Wacker geschlagen
Mit diesem Geniestreich des Kalauers, diesem Bonbon des Humors und Feuerwerk der guten Laune wollen wir den ersten "richtigen" Profispielbericht der Saison 2010/2011 beginnen.
Zum Saisonauftakt musste unsere Borussia im DFB-Pokal bis kurz vor die österreichische Grenze fahren. Burghausen, ein Chemiekonzern, um den man ein kleines Städtchen herum gebaut hat, war das Ziel. Zu den Eigentümlichkeiten des pokalerprobten BVB-Fans gehört, dass er bei Spielen gegen Erstligisten übermütig über die Höhe des Sieges schwadroniert, gegen unterklassige Vereine aber ängstlich alle peinlichen Pokalpleiten der Vereinsgeschichte aufzählt. Glücklicherweise scheint die Mannschaft unter Klopp diesen Erstrundenfluch endgültig besiegt zu haben, und so gab man sich zum dritten Mal in Folge unter seiner Regie nicht die Blöße, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Segel streichen zu müssen.
Eins bereits vorweg: Die Mannschaft meisterte die Aufgabe Wacker Burghausen souverän und entspannt. Und ähnlich entspannt lief es auch für die Fans, was die Rahmenbedingungen anging. Der Freistaat Bayern steht nicht gerade in dem Ruf, Fußballfans mit offenen Armen und gastfreundlich zu empfangen - erfreulicherweise gab man sich in Burghausen zum Pokalspiel Mühe, den ramponierten Ruf aufzubessern. Die Polizei verhielt sich dezent, der Einsatz von Kamerawagen erfolgte dosiert und vor Ort wurden die Gästefans mit Getränken und gemütlichen Sitzgelegenheiten verwöhnt. Warum nicht immer so?
Beste Voraussetzungen also für ein Pokalspiel bei sommerlichen Temperaturen. So gestaltete sich der Support auch absolut angemessen. Auf Burghausener Seite gab es anlässlich dieses Ereignisses auch ein Intro mit schwarz-weißen Fähnchen. Schließlich wird man nicht all zu oft samstags um 15.30 Uhr im Pay-TV übertragen.
Bereits vom Anpfiff an tat die Gastmannschaft ihr Übriges für die Gemütslage der Fans und ließ erst gar keine Zweifel daran aufkommen, wer von beiden Teams in die zweite Runde einzieht. In der 4. Minute kam Neuzugang Kagawa an der rechten Außenbahn an den Ball. Der Mann, der nach Traineraussage zwar technisch beschlagen ist, aber noch hart an seinen Flanken arbeiten muss, flankte den Ball maßgenau vor das Tor, drei gegnerische Verteidiger hielten respektvoll Abstand zu Lucas Barrios, Kopfball, Innenpfosten und drin war die Murmel. Bereits nach wenigen Minuten hatte sich der Einsatz des paraguayanischen Argentiniers ausgezahlt. Nach der Kritik an seiner körperlichen Verfassung hatte er nicht gänzlich erwartet den Vorzug vor Lewandowski erhalten.
Borussia dann weiter am Drücker und bemüht, bereits vorzeitig alle Gedanken an eine Pokalsensation auszumerzen. Zehn Minuten nach dem ersten Treffer haute Sahin den Ball aus ordentlicher Distanz aufs Tor. Zwar nicht drin, aber zumindest war ein wackerer Burghausener zwischenzeitlich noch am Ball. Wer mittlerweile unumstrittener Chef für die Spielgestaltung ist, zeigte sich auch daran, dass es keinerlei Diskussionen gab, wer den Eckball reinschlagen durfte. Sahin legte sich den Ball zurecht und diesmal durfte der als völlig torungefährlich bekannte Abwehrspieler Subotic frei vor'm Kasten einnicken. Zwei zu Null und gerade mal eine Viertelstunde gespielt. So sieht souverän aus.
In der 17. Minute dann fast die Einleitung zum Debakel. Sinnbildlich für die konzentrierte und überlegene Vorstellung tunnelte Kuba ander gegnerischen Grundlinie seinen Gegenspieler und spielte den Ball flach an den kurzen Pfosten. Der emsige Kagawa, der auch sonst die prima Testspieleindrücke bestätigte, hatte aber leider Pech und den gegnerischen Keeper im Weg. Borussia spielte gefällig und hatte den Gegner absolut im Griff. Eindeutiges Zeichen dafür war, dass erst nach 40 Minuten die erste gefährliche Szene für Burghausen zu verzeichnen war. Owomoyela ließ sich ziemlich übel überlaufen, der Ball wurde kurz zurück gelegt, der gegnerische Stürmer befand aber, dass man eh keine Chance habe und versuchte stattdessen lieber den Kameramann von seinem Hochsitz zu pöhlen. Das hat er dann aber auch wirklich fast geschafft.
