Macht das Saarland wieder autonom!
Im letzten Heimspiel unserer Amateure gegen den saarländischen Dorfklub aus Elversberg konnten sich unsere Spieler leider nicht für die tolle Fan-Unterstützung in dieser Saison bedanken und gingen mehr verdient als unglücklich mit 1:3 baden.
Fußballvereine, die die Welt nicht braucht. Heute: Der SV Elversberg. Auf jeden Fall total der Traditionsverein, der auf den Liga-Versammlungen immer gegen die Zweitvertretungen hetzt und selbst heute nach Dortmund genau null als eindeutig zu identifizierende Anhänger mitgebracht hat. Auf der anderen Seite nur 1.000 BVB-Anhänger, wovon ein großer Teil mit Fahnen, Trommeln und Gesang das gesamte Spiel über ein schönes Bild abgab. Was lernen wir aus diesen Verhältnissen? Genau, Zweitvertretungen raus aus Liga 4!!
Elversberg mit Meister der Herzen
Die einzig nennenswerte Personalie auf Seiten der dörflichen Saarländer war Linksaußen Christian Mikolajczak, der vor genau zehn Jahren beim damaligen Meister der Herzen in Gelsenkirchen als zukünftiges Supertalent und legitimer Nachfolger von Jörg Böhme galt. Naja, Elversberg hat bestimmt auch was. Einen Friedhof und eine Kirche zum Beispiel. Auf der Gäste-Bank war zudem noch der Namibier Wilko Rudi Risser zu sichten, dessen Bruder Oliver in grauer Vorzeit auch mal die Schuhe für unsere Amas geschnürt hat.
Auf Seiten unserer in letzter Zeit sehr erfolgreichen BVB-Amas gab es keine größeren personellen Überraschungen. Die sehr offensiv ausgerichtete Mannschaft wurde in der Zentrale von Boztepe dirigiert, der per Zaunfahne über seine nähere Zukunft unterrichtet wurde: „Memo muss bleiben!!!“ Geleitet wurde das Spiel von Herrn Schüller aus Korschenbroich, der mit seinem Bauchumfang die weit verbreitete Ansicht widerlegte, dass man besonders austrainiert sein müsse, um die Fitnessprüfungen des DFB zu überstehen.
Dass man überhaupt Zeit für solche Beobachtungen aufwenden konnte, war auch in dem recht lauen Spiel begründet. Folgende Tags sollten dafür ausreichen: Sommerfußball, Abtasten, Mittelfeldgeplänkel. Erstmals etwas gefährlich wurde Ginczek in der 13. Minute, doch sollte sein Schuss keine größere Gefahr für Gäste-TW Birkenbach darstellen. Auf der Gegenseite die gleiche Situation nach Englerts Möglichkeit (17.). Auch kein Problem für Focher.
Führung für das Dorf
Nach 24 Minuten wäre fast die Führung für Elversberg gefallen. Doch nach einer Freistoßvariante traf Mittelfeldspieler Gross aus 18 Metern glücklicherweise nur den linken Pfosten. Wenig später dann aber doch die dann nicht einmal mehr unverdiente Führung, weil der BVB einfach viel zu lethargisch spielte und verteidigte. Nach einer Ecke von rechts durfte jeder Gast über 1,90m mal köpfen, ehe ganz am Ende Stürmer Willmann aus Nachdistanz nur noch einzunicken brauchte.
Mit 1:0 für Elversberg ging es denn auch in die Halbzeitpause, nachdem kurz vorher Birkenbach glänzend gegen Boztepe rettete (44.). Was müssen sich zu diesem Zeitpunkt für Szenen beim Public-Viewing im Waldstadion an der Kaiserlinde in Elversberg abgespielt haben? Familienväter, glückselig vor Freude, die ihren im Nachbardorf gezeugten Kinder die ganze Magie des Fußballs darbieten konnten. Es muss ein Bild für die Götter gewesen sein.
Die zweite Hälfte versprach nun noch schlechter zu werden, da Elversberg sich hinten rein stellte und die Siegprämie für den Besuch des örtlichen Möbelhauses einfahren wollte. Zum Glück war die Bundesliga-Saison beendet und die UvdA waren zugegen, da es sonst nicht nur langweilig, sondern auch still und erst recht einschläfernd gewesen wäre. Ebenfalls tendenziell schläfrig agierten heute auch Kullmann und Ginczek, das Top-Duo der Aufstiegssaison von vor zwei Jahren, die folgerichtig nach einer knappen Stunde ausgetauscht wurden.
