2:2 gegen Basel beschert den zweiten Platz
Durch ein leistungsgerechtes Unentschieden gegen den FC Basel hat sich der BVB den zweiten Platz beim 47. Uhrencup in Grenchen gesichert. Sicherlich wird der Großteil schon von den Begleiterscheinungen gelesen haben. Großartige Lust auf die Ereignisse weiter einzugehen habe ich dabei eigentlich nicht.
Los ging es für unsere Bullibesatzung direkt nach dem Training, wobei noch der Innenstadt ein kleiner Besuch zwecks Stärkung abgestattet wurde. Danach ging es über die Bundesstraße über die Schweizer Grenze, wo wir erneut keinerlei Probleme hatten. Während der EM soll dies ganz anders gewesen sein. Bei vereinzelten Regenschauern kam man nicht ganz so schnell voran, so dass man schnell den Plan über den Haufen warf, der Schweizer Hauptstadt Bern noch einen kurzen Besuch abzustatten. Kurz nach vier Uhr erreichten wir dann Grenchen (17.000 Einwohner). Da der BVB erst um 19:30 Uhr gegen Basel antreten sollte und das Vorspiel der Zweitligist FC Thun und der FC Grenchen bestritten, entschloss man sich für einen Bummel durch die Innenstadt und die Suche nach einer Gaststätte. Und dies sollte nicht ganz so einfach werden. Der größte Supermarkt hatte bereits seit vier Uhr geschlossen und weit und breit gab es keine Gaststätte. Unglaublich, wenn man dies mal mit unserer Innenstadt vergleicht. Nach einer geschlagenen halben Stunde, fand man dann endlich eine Gaststätte mit gut bürgerlicher Küche. Hätte man allerdings vorher gewusst, dass der Wirt Fan der Blauen aus GE war und dazu unser Team ebenfalls sympathisch fand, man hätte diese wohl direkt wieder verlassen. Zu allem Überfluss versuchte der Wirt uns noch diverse Gespräche à la „Warum sind Dortmund und GE so verhasst?“ und „Die Schweiz ist doch eine Bananenrepublik!“ aufzuzwängen.
Nun ja, letztlich gab es Schnitzel und Pommes in diversen Variationen für alle ab 16,50 Schweizer Franken und so konnte der Weg zum Stadion angetreten werden.
Beule im Fanmobil
Doch bereits auf dem Weg zum Stadion Brühl gab es die erste unschöne Aktion. Fans aus Basel, die in einer nahegelegenen Kneipe unser BVB-Fanmobil beobachtet hatten, hatten wohl nur auf uns gewartet. So kamen beim Einsteigen direkt drei sportliche Baseler Nachwuchsleute auf uns zu und boten uns ein Match an. Ziemlich lächerlich, zumal das Fanmobil ja ein offizielles Fahrzeug des Vereins ist. Man stelle sich nur vor, unser Präsident oder Schatzmeister wären mit dabei gewesen. Unfassbar. So stieg man schnell ins Fanmobil ein um den Parkplatz zu verlassen. Einem Baseler passte dies wohl gar nicht, sprintete in Richtung Fanmobil und trat eine Beule in dieses mit den Worten „Scheiß Dortmund“. Einfach Hammertypen diese Baseler – unglaublich sympathisch.
So bekam man schon einen ersten Eindruck, was einem gleich im Stadion erwarten durfte. Und so wurden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Aufgrund fehlender Fantrennung und absolut amateurhaften Ordner- und Polizeiverhalten, gab es direkt den ersten körperlichen Kontakt zwischen dem mitgereisten Dortmunder Anhang und den Fans aus Basel. Die Aktiven wollten wie schon am Donnerstag ihren Platz auf der Gegentribüne einnehmen. Für den BVB-Anhang war aber die linke Hintertortribüne vorgesehen. Problem: dies wusste niemand und auch der Ordnungsdienst hielt es nicht für nötig darüber zu informieren. So kam das, was kommen musste. Etwa hundert FCB-Fans verließen ihren Platz auf der rechten Hintertortribüne um die körperliche Auseinandersetzung zu suchen. In der Schweiz ist es wohl noch üblich, sich im Stadion zu prügeln. Folglich gab es eine größere Rennerei auf der Gegentribüne. Der BVB-Anhang, letztlich dürften es um die 500 BVB-Fans gewesen sein, zog sich daraufhin geschlossen auf die linke Hintertortribüne zurück. Eine Ordnerkette in der Ecke des Stadions sollte erneute Konflikte verhindern. Während des Spiels blieb es damit auch ruhig.
