...der Fanbetreuung (Teil 2): "Von uns werden keine Wunderdinge erwartet"
Nach etwa einer Stunde war das Gespräch mit den drei Fanbetreuern eigentlich schon beendet, ging dann aber noch einmal in die Verlängerung. Im zweiten Teil des Interviews sprechen wir mit Petra, Jens und Sebastian unter anderem über Anti-Rassismus-Arbeit, Fanarbeit in Deutschland, den Alltag als Fanbetreuer und das Vuvuzela-Verbot im Westfalenstadion.
schwatzgelb.de: Was sind andere Projekte, die ihr plant?
Sebastian Walleit: Ein Schwerpunkt ist Antirassismusarbeit in den verschiedensten Bereichen.
schwatzgelb.de: Wie muss man sich das vorstellen? Was kann das sein?
Sebastian Walleit: Wir haben schon einiges Konkretes im Kopf, aber was sich davon umsetzen lässt, muss man sehen. Auf jeden Fall werden wir uns von Vereinsseite aus stärker in städtischen Gremien engagieren. Ziel ist es, diesen Gedanken, hinter dem mehr steckt, als bloß gegen Rechts oder gegen Rassismus zu sein, in die Fanszene zu tragen, auf dass diese ihn dann weiterträgt. Das ist etwas, das wir schon seit längerem vorhaben. Ich will da momentan noch nicht zu viel sagen, weil man nie weiß, wie die Leute reagieren. Ein Stichwort ist jedenfalls Verhaltenssicherheit beziehungsweise Zivilcourage: Es ist in Dortmund auf der Südtribüne durchaus nicht ungefährlich, wenn man dem Nebenmann sagt, dass er bitte diese Affenlaute einstellen soll. Inwieweit man damit Leute stärken kann, dass sie mehr Zivilcourage zeigen, das möchte ich abwarten, aber in die Richtung soll es etwa gehen.
schwatzgelb.de: Habt ihr denn insgesamt den Eindruck, dass das ein stärker werdendes Problem bei uns ist? Das Erstarken der Rechten ist ja in Dortmund insgesamt ein Thema.
Sebastian Walleit: Ein klares Nein. Zum Glück nicht, denn die Neue Rechte, die in Dortmund sehr stark vertreten ist, ist nicht als Ganze beim Fußball. Auch die Leute, die zum Fußball gehen, agitieren dort nicht. Es gibt aber immer noch bei jedem Heimspiel genug Vorfälle in diese Richtung, nur müssen die ja nicht von den Neuen Rechten kommen. Trotzdem sind wir ganz froh, dass Fußball kein Betätigungsspielplatz für diese "jungen nationalen Sozialisten" ist. Wir hoffen, dass es so bleibt, und wir werden natürlich in diese Richtung arbeiten.
Jens Volke: Wir wollen andererseits auch kein nächstes St. Pauli werden, nur werden wir uns gegen gewisse Dinge deutlicher positionieren, als das bisher der Fall war.
"Wir stärken damit dann auch die Basis der couragierten Leute."
schwatzgelb.de: Werdet ihr mit diesen Aktionen denn die richtigen Leute erreichen, also nicht nur diejenigen, auf die man in der Auseinandersetzung mit rechten Ideen sowieso schon bauen kann? Bei der Gedenkstättenfahrt ist das vielleicht der Fall, weil man dann mit Jugendlichen arbeitet, die politisch vielleicht noch nicht so gefestigt sind, aber sonst?
Sebastian Walleit: Wenn man direkt mit Rechtsextremen arbeiten will, also etwa in Aussteigerprogrammen wie Exit, dann ist das sehr aufwändig und dafür müsste man allein schon fünf Leute einstellen. Das ist auch der Grund, warum es kaum zivilgesellschaftliche Projekte gibt, die sich direkt an Rechte wenden. Die Schwierigkeit besteht darin, solche Projekte zu entwickeln, die genau für die Leute interessant sind, die von diesen ganzen Programmen etwas genervt sind, weil sie von sich sagen, dass sie nicht rechts sind, aber auch nicht zu den Linken gehören. Da müssen wir einen Weg finden, der dortmundtypisch ist und über die Fanszene eine breite Masse erreicht, dass sich die Szene auch selbst reinigt, auch wenn das ein fürchterlicher Begriff ist. Wenn du erreicht hast, dass auf der Südtribüne gar nicht mehr agitiert wird, oder auf Auswärtsfahrten keine NPD-Aufkleber mehr auftauchen, dann bist du schon ein gutes Stück weiter, auch wenn du dann auf dein eigenes Klientel fixiert bist. Auf der anderen Seite musst du gesellschaftlich was dagegen machen und das ist für eine Institution wie einen großen Fußballverein fast schon Pflicht. Es sind also insgesamt zwei Punkte. Die Arbeit mit Rechten selbst, die sich akzeptierende Arbeit nennt und von der ich selbst kein Fan bin, muss man dann anderen Institutionen überlassen. Mit diesen Gruppen muss man sich vernetzen und zusammenarbeiten, das machen wir auch über die Stadt Dortmund. Und ich sehe, was dieses Thema angeht, auch das Fanprojekt eher in der Vorreiterrolle als uns. Weil sie andere Möglichkeiten haben, weil sie vereinsunabhängig arbeiten und weil sie im Laufe der Zeit diesbezüglich einfach mehr einschlägige Erfahrungen gesammelt haben als wir sie haben.
