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Leichte Reibereien bei der Mitgliederversammlung, aber kein KINDisches Verhalten im Verein
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Um 11 Uhr begrüßte BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball die bis dahin anwesenden 632 Mitglieder (von mittlerweile über 32.000).
Er stellte im Anschluss die wichtigsten Tagesordungspunkte dieser Sitzung vor: Die Satzungsänderungen und die Wahlen im Vorstand. In diesem Zusammenhang verkündete er, dass die ersten Satzungsänderungen von Vorstand und Markus Bliemetsrieder zusammengefasst wurde. Im Anschluss wurden die verstorbenen BVB-Mitglieder geehrt, worunter auch zwei Mitglieder des Ältestenrates (Gerd Cyliax und Heinrich Kwiatkowski) waren. Es ging weiter mit der üblichen Vorgehensweise, sprich, es wurde die Protokollführerin und ein Wahlkommission gewählt. Danach wurden die Mitglieder geehrt, diesmal durch Wolfgang Paul. Für 25 Jahre Mitgliedschaft durften insgesamt 19 Mitglieder auf die Bühne kommen, darunter namhafte Leute wie Dr. Norbert Blüm, Gerd Pieper und Karl-Heinz Kopeka.
Im Anschluss folgten dann die Ehrungen für über 40 Jahre Mitgliedschaft (6 „Personen“, darunter Heinz Keppmann), 50 Jahre (5 Mitglieder), 55 Jahre (ebenfalls 5 Mitglieder), sowie für 60 Jahre (Werne Theis und Wolfgang Meier) und für 70 Jahre (Rudi Busse). Für insgesamt 80 Jahre Mitgliedschaft wurde der Ehrenvorsitzende des Ältestenrat, Alois Scheffler, geehrt. Da er gesundheitlich nicht auf die Bühne kommen konnte, ging der Vorstand runter zu ihm und überreichte Ihm dort sein Urkunde, während die restlichen Mitglieder in der Halle stehend applaudierten. Diese quittierte er mit den Worten: „Einmal Borusse, immer Borusse“.
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Nun kam für die Amateurmannschaft Heinz Keppmann zu Wort. Auch er konnte von einem Sieg über die blauen Nachbarn berichten. Zuerst ging er auf die 19 aktiven Schiedsrichter im Verein ein. Namentlich erwähnte er den erst 18-jährigen Daniel Rott, der bereits A-Jugend-Spiele pfeift. Trotzdem mahnt er diesen, nicht abzuheben. Dann würde er auch seinen Weg machen. Nachdem Schiedsrichterobmann Kopeka aus gesundheitlichen Gründen aufgehört hat, wird der Bereich nun durch eine Doppelspitze vertreten.
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Die Tischtennisabteilung wurde durch Bernd Möllmann vertreten. Leider konnte er keinen Erfolg gegen unsere blauen Nachbarn verkünden, diese spielten nicht in unsere Klasse. Bezüglich der letzten Saison kämpfte man nahezu bis zum Ende um die Meisterschaft mit, aber nach der Niederlage gegen Holthausen erreichte man nur den dritten Platz in der 2. Bundesliga. In dieser Saison sei die Leistungsdichte in der 2. Liga noch enger zusammengerückt, so dass man zurzeit nur auf Platz drei liegen würde. Trotzdem stelle man mit Wencheng Qi erneut den stärksten Spieler in der 2. Bundesliga. Für die aktuelle Saison stellte Möllmann einen Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Oberliga in Aussicht.
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Auch das Einsetzen für den Supporter-Zusammenschluss “Unsere Kurve“ habe Erfolge gebracht, wie man an der aktuelle Regelung bei Stadionverboten sehe. Man konnte wie im Vorjahr die Umsatzzahlen hoch halten und habe einen Gewinn von 5.000 Euro erzielt. Dadurch könne man seine Erfolgsstory weiter schreiben, schließlich habe man auch im ersten Jahr einen Gewinn von einem Euro erwirtschaftet. Auch bei den Mitgliederzahlen gab es Erfolgsmeldungen. So konnte man die Zahl von 2.600 auf 3.400 Mitglieder erhöhen, d.h. jedes 10 Mitglied ist bereits in der Fanabteilung, die ja nächstes Jahr ihren fünften Geburtstag feiert. Für die nächste Zukunft sollen in der Abteilung die Strukturen verbessert werden. Dazu will man für den Zusammenhalt im Verein ein Konzept vorstellen. Zum Abschluss bedankte er sich noch bei dem Vorstand und empfahl der Versammlung, dem Satzungsvorschlag 50% + 1 zuzustimmen. Beim BVB solle kein Investor jemals das Sagen haben, was mit brausendem Beifall bedacht wurde. Der Verein dürfe seine Kontrollfunktion gegenüber dem Fußball nicht verlieren.