Auch Jürgen Klopp beurteilte die Gefahr einer Pokalüberraschung zu diesem Zeitpunkt anscheinend für ziemlich gering und erließ zu Beginn der zweiten Halbzeit Mario Götze Spielpraxis sammeln. Für ihn blieb Kuba in der Kabine und Kevin Großkreutz wechselte auf die rechte Seite. Götze bestätigte die wirklich guten Eindrücke aus der Vorbereitung auch sofort, schleppte einen Konter in den gegnerischen Strafraum und legte auf Barrios ab. Der passte überlegt (Leute ohne Ahnung von Fußball könnten das auch als Verstolpern einer klaren Torchance gesehen haben) auf Großkreutz und Kevin hatte keine Mühe, den Ball aus einem Meter über die Linie zu drücken.
In der Folgezeit verflachte das Spiel deutlich. Sicherlich taten die Wechsel, Lewandowski für Barrios und Bender für Sahin, ihr Übriges, andererseits wollte man sich auf Seiten der Borussia aber anscheinend in der geforderten Ballkontrolle üben. Das klappte dann allerdings eher suboptimal und führte zu vermehrten Spielanteilen für Wacker Burghausen. Von Seiten der Borussia kam nicht mehr viel. Erwähnenswert noch ein recht kläglicher Abschluss von Lewandowski, der aus guter Position den Ball neben das Tor setze. Ansonsten eine ganz stark ausbaufähige Leistung des Neuzugangs aus Posen.
Völlig unnötig kam kurzzeitig eine überflüssige Härte in das bis dahin absolut faire Spiel, die vom umsichtig agierenden Schiedsrichter aber mithilfe der gelben Karte schnell im Keim erstickt wurde. Unter anderem zückte er sie für den Burghausener Spieler Bruscia. Ein Name, mit einem guten Klang. Die letzte Viertelstunde überließ man dann komplett den Gastgebern, die noch in ein paar kleineren bis mittleren Torchancen mündeten. Aber der Ball rauschte entweder am Tor vorbei, oder er wurde vom fehlerfreien Weidenfeller entschärft. Daran konnte auch der gegnerische Keeper, der zur Verwunderung und Erheiterung bei der letzten Ecke des Spiels mit nach vorne ging, nichts mehr ändern. Brachte alles nichts und der Ehrentreffer blieb der Mannschaft um Neutrainer Mario Basler verwehrt. Unter dem Strich ein glatter 3:0-Erfolg und ein Einzug in die zweite Runde, der nie wirklich in Gefahr war.
Die Spielstatistik
Wacker Burghausen: Michl - Brucia, Eberlein, Omodiagbe, Halfar - Burkhard (56. Olumide), Hertl, Holzer, Grübl - Fischer (68. Akkurt), Hess (61. Neumayr)
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Hummels, Schmelzer - Kehl, Sahin (67. Bender) - Kuba (46. Götze), Kagawa, Großkreutz - Barrios (56. Lewandowski)
Schiedsrichter: Fritz (Korb)
Zuschauer: 10.000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Barrios (4.- Vorarbeit Kagawa), 0:2 Subotic (13.- Ecke von Sahin), 0:3 Großkreutz (48.- Vorarbeit von Götze und Barrios)
Eckstöße: 4:3
Chancenverhältnis: 3:8
Gelbe Karten: Halfar, Grübl, Brucia - Owomoyela
Die Noten
Weidenfeller: 2,5 - Hatte mit dem Spiel keine Probleme. Die Chancen, die Wacker hatte, konnte er entschärfen.
Owomoyela: 4 - Zeigte nach hinten gewohnte Schwächen, die der Drittligist nicht ausnutzen konnte.
Hummels: 3 - Konnte sich kaum auszeichnen, da kaum Chancen von Burghausen gab.
Subotic: 2,5 - siehe Hummels, die bessere Note gibt es halt für sein Tor
Schmelzer: 3 - Nach hinten kaum Probleme, ging ab und zu nach vorne
Kehl: 3,5 - War kaum gefordert, ging aber selten nach vorne.
Sahin: 2 - Einer der besten Spieler auf dem Platz. Sein Fernschuss leitete seinen Eckball zum 2-0 ein.
Kagawa: 2 - Auch er war heute wieder klasse, bereitete das erste Tor vor, sein eigenes Tor blieb ihn versagt, der Burghausener Torhüter hatte was dagegen.
Kuba: 4 - Fiel wie die gesamte rechte Seite etwas ab und wurde zurecht zur Halbzeit ausgewechselt. Leitete aber mit seinem Pass auf Kagawa das 1-0 ein.
Barrios: 2,5 - War ständig anspielbar und erzielte sein Tor. Was will man mehr?
Götze: 3 - Seine Einwechselung sorgte für eine Belebung. Folgerichtig bereitete er das 3-0 vor.
Lewandowski: 3,5 - War bemüht, konnte aber seine Kaltschnäutzigkeit nicht beweisen.
Bender: Keine Note - Kam für den "Fernsehstar" Sahin, machte seine Sache ordentlich.