Jens Volke: Das ist ja auch nicht negativ, wenn du einerseits die Leute erreichst, die schon so sind, vor allem aber auch junge Leute erreichst, die vielleicht noch nicht genau wissen, wo sie hingehören und wo sie hinwollen. Wir stärken damit dann auch die Basis der couragierten Leute. Die sehen dann: „Guck mal, da ist jetzt auch der Verein, der hinter uns steht!" Allein das ist ja schon eine wichtige Sache. Natürlich sind solche Gedenkstättenfahrten auch nur Leuchtturmprojekte und Symbole. Damit allein erreichst du natürlich wenig, die Arbeit muss da sicherlich auch darüber hinausgehen. Das sind gute und wichtige Sachen, aber wir wollen den relativ kleinen Kreis, den wir damit erreichen, auch ausweiten.
Sebastian Walleit: Wenn ich an die Busbesatzung nach Sachsenhausen denke: Da waren vielleicht drei bei, von denen würde ich sagen, dass sie sicher links eingestellt sind. Der Rest nicht. Wenn die aber rauskommen aus einer Gedenkstätte und sagen, „Ach Du Scheiße! Ich habe da zwar mal von gelesen, aber ich habe es noch nie gesehen.", dann haben wir eine Menge erreicht und nehmen den Schulen auch ein bisschen etwas ab, indem wir den jungen Leuten diese Konfrontationserfahrung ermöglichen. Diese Leute jedenfalls werden dann gut überlegen, ob sie sich beispielsweise beim U-Bahn-Lied oder bei Affenlauten noch einmal mitreißen lassen.
schwatzgelb.de: Ihr habt eingangs erwähnt, dass solche Projekte bislang oft auch dem Tagesgeschäft zum Opfer gefallen sind. Wie muss man sich euren Tagesablauf denn überhaupt vorstellen? Als völlig unbeleckter Fan würde man ja denken: „Die gehen am Wochenende ins Stadion, sprechen mit den Leuten und unter der Woche beantworten sie mal ein paar Kartenanfragen."
Petra Stüker: Ein PAAR Kartenanfragen? (lacht) Da herrscht offenbar großer Klärungsbedarf, auch und gerade von Fans, die weiter entfernt von Dortmund wohnen. Die wissen teilweise nicht, wann der Vorverkauf losgeht, oder bestellen Karten und sind anschließend verwundert, dass wir ihnen das Gewünschte gar nicht anbieten können. Da müssen wir dann Aufklärungsarbeit leisten, warum das nicht geht. Wir haben die Probleme vor allem bei Auswärtsspielen und da müssen wir dann beispielsweise erklären, dass wir nur zehn Prozent der Karten erhalten. Es ist ja leider nicht so, dass wir auch 8.000 Karten bekommen, nur weil wir jedem Verein so viele anbieten können. Die Probleme sind immer am größten, wenn es weniger als 3.000 Karten und dann hauptsächlich Sitzplatzkarten sind. Das ist ja eines der Probleme: Es werden immer mehr Stehplätze abgebaut. Gleichzeitig fahren immer mehr Fanclubs auswärts mit und da müssen wir dann Leuten, die bisher immer die gewünschten Karten kriegen konnten, erklären, warum das jetzt plötzlich nicht mehr der Fall ist. Wir machen uns da eine große Arbeit, damit jeder halbwegs zum Zuge kommt, aber das ist sehr, sehr schwierig. Vor allem für Fans von weiter weg.
Außerdem haben wir unsere Rufnummern bewusst veröffentlicht, weil es ansonsten bislang für Fans sehr schwierig gewesen ist, bei Borussia Dortmund einen Ansprechpartner zu finden. Gerade auch älteren Fans bieten wir da eine große Hilfestellung, wenn es Probleme mit der Hotline oder dergleichen gibt. Jens holt immer die Informationen zu den Auswärtsspielen ein und fragt, was die Leute mit ins Stadion nehmen dürfen. Sebastian kümmert sich um Behindertenfragen.
Sebastian Walleit: Und das hat sich unglaublich entwickelt. Als ich vor zwei Jahren angefangen habe, wollte ich dem Uwe Pless (Anm. d. Red.: ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter beim BVB) einfach etwas Arbeit abnehmen. Das ist dann darin geendet, dass wir das Ticketing für die Behinderten komplett umgestellt haben. Das war für mich eine ganze Sommerpause, auch wenn sich das erst einmal nach recht wenig Arbeit anhört.
schwatzgelb.de: Was ist da konkret umgestellt worden?
Sebastian Walleit: Die Rollstuhlfahrer haben jetzt keine Dauerkarten mehr im eigentlichen Sinne, sondern Optionsscheine mit Vorkaufsrecht auf ihre Karten. Einfach um die Auslastung zu erhöhen. Es gab schlichtweg kaum Abmeldungen, wenn mal ein Rollstuhlfahrer nicht zum Spiel kommen konnte. Das war zum Teil recht unsolidarisch, weil Plätze leer geblieben sind, obwohl es unzählige Rollstuhlfahrer gibt, die total gern mal wieder ein Spiel sehen wollen. Jetzt soll einfach kurz Bescheid gesagt werden und dann können wir die Karte für dieses Spiel anderweitig vergeben.
