Sportschau: Unabhängiger Journalismus
Es gibt Momente, in denen man als Zuschauer vor dem Fernseher sitzt und diesen am liebsten aus dem Fenster werfen würde. Am Samstagabend war so ein Moment. In dem Sportschau-Vorbericht der ARD zum Spiel des BVB in Hoffenheim erwähnten Moderator und Kommentator die Worte Hans-Joachim Watzkes auf der Jahreshauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KgaA, in denen Watzke sich kritisch zur Vergabe der Fernsehgelder und für den Erhalt der 50+1 Regel äußerte.
Watzke empfinde es als ungerecht, dass Vereine wie Hoffenheim die Lorbeeren der Verdienste anderer ernte. Wer die Laufkundschaft im Sinsheimer Stadion in „Aktion“ gesehen hat oder schon einmal in den Stimmungshochburgen Wolfsburg oder Leverkusen war, wird nicht abstreiten können, dass diese drei Vereine nur marginal zur Faszination Bundesliga und damit zur Generierung der Fernsehgelder beitragen. Trotzdem partizipieren diese Klubs zusätzlich zu den exorbitanten Konzern- und Mäzenengeldern an der Strahlkraft der übigen Vereine. Auch seine Äußerungen zu Leverkusen und Wolfsburg als „Geburtstfehler“ der DFL sind folgerichtig, wenn man sich für den Erhalt von 50+1 einsetzt. Bei Gründung der DFL wurden eben diese zwei Ausnahmen zugelassen und die dürften jetzt auch bei einem Gang von Hannovers Martin Kind nach Brüssel eine nicht unwesentliche Bedeutung erlangen. Man mag über Aki Watzkes gewohnt populistische Ausdrucksweise streiten, im sachlichen Kern hat er aber zwei völlig diskussionswürdige und legitime Standpunkte vertreten. Zudem richtete Watzke einen öffentlichen Brief an alle BVB-Fans, in dem er für ein ordentliches Benehmen der Fans beim Auswärtsspiel der Borussia bei der TSG plädierte. In demselben Brief stellte Watzke klar, dass auch er weiterhin Probleme im Modell Hoffenheim sieht. Zu keiner Zeit aber hat der Geschäftsführer des BVB seine Worte von der Jahreshauptversammlung öffentlich bereut.
In dem Sportschau-Bericht wird dies falsch dargestellt. Die Worte des Moderatoren und Kommentatoren erwecken den Eindruck, Watzkes Worte seien völlig aus der Luft gegriffen und er müsse sich nun für seine Aussagen rechtfertigen. Darüber hinaus wurden die BVB-Fans, die Dietmar Hopp und sein Hoffenheim ablehnen und das Konzept stark kritisieren als Neider des guten Hoffenheimer Fußballs abgestempelt. Einseitiger und parteiischer geht es nicht. Natürlich hat die Mannschaft des Öfteren schöne Kombinationen und Tore gezeigt, letztlich ist aber mit Sicherheit kein BVB-Fan traurig, dass er oder sie Anhänger von Schwarz-Gelb und nicht von Hopps Geld ist. Mit Arroganz hat das nichts zu tun, es ist einfach Fakt. Die Äußerungen des Kommentators sind nicht nur ungerechtfertigt, sondern auch höchst subjektiv. Von einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt wie der ARD bzw. dem WDR erwartet man sachliche, objektive Berichte, die vor allem bei solch aktuell brisanten Themen differenziert und ausgewogen aufgebaut sind und verschiedene Meinungen präsentieren. Stattdessen verfielen Reinhold Beckmann und sein Moderatorenteam genau in den bei Watzke kritisierten Populismus. Richtig widerlich wurde es gar, als der Hoffenheimer Manager Schindelmeiser eingespielt wurde, der mit weinerliche Miene in die Kamera greinte, ob man aus dem Tod von Robert Enke nichts gelernt habe und bereits zwei Wochen später von einem freundlicheren Miteinander nichts mehr zu spüren sei. Wie abartig vom Hoffenheimer, den Freitod Robert Enkes als Keule zu benutzen, um Diskussionen um die Verteilung von Fernsehgeldern mundtot zu machen. Und wie erbärmlich von der ARD, das unkommentiert zu übernehmen. Nein, Robert Enke ist mit Sicherheit nicht gestorben, um das Modell Hoffenheim zu legitimieren.