WET-Tour Teil II: Die Hinfahrt nach Wiedenbrück
Der ein oder andere wird sich gestern bestimmt gefragt haben, warum in der Überschrift zum Testspiel gegen Donaueschingen auch der Name Wiedenbrück gefallen ist, obwohl im Artikel selbst der SC Wiedenbrück 2000 gar nicht erwähnt wurde. Des Rätsels Lösung ist aber ganz einfach, da der Text einfach keine Überlänge haben sollte, habe ich mich spontan entschieden die Tour in zwei separate Artikel zu verpacken. Die Tour hat’s auf jeden Fall verdient.
Über 14 Stunden nach Wiedenbrück
Die Rückfahrt begann dann auch erst um 21:40 Uhr, da sich niemand der Zugfahrer aufraffen konnte auch nur einen Tag länger an der Donauquelle zu verweilen. Ich hatte ja gestern bereits geschrieben, dass Donaueschingen nicht unbedingt fantauglich ist. Gerne wäre man auch eine Stunde früher gefahren, doch der Zug gen Karlsruhe fuhr leider nur alle zwei Stunden – bei uns im Ruhr(ge)biet undenkbar. Noch undenkbarer allerdings, dass ein Zug um kurz vor zehn bereits der letzte an einem Tag sein sollte. Immerhin kam die Doppelstockeinheit pünktlich und man erwischte auch gleich das richtige Abteil. Direkt wurde man als Fußballfan ausgemacht und nur wenige Minuten später gab es von einer trinkfreudigen Reisegruppe eine Runde Schwarzwälder Likör ausgegeben. Das nenne ich mal fanfreundliches Verhalten. Könnte gerne auf jeder Tour so sein. Doch leider war kurz vor Offenburg das Ziel der anderen Reisegruppe erreicht und als man selbst Offenburg erreichte, musste man auch nochmal umsteigen. Von Offenburg ging es dann nach Karlsruhe, wo einem ausnahmsweise mal kein motivierter Karlsruher Mob empfing. Von Karlsruhe also ganz entspannt mit der S-Bahn nach Heidelberg gefahren, wo einem um ein Uhr in der Nacht langsam aber sicher die Schattenseite der Tour einholen sollte. Nicht weniger als vier Stunden Aufenthalt erwarteten einem bei immer weiter sinkenden Temperaturen. Nicht wirklich schön.
Abkürzung misslang
Auch der Blick auf den Fahrplan verhieß nichts Gutes. Obwohl man sich in der oft genannten Vorzeigemetropole Rhein-Neckar befand, sind S-Bahnen oder Regionalexpresse bei Nacht hier ein Fremdwort. Da wiederhole ich mich gerne, weil ich die Ecke so gar nicht mag. Bei uns im Ruhrgebiet gerade in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit dem RE1, RE3 oder S1 und S2 undenkbar. Da hat Rhein-Neckar noch erheblichen Nachholbedarf. So musste das Zughopping leider entfallen. Und auch ein kurzfristiges Ausweichen auf einen ICE, der Mitten in der Nacht gen Ruhrgebiet fuhr, entfiel. Nicht nur weil der Schaffner richtig arrogant daher kam, sondern weil man in Heidelberg nirgend wo die Möglichkeit hatte, nach einer Freigabe zu fragen. Das Service-Center geschlossen, der Infopoint nicht besetzt und auch eine Verbindung zur Hotline, bei uns kurz S3-Zentrale genannt, war nicht vorhanden. In einem großen Bahnhof wie Heidelberg gab es lediglich zwei Sicherheitsfritzen, die sich natürlich für nichts verantwortlich fühlten. So war die Fragerei am Zug eigentlich schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt. Deutsche Bahn eben und ein Armutszeugnis für die Stadt Heidelberg. Mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch blieb einem also nichts anderes übrig, als sich drei weitere Stunden am Bahnhof um die Ohren zu hauen. So wollte die Zeit bis halb sechs einfach nicht enden. Umso glücklicher war man, dass ein jeder die Zeit dann doch noch ganz gut überbrückt hatte.
Über Frankfurt und Gießen nach Westfalen
Also schnell noch mal zwei neue WET geholt, sich ordentlich den Kopf beim Ausrechnen pro Nase zerbrochen und schon ging die Fahrt weiter. Die Fahrt von Heidelberg nach Frankfurt und von Frankfurt nach Gießen wurde zum Großteil schlafend verbracht. Ich kann mich außer an Darmstadt jedenfalls an nicht viele Bahnhöfe erinnern. In Gießen dann aufgrund einer Baustelle am Bahnhof innerhalb von fünf Minuten einmal quer durch den ganzen Bahnhof gelatscht, so dass man fast noch den Anschluss verpasst hätte. Hier dann auch die erste Kontrolle durch einen hessischen Schaffner, der es offenbar in vollen Zügen genoss, am Sonntag arbeiten zu müssen. So machte er dann darauf aufmerksam, dass auf den Tickets der Name fehlen würde. Als man ihm entgegnete das aus dem Automaten kein Stift gekommen sei, kam der gute Herr so richtig in Rage. O-Ton „Das ist nicht mein Problem [...].“ Letztlich auch richtig sinnfrei, zumal ich noch nie einen Schaffner gesehen habe, der zum WET auch den Ausweis kontrolliert. Und auch in Zukunft wird ohne Stift durch Deutschland gereist.
