Die BVB-Geschichte

Die Geschichte des BVB - Teil 09: Von 1969 bis 1978 (I)

15.02.2008, 09:00 Uhr von:  CHS

In dieser Rubrik findet ihr ab jetzt einen Rückblick auf über 100 Jahre Borussia Dortmund und ein wenig mehr. Denn wir werfen auch einen kurzen Blick auf die übrige Dortmunder Fußballlandschaft.

Schwerer Schlag für den BVB - Trainer Pfau verstarb / rechts Kapitän Aki Schmidt

Gleich zu Jahresbeginn am 03.01.69 traf den BVB ein schwerer Schlag. Vier Tage vor seinem 54. Geburtstag verstarb Trainer Oswald Pfau in einem Lütgendortmunder Krankenhaus an den Folgen eines Herzinfarktes. Übergangsweise leitete Helmut Bracht das Training, aber Nachfolger wurde der Meistertrainer der 50er Jahre, Helmut Schneider.

Nach einer Niederlagenserie folgte am 11.03.69 das Derby, das die Borussen zu Hause mit 0-1 verloren. Sieben Tage später musste der erfolgslose Trainer Schneider bereits wieder gehen, neuer Cheftrainer wurde Hermann Lindemann vom Regionalligisten SV Waldhof Mannheim. Im Mai verkündete der Trainer des belgischen Erstligisten AC Beerschot, dass zur neuen Saison Lothar Emmerich nach Beerschot komme. Nach der Niederlage gegen den 1. FC Köln übernahm der BVB die „Rote Laterne“ des Tabellenletzten. Und erst am letzten Spieltag konnte sich der BVB durch einen 3-0-Sieg gegen Kickers Offenbach retten und belegte mit 30-38 Punkten und 49-54 Toren den 16. Platz. Absteigen mussten Offenbach und der Vorjahrsmeister aus Nürnberg.

Ein Kommen und Gehen begleitete den Trainingsauftakt zur Saison 69/70. Neue Gesichter waren Torwart Rynio (Nürnberg), Verteidiger Heidkamp (Offenbach), Verteidiger Rasovic (Partizan Belgrad) und Rückkehrer Jürgen Schütz von 1860 München. Nicht mehr beim BVB waren Lothar Emmerich, Torhüter Wessel und Theo Redder. Lothar Emmerich wollte den Verein eigentlich gar nicht verlassen, aber da der Verein mittlerweile sehr klamm war, musste er gehen.

Trainer Lindemann

Gleich im Trainingslager gerieten Jürgen Schütz und Trainer Lindemann aneinander. Lindemann warf dem Spieler mangelnde Einstellung vor und schickte ihn nach Hause. Lindemann: „Anstatt zu laufen und an sich zu arbeiten, zeigte er sich am Training desinteressiert.“ Das war dann auch der Grund, warum Schütz beim Testspiel gegen Arsenal London (2-2) nicht dabei war. Am 08.08.69 folgte die nächste Auseinandersetzung. Bei der Generalprobe zum Saisonstart gegen die Brasilianer vom FC Curitiba (Dortmund gewann 1-0) wechselte Trainer Lindemann Stürmer Jürgen Schütz aus. Die Folge war dann ein gellendes Pfeifkonzert der Fans und Polizeischutz für Trainer Lindemann nach dem Spiel.

Am 06.09.69 fand wieder einmal das Derby in Dortmund statt. Nachdem die Gäste durch Pirkner in Führung gegangen waren, stürmten die Gästeanhänger den Platz. Die Ordner hatten Probleme, die Massen zurückzudrängen und setzten Schäferhunde ein. Dabei wurden die Sch*lker Spieler Rausch und Neuser irrtümlich von den Hunden gebissen. Beide konnten aber nach kurzer Behandlungszeit weiterspielen. Die Ordner bekamen die Massen unter Kontrolle und konnten die chaotischen Verhältnisse normalisieren. Am Ende trennte man sich mit 1-1. Die Westfälische Rundschau forderte nach dieser Entgleisung, man müsse die Zuschauer mit Gittern vom Spielfeld trennen. Dieser Vorschlag wurde dann auch umgesetzt.