Jens Volke: Das war für die anderen Rollstuhlfahrer einfach sehr traurig. Die rufen jeden Tag an, wollen gerne Karten und kriegen keine. Und am Ende sind plötzlich zehn Plätze leer, weil sich keiner abgemeldet hat. Es gibt natürlich Fälle, da kann man sich nicht abmelden, aber wenn manche Plätze zum Beispiel nur zweimal im Jahr belegt waren und wir die Karten theoretisch noch 15mal an andere Rollstuhlfahrer hätten weitergeben können, dann ist das schade. Das ist ja keine Geschichte, mit der wir Geld machen wollen. Die Karten sind bezahlt und jetzt bekommt der Inhaber sein Geld sogar zurück für die Spiele, bei denen er nicht da ist. Wir wollen es einfach mehr Rollstuhlfahrer ermöglichen, Fußball zu gucken. Leider gab es darum zum Teil sehr traurige Diskussionen mit Leuten, die das nicht sehen wollten und einfach auf ihrem Platz beharrten, obwohl sie ihn ja weiterhin haben durch die Option. Es ist jetzt nur ein wenig mehr Aufwand. Aber diese Diskussionen waren sehr schade. Was sich Sebastian da teilweise anhören musste...
Sebastian Walleit: Aber aus dieser Arbeit heraus hat sich dann eine Kooperation ergeben mit dem Lehrstuhl für Rehabilitationspädagogik an der Technischen Universität Dortmund. Die gehen durch das Stadion und schauen sich die Behindertentauglichkeit an und gucken, was sich sonst noch machen lässt, wie der Service für behinderte Menschen ist und so weiter. Das betrifft dann nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Blinde und Menschen mit andersartigen Behinderungen auf der Nordtribüne im Unterrang. Das schauen die sich an, gehen da mit wissenschaftlichen Betrachtungen ran und helfen uns bei der Optimierung.
schwatzgelb.de: Und darüber hinaus?
Sebastian Walleit: Wir reagieren insgesamt auch viel auf aktuelle Dinge, die vorfallen. Ich weiß gar nicht, wie viele Wochen wir uns beispielsweise mit den 120 Stadionverboten aus Gelsenkirchen beschäftigt haben. Da haben wir es nur mit viel Routine geschafft, überhaupt noch andere Spiele vorzubereiten. Für andere Themen blieb da praktisch gar keine Zeit. Und solche Dinge, die uns nur situativ reagieren lassen, passieren halt recht häufig und es bleibt wenig Zeit, auch mal selbst Themen vorzugeben, Projekte anzugehen, zu konzipieren. Da sind wir mit unseren Ideen einfach immer wieder auch an die Grenzen unserer Möglichkeiten gekommen.
Jens Volke: Das ist auch ein unheimliches Spannungsfeld: Du hast zum einen einen 18jährigen, der jetzt ein Stadionverbot und vielleicht sogar noch einen Prozess am Hals hat, den das wirklich beschäftigt und der dir dann auch sein Herz ausschüttet. Dann legst du auf und beim nächsten Anruf beschwert sich jemand darüber, dass er beim letzten Spiel Bier abbekommen hat. Darauf musst du dich einstellen, denn für den ist das eben auch ein Problem, auch wenn es etwas ganz anderes ist im Vergleich zum Jungen vorher, der vielleicht Mist gebaut hat. Das ist dann schon... der Sozialpädagoge würde „spannend" sagen. Der nächste Anrufer hat dann wiederum das Problem, dass er keine Karte bekommt und erzählt, warum er die unbedingt braucht und warum er sie verdient hat. So etwas hast du jeden Tag: E-Mails, Telefonate... das kostet alles viel Zeit. Manchmal bekommt man uns dann vielleicht auch nicht ans Telefon, weil wir grad in Gesprächsrunden sitzen. Das ist alles sehr viel aufwändiger, als es vielleicht von außen aussieht. Hinzu kommt, dass wir häufig eine Sechs-Tage-Woche haben. Man stellt sich das zwar so vor, dass man dann halt statt dem Spieltag einen anderen Tag frei nimmt, aber das geht oft gar nicht, weil so vieles anliegt. Wir hatten auch schon Zeiten, wo wir einfach mal zwei oder drei Wochen durchgearbeitet haben. Da hatten wir auch mal gar keinen Tag frei. Ich will jetzt kein Mitleid erbetteln, aber das ist halt so.
"Da rufen dich Leute um 4 Uhr morgens an"
Sebastian Walleit: Es kann sich, glaube ich, keiner vorstellen, was beispielsweise im Rahmen des Udine-Spiels damals hier los war.
Jens Volke: Oh ja, die Nachtschichten... dieser Irrsinn mit den Personalisierungen.
Sebastian Walleit: Wir saßen da oft bis zum späten Abend. Da schicken die uns personalisierte Tickets und man denkt noch: „Ok, kennt man, achtet niemand drauf." Und dann erfährt man im Telefonat, dass die wirklich handschriftlich von uns ausgefüllt werden müssen. Oder ich bin in der Sicherheitsberatung in Italien und es heißt plötzlich: „Ach Mensch, bevor ich es vergesse: Kein Alkohol!" Und du denkst: Das wird aber knapp, der Zug ist schon unterwegs. Das sind diese klassischen Knüppel, die dir zwischen die Beine geworfen werden und mit denen du umgehen musst. Auf der anderen Seite kannst du da auch nichts mehr ausrichten: Wenn die sagen, „kein Alkohol", dann gibt's auch keinen Alkohol. Nur: Wie willst du das den Leuten erklären? Genauso mit den personalisierten Tickets.