Den nächsten Halt Siegen erreichte man recht fix und nach der schönsten Strecke auf der Hinfahrt, sollte nun die nervigste Strecke Deutschlands folgen. An dieser Stelle mal ein großen Respekt an alle BVB-Fans die zu jedem Heimspiel von Siegen mit der Bahn anreisen. Ich würde da auf jeden Fall einen Rappel bekommen, bin aber vielleicht mit meinen drei Bahnstationen auch ein wenig verwöhnt. Glück im Unglück hatte man jedoch, dass man nicht in der RB 40, sondern „nur“ im RE 16 saß, der nur alle gefühlte drei Minuten an den diversen Dorf-Bahnhöfen hielt.
Rheinland macht schlapp
Als man dann kurz vor Hagen die ersten BVB-Graffitis entdecken konnte, war ein jedem klar, dass man endlich wieder in heimischen Gefilden war. In Hagen machten dann die drei Mitfahrer aus dem Rheinland schlapp, die vorzeitig den Weg nach Hause antraten. Für den Rest ging es über Hamm nach Rheda-Wiedenbrück, wo der Test der Amas gegen den Neu-Oberligisten SC Wiedenbrück auf dem Programm stand. Um halb eins war man schon im beschaulichen Bahnhof Rheda-Wiedenbrück und mit dem Citybus ging es dann direkt zum Jahnstadion. Auch hier war man viel zu früh, da der Ground noch geschlossen war. Immerhin war man dann aber als erstes im Stadion. Für einen Aufsteiger in die NRW-Liga sicherlich eine ganz gute Anlage im typischen Style à la Verl, Delbrück oder Lippstadt. Auf der einen Seite eine überdachte Sitzplatztribüne, auf der anderen Seite eine kleine Stehtribüne mit einigen Stufen. Abgerundet wurde die Anlage von einem Clubhaus am Eingangsbereich. Nach endlosem Warten sollte also der letzte Akt für dieses Wochenende beginnen. 352 Zuschauer, darunter nicht mehr als vierzig Leute aus der Dortmunder Fanszene, wurden letztlich Zeugen eines ausgeglichenen Spiels, dass der BVB II letztlich mit 3:0 für sich entscheiden konnte.
Die Tore gegen die Ostwestfalen, die im Übrigen von Ex-HSV-Profi Thomas Stratos trainiert werden, erzielten Sebastian Tyrala, Sebastian Hille und Gastspieler Andy Delord. Vor allem in Anbetracht, dass der BVB II über gerade mal elf Akteure verfügte, eine richtig gute Leistung. Insbesondere Keeper Gerlach, sowie Tyrala, Boztepe und Hille in der Offensive zeigten eine richtig gute Leistung. Auch die Innenverteidigung um Großkreutz und Rückkehrer Christian Eggert agierten über weite Phasen recht sicher.
Hannes Wolf hinterlässt positiven Eindruck
Wirklich gespannt war ich aber vor allem auf den Auftritt von Hannes Wolf als Nachfolger von Ingo Preuß. Und ich muss sagen, dass mich der ehemalige Spielertrainer des ASC 09 nicht enttäuscht hat. Sehr aufmerksam und sachlich agierte Wolf neben Theo Schneider an der Seitenlinie und machte direkt auf (taktische) Fehler aufmerksam. Wolf könnte damit eine echte Verstärkung werden. Auch sehr nett, dass sich Wolf kurz vor Spielende für den angeschlagenen Neuzugang Hasanbegovic einwechselte. Das konnte eigentlich nur noch durch Marcus Piossek getoppt werden, der seinem Co-Trainer während des Spiels noch taktische Anweisungen gab. Im Team stimmt eben die Stimmung. Das lässt auf jeden Fall für die ersten Spiele hoffen, wenngleich man nicht vergessen sollte, dass die Vorbereitung alles andere als toll verläuft. Die A-Jugend ist erst seit heute wieder im Training, die Ergänzungsspieler wie Kullmann, Sadrijaj und Öztekin stoßen gar noch später zum Team.
Kurz vor Abpfiff verließ man den Ground um noch rechtzeitig den Bus zurück zum Bahnhof Rheda-Wiedenbrück zu bekommen. Während dieser planmäßig fuhr, geizte ausgerechnet der letzte Zug für dieses Wochenende mit Pünktlichkeit. Aufgrund einer Bremsstörung erreichte man den Dortmunder Hauptbahnhof mit gut und gerne zwanzig Minuten Verspätung, wo man nach über 37 Stunden wieder heimischen Boden unter seinen Füßen hatte.
Einen kleinen Albtraum erlebte man dann nur noch beim Halt in Kamen, als man hier aus seinem Minutenschlaf erwachte und auf einmal zwei Beamte der Bundespolizei vor sich stehen sah und diese tatsächlich die Personalien eines Mitfahrers checkten. Für mich ein klarer Fall von chronischer Langeweile, zumal die beiden Beamten im Leben nicht damit gerechnet haben dürften, dass man gerade vom Fußball kam.