Zidan: Ein schwieriges Jahr
Es mutete schon ein wenig skurril an am Tag der Meisterfeier. Auf dem großen Truck, der die Mannschaft an den Massen vorbei durch die Stadt lotste stand und saß Mohamed Zidan und schwenkte unverdrossen die ägyptische Landesflagge. Es war, das muss man konstatieren, letztlich der einzige Moment der Saison, an dem der Stürmer die Fahne seines Landes hochhalten konnte.
Es war, das muss man konstatieren, letztlich der einzige Moment der Saison, an dem der Stürmer die Fahne seines Landes hochhalten konnte. Auf dem grünen Rasen, im Meisterschaftskampf, gelang ihm dies nicht.. Nach dem erlittenen Kreuzbandriss am Ende der Vorsaison war die zweite Hälfte des Jahres 2010 für Zidan ohnehin schon gelaufen, bevor sie begonnen hatte. Doch auch nach ausgeheilter Verletzung blieb es nur bei Kurzeinsetzen, mit denen sich der kleine Dribbler begnügen musste. Acht Bundesligaspiele mit lediglich 105 Spielminuten stehen zu Buche – das ist nichts, was einen Bundesligaprofi sonderlich beglücken könnte.
Schlimmer noch: So wirklich präsent ist einem aus der vergangenen
Saison lediglich jene Szene von Mohamed Zidan, in der er im Spiel gegen
den FSV Mainz ebenso verzweifelt wie erfolglosum den Ball kämpfte,
während Neven Subotic am eigenen Strafraum am Boden lag und in der Folge
der Gegentreffer zum 1:1-Ausgleich fiel.
Gescholten wurde Zidan danach dafür, dass er weiterspielte – allerdings zu Unrecht, hatte er den Ball doch selbst gar nicht unter Kontrolle. Trotzdem ist diese Szene irgendwie sinnbildlich für eine Spielzeit, die für den BVB eine so erfolgreiche, für Zidan selbst jedoch eher eine verloren gewesen ist.
Und in der nächsten Saison? Zumindest im 4-2-3-1-Meistersystem dürfte es für Mohamed Zidan auch in der kommenden Saison schwierig werden. Für die Rolle als alleinige Sturmspitze dürften Lucas Barrios und Robert Lewandowski gesetzt sein. Zidan verfügt hier schon rein physisch nicht über die Möglichkeiten mit den beiden mitzuhalten. Bleibt also nur die Position hinter den Spitzen, die der Ägypter schon in der Spielzeit 2009/2010 bekleiden durfte. Genau dort allerdings haben Mario Götze und Shinji Kagawa im Meisterjahr groß aufgetrumpft. Kaum vorstellbar, dass Zidan an einem der beiden vorbeikommt, sollten sie auch nur annähernd ihre Topform beibehalten können. Die zusätzliche Verpflichtung von Ivan Perisic macht die Sache für den Ägypter kaum leichter.
Es wird also schwierig für Zidan, dem beim BVB so die Perspektiven ausgehen. Nicht umsonst wurde unlängst kolportiert, dass sich die Nummer 10 der Borussia mit Wechselgedanken trage. Die Zeichen stehen auf Abschied.
Dennoch: Auch mit 105 Spielminuten in der Meistersaison gehört Mohamed Zidan zu den (Meister-)Helden in Schwatzgelb.