Jens Volke: Das versteht ja auch keiner. Was in Italien da vom Gesetzgeber her passiert, ist ja auch totaler Irrsinn.
Sebastian Walleit: Anderes Beispiel: Berlin, Pokalfinale. Da musst du dein Handy nachts ausmachen, das hat sonst keinen Zweck. Da rufen dich Leute um 4 Uhr morgens an, betrunken, und fragen nach Tickets und wie sie am besten hinkommen können. Weiteres Beispiel: Die Ticketausgabe für die Busse und den Zug. Es hat alles irgendwie geklappt, war sehr lehrreich, aber...
Jens Volke: ...aber es war auch geil, sowas organisieren zu dürfen.
Sebastian Walleit: Definitiv. Es war geil. Aber dann überleg mal, du spielst Europa League und musst jede Woche so ein Ding durchziehen wie gegen Udine. Dann hör ich auf! (lacht)
Jens Volke: Wir hatten damals und auch heute das Glück, dass die Fanabteilung da war und ist. Das darf man ja nicht vergessen, was die hier ehrenamtlich noch für Zeit aufgebracht haben und weiterhin aufbringen. Das ärgert mich dann auch richtig, wenn ich dann Leute höre, wie sie darüber schimpfen: Da sind erwachsene Männer und Frauen, die noch ihren normalen Job von 9 bis 17 Uhr haben – oder meistens doch noch länger. Die kommen dann abends noch hierhin und sitzen irgendwie bis 23 Uhr und füllen Tickets aus. Die machen das ja wirklich in ihrer Freizeit. Da kann man nur den Hut ziehen und das auch noch einmal ganz klar betonen: Ohne die Fanabteilung wären viele Dinge einfach nicht möglich. Wie wir schon gesagt haben: Irgendwann ist halt auch bei uns Schicht.
Petra Stüker: Vor allem mit den Sonderzügen ist uns die FA eine große Hilfe.
Jens Volke: Ja, das könnten wir gar nicht leisten, daher sind wir mehr als froh, dass die Fanabteilung immer wieder solche Züge auf die Beine stellt und ich glaube, die Mitfahrer sind auch jedes mal begeistert.
Petra Stüker: Oder das Fanprojekt mit dem Turnier, der Südtribünenmeisterschaft. Sowas könnten wir gar nicht noch zusätzlich machen. Ich bin deshalb froh, dass sich Fanprojekt und Fanabteilung um solche Dinge kümmern und wir unsere Arbeit tun können.
Jens Volke: Aber um die Frage von vorhin noch einmal aufzugreifen: Insgesamt ist man schon häufig sehr stolz, dass man hier beim BVB arbeitet und solche Dinge wie den Sonderzug nach Udine hinbekommt. Auch wenn er von der Fanabteilung organisiert war: Wir haben da ja auch eifrig mitgemacht. Oder Pokalfinale: Als das Spiel angepfiffen wurde, haben wir uns die Hand gegeben und gesagt: „Mann, geiles Ding, was wir hier in kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben." Ich denke schon, dass man da mit etwas Selbstbewusstsein feststellen kann, dass wir etwas Gutes hinbekommen haben.
Petra Stüker: Zum Glück gibt es ja auch solche Highlights. Zum Beispiel als das DSF mit seinem Fanreporter hier war und wir René Staudacher von den Ostborussen ein Treffen mit Dede organisieren konnten. So etwas können wir leider nicht häufiger machen, auch wenn wir das gerne würden. Aber wenn man gesehen hat, wie sehr er sich gefreut hat, muss ich sagen: Das war super! Oder Vereine wie „Wünsch Dir was" und „Traumwolke", die sich um kranke Kinder kümmern. Wir versuchen dann auch, diesen Kindern ein unvergessliches Erlebnis zu gestalten, indem die Kinder zum Training kommen und Spieler kennenlernen, oder dass sie zum Spiel eingeladen werden. Oder wenn Siggi Held und ich die Fanclubs in ihren Heimatorten besuchen, dann ist da die Freude meist groß, dass jemand vom BVB vorbeischaut. Das darf man ja auch nicht vergessen, für viele weit entfernte Fanclubs sind solche Besuche etwas sehr, sehr Besonderes. Sie haben eben nicht die Möglichkeit, mal eben so nach Dortmund zu kommen. Das macht auch mich stolz und ein klein wenig glücklich, weil wir dann so herzlich empfangen werden. Nebenbei lernt man auf diese Weise auch schöne Orte kennen, in denen unsere Fanclubs ansässig sind. Außerdem begleichen wir zweimal im Jahr unsere Fans in das Winter-, bzw. Sommertrainingslager und können dort in ruhiger und zumeist entspannter Atmosphäre viele gute Gespräche führen, lernen oft ganz andere Seiten unserer Fans kennen.
Jens Volke: Man darf nie vergessen: Wir arbeiten jeden Tag mit Menschen, und ich muss sagen, dass ich – seit ich diesen Job mache, und auch wenn ich das nie gelernt oder studiert habe – den Hut ziehe vor echten Sozialpädagogen und Sozialarbeitern. Das ist, glaube ich, ein Job, der einen richtig auffressen kann, wenn man nicht aufpasst. Wir kratzen hier ja nur an der Oberfläche und haben die „Problemkinder" nur am Spieltag. Wenn ich aber mal mit einer Bekannten spreche, die beim Jugendamt arbeitet und die manchmal Kinder aus Familien holen muss: Da habe ich, seit ich hier arbeite, eine bessere Vorstellung davon, was so eine Arbeit bedeutet. Das konnte ich mir vorher sicher nicht so gut vorstellen wie ich es jetzt kann.
schwatzgelb.de: Im Trainingslager seid ihr jetzt auch immer präsent?