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In der Gewinn- und Verlustrechnung teilte er dann mit, man habe ohne Europapokal einen Umsatz von 108 Mio. Euro erwirtschaftet. Dem entgegen hielt er, dass z.B. Werder Bremen mit der Champion League gerade einmal 112 Mio. Euro erwirtschaftet habe. Im zweiten Jahr in Folge konnte die KGaA wieder einmal schwarze Zahlen schreiben. Die Umsatzzahlen würden vor allem durch den DFB-Pokal steigen. Auch der Fanartikelabsatz hätte angezogen. Vor dreieinhalb Jahren hatte der BVB noch 120 Mio. Euro Verbindlichkeiten und kein Stadion, in der Zwischenzeit gehöre dem BVB das Stadion, man habe 101 Mio. Euro Eigenkapital und nur noch 68 Mio. Euro Verbindlichkeiten. Als nächstes leuchtete auf der Anzeigentafel die Zahl 122.400.000 auf. Das waren die Verbindlichkeiten, die der BVB in den letzten Jahren abgebaut hat. Der Weg sei nicht leicht gewesen, aber das Konstrukt stehe wieder auf soliden Beinen. Man habe eine klare Strategie. Und wer Visionen hat, sollte, wie schon Altbundeskanzler Schmidt sagte, zum Arzt gehen. Er bedankte sich beim Vorstand und den einzelnen Abteilungen, in denen sportlich der richtige Weg eingeschlagen würde. Man spräche jetzt wieder mit Respekt über den BVB. Vorbei die Zeiten, wo man, wenn der BVB kam, gesungen habe: „Wenn wir wollen kaufen wir euch auf“. Immerhin habe man von sieben Auswärtsspielen drei gewonnen.
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Aber auch Kritik hatte Geschäftsführer Watzke. Es könne nicht sein, dass man eigene Spieler während des Spiels auspfeift, das sei nicht der Stil des BVB. Denn zusammen sei man am Stärksten. Danach begrüßte er Dede, der ins Training nach Dortmund zurückgekommen ist. Die Mitglieder bedachten den Brasilianer mit Standing Ovations. Er hoffe, dass man in der Rückrunde im DFB-Pokal mit Dede die Bremer aus dem Stadion schieße und wieder nach Berlin fahre. Aber in der neuen BVB-Philosophie darf auch der Jugendkoordinator nicht fehlen. Er bedankte sich bei Lars Ricken, mit dem er eine Zielrichtung vereinbart habe und der viel Positives herausgearbeitet habe. Zum Abschluss kam er dann zur 50% + 1-Satzungsänderung und machte unmissverständlich klar: „Der BVB wird niemals von Investoren aufgekauft werden. Und wenn wir die Letzten wären“. Am Ende werde die Vernunft siegen, das dürfte zumindest die Vergangenheit gezeigt haben. Der Verein wäre jetzt wieder in einem ruhigen Fahrwasser, nach dem man knapp an der Insolvenz vorbeigerutscht sei.
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Viel Pech hatte Schatzmeister Dr. Lunow. Musste er letztes Jahr nach der Rede von Watzke antreten, hatte er dieses Jahr noch größeres Pech, er muss nach Klopp reden. Es ging also zurück zu den Zahlen des Vereins. Er begann mit den Mitgliederzahlen, die jenseits der 32.000 liegt. Seit beginn der Aktion „Welche Farbe hat dein Herz?“ konnte man schon über 10.000 neue Mitglieder zählen. In diesem Jahr erwirtschafte der e.V. einen Überschuss von 89.000 Euro. Es folgten dann die Zahlen der einzelnen Posten bzw. Abteilungen, wobei der Posten „Borusseum“ mit einem Umsatz von 274.000 Euro herausragte. Da drin enthalten sind vor allem die Gründungszertifikate und Spenden. Lunow beendete die Ausführung mit dem Dank für die drei Jahre der Zusammenarbeit.
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Zum Abschluss der Berichte sprach dann der Präsident. Der BVB werde den hundertsten Geburtstag im Voraus feiern, beginnend mit einem ökumenischen Gottesdienst am 99. Geburtstag um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz, wo der BVB geboren wurde. Danach gehe man zur Eröffnung des Borusseums. Es werde dann innerhalb des Jahres kein Monat vergehen, in dem man nicht an den hundertsten Geburtstag des BVB erinnert werde. Danach ging es dann wieder um den sanierten BVB und den viel gescholtenen Sportmanager. Man habe jetzt schon drei Punkte mehr (vor allem dank Trainer Klopp) als in der gesamten Hinrunde der vergangenen Saison. Im nächsten Jahr möchte er Mats Hummels das Wort erteilen, damit er uns sagen kann, warum er sich für den BVB entschieden hat. Im Anschluss wird die Mannschaft mit stehendem Beifall aus der Halle entlassen.
