Im Gespräch mit...

...Theo Schneider: "Oft ein Quantensprung"

22.05.2008, 00:00 Uhr von:  Tommy Malte D.
...Theo Schneider: "Oft ein Quantensprung"

Auch nach den letzten Niederlagen gegen Ahlen und Emden kann unsere BVB-Zweitvertretung mit zwei Siegen gegen Wolfsburg II und Brauschweig durchaus noch den Sprung in die dritte Liga schaffen. Nach dem Heimspiel gegen RW Oberhausen (0:0) sprach schwatzgelb.de mit BVB II-Coach Theo Schneider über die aktuelle Saison, über die Chancen einer Qualifikation für Liga drei und über den Nachwuchs bei Borussia Dortmund.

schwatzgelb.de: Wie würden Sie den bisherigen Saisonverlauf, insbesondere nach dem schlechten Saisonauftakt bewerten?

Theo Schneider: Wir hatten natürlich anfangs eine völlig neue Mannschaft. Uns haben viele Leistungsträger verlassen, wobei es uns letztlich doch gelungen ist, eine gute Mischung zu finden. Gerade in den ersten Spielen haben wir ordentlich gespielt, sind aber oft nicht belohnt worden. In Berlin haben wir ein riesen Spiel gemacht und haben 1:2 verloren. Wichtig war, dass wir uns nach der Niederlage gegen Werder Bremen II wieder berappelt haben. Auch vor dem Spiel in Lübeck hatten wir eine ähnliche Situation. Viele prophezeiten vor dem Spiel einen Einbruch, wir haben aber eine gute Reaktion gezeigt. Insgesamt spielen wir eigentlich am Level: wir wussten nicht wie sich Marcel Schmelzer entwickelt und haben mit Mehmet Akgün in der Winterpause unsere Allroundwaffe abgeben. Bei David Vrzogic haben wir gesehen, dass er noch nicht soweit ist und noch ein bisschen Zeit braucht. Marcel Schmelzer hat sich dagegen super entwickelt und mit Uwe Hünemeier und Patrick Njambe haben wir eine super Innenverteidigung.

schwatzgelb.de: Gerade Uwe Hünemeier scheint zur Zeit in einer anderen Liga zu spielen.

Christopher Nöthe

Theo Schneider: Na klar, darüber brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Gerade beim Spiel in Hamburg hat er sein bestes Spiel für uns gemacht. Da war er überall zu finden und hat sich selbst alleine gegen drei Gegenspieler durchgesetzt. Uwe spielt schon eine riesen Saison und es wäre sehr schade, wenn er uns verlassen würde. Er hat einfach einen tollen Charakter und gibt stets alles für den Verein.

schwatzgelb.de: Wie schwer wiegt der Ausfall von Christopher Nöthe?

Theo Schneider: Das ist natürlich sehr schade für den Christoph. Mit der Leistung und dem Selbstvertrauen vom Spiel in Lübeck, hätte er bestimmt einen Lauf bekommen. Ich habe zu ihm immer gesagt: „Du musst als Stürmer einen Lauf kriegen.“ Und die Torchancen, die wir beim Spiel gegen Oberhausen nicht genutzt haben, hätte er sicherlich verwandelt. Aber bei uns ist es dann auch so, dass dann immer wieder Spieler diese Lücken füllen. Beim Spiel gegen Oberhausen waren es vor allem Sebastian Tyrala und Yasin Ötzekin. Es ist aber jetzt auch klar, dass bei uns jetzt in Bezug auf Verletzungen nicht mehr viel passieren darf. Ich weiß zum Teil auch gar nicht wie ich das mit der Ersatzbank regeln soll. Wahrscheinlich werde ich Marco Schneider aus der A-Jugend nominieren, damit wir einen weiteren gelernten Stürmer in der Hinterhand haben.

Lars Ricken

schwatzgelb.de: Wie sieht es eigentlich mit der Unterstützung aus dem Profikader aus, gerade in Hinblick auf ein mögliches Endspiel um den Aufstieg in Braunschweig?