Jens Volke: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir begleiten jetzt immer zu zweit die Fans, die mit ins Trainingslager fahren. Davon gibt es bei uns ja auch deutlich mehr als bei vielen anderen Vereinen. Bei mir war das früher ähnlich: Vielleicht mal zwei Wochen „richtigen" Urlaub, aber sonst ist der Jahresurlaub für Borussia draufgegangen. Das machen ja viele genauso. Und wir sind da präsent und kümmern uns um die Leute. Das fängt an damit, vielleicht mal ein Autogramm zu besorgen oder einem Auswärtigen den Weg zu zeigen und endet beim Passverlust in Spanien, um den wir uns kümmern. Die Trainingslager sind für uns auch eine gute Gelegenheit, mal intensiver mit ein paar Leuten ins Gespräch zu kommen. Gerade im Sommertrainingslager sind mir in den letzten Jahren immer wieder auch neue, bislang unbekannte Leute aufgefallen, die sich im Umfeld der organisierten Fans bewegen und die man dort dann auch mal kennenlernt.
schwatzgelb.de: Das sind jetzt ziemlich viele Dinge, die Ihr uns aus Eurem Aufgabengebiet erzählt habt. Vieles hat man davon so noch nicht mitbekommen. Wie kommt das?
Jens Volke: Wir wollen das zur neuen Saison auch intensivieren, dass man etwas mehr von unserer Arbeit mitbekommt. Wo und wie, das ist aber noch geheim (schmunzelt). Aber wir wollen schon, dass die Leute mehr erfahren, was wir so tun.
Sebastian Walleit: Wir erleben das auch im Gespräch mit den Kollegen von anderen Vereinen: Die können auch schlecht in Worte fassen, was sie tun. Wir üben hier ja auch keinen klassischen Beruf aus, für den man in die Berufsschule geht oder so. Deshalb wollen wir das machen und es ist sicherlich auch ganz gut, wenn da mehr Transparenz herrscht über das, was wir tun.
"Wir arbeiten mit Menschen"
Jens Volke: Umgekehrt ist es, das muss man vielleicht auch mal sagen, ganz gut, dass von uns auch keine Wunderdinge erwartet werden im Verein, so nach dem Motto: „Wir haben Euch jetzt eingestellt. Jetzt passiert auch gefälligst nichts mehr." Das geht natürlich nicht und das weiß hier auch jeder. Wie gesagt: Wir arbeiten mit Menschen. Man kann da auch nur den Hut ziehen vor Kollegen an anderen Standorten, die das alleine machen oder sogar ehrenamtlich. Das kann man ja gar nicht hoch genug bewerten.
schwatzgelb.de: Sowas gibt es noch? Ehrenamtliche Fanbetreuer?
Jens Volke: Ja klar. In der Bundesliga bei zwei Vereinen, in Mainz und Freiburg. Freiburg hat sogar einen ehrenamtlichen Sicherheitsbeauftragten. Hier beim BVB hat man unter der neuen Geschäftsführung schon frühzeitig gesehen, dass auf dem Sektor Fanbetreuung etwas passieren musste, auch wenn das zunächst aus finanziellen Gründen nicht ging. Aber es ist krass, dass es wirklich noch Vereine gibt, wo das komplett ehrenamtlich abläuft. Wir haben zum Teil große Vereine, wo die Kollegen erst seit kurzer Zeit hauptamtlich tätig sind. Das kann ich mir gar nicht vorstellen, wie so etwas hier ablaufen könnte, wenn wir uns nur sonntags nach einer normalen Fünf-Tage-Woche und dem Spiel am Samstag noch zusammensetzen würden. Selbst wenn es nur ein Drittel der Arbeit wäre, wäre das einfach krass. Das ginge gar nicht! Einerseits kann man daher nur den Hut ziehen vor den Kollegen, die das trotzdem so deichseln, aber andererseits ist das auch keine gute Sache. Aber es gibt leider in den Lizenzierungsbestimmungen dahingehend keine Vorgaben, dass so etwas hauptberuflich geschehen muss. Wahrscheinlich auch weil man Angst hat, dass Vereine das dann lösen, indem sie einfach den Rasenpfleger als Fanbetreuer deklarieren, der den Job aber gar nicht ausübt. Einfach weil es niemand überprüfen kann.
Sebastian Walleit: Man möchte es in der ersten und zweiten Liga zur neuen Saison verpflichtend machen. In der dritten Liga scheut man sich noch wegen der Auf- und Abstiege, wenn dann plötzlich ein Verein in die vierte Liga absteigt und sich das nicht mehr leisten kann. Obwohl es natürlich gerade für die dritte Liga absolut wünschenswert wäre, weil der Bedarf für hauptamtliche Kräfte da ist. Aber wenn man das insgesamt so sieht in Deutschland, dann haben wir hier in Dortmund sehr gute Strukturen. Uns wird hier Vertrauen entgegen gebracht, man hat sich auch schon in kritischen Situationen vor uns gestellt und das macht die Arbeit natürlich deutlich leichter.