Beim Länderspiel in Wien gegen Österreich (1-1) bereitete Sigi Held den Ausgleichstreffer vor. Im Oktober fand ein Vergleich des BVB gegen die Nationalmannschaft Hollands statt. Allerdings musste diese Partie beim Stande von 0-0 in der 70. Minute wegen Nebels abgebrochen werden. Nach einem zwischenzeitigen Absturz auf Platz 17 erarbeitete sich die Borussia Punkt um Punkt und lag nach dem Sieg gegen 1860 München (3-1) sogar auf dem 4. Tabellenplatz. Die Halbserie beendete die Mannschaft um Trainer Lindemann auf Platz 6 mit 19-15 Punkten und 27-24 Toren.

Das Jahr 1970 begann mit einer Grippe-Epidemie beim BVB. Die halbe Mannschaft lag flach. Ein Glück, dass das Pokalspiel gegen Schwarz-Weiß Essen wegen Tauwetter ebenfalls ausfiel. Auch die beiden nächsten Bundesligaspiele fielen dem Wetter zum Opfer, so dass der BVB seine Rückrunde erst am 24.01.70 gegen Rot-Weiß Oberhausen (glücklicher 3-2-Sieg) beginnen konnte. Das Derby in Gelsenkirchen endete ebenfalls mit einem 1-1. Als „Witz“ und als Retourkutsche hatten sich die Blauen aus dem Gelsenkirchener Zoo einen Löwen kommen lassen.

Präsident Dr. Kliemt

Am Rande des Heimspiels gegen Hannover (2-1-Sieg) führte Präsident Dr. Kliemt mit dem Vorstand von Schwarz-Weiß Essen Gespräche über eine Verpflichtung des Trainers Horst Witzler. Die endgültige Verpflichtung wurde am 02.04.1970 bekanntgegeben. Trainer Lindemann verließ den BVB in Richtung Alemannia Aachen. Am 18.04.70 kassierte der BVB beim 1:9 bei Hertha BSC seine bis dahin höchste Niederlage in der Nachkriegszeit. Allerdings musste man ohne 6 Stammkräfte antreten. Die Saison beendete der BVB auf Platz 5 mit 36-32 Punkten und 60-67 Toren. Trotzdem sank der Zuschauerschnitt erstmals unter die 20.000er Marke. Es besuchten im Schnitt nur 18.703 die Heimspiele des BVB. Der Negativhöhepunkt war das 0-0 gegen Stuttgart, bei dem gerade mal 5.000 Zuschauer den Weg ins Stadion fanden. Es wurde bekannt, dass Rudi Assauer (Er ging für 150.000 DM nach Bremen) und Dietmar Erler (nach Braunschweig) den Verein verließen und Dieter Weinkauff (vom FK Pirmasens) und Manfred Ritschel (Jahn Regensburg) zur neuen Saison kommen würden.

Auch er ging in die Fremde - Rudi Assauer

Für den BVB stand vorher aber eine zehntägige Mexikoreise auf dem Plan. Das erste Spiel verlor der BVB, im zweiten konnten Neuberger und Assauer einen überraschenden Erfolg gegen die mexikanische Nationalmannschaft verbuchen. Währenddessen war Sigi Held bei der Nationalmannschaft. Da nach der Rückkehr aus Mexiko der alte Trainer Lindemann schon im Urlaub war und der neue Trainer Witzler seinen Posten erst am 01.07.70 antreten sollte, übernahm für die Intertotorunde Helmut Bracht das Trainingsamt. Während Sigi Held bei der WM in Mexiko den dritten Platz erreichte, spielten die restlichen Dortmunder in der Intertotorunde, vergaben in dieser aber den Gruppensieg.

