BVB, Braunschweig und Pyro
So richtig motiviert schienen an diesem Abend in Braunschweig auf Dortmunder Seite nur wenige gewesen zu sein. Weder die angereiste Bullibesatzung noch die Schwarzgelben auf dem Rasen hatten wohl so richtig Lust auf diesen nasskalten Abend an der Hamburger Straße.
Durch einen Stau, verursacht durch einen tödlichen Verkehrsunfall, betrat man mit 15 Minuten Verspätung das Stadion. Dann der Schock: Beim Kramen in der Jackentasche fand der mitgereiste Methusalem der Gruppe zufällig pyrotechnische Restbestände von Silvester, nämlich acht Zissemänner! Welch unverantworlicher Leichtsinn. Wäre dieser Sprengstoff bei den Kontrollen durch die Ordner aufgefallen, hätte es von den Braunschweigern für den bislang unbescholtenen Langhaarultra sicherlich ein lebenslanges Stadionverbot gegeben. Nach dem Spiel reisten alle Feuerwerkskörper wieder unbeschadet gen Heimat - puhhh, noch mal Glück gehabt.
Im Stadion gab in der Dortmunder Kurve die inzwischen bekannte „Gruppa DSDSV“ - Dortmund sucht den Supervorsänger - ihr Können zum besten. Unter den kritischen Augen der Jury im Block - ca. 700 Dortmunder waren anwesend - versuchten sich die verschiedenen Kandidaten am Erklettern des Zaunes und am Anstimmen Dortmunder Liedgutes. Zum Aufwärmen vor den großen Auftritten wurden aus der Kurve sinnfrei Feuerzeuge und Bierbecher auf die Ordner geworfen – großes Kino! Nach dem 2:1 für die Eintracht wollte man dann sogar noch lustig sein und stimmte die unvermeintliche Humba an. Allgemein war die Stimmung bei den Gästen recht mau, was bei einem Testspiel allerdings nicht anders zu erwarten war.
Auf Braunschweiger Seite schien man sich auf das Spiel richtig gefreut zu haben: 8.600 Zuschauer (sah allerdings nach erheblich mehr aus) bei einem Vorbereitungsspiel eines Drittligisten unter widrigen Bedingungen erscheinen selbst einem masseverwöhnten Dortmunder beachtlich. Sicherlich ein Indiz dafür, wie groß die Schar an Anhängern des Traditionsvereins noch immer ist. Im Ultra Block der Heimfans klaffte eine unübersehbare Lücke, wurden doch zu Beginn der Hinrunde gegen eine große Anzahl der Ultas Braunschweig inklusive deren Jugendgruppe Gioventu Stadionverbote ausgesprochen. Folglich besuchen diese ab sofort nur noch die Jugendspiele und die Spiele der Wasserballabteilung des eingetragenen Vereins. Anstoß für die zahlreichen Stadionverbote gegen die Ultras BS war der Wunsch der Ultras nach einem eigenen Block, nahe dem Gästeblock. Vertretern des Vereins und der Polizei war dies jedoch ein Dorn im Auge und so machte man es sich in Braunschweig recht leicht und sprach nach einer versuchten „Besetzung“ des neuen Blocks einfach Stadionverbote aus. Freiheit für Fußballfans bedeutet auch den Verantwortlichen in Braunschweig recht wenig. Im Grunde genommen super schade, gehörte die gesamte Braunschweiger Kurve in der Saison 2007/08 zu einer der aufstrebenden Szenen in Deutschland. Der Auftritt in der Roten Erde in der vergangenen Saison zählte jedenfalls mit zu den besten in Dortmund.
Gegen den BVB zeigten die übrig gebliebenen „Ultras“ folglich lediglich ein Dauerfahnengeschwenke und einschläfernde Trommelei. Um bei dieser Monotonie nicht einzunicken, stimmte der Rest der Kurve gelegentlich Wechselgesänge und anderes Liedgut an, was dann auch den Rest des Stadions mitriss und es recht laut wurde.
Allgemein muss man feststellen, dass die Eintrachtler dieses Spiel ernster nahmen als der Gast aus Dortmund. So wurde das Unentschieden nach Spielschluss mit einer Ehrenrunde wie ein Sieg gefeiert. Es sei ihnen einfach gegönnt. Dennoch ein kleiner Wehrmutstropfen: Auf der Tribüne meinte ein Einheimischer den direkt angrenzenden Gästeblock mit „Sieg Heil!“ Rufen beglücken zu müssen. Glücklicherweise wurde das Arschloch anschließend aus dem Block entsorgt. Wo wir gerade beim Entsorgen sind: Den eingesetzten Einsatzkräften erschien das Verhalten des Dortmunder Mobs anscheinend zu ruhig und sie langweilten sich oder ihnen war einfach nur kalt. Anders ist das über die gesamte Zeit andauernde provozierende Verhalten der Knüppelträger nicht zu erklären. Möglicherweise wird dieses inakzeptable Verhalten und dessen Folgen seitens der Fanbetreuung noch „nachgearbeitet“. Das Auftreten des Braunschweiger Ordnungsdienstes dürfte hinlänglich bekannt sein und bedarf keiner weiteren Kommentierung – es hat sich bei dieser Söldnertruppe nichts geändert.
Wichtig ist Mittwoch!
Borussia Dortmund: Weidenfeller (46. Ziegler) - Owomoyela (66. Rukavina), Santana, Subotic (46. Kovac), Lee (73. Schmelzer) - Tinga (46. Vrancic) - Boateng (46. Öztekin), Kringe (73. Buckley) - Hajnal (46. Sahin) - Valdez (66. Kullmann), Frei (46. Zidan)
Eintracht Braunschweig: Fejzic – Brinkmann, Schanda (83. Nastase), Henn, Dogan (85. Yildirim) – Kruppke, Pfitzner, Boland, Danneberg (59. Lenze) – Onuegbu (46. Banser), Schied (71. Morabit)
Tore: 0:1 Boateng (14.), 1:1 Kruppke (30.), 2:1 Banser (62.), 2:2 Kullmann (89.)