Petra Stüker: Die Zusammenarbeit hier im Hause ist sehr harmonisch. Auch die Geschäftsführung unterstützt uns, beispielsweise im Fall der Gedenkstättenfahrten. Die tägliche Zusammenarbeit mit unserem direkten Vorgesetzten, Josef Schneck, ist wirklich sehr positiv.
Jens Volke: Generell muss man sagen und das hatte ich früher von außen nicht so erwartet: Die Kollegialität hier beim BVB ist super und besser, als bei jedem anderen Job, den ich bislang hatte. Es gibt hier niemanden, der einem Böses will und wenn ich jetzt in eine andere Abteilung gehe und ein Problem habe, dann wird einem sofort geholfen. Das ist schon Bombe, das hatte ich so nicht erwartet.
schwatzgelb.de: Wie viele hauptamtliche Angestellte hat der BVB denn heute eigentlich in der Geschäftsstelle?
Petra Stüker: In der Geschäftsstelle zirka 45. Mit Spielern, Betreuern, Trainern und Tochterfirmen sind es insgesamt etwa 300.
Jens Volke: Eines möchte ich noch sagen: Wir haben die Erfahrung jetzt nur in Udine machen können, waren aber zweimal auf dem Supporters-Europe-Kongress in London und Hamburg. Da waren wir die einzigen offiziellen Fanbeauftragten eines Vereins, andere Vereine finanzieren diese Reisen gar nicht. Das war für uns super lehrreich, wir haben viele Kontakte knüpfen können. Aber vor allem sieht man da mal, was in anderen Ländern so passiert oder eben nicht passiert. Wir sind in ganz vielen Dingen anderen Ländern weit voraus. Selbst den Engländern mit ihrer Fan-Dachorganisation, die sich sogar hauptamtliche Kräfte leisten kann. Viele unterschätzen, glaube ich, wie gut sich das hier in Deutschland entwickelt ist. In England gibt es beispielsweise gar keine Fanbeauftragten. Da kümmert sich niemand um die Fans. Maximal gibt es sowas wie eine Kundenbetreuung. Arne, du erinnerst Dich bestimmt an den Aufkleber damals bei Arsenal im Fanshop.
schwatzgelb.de: „Show your support and buy!"
Jens Volke: Genau. So ist dort das Verständnis von Unterstützung. Und ich glaube, hier in Deutschland werden die Fans schon als Fans wahrgenommen und nicht allein als Kunde. Ein Fan ist ja auch viel mehr als ein Kunde. Jedes normal wirtschaftende Unternehmen der Welt würde sich wahrscheinlich Fans statt Kunden wünschen, weil die nicht abhauen. Die bleiben vielleicht mal ne Saison weg, aber sie sind ja doch ihr Leben lang mit dabei.
schwatzgelb.de: Wie ist denn insgesamt so euer Eindruck bezüglich der zweiten Mannschaft und den Fans dort? Gibt es da Rückmeldungen von anderen Vereinen? Die Jungs sind diese Saison ja richtig gut unterstützt worden.
Sebastian Walleit: Also bei Tagungen der dritten Liga bekommen wir immer zwei Dinge zu hören. Das erste ist: „Amateure raus aus Liga Drei." Und das andere ist: „Kaum eine Mannschaft bringt so viele Fans mit wie ihr!" Das verstehen die Leute oft gar nicht, weil es in ihren Augen ja nur die Zweitvertretung ist. Und es freuen sich auch alle Vereine, wenn sie die Gelegenheit bekommen, in der Roten Erde zu spielen. Was man aber auch merkt: Es ist ein weiter Abstand zur dritten Liga, allein was die Strukturen betrifft. Das geht mit der Spieltagsorganisation los und endet bei der Erlaubnis von Fanutensilien. Ich habe da bei uns gar nicht so viel Diskussionsbedarf, wie er beispielsweise entsteht, wenn der Dresdner Kollege mit dem eines kleinen Vereins aus der dritten Liga spricht. Aber die Probleme passen da auch immer irgendwie zum Verein: Wenn in dem kleinen Verein die – das sag ich mal ketzerisch – 20 Studenten die Zaunfahne zu hoch hängen, würde der Sicherheitsbeauftragte da die Fahne wegnehmen und sagen: „Wenn Ihr hier Scheiße macht, zieh ich Euch blank." Das würde dem Kollegen in Dresden so nicht einfallen. (allgemeines Gelächter) Ich kann den Kollegen da auch mal zitieren: (breites Sächsisch) „Das ist an meinem Standort so nicht umsetzbar." Da siehst Du die Professionalität der handelnden Leute. Da schlägt die Ehrenamtlichkeit total zu Buche, weil die Leute nur das Wissen von der Tribüne mitbringen, beziehungsweise aus dem zivilgesellschaftlichen Leben. Und da schmeiße ich meinen Becher nicht. Das ist schon ein Ungleichgewicht in der Arbeit bei so unterschiedlichen Vereinen.
schwatzgelb.de: Kann man da für die eigene Arbeit was rausziehen?
