Gewinnen verboten
Die Spielverläufe bei den Heimspielen unserer Amateure sind immer verschieden, doch das Ergebnis ist stets identisch: Unsere Zweite kann zu Hause einfach nicht mehr gewinnen. Gegen Mainz II reichte selbst eine 2:0-Führung am Ende noch nicht einmal zu einem winzigen Pünktchen.
Es gibt wenig bessere Konstellationen, als nach einem geilen Auswärtssieg am Vorabend die letzten Sonnenstrahlen des Spätsommers in der Roten Erde bei einem Spiel der Amateure gegen die Zweite vom FSV Mainz zu genießen. Ob das für die Akteure nach dem bisherigen Heimkomplex in dieser Saison auch so ist, sei dahingestellt, aber für uns als sogenannte „Fans“ erstmal zweitrangig. Die Zuschauerresonanz insgesamt war jedoch etwas enttäuschend, obwohl das Wetter für einen Besuch geradezu prädestiniert war. Aber eine Konkurrenzveranstaltung wie „Hund, Katze, Maus“ in den angrenzenden Westfalenhallen ist einfach nicht zu schlagen.
Es war ein Spiel vieler alter Bekannter. So haben sowohl Trainer Wagner als auch die Spieler Vrancic und Fring in unserem Mittelfeld ihre Geschichte bei den Gästen aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Personell waren keine großen Überraschungen auf unserer Seite zu bemerken und es gab auch keine Profi-Unterstützung (auch wenn Bakalorz und Le Tallec sich vielleicht dafür halten mögen). Bei Mainz fehlten die bekannteren Namen „gleichfalls“ (als Referenz an den zurückgekehrten Stadionsprecher Uli Behle). Kennern der deutschen Jugend-Nationalmannschaften mögen die Namen Durm und Parker eventuell was sagen. Bei den Profis schon einmal im Einsatz war zudem Eugen Gopko. Auch Jaineil David Hoilett ist zumindest durch seinen älteren Bruder vom Namen her nicht gänzlich unbekannt.
Boyd mit Blitzstart
Die Glückspilze des Tages waren die beiden mitgereisten Mainzer Anhänger (zumindest hatten sie rote Kleidung an), die im „Gästeblock“ ohne jegliche Wartezeit jederzeitigen Zugang zum dort nur für sie postierten Bierwagen erhalten konnten (allerdings füllte sich der Gästeblock merklich im Laufe des Spiels, nachdem der Rest der Besucher das System durchschaut hat). Nicht direkt vom Glück geküsst war nach vier Minuten jedoch Sturmspitze Boyd, dessen wuchtigen Kopfball Mathenia glänzend über die Latte lenkte. Und auch die Flanke von „Le Talent“ war bemerkenswert und vielversprechend. Kurze Zeit später dann Tiefschlaf in der Mainzer Abwehr, Boyd erläuft einen langen Ball und lupft wie ein echter Torjäger ohne Probleme zum 1:0 über Torwart Mathenia hinweg. Guter Start fürs Team, schlechter für Hofmann, der bereits eine Minute nach dem Führungstreffer verletzungsbedingt gegen Paurevic ausgewechselt werden musste (Verdacht auf Mittelhandbruch).
Während Ordner, Fanbeauftragte und Polizei von der Tartanbahn aus nicht identifizierbare Personen auf dem Stadiondach beobachteten, war es zehn Minuten später der Mainzer Benedikt Saller, der einen verunglückten Pass Bakalorz' diesem wieder vor die Füße spielte. Und Profi Bakalorz blieb eiskalt und verdoppelte die schwatzgelbe Führung. Der BVB mit einer bisher zu Hause ungeahnten Effizienz beim Auswerten der Tormöglichkeiten. Dass es immer so weiter geht, wollte Assistent Ehrenfort dann bei einem Freistoß von Vrancic nicht zulassen. Eigentlich wollte er mit seiner Freistossflanke den Kopf eines Mitspielers suchen, doch trudelte der Ball an allen Akteuren vorbei ins Netz. Warum dann auf Abseits entschieden wird, wo dem Torwart noch nicht einmal die Sicht versperrt wurde, weiß nur der Wind.
Nein, wir sind nicht in der NHL (Assist: Jeffrey, Goal: Parker), sondern nach 37 Minuten kam Mainz zum Anschlusstreffer mit der allerersten Chance überhaupt. Doppelt bitter natürlich für unsere Jungs, nachdem das vermeintliche 3:0 zweifelhaft aberkannt wurde. Zu einfach der Spielzug und zu simpel die Torschussmöglichkeit dann auch. Aus dieser halbrechten Position 14 Meter vor dem Tor schießt jeder mittelmäßige Kreisligakicker den Ball ins Tor. Und Vorlagengeber Jeffrey war es nach 41 Minuten dann auch, der nach Freistoss von der Strafraumgrenze nur den Außenpfosten touchierte. Diesmal Glück für die nun zu passiven Dortmunder, die sich jedoch noch mit der Führung in die Halbzeit retten konnten.