Nach einer kurzen Sommerpause traf man sich am 16.07.70 zum ersten Training. Der neue Trainer Witzler begrüßte die 23 Lizenzspieler, darunter die neuen Weinkauff (Pirmasens), Ritschel (Regensburg), Ingo Peter (Eintracht Dortmund) und Hans-Joachim Andree aus der eigenen Jugend. Nicht mehr dabei war der Kapitän der Helden von Glasgow, Wolfgang Paul. Wegen seiner vielen Verletzungen war er in der Saison 69-70 nur noch auf 10 Bundesligaeinsätze gekommen. Direkt nach dem ersten Training ging es ins Trainingslager in die Sportschule Barsinghausen. Am 30.07.70 fand das DFB-Pokalspiel der letzten Saison statt. Bekanntlich gab es in der zurückliegenden Saison sehr viele Spielabsagen, so dass man den Pokalwettbewerb erst im Juli fortführen konnte. Der BVB verlor in der 2. Runde unglücklich gegen die vom Ex-Borussen „Aki“ Schmidt trainierten Kickers Offenbach mit 1-2 nach Verlängerung. Somit war der Pokalwettbewerb für die Borussen bereits beendet.

Trainer Witzler

Am 12.09.70 fand das Derby in Dortmund statt. Die Borussen scheiterten in einem hochklassigen Spiel an einem überragenden Nigbur und verloren mit 1-2. Im Dezember standen die Vorstandswahlen an. Der gesamte Vorstand um Dr. Kliemt außer dem Zweiten Vorsitzenden wurde wieder gewählt. Für den verzogenen Dr. Will kam Udo Remmert in den Vorstand. Bei einer Stichwahl um den Posten des Spielausschuss-Obmann behielt „Jockel“ Bracht die Oberhand gegenüber Ewald Gutberlet. Am Ende der Hinserie belegte der BVB nur den zehnten Platz mit 15-19 Punkten und 24-28-Toren. Damit lag man nur drei Punkte von den Abstiegsplätzen entfernt. Im Dezember fand auch das erste DFB-Pokalspiel der aktuellen Saison statt, in dem der BVB beim der TSV Westerland mit 4-0 gewann.

Im Januar 1971 ging es für die Borussen nach Israel zu drei Testspielen. Kurz vor dem Rückrundenauftakt hatte der BVB Probleme auf der Torhüterposition. Der erste Torhüter Rynio fiel wegen einer Mandeloperation aus und der Einsatz vom zweiten Keeper Günther war wegen einer Daumenverstauchung ebenfalls gefährdet. Aber beim knappen 3-2-Auswärtssieg gegen Bielefeld konnte Günther dann spielen.

Festnahme eines Randalierers beim Spiel gegen Lautern

Traurig wurde das Heimspiel gegen Lautern am 30.01.71. Man verlor nicht nur das Spiel mit 0-2, sondern auch sämtliche Sympathien. Dortmunder Fans wüteten zuerst in der Nordkurve und später vor den Gittern der Kabinenzugänge, zerstörten Werbebanden auf der Laufbahn und bedrängten Lauterer Spieler sowie den Schiedsrichter. Die Appelle des Stadionsprechers an die Vernunft dieser Leute wurden nicht erhört. Der Imageschaden für den Verein war enorm.

Am 06.02.71 sollte eigentlich das Auswärtsspiel in München gegen den FC Bayern stattfinden, aber die Partie fiel aus, weil eine Tribüne im Grünwalder Stadion abgebrannt war. Erneut war in der 2. Runde des DFB-Pokals für den BVB Schluss. Der BVB erreichte mit einem 1-1 zwar die Verlängerung, aber dank Uwe Seeler gewann der HSV mit 3-1. Sein direkter Gegenspieler war Wolfgang Paul, der nach fast einjähriger Pause wieder mitspielte. Was keiner wusste: es war der letzte Pflichtspieleinsatz von Paul überhaupt. Sieben Tage später folgte das Derby in Gelsenkirchen. Dank einer starken, kämpferischen Vorstellung erreichen die Borussen ein 0-0.

