Spielbericht Jugend

Über Hannover nach Berlin

05.08.2008, 21:09 Uhr von:  kha
Über Hannover nach Berlin
Der Pokal in Dortmunder Händen - leider nur auf den Tribünen

Kurz vor dem Start der neuen Saison wollen wir Euch noch einmal in die vergangene Saison entführen, genauer gesagt zum 19.04.2008, genau, dem Tag des Pokalfinales, aber lest selbst:

Groß war die Freude, nachdem fest stand, dass es in diesem Jahr nach „Berlin" gehen sollte. Tatsächlich Berlin, von dem wir alle, trotz Champions League, Meisterschaft und dem UEFA Pokalendspiel so lange geträumt hatten. Und diesmal sollte das Endspielfeeling , nachdem man 1989 aufgrund der Jugend nicht dabei sein konnte, endlich live erlebt werden.

Doch, oh Schreck, wie an Karten kommen? Stündlich trudelten aus Dortmund neue Meldungen über Kartenvorbestellungen ein. Da war von 80.000, dann 120.000 und später dann sogar von 200.000 Vorbestellungen die Rede. Ein wenig Panik machte sich breit. Wie um alles in der Welt sollte da eine Karte für mich abfallen? Ich, der diese Saison nur ein einziges Auswärtsspiel gesehen hatte, und das ausgerechnet bei den Amas in Bremen, also quasi ein Heimspiel.

Immerhin war ich schon einige paar Jahre Mitglied beim BVB und, seit ihrer Gründung, auch in der Fanabteilung. Genau die hatte für ihre Mitglieder neben einigen Fanbussen auch einen Sonderzug samt Karten Richtung Berlin geordert. Also nichts wie beworben und abgewartet. Kurze Zeit später kam sie dann, die erlösende Nachricht, dass es tatsächlich eine Zugfahrkarte samt Ticket für das Pokalfinale für geben sollte.

Endlich angekommen

Schnell den angegebenen Eurobetrag auf das angegebene BVB-Konto überwiesen und dann angefangen, die Tage bis zum Finale rückwärts zu zählen.. Ein kleines Problem gab es aber dann doch noch: Wie um alles in der Welt soll ich den Sonderzug erreichen, der um 08.01 in Bielefeld und um 09.13 Uhr in Hannover sein sollte und damit quasi unerreichbar von einem kleinen Ort in Norddeutschland war? Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg beziehungsweise ein Helfer. Und so kam es, das sich am Samstagmorgen um 06.45 Uhr eine kleine 3 - Mann Fangruppe gen Hannover aufmachte. Gegen 08.40 Uhr erreichten wir die Landeshauptstadt und nutzen die Zeit, um das, ob der frühen Abfahrtzeit ausgefallene, Frühstück nachzuholen und anschließend gemütlich den „Sonderzugbahnsteig" aufzusuchen, nur um dann zu erfahren, dass der sehnlichst erwartete Zug aufgrund von Gleisbauarbeiten circa 30 Minuten Verspätung haben sollte. Ganz so schlimm wurde es dann doch nicht, gut 20 Minuten nach der eigentlichen Ankunftszeit trudelte der Zug ein. Von Weitem konnte man bereits erahnen, dass sich die Zugbesatzung ihre Stimmung von den zuletzt so mageren Ergebnissen nicht hatte vermiesen lassen und bereits ordentlich feierte.

Die BVB-Fankurve im Olympiastadion

Dieses Bild bestätigte sich auch im Zug. Egal ob im Sambawagen oder in den Abteilen, überall traf man fröhliche und feiernde Borussen. Auf dem Weg vom Einstiegsabteil bis zu dem Abteil mit dem zugewiesenen Sitzplatz gab es dann auch noch das ein oder andere „Hallo" und Händeschütteln. Selbst im Abteil dann eine Überraschung in Form eines Gesichtes, welches man schon lang nicht mehr gesehen hatte. Am Wolfsburger Stadion vorbei, in Gedanken daran, dass beim letzten Finale kurz dahinter noch eine Grenze existierte, fuhr der Zug Richtung Berlin - Charlottenburg, wo man tatsächlich noch einigermaßen pünktlich ankam.

Dort wurde sich auch gar nicht lange aufgehalten, kurz das S-Bahn Ticket gekauft und dann ab zum Bahnhof Zoo und von dort weiter zur Gedächtniskirche. Schon auf dem Weg dorthin konnte man erahnen, dass diese Stadt heute in den schönsten Farben der Welt gehüllt sein würde. Dieser Eindruck verstärkte sich immer mehr, je länger man sich auf dem Ku'damm oder, als Pflichttermin in Berlin, sich in der Nähe des Reichstages und des Brandenburger Tores aufhielt. Schwarz - Gelb dominierte all überall und es wurde einem bewusst, das diese oft besungenen 50.000 Borussen auch tatsächlich den Weg an die Spree gefunden hatte.

Zusammenhalt war Trumpf

Nachdem man sich dann an Historischem und Modernem sattgesehen hatte, ging es zurück an die Gedächtniskirche um noch ein wenig die Stimmung augzusaugen und sich auf das Finale einzustimmen. Gegen 16 Uhr machten sich viele BVB Fans auf den Weg zum Stadion, um dort entweder das Damenfinale zu erleben oder sich rund um das Stadion noch ein wenig die Zeit zu vertreiben.

Zwei Stunden später, so gegen 18.00 Uhr, wurde es dann auch in den Blöcken rund um das Marathontor voll und schnell wurde klar, dass das eigentlich ausgewogene Fan-Verhältnis ganz klar in Richtung schwarz-gelb verschoben war.

Und das sollte auch für die Unterstützung insgesamt gelten. Während aus Richtung Marathontor ganz klar der Ton angegeben wurde und „Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz" quasi in einer Art Dauerschleife intoniert wurde, gab es aus der gegenüberliegenden Kurve nur gut zweimal etwas zu hören. Zunächst kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit und nach dem 2:1, als klar wurde, dass unsere Jungs nicht mehr die Kraft aufbringen würden, das Spiel noch einmal zu drehen.

Aktion in der Kurve
So ließ man also den Rest des Spiels über sich ergehen, war am Ende dann aber doch Stolz auf das, was Mannschaft und Fans des BVB an diesem Tage in Berlin geboten hatten.


So begab man sich dann zwar geschlagen aber auch Stolz mit der S-Bahn zurück in Richtung Berlin-Charlottenburg, wo man noch eine ganze Weile auf die Sonderzüge warten durfte. Zeit, die intensiv dazu genutzt wurde, die umliegenden Shops, Currywurstbuden und Dönerstände mit unerwartetem Umsatz zu beglücken, oder, alternativ, ein kurzes Nickerchen in den Gängen und Treppen des Bahnhofs zu machen.

Als dann, endlich, der Sonderzug der erwähnten drei Mann Gruppe eintraf, wurde dieser ohne großes Aufsehen und ohne Probleme geentert. Ein Teil der Fans begab sich direkt wieder in den Sambawagen, wo weiter gefeiert wurde, während ein anderer Teil sind in die Abteile zurückzog um zumindest ein wenig Schlaf zu finden.

In Hannover war die Reise mit dem Sonderzug auch schon wieder beendet und es ging via Bremen in Richtung Heimat, die man so gegen 09.30 Uhr wieder erreicht hatte.

Das soll es gewesen sein mit den schon fast nostalgischen Träumereien vom Finale. Am Samstag beginnt der Ernst des (Pokal-)lebens bei Null. Lasst uns alle mithelfen, dass wir unsere zweite Heimatstadt im nächsten Jahr wieder besuchen dürfen.

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