Da keine Diskussion bezüglich der Berichte gewünscht wurde, folgte nun der Vorsitzende des Wirtschaftsrates, Dr. Materna, mit seinem Bericht. Er verkündete, die Prüfung habe keine Einwände festgestellt und er empfahl, den gleichen Wirtschaftsprüfer wie im vergangenen Jahr zu nehmen. Dies wurde dann mit ein paar Gegenstimmen und Enthaltungen angenommen. Für die Kassenprüfer übernahm dann Reinhard Beck das Wort und teilte mit, die Prüfung sei erfolgreich gewesen und man empfehle die Entlastung des Vorstandes. Für diese Abstimmung übernahm Dr. Aden den Vorsitz. Die Versammlung stimmte dem mit einer Gegenstimme zu.
Als nächster Punkt kamen dann die Wahlen an die Reihe. Es wurden der Vizepräsident und der Schatzmeister neu gewählt. Für den Posten des Vizepräsidenten tritt der bisherige Vize Dr. Knauf nicht mehr an. Er ließ sich übrigens entschuldigen. Nachfolger soll Gerd Pieper werden. Der Vorsitzende des Wahlausschusses, Dr. Materna, stellte beide Kandidaten vor und teilte mit, dass diese Entscheidung einstimmig gefallen sei. Im Anschluss hatte dann Gerd Pieper die Möglichkeit, sich der Versammlung vorzustellen. Der Name sei im Stadion ja schon lange bekannt, mittlerweile fast 20 Jahre verkündet sein Unternehmen die Zuschauerzahlen, sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten. Beide Kandidaten werden fast einstimmig gewählt und nehmen die Wahl an.
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Im zweiten Antrag des Vorstandes ging es um die Wahl der Kassenprüfer. Aufgrund der Vorkommnisse im letzten Jahr (drei Vorschläge, zwei wurden gewählt, einer versuchte per Gericht dagegen anzugehen) solle nun der Wahlausschuss über die Kassenprüfer entscheiden und den Vorschlag der Mitgliederversammlung vorstellen. Auch diesem Vorschlag wurde dann mit zahlreichen Gegenstimmen und Enthaltungen entsprochen. Der nächste Antrag kam vom Vereinsmitglied Kazperowski, der vorschlug, dass der Wirtschaftsrat nicht mehr en Bloc sondern einzeln gewählt werden solle. Auch dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
Anschließend wurde es weniger nett. Beim zweiten Antrag von Vereinsmitglied Bliemetsrieder waren sowohl Geschäftsführer Watzke als auch Präsident Rauball anderer Meinung. Es ging darum, dass Mitglieder der Geschäftsführungs-GmbH wegen Interessenskonflikten und Überlastung nicht mehr als eine hauptamtliche Betätigung innerhalb der KGaA ausüben dürfen. Nach einer hitzigen Diskussion, in deren Verlauf sich neben den genannten Personen auch weitere Mitglieder sich meldeten, wollte man zur Abstimmung schreiten. Auch hier gab es unterschiedliche Meinungen. Schließlich wurde eine schriftliche Abstimmung beantragt. Nach der Abstimmung überbrückte man die Wartezeit mit den Tagesordnungspunkt „Anträge und Wünsche“ bzw. der Wahl der Kassenprüfer, die wiedergewählt wurden.
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Außerdem ging es um die Qualität der Fanartikel und den Ordnereinsatz. Da will sich Watzke drum kümmern. Das nächste Mitglied fragte nach ermäßigten Karten in den Ecken und dem Ordnereinsatz in den Ecken. Um die Preissteigerung bei den Karten ging es auch dem nächsten Redner. Der Umtausch sei teurer als der Erwerb einer Karte im freien Verkauf. Das werde man klären, meinte Watzke. Lustig ging es dann bei den nächsten Wünschen zu. Über das Singen von „Leuchte auf, Borussia“ über Raucherecken bis hin zum Entfernen der Fahne über der Süd gingen die Themen. Watzke reagierte gereizt und verwies auf seine E-Mail-Adresse, wo man sich hinwenden könne.
Abschließend wurde das Ergebnis des letzten Antrags auf Satzungsänderung bekanntgegeben. Da die Satzungsänderung bezüglich Ämtertrennung von lediglich 289 Mitgliedern unterstützt worden war, galt er somit als abgelehnt. So konnte um 15:50 Uhr die Sitzung beendet werden und es ging zu Erbsensuppe und Bier (oder anderen, nicht alkoholischen Getränken).
CHS, 25.11.2008
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