weil ich einen Schlag aufs Knie bekommen hatte – die Schmerzen waren einfach zu groß, um weiterzumachen. Ob ich in den nächsten Tagen und Wochen aussetzen muss, wird ein CT zeigen müssen.“
Angesprochen auf die von der Konkurrenz sehnlichst erwartete Schwächephase:
„Ich wüsste nicht, wozu wir eine Schwächephase brauchen könnten. Also müssen wir sie im Prinzip auch gar nicht haben.“
Reinhard Rauball: „Das war ein ganz starkes Spiel, bei dem sich die Mannschaft unbeeindruckt zeigte und einfach dort weitermachte, wo sie vergangenes Jahr aufgehört hatte. Einzelne Spieler möchte ich nicht hervorheben, weil das Sache des Trainers ist und ich da nicht hineinreden will. Dass Kevin Großkreutz aber zwei Tore schießt und noch ein drittes vorbereitet, war schon eine ganz starke Leistung.“
Michael Zorc: „Die Vorbereitungszeit war kurz, hat den Spielern aber gut getan. Die Mannschaft hat sich gut von den Strapazen einer schweren Hinrunde erholt, hat sich hervorragend auf die Rückrunde vorbereitet und schon in Basel ein Zeichen gesetzt, nicht locker lassen zu wollen. Eine Schwächephase ist nicht in Sicht und wenn es nach mir geht, müssen wir sie auch gar nicht erst herbeireden. Das Denken von Spiel zu Spiel hat sich bewährt und wird auch in Zukunft unser Ziel sein.“
Roman Weidenfeller: „Kevin ist bekanntermaßen Borusse durch und durch und hat ein besonderes Verhältnis zu den Fans, weshalb ich mich für ihn ganz besonders gefreut habe. Dennoch möchte ich keine einzelnen Spieler hervorheben, sondern die ganze Mannschaft loben. Alle Mannschaftsteile haben super funktioniert und es war eine Freude, heute wieder auf dem Platz zu stehen.“
Mats Hummels: „Die Pause hat uns gut getan und wir haben unseren Kritikern gezeigt, dass wir mehr als eine gut Hinrunde spielen können – Kevin bin ich heute besonders dankbar, weil er meinen Job angenehmer gestaltet und erleichtert hat. Wir planen von Spiel zu Spiel und stellen uns auf jeden Gegner optimal ein. Das hat bislang geklappt, also gibt es keinen Grund jetzt davon abzuweichen. Und natürlich können wir es durchhalten, nicht von einer Meisterschaft zu reden – warum auch nicht? Morgen können wir uns entspannt zurücklegen und entspannt die übrigen Spiele abwarten. Anschließend beginnt die Vorbereitung auf Stuttgart, denn dieses Spiel wird ganz wichtig.“
Das Trockene zum Spiel:
BVB: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer, S. Bender (46. da Silva), Sahin , Kuba, Götze (68. Barrios), Großkreutz (87. Sanstana), Lewandowski.
Tore: 0:1 Großkreutz (49., Einwurf Piszczek), 0:2 Großkreutz (53., Lewandowski), 0:3 Götze (55., Großkreutz), 1:3 Kießling (80., Renato Augusto).
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Gelbe Karten: Kießling, Friedrich – Großkreutz.
Zuschauer: 30.290 (ausverkauft).
Stimmen: Knüppler17