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Vier Wochen in Südafrika (Teil 1) - Anreise und Eröffnungsspiel

14.06.2010, 00:00 Uhr von:  Rene
Vier Wochen in Südafrika (Teil 1) - Anreise und Eröffnungsspiel
Vier Wochen Südafrika

Endlich ist es soweit. Die Weltmeisterschaft steht vor der Tür und der Tag unserer Anreise nach Südafrika ist gekommen. Am Mittwoch geht es von Dortmund zunächst nach Frankfurt. Nach einer sehr kurzen Nacht fahren wir bereits um 4:30 Uhr weiter nach München.

Die Beschleunigungsqualitäten unseres Fiestas mit seinen knapp 60 PS zeigen uns schon auf den ersten Metern, dass die Fahrt eher gemächlich verlaufen wird. Das tut sie auch, bis wir auf einmal, mitten auf der Autobahn, vor einer roten Ampel stehen: Vollsperrung zeigen die Schilder vor einem Tunnel. Die ersten Leute steigen aus ihren Autos und wir bemühen das Internet. Es ist nur eine Tagesbaustelle, die gleich geschlossen werden soll. Der Schock ist schnell verdaut und nach 10 Minuten geht bereits weiter.

Willkommen in Südafrika

Ein LKW wäre dann noch beinahe vor uns umgekippt nachdem er in einer Baustelle mit dem Anhänger auf den Grünstreifen geraten ist. Es war pures Glück, dass gerade kein Fahrzeug neben dem LKW fuhr. Das hätte es dann wohl erwischt. Die letzten Meter wurden über Land zurückgelegt, da vor München bereits ein Stau begann.

Am Flughafen treffen wir auch schnell unsere Reisegruppe und treten zunächst den Flug nach Abu Dhabi an. Die gut sechs Stunden Flug sind schnell geschafft. Pünktlich geht es weiter nach Johannesburg. Nochmal gut acht Stunden Flug stehen an. Während man sich auf dem ersten Flug noch gut ausbreiten konnte, da es viele freie Plätze gab, ist der zweite Flug komplett ausgebucht. Dank einiger Turbulenzen und den engen Sitzen haben wir auch diese Nacht nicht viel Schlaf bekommen.

Überpünktlich landen wir in Johannesburg. Schnell zwei Stempel in den Pass und schon stehen wir in der Ankunftshalle. Leider sind die Ticketabholstellen im Flughafen geschlossen. Diese öffnen erst um 7 Uhr in knapp zwei Stunden. Naja, schnell eine südafrikanische Telefonkarte besorgt und dann ist auch schon unser Bus gefunden. Nur leider ist es nicht das von der Reiseleitung gebuchte Modell, sondern ein wesentlich älteres und kleineres Gefährt. Nachdem nicht mal alle Koffer in den dafür vorgesehen Stauräumen Platz finden, zwängen sich alle mit samt den restlichen Koffern in den Bus. Es ist reichlich eng. Bei einer Bestuhlung von 3-Gang-2 ist dies auch nicht verwunderlich. Angeblich soll der Bus in den nächsten Tagen getauscht werden. Ansonsten wird bei den langen Fahrten nach Durban und von Port Elizabeth nach Pretoria wohl echtes Afrika-Feeling aufkommen. Über die Sicherheit mache ich mir wohl besser keine Gedanken.

Verkehr in Südafrika

Da wir sowieso noch die Tickets abholen müssen, wird der Bus erstmal samt Koffern zum Hotel geschickt. Ein neueres Modell soll etwas später kommen. Es bleibt Zeit um zu frühstücken. Die Tickets sind dann auch schnell aus den Automaten gezogen. Nur leider kommen die über den DFB bestellten Karten nicht aus dem Gerät.

Also erstmal eine halbe Stunde anstehen am Service Point. Weitere dreißig Minuten später hat es der Supervisor dann auch geschafft die Tickets auszudrucken. Über das miserable Ticketsystem bei dieser WM könnte man wohl noch einen eigenen Bericht verfassen. Dauernde (Teil-)Ausfälle und ein unübersichtliches Wiederverkaufssystem hinterlassen keinen guten Eindruck.

Pünktlich um 8 Uhr sind wir wieder am vereinbarten Treffpunkt, nur leider ist der Bus noch nicht da. Eine gute Stunde später geht es dann endlich los, allerdings mit dem alten Gerät. Die geplante Stadtrundfahrt durch Johannesburg wirdgestrichen und das Hotel wird direkt angesteuert.

Fußmarsch zum Stadion

Was sich zu Beginn als gute Idee darstellt erweist sich hinterher als großer Fehler. Wie in jedem anderen Hotel der Welt auch gestaltet sich ein Check-In um 10 Uhr als schwierig, da natürlich noch nicht alle Zimmer fertig sind. Zudem sind die Koffer auch verschwunden. Durch das allgemeine Chaos kommen wir erst um 12 Uhr am Hotel los. Zumindest die Koffer sind zum Großteil wieder aufgetaucht.