Le Tallec scheitert
Eine kuriose Situation ergab sich für den Betrachter dann fünf Minuten nach Wiederbeginn. Mathenia hielt aus Nahdistanz stark gegen Le Tallec, der von Vrancic wunderbar bedient wurde. Der Ball senkte sich vom Torhüter aber gefährlich in Richtung Tor, ehe der Mainzer Buballa spektakulär auf der Torlinie klären konnte. Kein Tor, so jedenfalls die Entscheidung des Schiri-Gespanns. In der Folgezeit wenig Fußball, dafür umso mehr Singsang der UvdA. Erst nach 70 Minuten mal wieder sowas wie eine Torchance, doch hatte Focher keine größeren Probleme mit dem Weitschuss Durms.
Kurze Zeit später öffneten sich dann die Stadiontore und das Gespenst des Heimkomplexes betrat das weite Rund. Denn nach einer Ecke Parkers agierte Focher nicht entschlossen genug und Schneider setzte sich gegen seinen Bewacher durch (73.). Der Ausgleich in einer Partie, die der BVB eigentlich überwiegend im Griff hatte. Weitere zwei Minuten später traf Fring dann aus knapp 35 Metern das leere Tor nicht, als er mit Risiko aufs Tor schoss, nachdem Mathenia nach einer Rettungstat noch am Elferpunkt war. Großes Lob von Uli Behle und auch sg.de an die BVB-Fans, die durchgehend unsere mehr und mehr verunsicherte Elf zum Sieg tragen wollten. Doch die letzte Viertelstunde gehörte optisch den Gästen.
Die beste Chance bis dato hatte jedoch ausgerechnet Abwehrrecke Halstenberg für unsere Farben, der ungeahnte technische Fertigkeiten präsentierte, zwei Mann mit dem gleichen Bauerntrick aussteigen ließ und von der Strafraumgrenze nur am Pfosten scheiterte (83.). Und während die anwesende Presse diese Szene mental noch verarbeiten musste, war auf der Gegenseite der Ball plötzlich im Netz. Stellungsfehler Hübner und der eingewechselte Röser behielt vor Focher die Nerven. Selbst eine komfortable 2:0-Führung reicht inzwischen also nicht mehr zum Heimsieg.
Nach dem Schlusspfiff verließ Trainer Wagner sichtlich konsterniert den Innenraum und entschwand schnurstracks in der Kabine. Auch seine Spieler verzichteten auf den obligatorischen Dank an die Fans und suchten schnell das Weite nach einer erneut selten dämlichen Niederlage (genau so dämlich wie die Humba der Mainzer Spieler auf dem Rasen nebst Salto eines Ersatzspielers). Die nächsten Punkte müssen also wieder einmal auswärts eingefahren werden. Gelegenheit dazu bietet der nächste Samstag und das Auswärtsspiel beim 1. FC Köln II, während unsere Profis zu Hause gegen den gleichen Gegner spielen. Wie schön wäre es, wenn es wie in der Kreisliga laufen könnte und es auch auf diesem Niveau so etwas wie Vorspiele vor den Partien der ersten Mannschaften geben würde.
Die Fotos zum Heimspiel des BVB II gegen Mainz II findet Ihr auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Stimmen zum Spiel
Martin Schmidt (Trainer Mainz II): Wir hatten noch eine Rechnung offen, da vor ein paar Wochen ja die Profis bei uns in letzter Sekunde gewonnen haben. Spaß beiseite! Wir haben nervös und schlecht begonnen, kassierten zwei doofe Tore, haben uns dann jedoch besonnen. Das Tor noch vor der Pause hat uns dann Mut gegeben. Das ein oder andere Tor gegen Ende war natürlich glücklich. Ich möchte meiner jungen Mannschaft ein großes Kompliment machen. Wir spielten heute ohne Profis, was die Arbeit für mich in den nächsten Wochen leichter macht, da uns ja immer vorgeworfen wurde, nur mit Profis gewinnen zu können.
David Wagner: Wieder sitzt hier ein enttäuschter Trainer einer enttäuschten Mannschaft. Meiner Meinung nach war es heute aber eine verdiente Niederlage gegen ein sehr gutes Mainz. Wir haben kein gutes Spiel gemacht und 05 war einfach aggressiver. Unsere Tore erzielten wir sehr glücklich, doch gaben uns diese trotzdem keine Sicherheit. Wir haben heute wieder drei Tore zu Hause bekommen, nur der Unterschied zu sonst war: Wir sind nicht gut aufgetreten gegen den erwartet schweren Gegner.
Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Focher – Fring, Huebner, Hornschuh, Halstenberg – Bakalorz (65. Cenik), Vrancic (85. Benatelli) – Hofmann (7. Paurevic), Baykan, Le Tallec – Boyd
Mainz II (4-2-3-1): Mathenia – Saller, Meißner, Schneider, Buballa – Brill, Jeffrey – Gopko (35. Spahiu), Parker (88. Raltschitsch), Hoilett (69. Röser) – Durm
Tore: 1:0 Boyd (7., Rechtsschuss, Vorarbeit N.N.), 2:0 Bakalorz (17., Linksschuss, ohne Vorarbeit), 2:1 Parker (37., Rechtsschuss, Jeffrey), 2:2 Schneider (73., Kopfball, Vorarbeit Parker), 2:3 (84., Linksschuss, ohne Vorarbeit)
SR: Schult (Hamburg)
Zuschauer: 621
Chancen: 5:5
Ecken: 8:5
Gelbe Karte: Boyd (43., Foulspiel)
Malte, 15.10.2011