Mitte März wurde die Unruhe im Verein größer, da es trotz 12 auslaufender Verträge noch keine Vertragsverlängerungen gab. Nach fünf Spielen ohne Sieg und dem Abrutschen in die Abstiegszone wurde die Siegprämie für das Stuttgartspiel erhöht. Das brachte die Wende und der BVB gewann mit 3-1. Endlich wurde im April ein Vollzug gemeldet. Der vielbegehrte Willi Neuberger und auch Theo Bücker unterschrieben Zweijahresverträge. Einen Monat später wurde dann bekannt, dass die Spieler Weist und Held den Verein verlassen werden. Dadurch sah sich Neuberger nicht mehr an seinen Vertrag gebunden. Vier Spieltage vor dem Ende sicherte sich der BVB die Klasse nach einem 7-2 gegen Rot-Weiß Essen. Der BVB beendet die Saison auf Platz 13 mit 29-39 Punkten und 54-60 Toren.


Einen Tag nach dem Ende der Saison wurde durch den Präsidenten von Kickers Offenbach der Bundesliga-Skandal ausgelöst. Es wurden mehrere Spiele verschoben. Währenddessen erklärte Willi Neuberger, er werde notfalls vor das Arbeitsgericht gehen, wenn er nicht nach Bremen wechseln dürfe. In dieser Zeit fanden auch Länderspiele statt. In Karlsruhe wurde Held in der 73. Minute eingewechselt und hätte fast noch ein Tor erzielt (Deutschland gewann 2-0 gegen Albanien). Zehn Tage später krönte Held in Oslo seine glänzende Leistung mit dem 6. Tor für Deutschland. (Die Deutschen gewannen mit 7-1). Am 30.06.71 bestritt Held sein letztes Länderspiel als Dortmunder. Deutschland gewann in Kopenhagen 3-1 gegen Dänemark.

Zankapfel zwischen Bremen und Dortmund - Willi Neuberger

Am 01. Juli war bereits wieder Trainingsauftakt, diesmal unter dem neuen Trainer Witzler. Neben dem neuen Trainer gab es weitere neue Gesichter: Horst Bertram (Kickers Offenbach), Karl-Heinz Henke (Arminia Bielefeld), Siegfried Köstler (1. FC Paderborn), Werner Lorant (SV Welver), Reinhold Mathes (Sportfreunde Siegen), Dieter Mietz (Wattenscheid 09), Wolfgang Przygodda (VfB Lünen 08), Alfons Sikora (VfB Altena), Jürgen Wilhelm (SV Oberlahnstein), Walter Hohnhausen (Rot-Weiß Essen) und Friedel Mensink (Bremerhaven 93). Damit hatte das Team ein Durchschnittsalter von 23 Jahren und war damit das jüngste Team, das der BVB seit Bestehen der Bundesliga ins Rennen geschickt hatte. Zwei Tage nach dem Trainingsauftakt stand das erste Pflichtspiel im Intertoto-Cup an, welches der BVB verlor. Auch im Verein kriselte es. Am 23.07.71 erklärte Spielausschussobmann Helmut Bracht seinen Rücktritt. Grund waren die anhaltende Kritik an seiner Einkaufspolitik und seine angespannte Verbindung zu Trainer Witzler. Am Ende der Intertotorunde lag der BVB mit 3-9 Punkten und 10-15 Toren auf den letzten Platz. Auch der Auftakt in die Bundesliga wurde eine Woche später verpatzt, denn trotz Führung verlor man das Spiel beim MSV Duisburg mit 1-2. Der nächste Schicksalsschlag folgte zwei Tage später, als das Arbeitsgericht Dortmund in Sachen Willi Neuberger sich gegen die Auffassung von Borussia Dortmund entschied. Der BVB legte sofort Berufung ein. Trotzdem wechselte Neuberger ablösefrei nach Bremen. Eine weitere, fehlerhafte Einschätzung lieferte das Management beim Spieler Wosab ab. Eigentlich wollte Wosab zu den gleichen Bezügen den Vertrag um ein Jahr verlängern. Da er schon 33 Jahre alt war und man damit rechnete, dass sich keiner für so einen alten Spieler interessieren würde, ließ man ihn zappeln. Der Aufsteiger VfL Bochum, trainiert vom ehemaligen BVB-Trainer Eppenhoff, ließ sich die Chance nicht entgehen und verpflichtete ihn. In Bochum spielte er noch drei Jahre und brachte es auf 59 Ligaspiele.