Sebastian Walleit: Für mich ist das immer interessant, mir das ganz entspannt anschauen zu können. Ich weiß aber auch, wie es in Dresden läuft in der dritten Liga: Die sind im Grunde auf einem guten Weg, aber da formt sich die Fanbetreuung natürlich auch durch ihre Klientel. Die fordert unheimlich und da muss man eine Menge machen. Wenn ich hingegen mit einer Mini-Fangruppe eines der kleinen Vereine durchs Land reise, komme ich natürlich eher auf die Idee, denen die Sachen wegzunehmen. Bei uns ist die Struktur insgesamt da aber deutlich professioneller, obwohl die Amateur-Abteilung ja auch nicht mit zehn Angestellten arbeitet. Aber man darf das übernehmen, was hier gewachsen ist. Sei es die Gästefanregelung, die am Anfang für die Amateure vielleicht auch nicht so gewünscht war für die Rote Erde. Immerhin kommen hier ganz andere Mannschaften. Aber es hat sich verfestigt und läuft – wie auch in der ersten Liga – relativ problemlos. An anderen Standorten ist man da vorsichtiger, Neues zu versuchen. Aber wie gesagt: Das steht und fällt halt mit handelnden Personen und inwieweit sie ehrenamtlich arbeiten.
schwatzgelb.de Welche Argumente kommen denn bei anderen Vereinen gegen so eine Regelung, wenn ihr Eure positiven Erfahrungen dazu schildert? Warum wird das nicht mehr übernommen?
Sebastian Walleit: Das größte Argument ist immer: „Nur weil das da klappt, muss es ja nicht heißen, dass es auch generell klappt." Die Skepsis und das Misstrauen gegenüber den eigenen Fans sind da größer als das Zutrauen und die Zuneigung und dann wird lieber auf die präventive Schiene gesetzt: „Lieber mal nichts tun in der Richtung, weil da könnte ja was passieren."
Jens Volke: Es ist auch der einfachere Weg. Wenn etwas passiert, kann man dann immer vorzeigen, dass man alles Restriktive getan hat, um das zu verhindern. Wir haben die Diskussion hier ja auch geführt, obwohl wir grundsätzlich auf offene Ohren gestoßen sind. Aber umgekehrt haben wir jetzt weniger Stress als vorher, das sagt auch der Ordnungsdienst. Es gibt keine langen Diskussionen mehr, ob die Fahne jetzt 1,50 Meter lang ist, oder doch 1,52 Meter. Dadurch hat man am Eingang schon eine entspanntere Situation. Hinzu kommt, dass die Leute sich hier relativ frei bewegen können. Diese Dinge spielen natürlich eine große Rolle und ich finde es schade und verstehe es auch nicht, dass das nicht häufiger so gemacht wird.
"Im Endeffekt fehlt manchmal eben einfach auch der Mut"
Sebastian Walleit: Manche Leute argumentieren auch einfach so, weil ihnen das Wissen fehlt. Das ist dann vielleicht wieder der ehrenamtliche Sicherheitsbeauftragter, mindestens 65 Jahre alt, und der zieht seine Schule durch: klare Linie. Dem musst Du gar nicht damit kommen, wie Menschen ticken.
Jens Volke: Oder wenn dann teilweise irgendeine Schlägertruppe den Ordnungsdienst macht, die auf die Leute einprügelt. Sowas ist ok, Hauptsache die gegnerischen Fans haben keine Fahnen mitgebracht...
Sebastian Walleit: Da spricht dann totale Hilflosigkeit. Die Leute sehen dann nur, dass sie ihren Job zu machen haben und der heißt eben: für Ruhe sorgen. Dass man mit Gruppen von Menschen so nicht umgehen kann, dazu fehlt es dann oft an Bewusstsein. Und im Endeffekt fehlt manchmal eben einfach auch der Mut, etwas zu riskieren. Keine Frage: Es gibt Standorte, da ist das nicht umsetzbar. Das ist so. Aber viele lernen dort auch noch und haben vielleicht das erste Mal überhaupt Kontakt mit größeren Fanszenen. Man merkt das auch beim gegenseitigen Austausch auf den Tagungen, dass bei manchen der Groschen fällt und das Bewusstsein dafür wächst. Aber dieses Gefälle ist halt der größte Unterschied von der dritten zur ersten Liga. Ich will nicht sagen, dass es unprofessionell ist, aber es ist ein ganz anderer Ansatz als bei uns beispielsweise.
Jens Volke: Aber eben auch den Umständen geschuldet. Wenn wir jetzt ein Drittligist wären mit einem Zuschauerschnitt von 3.500 Zuschauern, würden wir hier grad auch nicht sitzen. Da zählt immer auch erst der sportliche Erfolg des Vereins, das muss ja auch so sein, und dann ist kein Geld da für eine hauptamtliche Betreuung. Aber um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: Wir sind aber auch nicht die einzigen, die viele Fans mitbringen. Bayern München ist auch immer mit sehr vielen Leuten da, auch die 60er meines Wissens, aber dann hört es schon auf. Die Kölner haben früher viel gemacht, aber das ist nicht mehr. Insgesamt ist das jedenfalls toll und wir sind stolz darauf. Wir haben auch bei den Amateuren wenige Probleme. Es gibt keine Probleme mit Pyrotechnik bei den Amateuren, es gibt keine Ausschreitungen, aber das ist umgekehrt auch wichtig so, denn dadurch kann man noch mehr gleichzeitige Ansetzungen von Profi- und Amateurspiel verhindern. Auch wenn es in der Rückrunde leider nichts so aussah.
schwatzgelb.de: Eher im Gegenteil. Es wurden ja recht viele Partien zeitgleich angesetzt.