Das Stadion in Johannesburg liegt nur 70 km von unserem Hotel entfernt. Die Eröffnungsfeier beginnt um 14 Uhr. Das sollte also machbar sein. Nach einer halben Stunde zügiger Busfahrt macht dann allerdings Johannesburg seinem Ruf alle Ehre: Zunächst nur stockender Verkehr, aber 15 km vor dem Stadion geht es kaum noch voran. Die Zeit verrinnt und die Eröffnungsfeier rückt in immer weitere Ferne. Zu deren Beginn sind wir immer noch 3 km vom Stadion entfernt. Dort bricht derweil das Verkehrschaos aus. Unaufgefordert wird plötzlich die (fast) freie Gegenfahrbahn genutzt. Die wenigen entgegenkommenden Fahrzeuge blockieren dann allerdings den Rest. Reisebusse stehen sich frontal gegenüber, ohne eine Chance in absehbarer Zeit aneinander vorbei zu kommen. So müssen wir den Bus verlassen und den Rest der Strecke zu Fuß zurücklegen.

SoccerCity in Johannesburg

Um 15 Uhr sind wir dann endlich am Stadion. Schon aus einiger Entfernung war ein lautes Vuvuzela-Brummen zu vernehmen. Die Eingangskontrollen sind eher lasch. Metalldetektoren stehen an jedem Eingang und sind auch im Einsatz. Jacken müssen außen vorbei gereicht werden und gehen dann unkontrolliert wieder an die Eigentümer. Im Stadion versuchen wir dann an etwas Essbares zu kommen. An allen Ständen drei Blöcke nach rechts und links gab es allerdings nur noch Trockenfleisch in kleinen Plastiktüten und Chips. Alle Hot Dogs, Sandwiches und Muffins waren bereits eine Stunde vor Spielbeginn ausverkauft. Mehr ist auch nicht im Angebot. Am Stadioneingang findet sich dann doch noch eine Würstchenbude. Die sechs bestellten Würste werden mir in Papiertüten hingelegt. Dann werden vier wieder weggenommen, um mir nach etwas Diskussion mit einer weiteren Verkäuferin drei Neue zu geben. Nach einer weiteren Diskussion mit mir landet dann auch eine sechste Wurst wieder auf dem Tisch. Die junge Dame macht doch einen stark überforderten Eindruck. Geschmacklich sind die Dinger übrigens stark gewöhnungsbedürftig, aber der Hunger treibt es rein, zumindest bei mir. Meine Begleiter stellen schon wesentlich früher auf Flüssignahrung der Marke „Budweiser“ um.

Das Menü Südafrikas

Die Stimmung im Stadion ist außerordentlich gut. Die südafrikanischen Farben sind überall zu sehen. Zahlreiche Vuvuzelas sind ebenfalls im Einsatz, daher ist die Kommunikation mit den Nachbarn nur durch anschreien möglich. Das Getröte im Stadion empfinde ich als eher weniger störend. Es passt irgendwie zum Spiel und der Atmosphäre in und um das Stadion. Man kann mit den Dingern sogar eine Art Choreo hinbekommen, wie sich später ab der 70. Minute herausstellt. Auch die Mexikaner sind zahlreich vertreten, jedoch verteilt auf mehrere Gruppen in verschiedenen Sektoren. Das Spiel entschädigt allerdings für alles Vorherige. Ein schnelles auf und ab mit vielen Torchancen; die meisten und besten davon direkt vor unserer Nase auf das Tor der Südafrikaner. Die leichte Überlegenheit der Mexikaner tut der frenetischen Anfeuerung für Bafana Bafana allerdings keinen Abbruch. Naturgemäß feuern wir auch die Mannschaft in gelb an.

In der zweiten Halbzeit wendet sich dann das Blatt. Mexiko hat den Spielfluss verloren. Der Führungstreffer für die Gastgeber lässt die Stimmung überkochen. Alle freuen sich auf einen Sieg Südafrikas. Leider hatten die Mexikaner etwas dagegen. Der Ausgleich sorgt für eine ungewohnte Stille im Stadion. Es dauert einige Minuten bevor sich sowohl Zuschauer als auch Mannschaft von dem Schock erholt haben. Gegen Ende feiern dann aber auch wieder die Südafrikaner mit ihrer Mannschaft.

Südafrikanische Begeisterung

Nach dem Spiel heißt es den Bus suchen. Wir wissen lediglich den Namen des Parkplatzes. Dort treffen wir dann auch einen Teil unserer Gruppe, nur der Bus ist nicht zu finden. Die Kontaktaufnahme untereinander gestaltet sich als schwierig, da das Telefonnetz immer wieder zusammenbricht. Nach einer knappen Stunde kann der Bus dann aufgespürt werden und bringt uns nach einer Suchaktion nach den letzten Vermissten wieder zum Hotel. Leider konnten einige nicht mehr gefunden werden und mussten den Rückweg mit einem Taxi bewältigen.

Der Tag klingt mit der zweiten Halbzeit des Spiels Uruguays gegen Frankreich in der Hotelbar aus. Fazit: Viel Chaos, aber das erste WM-Endrunden-Spiel entschädigt für vieles. Morgen geht es dann nach einer kurzen Pretoria-Tour mit öffentlich Verkehrsmitteln zum Ellis Park. Dort duellieren sich Argentinien und Nigeria.

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