Ein Wanderer zwischen den Welten - Rolf Rüssmann verlor seinen letzten Kampf
Da sitzt man nichtsahnend am Rechner und wartet auf das wichtige Spiel seiner Borussia und da flattert eine Meldung herein, die dieses Spiel beinahe vergessen macht: Rolf Rüssmann starb nach langer Krankheit in der Nacht zum Samstag, zehn Tage vor seinem 59. Geburtstag und hinterlässt seine Frau Eva sowie seine Töchter Nina und Laura. schwatzgelb.de wünscht der Familie viel Kraft und möchte an eine große Sportlerpersönlichkeit erinnern.
Geboren wurde er in Schwelm und begann seine sportliche Karriere dementsprechend beim FC Schwelm 06. Im Jahr 1969 wechselte er dann nach Gelsenkirchen, wo er in vier Jahren DFB-Pokalsieger (1972) und sogar Vizemeister wurde. Seine Karriere hätte nun steil nach oben gehen können, denn die Berufung für die Nationalmannschaft hatte er bereits bekommen. Aber dort wurde er aufgrund seiner Verwicklung in den Bundesligaskandal gestrichen. Die Folge waren eine rechtskräftige Verurteilung durch das Landgericht Essen, eine Geldstrafe sowie die Sperre durch den DFB . Weil diese jedoch nicht für das Ausland galt, wechselte Rüssmann 1973 zum FC Brügge. Ein Jahr später folgten die Begnadigung durch den DFB und die Rückkehr nach Gelsenkirchen, wo er bis 1980 blieb und 1977 erneut die Vizemeisterschaft errang.
Aufgrund der finanziellen Sorgen des S04 wechselte Rolf Rüssmann am 1. Dezember 1980 dann ausgerechnet zum Erzrivalen nach Dortmund, wo er bis zu seinem Karriereende 1985 für die Borussia spielte.
Insgesamt kam er in all den Jahren auf 453 Spiele in der Bundesliga, und auch in der Nationalmannschaft brachte er es nach seiner Begnadigung in der Zeit von 1977 bis 1978 immerhin noch auf 20 Einsätze. Seinen einzigen Treffer in der Nationalmannschaft erzielte er am 08.03.1978 gegen die Auswahl der Sowjetunion. Sportlich konnte er in der Nationalmannschaft nur die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien vorweisen. Er ist auch bis heute der Ex-Konigsblaue, der die meisten Bundesligaeinsätze für den BVB hat.
Weil ihm der BVB die gewünschte Rolle als Sportdirektor nicht anbieten konnte, wechselte Rüssmann nach seiner aktiven Karriere die Seiten und wurde Manager bei diversen Klubs. Zuerst in Gelsenkirchen, wo er Nachfolger eines gewissen Rudi Assauer wurde, jedoch keine sechs Monate später im Streit mit Präsident Günter Siebert kündigte. Später dann, im Jahr 1990, wurde Rüssmann dann zum VfL Mönchengladbach geholt, wo er ab Januar 1991 alleiniger Manager wurde. Schon ein Jahr später wurde er entlassen, allerdings auch drei Monate später wieder zurückgeholt. Im Anschluss füllte er die Tätigkeit bis zum Jahr 1998 aus, bevor er im Februar 2001 seine letzte, lediglich knapp zweijährige Tätigkeit beim VfB Stuttgart annahm.
Im Anschluss an die Zeit in vorderster Profi-Front engagierte sich Rolf Rüssmann vor allem in der Juniorenarbeit, musste diese Tätigkeit jedoch auf Grund seiner angegriffenen Gesundheit einstellen.
„Bis zuletzt hat er sich in besonderer Weise für den Fußballnachwuchs eingesetzt, wie kaum ein anderer.“ , so stellte es DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus fest und BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball beschrieb den blonden Recken wie folgt: „Beliebt bei den Fans, wurde seine lebenslustige und humorvolle Art von allen Seiten geschätzt.“
Der Deutsche Fußball verliert in Rolf Rüssmann eine weitere Sportpersönlichkeit und einen Kämpfertypen, der wohl immer in den Herzen der Fußballfans bleiben wird, egal ob die Farbe dort Blauweiß oder Schwarzgelb ist.