Am 11.09.71 fand das Derby in Gelsenkirchen statt. Der BVB verlor verdient das Derby gegen den Ligaspitzenreiter mit 0-1. Im November spitzt sich die Verletzungsmisere beim BVB weiter zu. Im Spiel beim VfL Bochum (2-4-Niederlage) saß nach der Verletzung von Henke nur noch Ersatztorhüter Bertram auf der Bank und somit gab es beim BVB schon 8 Spieler, die für das nächste Spiel ausfielen. Mit dem letzten Aufgebot ging der BVB im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart mit 0-4 unter. Ergebnis der Versammlung des BVB am 24.11.71war, dass Herbert Sandmann den bisherigen Spielausschussobmann Jockel Bracht ersetzte.

Ex-Sch*lker Herbert Burdenski übernimmt das Training beim BVB

Der absolute Tiefpunkt folgte drei Tage später, als der BVB sang- und klanglos beim FC Bayern mit 1-11 verlor und die bis dahin höchste Bundesliga-Niederlage kassierte. Auch im Pokal sah es böse aus. In der ersten Runde konnte der BVB zwar noch bei den Kickers Offenbach ein 1-1 erreichen, aber das Rückspiel in Dortmund gegen den Tabellenführer der Regionalliga Süd verloren die Westfalen klar mit 0-3. Nach dieser Niederlagenserie (Dortmund war nach der Hinrunde nur auf Platz 15 mit 11-23 Punkten und 17-43 Toren) musste Trainer Witzler seinen Hut nehmen und wurde durch den Ex-Sch*lker Herbert Burdenski ersetzt.

Dieser bat die Spieler am 03.01.72 zum Training in die Westfalenhalle. Spieler wie auch Obmann waren von dem neuen Trainer begeistert. Sandmann: „Der Budde genießt unser aller Vertrauen. Wenn überhaupt einer, dann kann nur er unser Schiff wieder auf guter Fahrt bringen.“ Beim ersten Hallenturnier in der Westfalenhalle zeigte sich der BVB vor 9.000 Zuschauer sehr erfolgreich und verlor erst im Finale gegen den 1. FC Köln mit 2-3. Auch das einwöchige Trainingslager in der Sportschule Wedau verlief ungewöhnlich harmonisch. Spieler Ritschel dazu: „So wohl habe ich mich bei einem Trainer noch nie gefühlt.

Umso enttäuschender der Rückrundenauftakt in Dortmund, als der MSV aus Duisburg ersatzgeschwächt beide Zähler mitnahm (2-3-Niederlage). Eine ungewöhnliche Spielabsage gab es beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Bei Ausschachtungsarbeiten neben dem Stadion Rote Erde (dort sollte das Westfalenstadion entstehen) wurden Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Auch auf dem Gelände der Roten Erde wurden Grabungsarbeiten durchgeführt, allerdings ohne Fund. Nach dem Derby in Dortmund am 04.03.72, das Sch*lke mit 0-3 gewann, fiel der BVB auf den letzten Tabellenplatz zurück. Der ehemalige Torhüter Heini Kwiatkowski wurde nach der 1-4-Niederlage in Düsseldorf mit folgenden Worten zitiert: „Was ist aus diesem Verein geworden. Jeder schiebt die Schuld auf den anderen, wobei jeder selbst genug Dreck am Stecken hat.