Theo Schneider: Das Problem liegt hier vor allem an den Ligastatuten. Denn wenn in den letzten fünf Bundesligapartien ein Spieler eingewechselt wird oder gar von Anfang an spielt, so ist dieser bei der ersten Mannschaft festgespielt. Diese Spieler ständen uns in den letzten vier Spielen nicht mehr zur Verfügung. So könnte Markus Brzenska bei uns bis zum Saisonende durchspielen, sofern er nicht mehr von Thomas Doll eingewechselt wird. Somit darf er keine Minute mehr in der Bundesliga spielen. Das gleiche könnte auch bei Martin Amedick zutreffen. Dies wäre vor allem dann sehr interessant, wenn Uwe Hünemeier die fünfte gelbe Karte sehen würde.

schwatzgelb.de: Kann Lars Ricken nach seiner Verletzung in dieser Saison noch einmal ins Spielgeschehen eingreifen?

Theo Schneider: Ich glaube, dass er zumindest für die entscheidende Phase wieder fit sein wird. So könnten wir Lars in der Hinterhand als Joker einsetzen. Wir wollen da zurzeit aber gar kein Risiko eingehen. Wir versuchen ihn langsam aufzubauen, damit er im Mittelfeld die Ruhe hat und auch seine Kaltschnäuzigkeit wie beim Spiel letzte Saison gegen Leverkusen II zeigt.

schwatzgelb.de: Glauben Sie das Traditionsklubs wie Braunschweig oder Magdeburg einen Bonus gegenüber dem BVB II haben?

Die BVB-Fans in Erfurt

Theo Schneider: Ich denke zumindest einen kleinen – das merkt man ja vor allem an den Spielansetzungen. Nur wegen BVB-Anhang im Steigerwaldstadionunseren Fans mussten wir oftmals parallel mit unserer Profimannschaft spielen. Das ist völliger Schwachsinn. Das ist alles sehr fadenscheinig. Düsseldorf hat beispielsweise das größte Stadion in der Regionalliga. Wenn von uns jetzt 5.000 Fans mitkommen würden, hätte ich ja irgendwie noch Verständnis, aber so nicht.

schwatzgelb.de: Um mal vom aktuellen Tagesgeschäft wegzugehen. Sie waren ja auch Jugendtrainer beim BVB. Können Sie uns wohl einige Spieler nennen, die Sie trainiert haben?

Theo Schneider: Lange hatte ich zum Beispiel Markus Brzenska, Marc-André Kruska und Salvatore Gambino, der für mich nach wie vor ein super Spieler ist. Mit Caliskan, der zurzeit bei Vestel Manisaspor in der Türkei spielt, hatte ich einen super Spielmacher. Daneben noch Mehmet Akgün, Florian Thorwart und Timo Achenbach, um mal einen kleinen Überblick zu geben. Ich fand es immer ganz wichtig, dass viele Spieler den Sprung aus der A-Jugend zu den Amateuren schaffen. Denn Bundesliga schaffen nur die wenigsten.

David Odonkor

Aber wir haben es immer geschafft, und das vermisse ich seit zwei Jahren, dass so vier bis fünf Spieler wie David Odonkorbeispielsweise Patrick Kohlmann, direkt in der Regionalliga spielen konnten. Zurzeit weiß ich gar nicht, wen ich aus der A-Jugend im Sommer nehmen soll.

schwatzgelb.de: Hatten Sie auch David Odonkor in der Jugend?

Theo Schneider: Ja, David hatte ich sehr lange.

schwatzgelb.de: Was haben Sie gedacht als David für die WM 2006 nominiert wurde?

Theo Schneider: Wir haben ja immer gesagt, dass der David zwischen Oberliga und Weltklasse spielen kann. In der Jugend hatte er manchmal Spiele gehabt, wo er besser nicht gespielt hätte, hat aber auch super Spiele gemacht, gerade durch sein gefährliches Konterspiel.

schwatzgelb.de: Warum schaffen nur so wenige Spieler den Sprung nach ganz oben wie beispielsweise David Odonkor?

Theo Schneider: Sowas sieht man meist über einen längeren Zeitraum. Der Übergang von der A-Jugend zur Bundesliga ist oft ein Quantensprung. Oberligaspiele sind in der Regel recht einfach, danach wird es aber immer schwerer. Man sieht dann im Verlauf eines Jahres, wer sich durchbeißen kann, oder wo dann halt gewisse Grenzen sind. Das beste Beispiel ist halt Marc Kruska.

Kosi Saka

Wenn er spielt sieht man, dass er besser als alle anderen ist. Und dann hast du auch einen anderen Anspruch. Dies trifft natürlich auch bei Uwe Hünemeier zu.

schwatzgelb.de: Haben Sie sich denn schon einmal in einen Spieler getäuscht, wo Sie der Meinung war „Das wird mal ein ganz Großer“, letztlich hat es für diesen Spieler aber dann doch nicht gereicht?

