Advantage Dortmund
Auch Boris Becker in der FCK-Verteidigung konnte den Auftaktsieg unserer BVB-Amateure auf dem Betzenberg nicht verhindern. Nach einer kurzen Phase der Nervosität dominierten die Jungs vom neuen Trainer David Wagner die Partie recht souverän und fuhren somit die ersten drei wichtigen Punkte ein. Sieg für Profis und Amas also. Läuft.
Eine kurze Nacht war es, die der gemeinsame Ausgangspunkt für fast siebzig Anhänger unserer Amateure war. Nach dem grandiosen Auftaktsieg unserer „Großen“ gestern war die Stimmung dementsprechend und man durfte sich auf die erste Auswärtstour im Ligaspielbetrieb freuen. Als ersten Reiseort hat die Spielplanfee die Zwote vom 1. FC Kaiserslautern ausgewählt. So ging es viertel nach sechs im Dortmunder Raum los, um über die Stationen Duisburg, Koblenz und Bingen schließlich zur Mittagszeit Kaiserslautern zu erreichen. Aufgemuntert wurde die Zugbesatzung durch einen die letzte Nacht durchfeiernden Kiffer, der von seinen Erlebnissen mit seinen blauen Freunden erzählte und spaßeshalber zu einem Mitreisenden meinte „Und du bist 'ne Zecke?“. Ein Bild für die Götter dann sein Gesicht, als ihm gewahr wurde, in welcher Gesellschaft er sich eigentlich da gerade befand.
Südwesten diesmal entspannt
Während die Strecke zwischen Koblenz und Bingen entlang am Rhein immer wieder aufs Neue bezaubern kann, hält ab Bingen eher Trostlosigkeit Einzug. Dazu kommen noch irgendwelche Dummpfälzer, die vermeintlich informiert den BVB-Anhang auf die Möglichkeit des Internets hinwiesen, um zu prüfen, wo denn Kaiserslautern eigentlich heute spielen würde. Unterstützt wurde dieser Herr von „Ratgeber Leben“ noch von seinem Adjutanten, der die Ansicht vertrat, dass die irgendwie „nach Dresden aussehen“ würden. Im Gegensatz zu den skandalösen Erfahrungen in letzter Zeit im Südwesten (Worms, Trier) gab es keinerlei Polizeibegleitung oder sonstige schlechte Erfahrungen. Lediglich zwei Dorfpolizisten am Bahnhof in Bingen holten ihre Handys aus und informierten ihre Kollegen in Lautern ob des scheinbar ungewohnten Besuchs. Doch entschied die Polizei am Bahnhof in Kaiserslautern nach kurzer Begutachtung der Gäste auf ein „De sin harmlos“ und „No müd von gestern“.
Dann ging es noch den Berg hinauf und man fand Einkehr in das komplett leere Fritz-Walter-Stadion, was auch in der Folgezeit lediglich von schwarz-gelb bevölkert werden sollte. Das vielleicht einzig Gute am mangelnden Medieninteresse an Partien zwischen Zweitvertretungen ist die Tatsache, dass man von der charmanten Medienbetreuung persönlich abgeholt wird und zum Brötchenteller geführt wurde, der nach der langen Zugfahrt auch bitter nötig war. Der Stadionsprecher dagegen hat dann wiederum leider zu viel Rotwein gestern Abend verkostet und erklärte den heutigen Tag kurzerhand zum achten August und begrüßte etwas wirr alles und jeden, ohne aber wirklich den Adressaten deutlich werden zu lassen.
Fünf Neue in der Startelf
Wir wechseln in den sportlichen Bereich und gucken uns die erste Aufstellung unserer Amas an: Als Neuzugänge in der Startelf waren die Herren Hübner (als Neuzugang sogar direkt Kapitän), Halstenberg, Hofmann, Boyd und Baykan. Diese bildeten eine interessante Mischung zusammen mit den „alten Recken“ wie Vrancic, Treude und Hornschuh. Bei den Gastgebern der verteidigende Namenswitz Boris Becker (der auch noch wie der junge „Bobbele“ aussieht) sowie Top-Stürmer Andrew Wooten, der in der letztjährigen Torjägerliste der Regionalliga West ganz weit vorne vertreten war. Auf der Bank zudem noch Chadli Amri, der somit also von der Stammelf der Ersten inzwischen zum Ersatz der Zweiten degradiert worden ist. Wie einst unser Marcel Schmelzer, nur umgekehrt.