Jens Volke: Ich finde das auch etwas skurril. Man sagt immer: „Wenn bei euch nichts passiert, habt ihr weniger Doppelansetzungen." Der Verein und insbesondere Heinz Keppmann (Anm. d. Red.: Leiter der Amateurabteilung beim BVB) hat sich da ja auch besonders gegen diese Doppelansetzungen stark gemacht. Aber es entscheidet dann der DFB, teilweise in Zusammenarbeit mit der ZIS (Anm. d. Red.: „Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze" der Polizei) und da werden uns leider dann oft die vielen Mitreisenden zum Verhängnis. Das ist ein bisschen der Fluch der guten Tat: Weil so viele mitfahren, setzt die ZIS Amateure und Profis lieber gleichzeitig an, weil dann eben keine 500 Leute nach Osnabrück fahren und man sich die Polizei dafür spart.
schwatzgelb.de: Die Mannschaft fährt jetzt bald ins Trainingslager nach Österreich. Wisst Ihr schon. wieviele Fans sie begleiten werden? Ist von Eurer Seite was geplant? Wer von Euch wird vor Ort sein?
Petra Stüker: Jens und ich werden vor Ort sein und wir gehen davon aus, dass uns wie üblich um die 100 Fans begleiten werden. Natürlich haben wir auch etwas geplant, aber das verraten wir nicht im Vorfeld, sondern den Fans vor Ort.
schwatzgelb.de: Im Zuge der WM ist wieder zu sehen, wie sich auch viele bislang Nicht-Interessierte plötzlich für Fußball begeistern. Wie seht Ihr das? Und glaubt Ihr, dass es da irgendwelche Auswirkungen gibt für den BVB?
Jens Volke: Ich denke, es ist schon ein zum Großteil anderes Publikum. Wenn zum Beispiel Jürgen Klopp bei RTL das Spiel analysiert und ein Großteil des Publikums dann anfängt „Du hast die Haare schön!" zu singen, dann bin ich schon etwas irritiert. Für die Vereine ist das gute Abschneiden der Nationalelf bei der WM natürlich auch eine Bestätigung für die eigene, gute Nachwuchsarbeit und jeder Verein kann sehen, dass es sich lohnt, auf junge Spieler zu setzen. Das hat der BVB in den letzten zwei Jahren gezeigt und nun auch die Nationalelf.
Sebastian Walleit: Das Nationalmannschaftspublikum, und speziell bei den großen Turnieren, ist eben nicht mit dem Ligapublikum zu vergleichen. Natürlich gibt es da auch Überschneidungen, aber die WM- und EM-Fans werden wir wohl wenig bis gar nicht in der Bundesliga sehen. Eine ganze Saison mit 34 Spielen ist dann doch etwas anderes als ein paar Spiele während des Sommers.
schwatzgelb.de: Stichwort Vuvuzela. Die ist in Dortmund jetzt verboten worden. Eure Meinung dazu?
Sebastian Walleit: Wir hatten massive Beschwerden während der WM, und Fans haben uns regelrecht um das Verbot gebeten. Das war sicher ungewöhnlich, für den BVB aber auch ein Gesichtspunkt. Schließlich wollen wir im Stadion Konflikte vermeiden.
schwatzgelb.de: Jetzt wären wir aber wirklich durch. Habt Ihr noch etwas, das Ihr zum Schluss loswerden wollt?
Sebastian Walleit: Also wir grüßen die schwatzgelb.de-Redaktion! Macht weiter so und begleitet uns weiter, auch kritisch!
Jens Volke: Grundsätzlich ist halt schade, dass man oft von solchen Diskussionen getrieben wird. Man müsste eigentlich noch viel antizyklischer arbeiten und sich um die Dinge noch stärker kümmern, wenn es ruhig ist. Es kümmert sich später jeder drum, wenn etwas passiert ist. Dann wird diskutiert, dann macht jeder was und jeder weiß es besser. So wie Herr Wendt, der den Fanprojekten und Fanbetreuern vorwirft, Bastelstunden für die Ultras zu haben. Der hat ja nicht einmal den Ansatz einer Ahnung, welchen generellen pädagogischen Nutzen die Arbeit mit Ultras oder allgemein jungen Leuten hat. Aber er äußert sich und bekommt da ja leider auch eine Bühne für.
Die drei Fanbetreuer bei Borussia:
Petra Stüker, 53 Jahre alt, ist bereits seit 1981 für den BVB tätig und hat in dieser Zeit schon fast alle Aufgaben bewältigt: Vom Eintrittskartenverkauf über Sekretärinnentätigkeit für den damaligen Manager Klaus Gerster und Pressechef Fritz Lünschermann, Marketing und schließlich wieder die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Seit 1988 kümmert sich Petra bei der Borussia um Fan- und Fanclubbelange.
Jens Volke, 38 Jahre alt, hat ursprünglich Versicherungskaufmann und -fachwirt gelernt und in diesem Beruf auch lange Jahre gearbeitet, bevor er im Januar 2008 als Fanbeauftragter zur Borussia gekommen ist. Zuvor hat Jens lange Jahre in der Fanszene mitgewirkt, hatte die Gründungsidee zu schwatzgelb.de, war Vorsitzender von The Unity und gehörte zu den Gründervätern der BVB-Fanabteilung.
Sebastian Walleit, 29 Jahre alt, ist über seit der Kindheit BVB-Fan. Im Harz aufgewachsen führte ihn sein Weg über das Studium der Sozialen Arbeit in Heidelberg zunächst zum Fanprojekt Dortmund und später zum Fanprojekt Dresden, bevor er ebenfalls im Januar 2008 Fanbeauftragter beim BVB geworden ist.