Die vergessenen Jahre Teil 1: 1945 bis Saison 47/48
Der zweite Weltkrieg war zu Ende und Deutschland am Ende. Der Sport musste ganz andere Strukturen kriegen. Dieser Text befasst sich mit der Oberliga West, die in der Zeit von 1947 bis 1963 eine regionale Bundesliga und der Grundstock für den BVB von heute war. Spieler wie Preißler, Schmidt, Burgsmüller und viele andere brachte diese Zeit hervor. Trotzdem kennt kaum einer diese Liga. In diesem Saisonrückblick beschäftigen wir uns mit den Jahren 1945 bis zur Saison 1947/48.
Nach dem Krieg und vor der Oberliga - Zwischen Neugründung und Nummer eins im Pott
Nach dem 2. Weltkrieg wurden alle Sportvereine, also auch der BVB, aufgelöst. In den folgenden Monaten versuchte man den Verein wieder neu zu gründen. Zwischenzeitlich gründete man die „Sportgemeinschaft Borussia von 1898" (Neben dem BVB wurden dort auch die Werkssportgemeinschaft Hoesch und der Freie Sportverein 98 aufgenommen), aber am 15.07.1945 bestätigte die britische Militärregierung den kommissarischen Vorstand des neu gegründeten Vereins BV Borussia 09 Dortmund.
Im September beschlossen im Vereinslokal des VfL Altenbögge die ehemaligen Vereine der Gauliga Westfalens, eine Punktspielrunde in der 1. Division West einzuführen. Der BVB wurde dabei in die Landesliga Westfalen, Gruppe 2 eingeteilt und war damit auch wieder erstklassig. Es lief alles wieder in geordneten Bahnen. Am 21.10.45 fand die erste BVB Generalversammlung nach dem Krieg statt und ein neuer Vorstand wurde gewählt (1. Vorsitzender Eugen Pentrup, Geschäftsführer Willi Bietzek, Kassierer Franz Jacobi). Ab Januar 1946 hatte der BVB auch wieder einen Trainer. Es war der letzte Trainer vor dem Krieg, Fritz Thelen. Leider wechselte er im August 1946 in seine Heimat (Irgendwo in Gelsenkirchen) zurück, so dass die Dortmunder einen neuen Trainer brauchten. Den Posten übernahm der Diplom-Sportlehrer Ferdinand Fabra. Die Saison in der Landesliga Westfalen, Staffel zwei beendete der BVB auf Platz vier, sechs Punkte hinter dem Gruppensieger SpVgg. Erkenschwick. In der folgenden Saison gehörten der Staffel nur neun Vereine an, darunter Arminia Marten und VfB Alemannia Dortmund.
Im Oktober 1946 beschlossen die westdeutschen Vereinsvertreter in Essen, dass für die Saison 1947/48 eine eingleisige, westdeutsche Eliteklasse gegründet werden sollte. Diese wird später dann Oberliga West genannt. Die zwölf Vereine wurden wie folgt zusammengesetzt: Aus Westfalen waren vier Vereine dabei, während jeweils drei Vereine aus dem Mittelrhein bzw. Niederrhein stammten. Die restlichen beiden Plätze wurden durch zwei Qualifikationsrunden ausgespielt. Aber bevor man in dieser Liga spielen konntee, musste erst die Saison 1946/47 beendet werden. Am 12.11.46 fand dann das erste Nachkriegsderby statt und die Blauen siegten mit 3-1. Der BVB belegte in der Landesliga, Staffel zwei, mit drei Punkten Vorsprung vor Erkenschwick den ersten Platz. Damit waren beide Mannschaften für die neue Oberliga qualifiziert.
Am 18.05.1947 wurde das erste Endspiel um die Westfalenmeisterschaft ausgespielt. Im Finale standen neben dem BVB auch der Reviernachbar aus Gelsenkirchen. Mit dem 3-2-Sieg der Dortmunder durch Tore von Michallek, Ruhmhofer und Sandmann errang man die Meisterschaft und beendete die 21jährige Vorherrschaft von S04. Bis zur 78 Minute führten die Blauen, ehe die Borussen das Spiel drehte. Am Ende war es ein Triumpf des größeren Siegeswillen über die immer noch reifere Spielkultur. Bezeichnenderweise verkündete die Rhein-Ruhr-Zeitung nicht "Borussia Westfalenmeister" sondern "Schalke nicht mehr Westfalenmeister".