Erst im April konnte der BVB wieder siegen. Im Abstiegskampf gegen Rot-Weiß Oberhausen gewannen die Dortmunder durch Tore von Bücker und Schütz und konnten den ersten Sieg seit einem halben Jahr bejubeln. Am 15.04.72 gab es dann eine deutliche Niederlage am Bökelberg (1-7), aber angesichts des rechtkräftigen Lizenzentzugs gegen Bielefeld und den voraussichtlichen gegen Oberhausen, kam in Dortmund Hoffnung auf. Wenn beiden Vereinen die Lizenz entzogen würde, bliebe der BVB auch als Tabellenletzter erstklassig. Dieser Illusion frönten auch die Spieler wie z.B. Rynio, der erklärte: „Wir sind der fröhlichste Absteiger.

Letztes Heimspiel gegen Bayern endet mit einer Niederlage - Mietz (rechts) kommt zu spät gegen Gerd Müller
Diese Hoffnung starb aber am 06.05.72, als der BVB nicht nur in Bielefeld mit 1-3 verlor, sondern auch in Frankfurt beim DFB. Denn das DFB-Bundesgericht gab dem Einspruch von Oberhausen statt, die gegen den Lizenzentzug geklagt hatten. Bei 5 Punkten Rückstand auf Rot-Weiß Oberhausen bedeutete dieses fast den Abstieg. Nach der Niederlage in Stuttgart stand bereits zwei Spieltage vor dem Ende fest, der BVB muss absteigen. Zwar feierte man beim letzten Auswärtsspiel einen Sieg in Hannover (3-2), doch mit 20-48 Punkten und 34-83 Toren belegten die Borussen den 17. Platz und mussten absteigen. Ein Antrag auf Ligaerweiterung auf 20 Mannschaften beim DFB wegen der schwer durchschaubaren Situation wurde abgelehnt.

Nur 6 Jahre nach dem größten Erfolg musste der BVB den Gang in die Niederungen des Ligafußballs gehen. Dieser Abstieg deckte alle Fehler der letzten Jahre auf. Es endete eine Ära beim BVB, denn man war 36 Jahre ununterbrochen in der obersten Spielklasse gewesen. Die Gründe für den Niedergang begannen schon vor 1966. Ein Grund war das Stadion. Die Rote Erde war einfach zu klein um Geld abzuwerfen. Daraus resultierte, dass die Stars der Mannschaft verkauft werden mussten, um Geld in die Kassen zu bekommen. Ein weiterer Grund war die konservative Einkaufspolitik. So war man sich mit mehreren Spielern schon einig, aber am Ende scheiterte es an ein paar 1000 DM, die andere Vereine bezahlten. Ein weiterer Grund war, dass der BVB den Erfolg schlecht vermarkten konnte. Nach dem Europapokalsieg hätte man für wenig Geld gute Spieler holen können, denn der Name BVB zog. Dieses blieb aber aus. Nicht vergessen darf man auch die Region. In Dortmund waren zu dieser Zeit Kohle und Stahl die Hauptarbeitgeber und diese Bereiche waren in einer Krise. So konnte der BVB nicht das Geld für den Verein bekommen, was zum Beispiel die Vereine in Hamburg, Stuttgart oder München bekommen konnten. Der nächste Grund war die Struktur des BVB. Alles wurde ehrenamtlich gemacht, was eine Überlastung des Managements bedeutete. Man sah es als nicht notwendig an, einen Manager für den Verein anzustellen. Durch diese Unprofessionalität wurden Fehler gemacht bei Verpflichtungen und Vertragsverhandlungen. Alle diese Punkte sorgten zusammen dafür, dass der ruhmreiche BVB ins Hintertreffen geriet und dann sogar in die zweite Liga absteigen musste.

Bildmaterial:

  • Martin Betker - Martin sucht für seine Sammlung weiteres Material (Hefte, Tickets, Autogrammkarten etc.)

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