Zum Einlauf der Spieler gab es auf Dortmunder Seite lediglich das bekannte Banner zum Namenserhalt, während das Inferno auf Baseler Seite einige Schwenker und Doppelhalter zeigte.
Zum Sportlichem Teil
Im Vergleich zum Spiel gegen Luzern hatte Jürgen Klopp die Mannschaft umgebaut. Für Hajnal und Rukavina spielten Tinga und Subotic, auf der Ersatzbank nahm Neuzugang Kruse für Marc Ziegler Platz. Das Spiel begann recht unterhaltsam, es ergaben sich Chancen auf beiden Seiten. Für den BVB sollte diese Partie einen ersten Härtetest darstellen, zumal der FC Basel in einer Woche bereits den Ligabetrieb wieder aufnimmt und zudem die Qualifikation zur CL spielen muss.
In Führung gingen die Baseler dann auch durch ein Eigentor von Felipe Santana, ehe Sebastian Kehl die Führung nach Vorarbeit von Nelson Valdez egalisieren konnte. Valdez hatte zuvor schon die Chance auf den Ausgleich gehabt, passte nahezu freistehend aber lieber weiter in die Mitte, anstatt selbst mal den Abschluss zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt setzte bereits kräftiger Regen ein. Dies tat der Stimmung im Stadion aber keinen Abbruch. Vor allem die Baseler Fanszene überzeugte neunzig Minuten mit einem bärenstarken Support. Laut und sehr kreativ, mit Gesängen die zu gefallen wussten, peitschten die Baseler ihre Mannschaft nach vorne. In Anbetracht von gut 250 supportwilligen Leuten aber kein Wunder, dass hier der Sieg an Blaurot ging. Im BVB-Block beteiligten sich etwa 50 Fans mit Unterstützung einer Trommel am Support.
Pyroshows auf beiden Seiten
Mit dem 1:1 ging es dann auch in die Pause. Nach der Halbzeit wurden die Teams mit Pyroshows beider Lager empfangen. Basel präsentierte zu einem Spruchband für seine Ausgesperrten einige Bengalen, Rauch und Doppelhalter. Ein nettes Bild, zumal die Bengalen in der Hand gehalten wurden, der Rauch nach außen hin abzog. Anders dagegen auf unserer Seite. Pyroshows im Trainingslager haben ja durchaus eine lange Tradition. Was aber gestern auf der Tribüne abgelaufen ist, schadet einfach nur unserem Verein. Anstatt wie gewohnt die Bengalen auf der Tribüne zu entzünden, wurden diese und einige Rauchfackeln auf den Platz geworfen. Ein Bengalo schaffte gar den Weg über den Sechzehnmeterraum hinaus. Was bitteschön soll das? Hier werden unnötig Leute gefährdet, BVB-Torwart Lukas Kruse stand im Tor und hätte locker getroffen und verletzt werden können. Unfassbar, dass die eigenen Leute hierüber nicht ansatzweise nachdenken. Man hätte eigentlich davon ausgehen müssen, dass die Leute aus den Vorfällen beim letzten Wintertrainingslager gelernt haben. Dies ist aber offenbar nicht der Fall gewesen. So darf man sich auch nicht über die Berichterstattung in den Medien beschweren. Erst als Kapitän Sebastian Kehl in die Kurve kam, beruhigte sich die Lage. Eine ganz schön peinliche Situation.
schwatzgelb.de sprach unmittelbar nach dem Spiel mit dem Veranstaltungsleiter, der deutlich klar stellte, dass bereits viele Fans teilnehmenden Vereine Pyroshows auf den Tribünen gezaubert hätten und dies ja auch ein tolles Bild abgeben würde, so lange die Fackeln eben nicht geworfen werden, was an diesem Abend aber leider der Fall gewesen ist. Hätte man die Fackeln auf der Tribüne belassen, so wäre dies gar kein Problem gewesen, zumal der Rauch noch nicht einmal auf das Spielfeld gezogen wäre. Schade. Dies wird wohl leider ein Nachspiel mit sich ziehen und viele Fans werden für die Dummheit einer wenigen Fans gerade stehen müssen.
