Der Panther - bisshaft, schnell und torgefährlich
Lucas Barrios ist schon lange in Dortmund angekommen. Nachdem er in seiner ersten Saison für den Deutschen Meister zunächst Probleme hatte, sich mit dem doch von Südamerika unterscheidenden Spielstil der Deutschen Bundesliga klar zu kommen, platzte der Knoten beim Spiel in Mönchengladbach. Es folgte eine starke Restsaisons des Argentiniers, der mittlerweile Nationalspieler Paraguays ist und nicht nur dort Nelson Valdez von der Position in der Spitze verdrängte. In der Meistersaison unterstrich er seine Klasse und Leistungsfähigkeit. Wörter der Boulevardpresse, die den 5-Millioneneinkauf damals als "Weltnixjäger" bezeichneten, sind lange vergessen.
Was Barrios für den BVB so besonders macht, sind nicht nur seine Tore. Als alleinige Spitze im System von Jürgen Klopp hat es Lucas nicht immer leicht, wird häufig mehrfach gedeckt und bewacht. Allerdings versteht er es, die Bälle wie sonst für einen 10er typisch zu verteilen und gerade bei langen Bällen nach vorne schirmt er mit seinem Körper häufig erfolgreich die Kugel ab oder leitet sie direkt mit der Brust an seinen Mitspieler weiter. Natürlich geht dabei auch mal was schief – und natürlich gibt es dann diese Fans, die auf der Tribüne stehen und „nicht mehr sehen können, was er immer mit seiner Brust macht". Trotzdem ist die Arbeit, die Super-Lucas in der Spitze verrichtet, nicht zu unterschätzen. Nicht jeder Angreifer ist dafür geeignet, alleine in der Spitze zu stehen. Zahlreiche Kollegen sind darauf angewiesen, einen zweiten oder gar dritten Stürmer an der Seite zu haben, alleine wirken sie oft verloren. Dies ist bei Barrios nicht mehr der Fall. Er passt in das System von Jürgen Klopp, füllt die Position in der Spitze ausgezeichnet aus und erzielt auch selbst die Tore. Dabei zeichnet den Panther auch das viel zitierte Spielverständnis aus, Lucas hat den Torriecher, den man nicht lernen kann, in seiner Position aber braucht.
Und auch, wenn er am letzten Spieltag der Saison gegen die SGE gezeigt hat, dass auch er nicht der Elfmeterschütze vor dem Herrn ist – was sich auch an seinen Elfmetern während seiner Zeit in Chile erkennen lässt – so ist er vielseitig gefährlich. Kopf, rechter Fuß, linker Fuß, Lucas findet einen Weg, den Ball im Gehäuse unter zu bringen. Gerade in der Hinrunde harmonierte er mit Shinji Kagawa, der ihn gekonnt einsetzte und auch umgekehrt. Taucht Lucas freistehend vor dem Tor auf, ist die Gefahr groß, ist er doch häufig kalt wie die ebenso viel zitierte Hundeschnauze – man entschuldige an dieser Stelle meine wiederholte Auswahl verschiedener Fußballphrasen, aber sie passen so schön auf den Mann mit der Nummer 18.
Nach dem Abgang von Alexander Frei waren viele Fans skeptisch, ob ein Mann, der aus Chile kommt den Schweizer gleichwertig ersetzen kann. Vom Elfmeterpunkt aus darf dies angezweifelt werden, ansonsten dürfte aber keiner mehr daran zweifeln. Der Name Alexander Frei schwirrt nicht mehr so oft um das Westfalenstadion, Lucas hat ihn nicht vergessen gemacht, aber doch ein wenig verdrängt. Kein Wunder, dass das Begehrlichkeiten anderer Vereine weckt. Klubs aus Russland sind für die Schmutzzeitungen der Bundesrepublik ja ohnehin immer eine gute Quelle für Gerüchte, trotzdem blieb es insgesamt doch immer sehr ruhig um Lucas. Weil er sich in Dortmund wohlfühlt? Davon kann ausgegangen werden, bestätigt Barrios dies doch auch selbst in Interviews immer wieder. Und wenn der Panther in der nächsten Saison Champions League-Luft schnuppern – und auch dort netzen wird – werden die Anfragen und Transferangebote der europäischen Konkurrenz wohl auch nicht weniger. Darauf kann man vorbereitet sein, dies ist keine Überraschung für jeden klar denkenden Fußballfan. Trotzdem kann man sich erst einmal auf die Dienste von Lucas Barrios verlassen.
So bleibt für Barrios nur das gleiche zu sagen wie für jeden anderen Spieler, der in dieser Saison für den BVB auf dem Platz stand. Danke, Lucas, für jedes Tor, für jede Vorlage. Du hattest einen großen Teil an unserer Meisterschaft und wir freuen uns alle darauf, dich auch in der nächsten Saison in Meisterschaft und Champions League treffen zu sehen – wenn auch nicht unbedingt vom Elfmeterpunkt aus.