Theo Schneider: Wenn wir einen Spieler abgegeben haben, wie beispielsweise Saka, Ornatelli oder Rammel, war es wirklich nicht einmal so, dass sie bei ihrem neuen Verein den Durchbruch geschafft haben. Wir kennen das Anforderungsprofil und wissen was ein Spieler mitbringen muss, um sich wirklich durchzubeißen. Und wenn du dazu noch einen Spieler über längere Zeit kennst, dann kann es da auch keine Überraschung geben. Wobei es schon so ist, dass wir uns freuen würden, wenn wir daneben gelegen haben. Ich habe es auch immer wieder Christopher Nöthe und Sebastian Tyrala gesagt, dass sie nicht den Fehler machen sollen und glauben, dass sie schon oben dabei sind. Ich habe letztens noch ein Gespräch mit beiden darüber geführt und glaube, dass sie es auch verstanden haben.

schwatzgelb.de: Haben Sie in der Jugend auch Nuri Sahin trainiert?

Theo Schneider: Leider nur sporadisch, aber der Nuri ist ein richtig guter Junge. Nuri ist einfach ein Ausnahmespieler. Er hat einfach eine tolle Spielübersicht und eine traumhafte Ballbehandlung. Er spielt ja auch in Rotterdam eine gute Saison. Natürlich reden viele bei ihm immer vom fehlenden Tempo. Aber man sollte auch mal die stärken hervorheben.

Nuri Sahin

Denn mal ganz ehrlich, wer haut von den jungen Spielern denn einfach mal Pässe aus Sahin kommt im Sommer zurückdem Stand heraus? Ich hatte ja früher immer so eine Vision, die ich mal gerne gespielt hätte: Gambino vorne drin, dahinter Marc-André Kruska, Nuri Sahin und „Sammy“ Caliskan. Da hätten wir schon eine richtig gute Truppe gehabt.

schwatzgelb.de: Können Sie uns denn Hoffnungen machen, dass im Sommer Spieler aus der Jugend hochkommen werden?

Theo Schneider: David Vrzogic kommt im Sommer auf jeden Fall zu uns, und wird nochmal von vorne anfangen. Er wird dann auch eher im Mittelfeld spielen, da er dort mehrt Potenzial hat. Ich glaube fest, dass er dann bei uns Fuß fassen wird. Piossek hat dazu schon mehrmals bei uns gespielt und auch Marco Schneider kann sich bei uns entwickeln. Raphael Lorenz ist ziemlich torgefährlich. Vielleicht bekommen diese Jungs bei uns ja die Kurve. Denn viele sind ja auch gar nicht Stammspieler in der A-Jugend. Denn wir können keine sieben Spieler mit hochziehen, die nicht mal Stammspieler sind.

schwatzgelb.de: Wie sieht es denn in der nächsten Saison auf der Torwartposition aus?

Marcel Höttecke

Theo Schneider: Wir haben ja Marcel Höttecke und auch Christian Beer, der voraussichtlich bleiben wird. Das hat sich bei Christian sehr positiv entwickelt. Er hat ja beim Spiel in Lübeck sehr gut gehalten. Natürlich ist er nicht glücklich hinter Marcel die Nummer zwei zu sein, aber man weiß natürlich auch nicht, was in der Zukunft mit „Hötti“ passiert. Marcel war ja eigentlich als Ersatz für Sören Pirson gedacht und wir hätten im Leben nicht damit gerechnet, dass er sich so überragend entwickelt.

schwatzgelb.de: Um mal wieder auf die Situation in der RL Nord zurück zu kommen: Schielen ab und zu mal in die Südstaffel um zu sehen, wer nächste Saison in Dortmund zu Gast sein könnte?

Theo Schneider: Nein absolut nicht. Ich habe im Moment nur einen Kopf für die Qualifikation zur dritten Liga. Denn wir haben es wirklich in der Hand. Ich glaube auch dass wir es letztlich schaffen werden. Wir wollen unbedingt darein und wenn man so Leistungen wie gegen Oberhausen abruft, dann kann man auch in Emden und Braunschweig was holen – und auch unsere Heimspiele sind zu schaffen.

schwatzgelb.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Dieses Interview erschien in gekürzter Fassung in der dritten Ausgabe unserer Printausgabe.

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