Unfähige Polizei und gewalttätige Baseler
So rückte das Sportlich zunehmend in den Hintergrund. Basel ging erneut in Führung, ehe Valdez im dritten Versuch ausgleichen konnte. Das schafft auch nicht jeder.Basel gewann somit mit vier Punkten vor dem BVB (2), Luzern (2) und Warschau (1) den diesjährigen Uhrencup.
Was nach Abpfiff rund ums Stadion passierte lässt sich kaum in Worte fassen. Ein Lob gilt ausdrücklich der Besonnenheit unserer Fanszene, wodurch eine Straßenschlacht vor dem Stadion mit wohl vielen Verletzten verhindert wurde. Doch was genau war passiert? Bereits in der zweiten Halbzeit näherten sich immer mehr Baseler Hools, die es wohl auf die Dortmunder Zaunfahnen abgesehen hatten. War dies nicht weiter tragisch, verlagerte Basel seine Aktivität auf den Stadionvorplatz. Während sich der BVB-Anhang im Stadion sammelte um geschlossen zu ihren Autos zu gehen, trieb die Polizei den Fanmob in Richtung Ausgang. Jenen, wo sich bereits die gewaltbereite Fanszene Basels formierte. Als man dann den Ausgang passieren wollte, glaubte man seinen Augen nicht zu trauen, als einem Pflastersteine, Flaschen und Holzlatten entgegenflogen. So etwas habe ich auch noch nicht miterlebt. Ein Fan wurde von einem Pflasterstein getroffen und musste behandelt werden. So wurde der Rückzug ins Stadion angetreten. Zu groß war die Übermacht der Baseler. Die Polizei agierte planlos, schaute tatenlos zu. Wo in Deutschland innerhalb weniger Minuten Hundertschaften der Polizei inkl. Wasserwerfer angerückt wäre, sah die Schweizer Polizei keinen Anlass zum handeln. Viele Fans beschweren sich oft über übertriebende Polizeieinsätze, heute wäre hierfür endlich mal Anlass gewesen. Letztlich sperrte die Polizei nach über einer halben Stunde den Weg hinter dem Stadion ab. Polizisten trugen Gewehre mit Tränengas und Gummigeschossen. Somit konnte der Dortmunder Anhang den Weg aus dem Stadion zu den Autos und Bullis antreten. Schon ziemlich krass.
Festgenommen wurden lediglich vier Baseler Fans und das auch nur weil sie vermummt waren. Wie gut das nahezu alle Baseler vermummt waren.
Den krönenden Abschluss bildete ein feiger Angriffsversuch Baseler Anhänger auf 25 Zugfahrer, die aus Dortmund angereist waren, am Baseler Hauptbahnhof. Hierbei erlitt ein Dortmunder Fan leichte Verletzungen. Ein größeres Polizeiaufgebot am Bahnsteig verhinderte Schlimmeres.
Zweiter Angriff aufs Fanmobil
Und auch unser Fanmobil wurde erneut Opfer einer Attacke. Ein Fan des Gelsenkirchener Vorortvereins, versuchte das Kfz-Kennzeichen (DO-LL 1205) zu stehlen. Nachdem er bereits das vordere Kennzeichen abmontiert hatte, konnte der Verlust nur durch das beherzte Eingreifen von Petra verhindert werden. Ansonsten hätte man ohne Kennzeichen fahren müssen. Das Thema GE verschont einem noch nicht mal im Trainingslager...
Für uns ging es dann mit reichlich Verspätung zurück nach Donaueschingen. Dass die Übergriffe im und vor dem Stadion, sowie die Fackelwürfe der eigenen Leute für eher miese Stimmung gesorgt haben, muss wohl nicht explizit erwähnt werden.