Mehr als nur drei Punkte
Ist das alles nur ein Traum? Es war Derby – und die guten haben gewonnen. Es ist so unfassbar. Einfach unfassbar. Viele Fans kennen dieses Gefühl nicht, oder sie kannten es nicht mehr. Der BVB hat triumphiert – und wie.
Am Morgen des Derbytages war alles wie immer. Diese Gedanken von „Zu verlieren haben wir da mittlerweile eh nichts mehr“ bis hin zu „Heute, ja heute kann's was werden.“. Ohne 2000 Fans im Gepäck machte sich die Mannschaft auf nach Gelsenkirchen. Die Boykotteure verteilten sich nach dem Amas-Spiel quer durch die Stadt. Oder man blieb einfach an der Strobelallee und ging ins Strobels nebenan.
Ein anderes Derby läuft gerade auf den Bildschirmen, Pauli gegen Hamburg. Bevor Petric den Ausgleich macht, sagt der Kommentator sinngemäß: „Es könnte der erste Sieg für Pauli im Derby werden – nach über 30 Jahren“. 30 Jahre ohne Derbysieg? Das kennt man doch irgendwoher – gefühlt jedenfalls. Endlich erscheint der BVB auf den Fernseh-Geräten. Ein kurzer Kameraschwenk auf den nicht ausverkauften Gästeblock, dann ertönt auch schon der Anpfiff. Mensch, jetzt geht es los. Wie so häufig: Wie wird es diesmal laufen? Wieder nur die Blauen am Feiern? Und schon nach der ersten Viertelstunde ist klar: Der BVB will – und wie er will. Die beste Derby-Halbzeit der letzten Jahre folgt. Eine Chance nach der anderen, sogar ein Abseitstor was keines war. Und dann die einzige Schrecksekunde des gesamten Spiels. Der Schuss irgendeines Schalkers geht weit am Tor vorbei.
Der BVB spielt weiter, hat Platz, nutzt die zahlreichen Fehler der Gastgeber aus und trifft. Das gibt es ja nicht! Shinji Kagawa lässt das Strobels und ganz Dortmund aufschreien. Und genau so geht es weiter. Ab der 60. Minute ist das Derby – so gut wie – entschieden. Der BVB spielt richtig befreit, richtig „gallig“. Die Fans in der Kneipe kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und auch technisch spielen die Gelben um Längen besser als Magaths Helden. Das 2:0 ist ein Tor, wie für das Derby gemacht: Kuba mit einem Weltklasse-Traumpass auf „Kagawa, Shinji“ – drin ist das Ding. „Gut, dass der Kagawa so klein ist, dann müssen wir nicht so ein großes Denkmal bauen“.
In jedem Zweikampf zeigen die Borussen, dass sie begriffen haben, wie unsterblich sie sich mit diesem Spiel, mit diesem Sieg machen können. Die Nervosität der Fans weicht den Feierlichkeiten. Erst Recht, als Lewandowski alles klar macht. Es ist vollbracht. Der Montag naht, die Schule, Arbeit, Freunde, Familie und Bekannte warten und unter ihnen sicherlich viele Anhänger des falschen Vereins. Endlich, endlich können wir uns erhobenen Hauptes stellen. Nach drei Jahren ohne Heim-, nach fünf Jahren ohne Auswärtssieg gegen Blau-Weiss. Wie wenig der letzten 23 Derbys hatten wir nochmal gewonnen? Was interessieren die Zahlen: Wir sind die Nummer Eins im Revier. Auch noch beim Schreiben dieser Zeilen, dürfte den wenigsten schon bewusst sein, was am Sonntag passiert ist.
Danke für diesen unvergesslichen September, Borussia Dortmund.