Vom Spielverlauf her verlängerten die Akteure die Sommerpause um weitere fünfzehn Minuten, nur das Eckenverhältnis war mit 3:1 zumindest zu quantifizieren. Optisch war der FCK zunächst zielstrebiger und gefälliger, während unser BVB-Nachwuchs es den Profis nachmachen wollte und möglichst viel und schnell kurz den Ball passen wollte/sollte. Leider lagen die technisch-spielerischen Möglichkeiten anfangs zu weit hinter diesem hehren Anspruch zurück. Den ersten BVB-Torschuss durfte dann der Boztepe-Nachfolger Ensar Baykan aus knapp 19 Metern abgeben (33.). Sein Schuss erreichte mit Mühe die Torauslinie... Doch es wurde besser. An der Strafraumgrenze erhielt Neuzugang Boyd den Ball und man wollte schon ob seines ungelenken Ballkontrollverhaltens spotten. Aber wenn man sich kurz um die eigene Achse dreht und dann trocken den Ball im Netz unterbringt, kann man nichts mehr sagen (38.). Guter Start in die neue Saison Und auch Trainer Wagner machte direkt mal den Jubel-Kloppo. Er muss jedoch noch etwas üben, rutschte er bei diesem Unterfangen doch kurz aus.
Weitere drei Minuten später krachte es schon wieder. Jedoch traf Paurevic aus fast 25 Metern nur die Querlatte. Schade, denn solch ein Doppelschlag am ersten Spieltag hätte richtig Rückenwind geben können. Danach war Halbzeit und die Führung für unseren BVB war inzwischen mehr als verdient. Nach einigen kleineren Problemen zu Beginn rissen unsere Farben die Partie an sich und ließen der FCK-Offensive um Wooten keine Möglichkeiten der Entfaltung mehr. Weiter so!
Paurevic trifft wieder nur Aluminium
Die zweiten 45 Minuten begannen dann komplett anders. Bereits nach wenigen Sekunden liefen Hofmann und Boyd im 2:2 aufs Gehäuse zu. Der Ex-Herthaner Boyd entschied sich für die egoistische Variante und traf das Außennetz, nachdem er noch entscheidend gestört wurde. Aus der anschließenden Ecke resultierte das 1:1 für Paurevic. Denn nachdem er in Hälfte eins nur die Latte traf, zielte er nun seitlich zu genau und prüfte die Standfestigkeit des linken Pfosten. Ärgerlich!
Das Spiel plätscherte dann so einige Zeit vor sich hin. Dies gibt die Möglichkeit, ein Lob an die mitgereisten BVB-Anhänger auszusprechen, die das gesamte Spiel über kreative und laute Stimmung machten und somit die Trostlosigkeit des leeren Stadions sowie die eigene Müdigkeit vertreiben konnten. Marc Hornschuh hatte nach 64 Minuten schließlich im Anschluss an eine kuriose Szene die Riesenchance zum Ausbau der Führung. Zunächst konnten die Mini-Teufel eine Ecke des BVB klären, aber Baykan spielte mit einem spektakulären Seitfallzieher aus dem Mittelkreis den Ball wieder in die Gefahrenzone. Knaller im FCK-Tor reagierte dann jedoch glänzend gegen den mit aufgerückten Hornschuh. Inzwischen war ein Chancenverhältnis von 0:5 notiert. In der Folgezeit war es dem BVB im Grunde nur vorzuwerfen, seine zahlreichen Konteransätze nur unzureichend zu Ende zu spielen, da der FCK inzwischen doch recht weit aufgerückt war.
Fritz Walter greift ein
Und fast kam es in der 85. Minute dann so wie es eigentlich immer kommt, wenn man vorne seine Buden nicht macht. Der eingewechselte Profi Chadli Amri visierte den Winkel aus der rechten Halbposition an, traf glücklicherweise aber nur das Lattenkreuz. Was wäre unsere Borussia auch ohne Zitterpartie? Fritz Walter half von oben auch noch mit, denn inzwischen begann es in Strömen zu regnen. Wenn Weltmeister im Himmel Wasser lassen...
Jonas Hofmann, der Neuzugang aus Hoppenheim, sorgte glücklicherweise kurz vor Schluss für die endgültige Entscheidung. Der eingewechselte Soltanpour ließ spielintelligent einen Ball aus dem Mittelfeld durch und Hofmann lief alleine auf Knaller zu. Ihm schwirrten wohl Dutzende Varianten durch den Kopf. Am Ende wählte er die Bolzplatz-Variante und tunnelte Knaller eiskalt. Die Entscheidung und ein geiler Start in die neue Saison!
Am nächsten Freitag gibt es ein weiteres Reserveduell. Um 19 Uhr erwarten unsere Jungs dann die Zweitvertretung von den Pillendrehern aus Leverkusen.
Daten zum Spiel
FCK II (4-1-4-1): Knaller – Becker (83. Amri), Modica, Linsmayer, Stulin – Zellner – Freyer, Himmel (66. Rizzuto), Zuck, Saiti (66. Pfrengle) – Wooten
BVB II (4-2-3-1): Alomerovic – Hübner, Hornschuh, Halstenberg, Unzola – Paurevic, Vrancic – Hofmann (90. Cenik), Treude, Baykan (88. Möllering)– Boyd (81. Soltanpour)
Tore: 0:1 Boyd (38., Linksschuss), 0:2 Hofmann (89., Rechtsschuss)
SR: Pflaum (Hallstadt)
Zuschauer: 350
Chancen: 1:6
Ecken: 5:6
Gelbe Karten: Fehlanzeige
MalteD., 06.08.2011