Eggert patzt
Doch wirklich besser wurde es auch danach nicht. Viele Stockfehler (Selmani) und Fehlpässe sowie Mängel im Spielaufbau (Treude, Boztepe), dazu noch unnötige Nebenkriegsschausplätze mit dem Schiedsrichter (Le Tallec). Alles nicht wirklich prickelnd. Bezeichnend, dass die einzig verbliebene Alternative und letzte Einwechslung in Tim Hermes bestand, der seit seinem verkorksten Auftakt im ersten Saisonspiel in Köln nie mehr richtig auf die Beine kam. Und wenn dann noch die erfahrenen Recken à la „Kalle“ Eggert wie vor dem 0:2 böse patzen, ist wenig zu holen. Mikolajczak und Fischer sagten jedenfalls herzhaft Danke und sorgten für die vermeintliche Entscheidung (71.).
Vermeintlich deshalb, weil nach 80 Minuten der schon tot geglaubte Ballspielverein mit Glück doch noch mal zum Anschluss kam. Irgendwie konnten sich Paurevic und Vrancic durchsetzen. Letzterer, der von seinem Bruder Damir auf der Tribüne moralisch unterstützt wurde, fackelte nicht lang und nagelte das Ding in die Maschen. Ging da noch mal was? Nein, denn es war lediglich ein rudimentäres Powerplay, was unsere Mannen da aufzogen. Am Ende musste man sogar noch froh sein, dass der eingewechselte Hermes auf der Linie gegen Fischer klären konnte. Bei der Ecke im Gegenzug ging Focher noch mit nach vorne. Aber was passiert bei sowas? Zumindest eher als ein Kopfballtor des Torwarts? Richtig, im Eishockey würde man von einem „empty-net-goal“ sprechen. Eggert verliert den Ball am Strafraum, Backmann auf Güral und der trifft aus knapp 30 Metern das leere Tor sicher und souverän.
Das durchschnittliche Regionalligaspiel endete also 1:3 und somit verabschiedet man sich von der Roten Erde leider mit einer Niederlage. Nächstes Wochenende geht es dann noch ins Rheydter Grenzlandstadion zu den Jungfohlen aus Mönchengladbach und dann ist diese Amas-Saison auch wieder Geschichte.
Stimmen zum Spiel
Günther Erhardt (Trainer SV Elversberg): Ich bin nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch mit der Art und Weise zufrieden. Der BVB ist sicherlich spielerisch als auch von der Schnelligkeit her mit Vorteilen, deshalb wollten wir kompakt stehen und ließen im Spielverlauf relativ wenige Tormöglichkeiten zu. Durch einen Standard gingen wir dann in Führung, was bei dieser Witterung sehr wichtig war, da man es bei diesen Temperaturen in Rückstand immer schwer hat. Das 2:0 war dann die Vorentscheidung.
Hannes Wolf (Trainer BVB II): Es war keine einfache Woche, weil die Hälfte unserer Mannschaft am Dienstag in Duisburg und am Donnerstag in Posen gespielt hat. Für viele Spieler gab es in letzter Zeit auch viele emotionale Highlights, gerade bezüglich der Meisterfeierlichkeiten. Wir waren heute immer einen Schritt zu spät und uns hat einfach die Frische gefehlt. Trotzdem kein Vorwurf an meine Mannschaft. Unsere Jungprofis entlassen wir jetzt in den Urlaub, aber natürlich wollen wir gegen Gladbach noch einmal alles mobilisieren.
Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Focher – Hornschuh, Sobiech, Eggert, Selmani (69. Hermes)– Treude, Vrancic – Kullmann (57. Hasanbegovic), Boztepe, Le Tallec – Ginczek (57. Paurevic)
SV Elversberg (4-2-2-2): Birkenbach – Olbrich, Weiersbach, Kozarac, Wolf – Gross, Kühne (86. Backmann)– Englert (72. Risser), Mikolajczak (82. Güral) – Willmann, Fischer
Tore: 0:1 Willmann (36., Kopfball, Vorarbeit Kozarac), 0:2 Fischer (71., Rechtsschuss, Mikolajczak), 1:2 Vrancic (79., Rechtsschuss, Paurevic), 1:3 Güral (90., Linksschuss, Backmann)
SR: Schüller (Korschenbroich – Assistenten: Wollenweber, Heinrichs)
Zuschauer: 1.034
Chancen: 2:5
Ecken: 5:8
Gelbe Karten: Le Tallec (62., Dauermeckern)
MalteD, 21.05.2011