Durch den Sieg qualifizierte sich der BVB für die britische Zonen-Meisterschaft. Im Viertelfinale gewannen die Dortmunder gegen Werder Bremen mit 4-2. Im Halbfinale behielten die Borussia gegen den VfR Köln 04 mit 5-4 nach Verlängerung die Oberhand. Am 13.06.47 fand im Düsseldorfer Rheinstadion das Endspiel gegen dem Hamburger SV statt. Die Dortmunder verloren es mit 0-1 und beendeten die Saison als Vize-Meister in der britischen Zone.
Saison 1947/48 - Dortmund gewinnt den ersten Westtitel
Im ersten Spiel in der Oberliga West traf der BVB auf die Sportfreunde Katernberg. Die Dortmunder gewannen vor 25.000 Zuschauern durch Tore von zweimal Lenz und Ihbel klar mit 3-0. Am 21.09.47 trafen sich die Endspielgegner um die Westfalenmeisterschaft 1947 erneut und die Schalker brannten auf Revanche. Vor 25.000 Zuschauern in der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn trennte man sich mit 1-1 (Torschütze: August Lenz). Die erste Niederlage kassierten die Borussen am fünften Spieltag in Oberhausen. Beim 0-1 war das Erfolgsrezept von RWO, Borussias besten Saisonspieler, August Lenz, komplett abzumelden. Bei den ersten Spielen geizte der BVB mit Toren, erst am zwölften Spieltag schlug der BVB richtig zu. Mit 8-0 konnten sich die Dortmunder endlich befreien. Im November 1947 erhielt der BVB einen Abteilungszuwachs. Es wurde die BVB-Tischtennisabteilung gegründet. Die Hinrunde beendeten die Borussen auf Platz zwei mit 17-7-Punkten
Im ersten Spiel der Rückrunde trafen die Dortmunder auf den Tabellenführer Sportfreunde Karternberg und mit einem Sieg hätte man den ersten Platz erreichen können. Doch dieses Vorhaben ging schief und man verlor mit 0-2. Am nächsten Spieltag stand erneut das Derby an und der BVB gewann vor ausverkauften Haus durch einen Treffer von Podgorski mit 1-0. Der Torhüter bei den Blauen hieß übrigens Heinrich Kwiatkowski, der zudem einen Elfmeter von August Lenz parierte. Am 07.03.48 übernahm der BVB die Tabellenführung durch ein 5-0 über die TSG Vohwinkel 80. Bedanken konnten sich die Borussen bei Oberhausen, die gegen den bisherigen Tabellenführer Sportfreunden Katernberg mit 5-2 gewannen. Das gab den Borussen Selbstvertrauen, so dass man beim STV Horst-Emscher ebenfalls mit 4-2 gewann und auch das Spiel gegen VfR Köln endete deutlich mit 6-0.
Am 18. April 48 besiegten die Dortmunder Düsseldorf mit 2-0 (Tore von Preißler und Lenz) und der BVB wurde der erste Meister der neu gegründeten Oberliga West. Bester Torschütze der Liga mit 22 Treffern wurde der Dortmunder August Lenz. Die Oberliga West wurde begeistert angenommen. Über 2,2 Mio. Zuschauer besuchten die 156 Spiele, was einen Schnitt von 14.000 Zuschauer pro Spiel bedeutete. Alleine der BVB mobilisierte in seinen 12 Heimspielen ein Viertel der Gesamtzuschauerzahl.
Im Viertelfinale der Zonenmeisterschaft gewannen die Dortmunder gegen Werder Bremen mit 3-2 nach Verlängerung. Dann wurde es aber konfus. Eigentlich sollte der BVB gegen Braunschweig im Halbfinale antreten, aber der Zonenausschuss-Vorsitzende Weber sah das anders und bestimmte, dass der Gegner St. Pauli war. Außerdem wurde der Termin um einen Tag vorverlegt, was für die berufstätigen BVB-Spieler ein weiteren Tag Urlaub bedeutete (Samstag war ein Werktag). Im Halbfinale trafen die Borussen auf den FC St. Pauli und trennten sich in Gladbeck mit 2-2 nach Verlängerung. Eine Woche später traf man sich im Braunschweig und der BVB verlor knapp mit 0-1. Im Spiel um Platz drei spielte dann der BVB am 13.06.48 auf den TSV Braunschweig und gewann mit 2-0. Von der Deutschen Meisterschaft wurde der BVB ausgeschlossen und man beantragte ein Verfahren gegen Borussia wegen Disziplinlosigkeit